Jahr: 2013, Woche: 41
Mit seinem Stil “New Weird Bavaria” hat Florian Kreier eine musikalische Plattform für Schräges und Versponnenes geschaffen. Am 27. September erschien sein neues Album “Sleep Well Folk” und ab dem 22. November sind auch endlich die CDs gepresst.
Ob er sich damit einen Gefallen getan hat, das wird sich noch zeigen müssen. Doch in einem Geschäft, das so sehr in Schubladen und Genres denkt wie das Pop-Business, ist es von Vorteil, einen eigenen Begriff zu schaffen. „New weird Bavaria“ labelte Florian Kreier alias Angela Aux (Foto: Susanne Steinmaßl) einst die junge Szene, die um den Chiemsee herum entstand und nach München drängte. Allen voran die noch sehr elektro-funkige Kombo L’egojazz, mit der Florian das erste Mal in der bayerischen Landeshauptstadt von sich reden machte. Nachdem L’egojazz in eine Pause ging, brachte er sich immer wieder mit seinem Solo-Projekt, eben Angela Aux, ins Gespräch. Gerade hat er das zweite Album mit dem etwas fatalistischen, aber dennoch passenden Titel „Sleep well Folk“ veröffentlicht.
Viel Platz für Schräges und Versponnenes hat er darauf geschaffen. Doch eine gewisse Zugänglichkeit ist nicht zu leugnen. Ähnlich der Armada von schrägen Hipster-Bands, die in den vergangenen Jahren vornehmlich aus Brooklyn auf den Markt drängten und auf deren Begriff „New weird America“ Florian Bezug nimmt, vermischt er als Angela Aux verschiedene denkbare Einflüsse und Rhythmen mit einfachen wie wiedererkennbaren Melodie. Songwriter-Gitarren-Akkorde treffen dabei auf wildes elektronisches Geblubber und Glockenspiel. Und wo bei den US-amerikanischen Vorbildern der Einfluss von Afro-Rhythmik nicht zu überhören war, dominiert bei Angela Aux der Hang zum Krautrock.
Das Experiment mit diesem Stil, den in den Siebzigerjahren Bands wie Can prägten, glückt. Die ellenlangen Improvisationen dieser Musik bremst Florian gekonnt aus: Lange psychedelische Soundcollagen bleiben eine Andeutung, Krautrock bleibt ein Zitat. Die Lust am Experiment zeigt sich auch in seinen Live-Shows: So rezitiert er zwischen den Songs auch gerne seine eigenen Gedichte und Kurzgeschichten. Die Musik ist so mal Soundtrack zu seinen Worten, mal untermalen die Geschichten assoziativ seine Musik. Der Musiker, der gerade auch durch die erste Veröffentlichung seiner Band „Aloa Input“ in der überregionalen Musikpresse auftaucht, hat sich – zusammen mit Künstlern wie Joasihno – seine eigene kleine, aber sehr agile Szene geschaffen.
Foto: Susanne Steinmaßl
Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.