Ein Knochen zum Abschied

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Wenn sich Eltern trennen, leiden darunter am meisten die Kinder, sagt man. In meinem Bekanntenkreis gibt es zwar noch wenig Nachwuchs, dafür gab es schon so manche Trennung.

Ich beäuge neugierig das kleine Paket vor mir auf dem Tisch und suche nach Spuren der Zerrissenheit zwischen Mama und Papa. Keine zu sehen. Dabei ist Speedy der Inbegriff eines Trennungskindes: Das Sorgerecht ist strikt zwischen den Erziehungsberechtigten aufgeteilt, sogar für Feiertage gibt es genaue Regelungen. Bei der jeweiligen Übergabe wird sich gestritten, wer den kleinen zu sehr verwöhnt, wer ihm ungesunde Sachen zu essen gibt – Klassiker. Und trotzdem steht Speedy ganz unbeeindruckt vor mir auf dem Tisch im Seminarraum, winselt ein bisschen vor sich hin und wartet darauf, bis Mama ihr Referat zu Ende gehalten hat. Der Chihuahua gehört Nicole und ihrem Ex-Freund. Eigentlich wollte sie damals Kinder. Jetzt hat sie einen Teilzeit-Hund. Immerhin.

Nächstes Beispiel: Bei Caros Trennung von Stefan litt sicher am meisten der Freundeskreis. Caro wollte die Fronten eindeutig klären: Es sei nicht möglich, dass ihre Kumpel gleichzeitig mit ihr und mit Stefan befreundet sind. Es gab viel Drama, am Ende entschieden sich die meisten für Stefan. Der war weniger fordernd. Caro bekam dafür die Waschmaschine. Als Stefan aus der gemeinsamen Wohnung auszog, hat er ihr das Sorgerecht für das Gerät vollständig überlassen. Erst lief alles super, aber nach zwei Monaten hielt das Ding den Trennungsschmerz wohl nicht mehr aus. Mit einem gewaltigen Rums und einer riesen Überschwemmung gab es den Geist auf.

Das ist nun alles schon eine Weile her, für Caro kamen neue Stefans und auch eine neue Waschmaschine. Die hat sie sich ganz alleine gekauft. Sie habe keine Lust mehr, gemeinsam mit einem Freund Verantwortung für etwas zu übernehmen, das bei einer Trennung dann doch wieder zwischen den Stühlen sitzen würde. Und Nicole? Die wünscht sich einen kleinen Spielkameraden für Speedy. Vielleicht adoptiert sie mit ihrem nächsten Freund ja einen Kauknochen. Den kann man dann bei einer Trennung wenigstens einfach in zwei gleichgroße Teile brechen und die Sache ist vergessen. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.