Vor Ostern hält es Carolina ganz wie Oliver Kahn: “Eier! Wir brauchen Eier” – neben dem Eierfärben geht es diese Woche auf viele Konzerte, ins Theater und sogar zur Eröffnung einer Toilette.
„Eier! Wir brauchen Eier“, hat Oliver Kahn mal gesagt. Da war Kahn noch Torwart beim FC Bayern und ich ungefähr zehn Jahre alt. Als 10-Jährige braucht man tatsächlich noch Eier. Die sind dann aber bunt und im besten Fall aus Schokolade. Ostern ohne Eier? Läuft bei Kindern nicht. Das ist lange her, doch Eier suchen wir noch immer. Die Osterhasen, das sind unsere mittlerweile ergrauten Eltern. Und dann ziehen wir los: Erwachsene Menschen zwischen 20 und 30 suchen im Garten nach Eiern. Doch bevor es so weit ist, müssen wir die Teile alle selbst anmalen, denn so weit geht die elterliche Liebe dann doch nicht – ich habe die Woche also viel vor.
Freitag geht es los: Farbe kaufen. Oh je, gibt es da viel Auswahl. Einfach nur Grün einfärben? Oder dann doch mit Glitzerstiften anmalen? Schwierige Entscheidung. Nach einer Stunde Überlegen kaufe ich einfach mal alles, was man irgendwie auf so ein Ei draufmachen kann. Abends geht es dann zum Gleis 1 in Unterschleißheim: Dort spielt die freie Theatergruppe „Dramatische Gestalten“ ein Stück mit dem Titel „Leichenfund und Geistesschwund“. Ein Mix aus Dürrenmatts „Die Physiker“ und Urs Widmers „Top Dogs“ soll es sein. Ich bin gespannt.
Samstags widme ich den Vormittag zunächst wieder den Eiern: Neben dem Huhn soll dieses Jahr auch die Wachtel etwas in unser Osternest legen. Jetzt ist so ein Wachtelei natürlich das Erste, was jeder Supermarkt führt. Die Suche zieht sich. Nach langwieriger Eiertour geht es abends dann auf ein Konzert: Julian Heidenreich spielt im Rahmen der EARTH TOUR auf dem Marienplatz – dabei wird auf dem Platz eine Stunde das Licht ausgeschaltet, um „auf unsere fragile Umwelt aufmerksam zu machen“. Also Feuerzeug mitnehmen.
Ein bisschen gefroren habe ich schon, kein Wunder bei einem Outdoor-Konzert Ende März. Sonntag gibt es daher erst mal viel Tee und viel Suppe. Nachmittags wird es dann stilvoll. Das Münchner Modelabel „mable“ lädt zur Try Out Party. Es wird die neue Frühjahr/Sommer-Kollektion mit dem Namen „FUSION“ vorgestellt, die die Gäste auch anprobieren können. Abends bemale ich dann tatsächlich das erste Ei. Inspiriert von den Kreationen der mable-Designerin Katja Heidrich habe ich mir vorgenommen, aus meinen Ostereiern große Kunst zu machen. Klappt nicht. Sieht eher aus als hätte ein Grundschüler die Schale beschmiert. Enttäuscht gebe ich auf.
Montag versuche ich die Schmach meines künstlerischen Versagens zu vergessen. Was da hilft? Ganz klar: Brettspiele, die können mich stundenlang beschäftigen. Ich bin nämlich ein gefürchteter Brettspiel-Fan. Einer dieser Menschen, der fünf unmotivierte Freunde zu einem Spieleabend zwingt und dann ganz enttäuscht ist, wenn die in ihrer Unlust auch noch gewinnen bei Monopoly. Doch am Goetheinstitut steht an diesem Tag alles im Zeichen des Spiels: Unter dem Titel „Faites vos jeux“ wird ein Spiel vorgestellt, das junge Deutsche und Portugiesen bei einer Projektwoche in München zusammen entwickelt haben. Mal sehen, wie sich das spielen lässt. Abends zieht es mich ins Heppel & Ettlich. Dort spielt von 19 Uhr an Musikerin Lucy Mackert. Die kommt mit Gitarre, Cajon und Steppschuh und singt freche Texte auf Deutsch.
Am Dienstag geht es dann zu einer Ausstellung ins Provisorium: Ab 19 Uhr zeigen Künstler unter dem Titel „Laborative – Wohnraum München“ ihren Blick auf die Wohnsituation dieser Stadt. Bei den horrenden Preisen für Studentenbuden fühle ich mich sofort angesprochen. Wenn ich noch Lust habe, besuche ich danach eine Show der Improgruppe „Bühnenpolka“, die an diesem Tag im Heppel & Ettlich auftritt.
Mittwoch wage ich mich dann doch noch mal an die Eier – immerhin ist in fünf Tagen Ostern und nur ein buntes Ei ist doch ein bisschen wenig. Dieses Mal keine Experimente: Die Eier werden ganz klassisch mit Essig und Farbtabletten eingefärbt. Rot, Gelb, Blau, Grün. Sieht langweilig aus, aber immerhin nicht so stümperhaft wie mein erster Versuch. Gegen Abend gehe ich mal wieder auf ein Konzert: Beim Sprungbrett-Wettbewerb des Feierwerks spielen Bands wie Red Blood Cells oder Zoo Escape. Die kenne ich alle noch nicht und hoffe, an diesem Abend das ein oder andere musikalische Osterei für mich zu entdecken.
Donnerstag – Schokoladentag. In einem Fressflash bin ich heimlich über die Schokoeier hergefallen, die es ebenfalls am Sonntag beim Suchen geben soll. Merkt aber keiner. Die Wachteleier, die ich gefärbt habe, sind nämlich so klein, dass man die wunderbar in das leere Papier der Schokoeier wickeln kann. Nachdem ich meine Tat vertuscht habe, verbringe ich den Rest des Tages mal lieber außer Haus, damit auch ja kein Verdacht auf mich fällt. Ich gehe auf eine Eröffnung. Eine Toiletteneröffnung. Klingt komisch. Gibt es aber wirklich: Die Münchner Künstlerin Anna McCarthy hat das Klo im Karl-Valentin-Museum neu gestaltet. Abends zieht es mich dann auf die Album-Release-Party der Münchner Band „The Whiskey Foundation“ in die Muffathalle. Seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums ist schon wieder einige Zeit vergangen, man darf also gespannt sein.
Karfreitag wird es ruhiger. Morgens schlafe ich lang, dann geht es ein letztes Mal ums Ei. Ein bisschen fad sehen sie ja schon aus, finde ich. Und male doch noch lustige Sachen drauf. Wer als Erwachsener noch Eier sucht wie mit zehn, dessen Eier müssen auch noch aussehen wie die einer 10-Jährigen! Nachmittags gucke ich auf YouTube dann alte Videos vom Titan Kahn. Was hat der damals nur für lustige Sachen gesagt. Der brauchte übrigens keine Eier – sondern Bananen. Schade, denn deren Schale ist ja schon bunt.
Carolina Heberling