Die gute Fee und der Zauberstab

image

Perfekt ist nicht gleich gut. Das muss auch Mathilda einsehen. Ihr Leon schenkt das Richtige, tut das Richtige und sagt das Richtige. Ist Beziehungsprofi und Frauenversteher. Doch das ist wohl auch der Grund, warum Leon bald nicht mehr Mathildas Leon ist.

Es gibt Wahrheiten, die sind so universal, dass man sich ihrer Gültigkeit nicht entziehen kann. Das kann man jetzt philosophisch anpacken und überlegen, wessen man sich eigentlich sicher sein kann. Man kann es aber auch wie die Pussycat Dolls machen und halb nackt durch die Fernsehlandschaft tänzeln, während man seine Fans mahnend daran erinnert, dass manche Dinge lieber nicht Realität werden sollten. „Be careful what you wish for.“

Mathilda hört nicht Pussycat Dolls. Das ist Pech. Sonst hätte sie Leon nie gesagt, dass sie ein Problem mit ihm hat. Welches genau, das kann sie ihm auch nicht sagen. Er sei einfach genau so, wie sie ihn sich wünscht, setzt sie an. Klar, daran ist schon so manche Beziehung gescheitert. Mathilda verdreht die Augen.

Tatsächlich verhält es sich so, dass kaum ein Mann besser für eine Beziehung geeignet ist als Leon. Leon, der Beziehungsprofi. Es ist ein bisschen wie mit einer guten Fee. Du hast einen Wunsch frei, du willst den perfekten Freund, ein bisschen mit dem Zauberstab wedeln, ein bisschen Glitzerregen. Da ist Leon. Da gibt es keine Missverständnisse, kein Drama, keine Konflikte. Nicht am Jahrestag und auch nicht bei Ikea in der Markthalle. Noch nicht einmal im Badezimmer, wenn seine Freundin fragt, ob sie in ihrer Lieblingsjeans dick aussieht. Leon schenkt das Richtige, er tut das Richtige, er sagt das Richtige. Immer. Was fehlt Mathilda dann?

Das weiß sie auch nicht so genau. Vielleicht der Reiz der Unvollkommenheit. Vielleicht, dass Leon mal nicht das sagt, was sie hören will, sondern das, was er meint. Vielleicht wünscht sie sich auch nur ein bisschen Drama. Leon, die gute Fee, verschwindet für zwei Wochen in den Tiefen des Münchner Nachtlebens. Er geht nicht ans Telefon, ruft nicht zurück. Dann steht er betrunken vor ihrer Tür, auf der Schulter noch etwas Glitzerregen. Aus sicherer Quelle weiß Mathilda, dass er auch mit dem Zauberstab gewedelt hat. Er fragt, ob das nun genug Drama wäre und ob sie sich das so vorgestellt hat. Mathilda schickt ihn nach Hause, morgen würden sie ein ernstes Gespräch führen. Dann geht sie ins Bett. Im Radio laufen die Pussycat Dolls. So übel sind die gar nicht, findet Mathilda. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.