München-Models: Lara Isabell Cevari

In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es
auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir
porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen
hinter dem hübschen Gesicht.

Es ist nie verkehrt für ein Model, Foto-Erfahrungen zu haben. Hinter der Kamera, wohlgemerkt. Lara Isabell Cevari, 20, machte etwa eine Fotoassistenz bei der australischen Grazia, zudem fotografiert sie auch selbst. „Als Fotografin erkenne ich, wie ein bestimmter Winkel und welche Kleidung auf einem Foto aussehen. Diese Ansicht ist gut zu wissen, da manche Posen oder Gesichtsausdrücke total blöd aussehen, wenn man sie als Model macht, aber hinter der Kamera sieht das echt gut aus.“

Vielleicht ist Lara auch deswegen so gut im Geschäft: Perücken für Balmain in London präsentiert, Shooting für die Online-Ausgabe der Vogue, Dior-Shooting für das Emirates Woman-Magazin in Dubai und Stella McCartney auf der Berliner Fashion Week bei dem Young-Designer-for-Tomorrow-Award getroffen. Was viele Models jahrelang versuchen zu erreichen, hat Lara innerhalb eines einzigen Jahres geschafft, indem sie sich nach ihrem Abitur ein ganzes Jahr allein auf ihre Modelkarriere konzentriert hat. Vor allem, seit sie ihre langen braunen Haare abgeschnitten hat, konnte sie mehr Kunden von sich überzeugen.

Zur Zeit studiert sie Deutsch als Fremdsprache und modelt nun nebenbei. Für später plant sie ein Buch übers Modeln zu schreiben, mit dem sie die Modeszene greifbarer machen möchte. Ihrer Meinung nach macht das Aussehen allein nämlich kein gutes Model aus: „Disziplin und Durchhaltevermögen sind das A und O, um vielseitig einsetzbar zu sein, da jeder Kunde etwas anderes verlangt. Die Persönlichkeit eines Models hat einen hohen Stellenwert.“

Text: Serafina Ferizaj


Foto: Stephan Rumpf

Band der Woche: Lester

Lester machen Deutsch-Punk- der doch ganz spannend wird. Mit persönlichen Texten und einer Hingabe zum Publikum während ihrer Live-Shows

haben sie den Punkrock in eine Haltung geführt, die die Indie-Musik in den Neunzigerjahren innehatte

Spätestens in den Sechzigerjahren begannen politisch Aktive die Ästhetik der Popmusik für sich zu entdecken. Es folgten großartige Polit- und Protestsongs, es folgte aber auch eine Instrumentalisierung der Popmusik über den rein musikalischen Affekt hinaus. Seitdem treffen sich Pop und Politik in Wellenbewegungen – auf stark politisierende Genres folgen meist Veröffentlichungen des selben Stil, die bewusst entpolitisiert wurden. Denn wenn niemand über den bloßen Konsum der Musik hinaus gefordert ist, verkauft sich die Musik besser. In der Entwicklung des Punk lässt sich das besonders gut nachvollziehen. Zuerst wurde der Stil erfunden, unter anderem von der späteren Modedesignerin Vivienne Westwood. Dann wurde der Stil politisiert als Ausdruck der rebellierenden Jugend, die sich mit der Arbeiterklasse identifizierte. Und schließlich mündete das im Genre Fun-Punk, was ja schon im Namen mehr Spaß und weniger politisches Bewusstsein verspricht. 

Die Münchner Band Lester klingt eigentlich wie eine klassische Deutsch-Punk-Band. Das Quintett bewegt sich in einer Szene, die am Mainstream nicht interessiert ist. Die grafische Gestaltung ihrer drei bisherigen EPs ergibt sich aus Symbolen des Widerstands. In den sozialen Netzwerken posten sie Fotos von Konzerten – auf einem steht auf dem Banner über der Bühne nicht der Bandname, sondern die Forderung „Freiräume erhalten“. Und irgendwie fühlt man sich bei dieser Band ein wenig zurückversetzt in eine Zeit, in der der alternative Stil noch in solchen Codes funktionierte. Doch es gibt auch heute noch über das ganze Land verteilt autonome Zentren, in denen Konzerte solcher Bands stattfinden. In München ist der Raum für eine solche Szene tatsächlich klein, doch auch hier hat sich etwa im Kafe Marat oder im Sunny Red im Feierwerk eine konstante Konzertkultur solcher Musik etabliert. Im Fall von Lester ist das eben der für Deutsch-Punk typische, etwas bellende Gesang, samt treibendem Punk-Beat am Schlagzeug. Harmonisch findet sich jedoch durchaus eine Zugewandtheit zum Pop. Natürlich haben die Musiker in ihren Teenager-Jahren Punk gehört, wollten dann selbst Musik machen und fanden sich in diesem Stil wieder. Diverse Band-Erfahrungen liegen hinter den einzelnen Mitgliedern, mit Lester seien sie nun an einem Punkt, an dem sie ihre „musikalische Erfüllung“ gefunden hätten. „Diesen Moment wollen wir möglichst lang auskosten“, sagen sie. 

Und in dieser genießenden Gelassenheit passiert da mit dem Punkrock nun doch etwas Spannendes. Denn wenn man die Musik von Lester so hört, geht es da nicht mehr darum, mit lauten Gitarren und forderndem Gesang zu provozieren – das würde heutzutage vermutlich auch nicht mehr wirklich funktionieren. Der Stil des Punkrock ist bei Lester vielmehr der musikalische Ausdruck, in dem sie sich wohlfühlen. Die Texte sind von „persönlicher Natur“, erklären sie, es gehe weniger um die großen gesellschaftlichen Themen als darum, vor allem auch während des Live-Spielens eine Verbindung zum Publikum zu schaffen und über die Konzertdauer eine Atmosphäre für Publikum und Band zu etablieren, in der das Negative des Alltags für einen Abend ausgeblendet wird. Und so haben sie den Punkrock in eine Haltung geführt, die die Indie-Musik in den Neunzigerjahren innehatte: Der Bezug zu sich selbst zählt dabei mehr als bellende Politik, Lester bieten Wohlfühlmusik für alle diejenigen, die sich eher im Lauten als im Lieben wohlfühlen. Ganz konsequent bezeichnen Lester ihre Musik deshalb auch als Heavy Pop. In diesem Jahr wollen sie ein erstes Album veröffentlichen.  

Lester

Stil: Heavy Pop/ Punk-Rock

Besetzung: Andy Keymer (Gesang, Gitarre), Phil Graf (Gitarre), Bernhard Schindl (Schlagzeug), Paloma Ernd (Bild), Jasper Ruppert (Bass)

Aus: München

Seit: 2012

Internet: www.wirsindlester.de

Text: Rita Argauer

Foto: Lester