Jahr: 2014, Woche: 45
Surf-Pop der Sechziger vermischt mit Kraut-Punk – in der Band Birdcalls haben sich bekannte Gesichter der Münchner Musikszene zusammengetan. Noch in diesem Jahr soll die erste Single aufgenommen werden.
Die Szene versprach einmal groß zu werden: Harte Gitarren, musikalische Kunstfertigkeit und eine zerbrechliche Zugänglichkeit zeichneten Bands wie die Subrosa Falcon Association oder We Fade to Grey aus, die sich um das Münchner Kafe Kult und das Label Red Can Records formierten. Hardcore-Fanzines wie das Ox-Magazin sorgten für eine kleine Aufmerksamkeit, die über die Stadtgrenzen hinausging, es folgten Tourneen und gut besprochene wie schön gestaltete Platten.
Doch die Gruppen, die allesamt Jugendbands aus Mühldorf oder Wasserburg waren und letztlich nach München gezogen waren, lösten sich auf, bevor die Aufmerksamkeit richtig wachsen konnte. Die Brüder David und Hugo da Cruz von der Subrosa Falcon Association gründeten Mondo Ray – ein Lo-Fi-Indie-Projekt, der Schlagzeuger von We Fade to Grey zog nach Hamburg, um dort fortan als Percussionist mit der Münsteraner Band Messer zu spielen.
Völlig unvermutet tauchte jedoch vor knapp sechs Monaten eine Band auf, die diese bekannten Gesichter vereinte. Wo sonst als im Kafe Kult unterstützten die Musiker unter dem Namen Birdcalls (Foto: Tobias Kühn) die US-Band Chain and the Gang. Constantin John von We Fade to Grey mit Hugo da Cruz, der vom Schlagzeug an die Gitarre gewechselt war, Giulio Castagnini am Bass und Josef Weizenbeck von Kenzaris Middle Kata (die einzige der Bands aus diesem Umfeld, die weiterhin aktiv ist) am Schlagzeug. „Wir haben im Songwriting viel Hall-, Tremolo- und Echo-Effekte benutzt“, erklärt Constantin, und das habe die Musiker dann zum Teil an Vogelgezwitscher erinnert, deshalb der Name. Denn während die früheren Bands allesamt aus dem Hardcore oder dem Punk kamen, sei das neue Projekt ein wenig poppiger angelegt. „Ich höre gerade viel flächige Musik und viel Krautrock“, sagt Constantin, doch in der Musik der Birdcalls wird das mit Surf-Pop der Sechzigerjahre vermischt.
Und der gute Ruf der früheren Bands hilft. Ohne Internet-Präsenz oder Hörproben wurden die Birdcalls zum diesjährigen Winterfest des freien Nürnberger Senders „Radio Z“ eingeladen, für den sie demnächst auch eine Live-Session einspielen wollen. „Wir haben unser Set fertig“, sagt Constantin, noch in diesem Jahr soll eine Single oder gar ein ganzes Album aufgenommen werden. Zuvor spielen sie am Freitag, 7. November, in der Glockenbachwerkstatt in München. Rita Argauer
Stil: Surf-Pop / Kraut-Punk
Besetzung: Josef Weizenbeck (Schlagzeug, Percussion), Hugo Da Cruz (Gitarre, Gesang), Giulio Castagnini (Bass, Gesang), Constantin John (Gitarre, Gesang)
Aus: München
Seit: 2014
Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.