Band der Woche: Taiga Trece

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Die Straße liebt mich – Taiga Trece, hat in ihrer Jugend in Mexiko Stadt gelebt. Beste Voraussetzungen also für Gangsta-Rap mit Authentizitätsanspruch! Was auf der letzten EP noch etwas märchenhaft anmutet, ist auf ihrem neuen Album „La Cholemana“ beinharter Realität gewichen. Und trotzdem gelingt es Taiga Trece Leichtigkeit und Frabenfreude mitschwingen zu lassen. Ihr Album stellt sie am Freitag, 18. Dezember, im Clap-Club im Arri-Studio vor. Anschließend geht es auf Mexiko-Tour.

Gangster-Rap war eine lustige Erscheinung in der deutschen Pop-Landschaft. Ganz anders als in der US-amerikanischen in den Neunzigerjahren. Denn da wurde für die Gang-Authentizität Blutzoll gezahlt. Doch kurz nach Tupacs Tod verwandelten ein paar Berliner Rapper diese Haltung in grandios inszeniertes Theater: Sido trug eine Affenmaske, Fler disste Bushido, der aber verwandelte sich kurz darauf zum Filmstar, der sich selbst spielt – und zuletzt führte Materia auf „Zum Glück in die Zukunft II“ wunderbar zynisch Resümee darüber. Aggro Berlin ist nun nicht mehr scharf auf Drogen und Prügel, sondern ein gesetztes High-Class-Unternehmen. Und da entschließt sich eine Münchner Rapperin, dieses Theater mit den bekannten Insignien von vorn zu beginnen. Nur hat sie den Schauplatz verlegt.

Taiga Trece hat schon auf „7 auf ein’ Streich“, ihrer ersten EP aus dem Jahr 2014, nach anderen kulturellen und kontinentalen Einflüssen gesucht. Dafür hat sie auch beste Voraussetzungen, immerhin hat sie einige Zeit ihrer Jugend in Mexico-Stadt verbracht. In ihrer Musik spiegelte sich das schon auf besagter EP. Da hörte man Soul und R ’n’ B-Einflüsse, wie sie in Deutschland nur selten auftauchen. Auch die unterschiedlichen Lebensweisen von Mittelamerika und Mitteleuropa waren auf der ersten Platte bereits ein Thema, das Taiga Trece mit dem Authentizitätsanspruch der eigenen Erfahrungen heraufbeschwor. Bloß war das darauf noch – ähnlich dem Titel der EP – etwas märchenhaft.

Auf ihrem neuen Album „La Cholemana“ hingegen klingt das nun nach beinharter Realität. Innerhalb der vergangenen paar Monate hat sie es mit vier verschiedenen Produzenten aufgenommen. Die Geschichten, die sie darauf erzählt, erheben sich mit dokumentarischem Anspruch statt mit märchenhaften Anspielungen. Es geht um den Drogenkrieg in Mexiko. Und Taiga Trece befindet sich mittendrin. Das ist vom Titel-Track und Opener an klar, wenn eine Männerstimme in Nachrichtensprecherhaltung über Opfer und Ausschreitungen der Drogenkartelle in Mexiko berichtet. Bis Taiga einsteigt und sich mit der Haltung der Rächerin mitten ins Geschehen wirft. Fazit: „Die Straße liebt mich“, so die Hook-Line des Songs. Doch da sie sich eben anders als die Aggro-Berlin-Version des deutschen Gangster-Raps nicht auf grauen Berliner-Proll-Alltag bezieht, sondern auf Mexiko, ist auch die Musik ein wenig bunter, ein wenig gewitzter und ein wenig leichter geraten. Kinderchöre treffen auf Soul-Refrains. Harte Rap-Strophen auf Neunzigerjahre-Synthies.

Drei Affen hat sie zu Maskottchen des Albums erklärt. Die, die nichts sehen, nichts hören und nicht sprechen, als Symbol der Abschottung, der Feigheit und des Schutzes. Doch sie reißt ihnen gehörig die Sinne auf – und verlangt von ihren Hörern hinzuschauen, vor allem, wenn die Musik so soulig und zugänglich gerät wie in manchen ihrer Refrains. Taiga Trece ist eine Kunstfigur, die sich mit in der Realität verankerten Geschichten umgibt. Eine Mischung aus Gangster (und zwar aktiver Gangster und explizit nicht Gangsterbraut) und Hippie, die auf Spanisch, Englisch und Deutsch zwischen den Kontinenten hin- und herschwenkt. Dass sie auch musikalisch weiß, auf was sie sich bezieht, zeigt sie im Song „Drei Affen“. Die Klavier-Linie des Beats untermalte einst „Clint Eastwood“, den Superhit von Damon Albarns virtueller Retorten-Band Gorillaz. Und ganz passend antwortet sie im Song „Ilusion o Realidad“ in ihrem gewohnten Sprachmix „Ich trag’ ne Maske (…) represent underground“.
Der Untergrund soll nun ihr Leben werden – auch ökonomisch. Das Album stellt sie am Freitag, 18. Dezember, im Clap-Club im Arri-Studio vor. Anschließend geht es auf Mexiko-Tour.

Stil: Hip-Hop

Besetzung: Taiga Trece, verschiedene Produzenten

Aus: München

Seit: 2013

Internet: www.taigatrece.com

Von Rita Argauer
Foto: Nils Schwarz

Von Freitag bis Freitag München mit Philipp

Life ist too short for boring music – Besser könnte man eine Woche mit Philipp wahrscheinlich nicht beschreiben. Dabei kann man unitechnisch schon mal in Verzug geraten. Um das Bild des vorbildlichen Studenten trotzdem aufrecht zu erhalten, stürzt sich Philipp beim Hausflohmarkt-Besuch ausschließlich auf  Bücher und lässt sich gelegentlich am Institut blicken, wenn auch nur zur Fachschaftsparty.

Ich studiere Politikwissenschaft. Diese Tatsache habe ich die letzten Wochen fast vergessen, bei allem was in München so los war – besonders so musik-technisch! Deshalb habe ich beschlossen, diese Woche wieder seriöser anzugehen und mich mit Dingen rund um mein Studium zu befassen. Doch freitags habe ich frei, also kann ich was anderes machen, ist ja auch noch nicht wirklich „diese Woche“. Eigentlich wollte ich zu diesem Designmarkt gehen, aber da will der Kollege Kirsch ja schon hin. Und ich habe mich immer noch nicht von dem Schock erholt, dass der sich seinen creepy Schnauzer abrasiert hat. Deshalb gehe ich aufs Contact Festival im Zenith und Kesselhaus, wo am Freitag neben Fritz Kalkbrenner auch Lexy & K-Paul auflegen. Die habe ich mal auf einem Festival gesehen und fand sie echt super!

Am Samstag in der Früh schaue ich erstmal die „heute-show“ in der ZDF-Mediathek, irgendwas muss ich ja von meinen GEZ-Gebühren haben. Außerdem läuft das unter politikwissenschaftliche Beschäftigung. Den Tag verbringe ich damit auf Pakete zu warten, die ich im Laufe der CyberMonday-Woche irgendwo bestellt habe, zumindest verkürzt das die Suche nach Weihnachtsgeschenken ungemein. Blöderweise kauft man so einen Haufen Schrott, den man eigentlich gar nicht braucht – aber egal, meine Schwester freut sich bestimmt über fünf Liter „Mobil 1 Leichtlaufmotorenöl“ zu Weihnachten. Abends habe ich dann die Qual der Wahl, entweder ich fahre raus nach Erding, wo The Living mit Unterstützung von The Strayin Sparrows und Never The Less auftreten. Oder ich nehme meinen Vorsatz doch noch ernst und gehe zur Fachschaftsparty der Politikwissenschaften im Geschwister-Scholl-Institut. Soviel Kommittent ist dann fast schon wieder zu viel für mich…

Sonntag schlafe ich erstmal aus. Die letzten beiden Abende waren anstrengend, außerdem konnte ich eine Stunde lang nicht einschlafen, weil ich mir die ganze Zeit dieses „IchhabPolizei“-Video anschauen musste. Hehe. Deshalb lasse ich den Tag erstmal geruhsam angehen und sage mir, dass ich mir die Texte über „Theorien kollektiven Handelns“ auch wann anders zu Gemüte führen kann. Lieber schaue ich mir menschliche Solidarität hautnah an: am Sonntag beginnt im Import Export das Kino Asyl Festival, bei dem junge Leute aus verschiedensten Ländern und Kulturen Filme, aus ihren Heimatländern, präsentieren. Eintritt ist frei, Spenden aber erwünscht. Hier habe ich die Gelegenheit auf der Leinwand Einblicke in Kulturen zu bekommen, die in der Form in München bisher noch nicht möglich waren. Hingehen!

Gestern war ich sehr lange im Kino, am Montag muss ich dann wohl mal was für die Uni machen. Also Bücher rausgesucht, Laptop auf und los geht’s. Allerdings geht das wie immer in die falsche Richtung los: Nach einigen Stunden ziemlich unproduktiven Rumglicken, fällt mir auf, dass ich abends ja auf den Hausflohmarkt ins Provisorium gehen könnte. Bei sowas habe ich es immer besonders auf Bücher abgesehen. Hoffentlich kann ich auch heute wieder was abstauben. Vielleicht ja sogar etwas Politikwissenschaftliches.

Jup, ich habe mir gestern echt viele Bücher gekauft. Logisch, dass ich den Dienstag erstmal mit Lesen verbringe. Da bleibt dann auch irgendwie nicht mehr so wahnsinnig viel Zeit, um irgendetwas Produktives zu machen. Eigentlich sollte ich ja in die Uni gehen. Ich schaffe es dann auch zum letzten Kurs. Dafür gehe ich danach mit Kommilitonen noch auf verschiedene Weihnachtsmärkte. Und irgendwie ist der Tag dann auch schon ganz schnell verbracht…

Nach dem etwas verlorenen gestrigen Tag beginne ich den Mittwoch  zwar latent verkatert, aber doch voller Tatendrang. Tagsüber besuche ich alle meine (beiden) Unikurse. Zur Belohnung geht es danach auf’s Tollwood, da war ich dieses Jahr bisher noch gar nicht! Abends gehe ich dann mal wieder auf ein Konzert, das mich allein schon mit seinem Namen überzeugt: Unter dem Motto „Life is too short for boring music“ spielen Fuck Yeah, The Irrigators und G.rag/ Zelig Implosion eine gemeinsame Show. Insiderwissen zum Angeben: Bei Fuck Yeah spielt der Vater von Bluesrock-Shootingstar Jesper Munk mit.

Die Woche neigt sich mit dem Donnerstag bereits dem Ende zu und ich bin mit meinem Fortschritt was das Studium betrifft insgesamt recht zufrieden. Ich war diese Woche in fast allen Kursen und habe ein paar meiner Texte gelesen. Reicht aber auch mal wieder. Deshalb will ich heute mal was (für mich) neues ausprobieren: Im Gasteig findet das Jazzfest München statt. Eigentlich so gar nicht meine Musik, aber andererseits habe ich Jazz auch noch nie bewusst angehört, einen Versuch ist es also auf jeden Fall wert!

Fazit am Freitag: Ja, das mit dem Jazzfest war eine gute Entscheidung, es hat Spaß gemacht. Aber heute will ich mich wieder meiner Lieblingsmusik zuwenden: Zum Opening des Clap Clubs in den Arri Studiuos spielen die Jungs der großartigen Whiskey Foundation. Sie haben gerade ein großartiges Jahr hinter sich, waren sie doch als Vorband von AC/DC und Deep Purple unterwegs. Und falls ich entgegen aller Erwartungen genug von Musik haben sollte, gehe ich in die HFF, wo drei Filmpremieren gefeiert werden, natürlich standesgemäß mit Aftershow Party!