Josie-Claire Bürkle, 26, Sängerin der Band Claire, ist Botschafterin der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München. Für Samstag, 17. März, hat Josie ein Benefizkonzert mit ihrer Band Claire, den Kytes, Umme Block und Nihils im Bahnwärter Thiel auf die Beine gestellt. Der Konzertabend dient einem guten Zweck und ist gleichzeitig auch das einzige Konzert, das Claire in diesem Jahr spielen wird.
SZ: Wie ist es zur Zusammenarbeit mit der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München gekommen?
Josie-Claire Bürkle: Das Kinderhospiz ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich als Botschafterin dabei helfen möchte, das Thema bekannter zu machen und die Menschen auf die Arbeit der Stiftung aufmerksam zu machen. Nachdem ich mich mit den Mitarbeitern der Stiftung unterhalten habe, habe ich gemerkt, dass die Arbeit der Stiftung ein Thema ist, das ich für sehr wichtig halte.
Welches Thema? Die Stiftung kümmert sich um lebensbedrohlich und schwersterkrankte Kinder und deren Familien. Sie ermöglichen den Kindern Ausflüge mit unbeschwerten Stunden – wie zum Beispiel einen Besuch im Sealife – und auch, dass sie so lange wie möglich einen normalen Alltag im familiären Umfeld erleben können. Sterben gehört zum Leben dazu. Dass eben auch Kinder und Jugendliche unheilbar krank sein können, das bekommt in der Öffentlichkeit zu wenig Aufmerksamkeit. Die Betreuung von Familien mit kranken Kindern ist außerdem vor allem in einer so teuren Stadt wie München ein riesiger Kostenfaktor. Manchmal kann ein Elternteil nicht mehr zur Arbeit gehen. Ein Gehalt fehlt dann in der Familie. Hier kann die Stiftung eine Entlastung sein.
Wie wurden die Bands für den Benefizabend ausgewählt? Mir war es wichtig, dass es Bands sind, mit denen wir Schnittmengen haben. Unser Gitarrist hat zum Beispiel mal mit den Kytes zusammen geschrieben und Nihils waren schon mit uns auf Tour. Die Mädels von Umme Block habe ich kennengelernt und es hat direkt gepasst. Als ich den anderen Bands von der Idee erzählt habe, waren sie sofort überzeugt und dabei. Es wird ein bisschen wie ein Abend unter Freunden. Außerdem spielen wir alle nur ein Microset. Das ist dann schon eine besonders intime Atmosphäre.
Und gemütlich. Ihr spielt ja im Bahnwärter Thiel. Es sollte eine Location sein, die gemütlich sein kann, ja. Und da ich ja in München wohne, sollte es auf jeden Fall in dieser Stadt stattfinden. Der Bahnwärter Thiel ist einer von vielen Orten, zu denen wir eine besondere Verbindung haben. Die Planung des Events läuft schon seit Ende des vergangenen Jahres – es ist das erste Mal, dass ich eine Show organisiere. Ich freue mich riesig darauf, es macht total Spaß.
Was wird mit den Einnahmen des Benefizkonzertes gemacht? Gibt es konkrete Pläne? Nein, es gibt kein bestimmtes Projekt, für das der Erlös des Abends gedacht ist. Da geht es vielmehr darum, mit den Einnahmen bei alltäglichen Aufgaben anzusetzen, die die Stiftung für die kranken Kinder und Jugendlichen und deren Familien leistet. Mir ist es wichtig, hier zu helfen, denn in München gibt es nicht sehr viele Hilfsplattformen, die auf so etwas spezialisiert sind.
Es wird das einzige Konzert sein, das Claire in diesem Jahr spielt. Wir haben uns dazu entschlossen dieses Jahr eine Live- und Kreativpause einzulegen. Wir waren jetzt sechs Jahre lang nonstop unterwegs und man wird zu so einer krassen Familie. Das ist total schön, aber wir wollen uns diese Pause gönnen. Manchmal ist es gut, sich Zeit für sich zu nehmen – dann ist es umso toller, wenn man wieder zusammen ist. Die Jungs waren mit meiner Idee zum Benefizkonzert sofort einverstanden. Dennoch: Keiner von uns könnte einfach so Ciao zur Musik sagen.
Was steht stattdessen in diesem Jahr im Vordergrund? Bei mir wird vor allem im Bereich Studium und Arbeit viel laufen. Darauf möchte ich mich konzentrieren. Es stehen auch ein paar Features mit anderen Künstlern an.
Was erhoffst du dir für den Benefizabend? Ich wünsche mir, dass es voll und gemütlich wird. Die Leute sollen sich verlieren können. Der Abend soll nicht traurig oder negativ sein, sondern positiv. Das Motto ist ja auch ein Positives: gemeinsam statt einsam.
Wenn Josie-Claire Bürkle, Sängerin der Band Claire, feiern geht, dann meist nach einem einfachen Motto: “Ganz oder gar nicht”. Dementsprechend verläuft auch meist der Abend, der auch auf einer Kinderschaukel mit angerissenen Bändern enden kann.
Mein Abend beginnt mit leckerem
Essen, am liebsten bei Freunden in der Küche, eine gute Grundlage für den Abend
ist ein Muss.
Danach
geht’s ins/zu:
Danach geht es in letzter Zeit
meistens ins AWI.
Meine
Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:
„Komm schon, nur für ein bisschen und dann können wir ja
weiter ziehen“ mit dem Hintergedanken das sie mit ein paar Schnäpsen intus dann
doch bleiben.
Mit
dabei ist immer:
Ganz schön viel Motivation, wenn
ich es einmal schaffe meinen faulen Arsch vor die Tür zu bewegen, dann geh ich
meistens auch als Letzter nach Hause, nach dem Motto. „Ganz oder gar nicht.“
An
der Bar bestelle ich am liebsten:
Je nach Uhrzeit,
vor Mitternacht meistens Bier Dachach Whiskey Cola.
Der
Song darf auf keinen Fall fehlen:
Um sich für den
Abend einzustimmen D-D-Dance von The Royal Concept.
Mein
Tanzstil in drei Worten:
mit geschlossenen Augen
Der
Spruch zieht immer:
„nur auf ein Bier.”
Nachts
noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:
Chili Chees
Nuggets, davon kann ich einfach nicht die Finger lassen und als mitternachts
Snack kann man sich da schonmal die 20er Portion gönnen.
Meine
dümmste Tat im Suff war:
Ui, da gibt es einige,
meistens komm ich aus so einer Nummer nicht ganz unversehrt raus. Aber der
Besuch auf dem Spielplatz um festzustellen das man auf jeden Fall zu groß für
die Schaukel ist und sich dadurch die Bänder anreißt war sicher keine
Glanzstunde.
Das
beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:
Das Beste Frühstück wird bestellt, meistens gibt es Pizza
oder Manti bei Lezizel.
Diesem
Club/dieser Bar trauere ich nach:
Ich denke am
meisten trauere ich dem Atomic und der Rubybar nach, mit beiden verbinde ich
sehr schöne Erinnerungen und neue Freundschaften und für diese bin ich
unglaublich dankbar.
Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit mehr fördern als bisher? Wir haben bei Musikern nachgefragt.
Von Sandra Will
Die Kytes werden gerade nach dem Release ihres Debüt-Albums bei ihrer Tour in ganz Deutschland gefeiert. Dass die jungen Musiker eigentlich in Giesing proben, wissen wohl die wenigsten Menschen im Berliner oder Hamburger Publikum – und es interessiert auch keinen. Die Kytes sind nicht die einzigen Münchner Musiker, die derzeit in der ganzen Republik gelobt werden. Trotzdem verstummen die Stimmen nicht, die über das Imageproblem Münchens klagen. Klar ist: Die Landeshauptstadt sieht sich als Kulturstadt, dazu gehört das Oktoberfest genauso zum Repertoire wie die Staatsoper. Doch welchen Platz nehmen junge Musiker ein, die den Sound von München ausmachen? Und wie sehen die Bands selbst ihre Musikstadt? Was macht ihnen Sorgen?
„Wir mieten nun ein Studio eine Autostunde außerhalb von München. Wir
kennen auch viele andere Musiker, die mit dem gleichen Problem zu
kämpfen haben“ – Claire (Hier zum Fragebogen)
Probleme gibt es vor allem abseits des Scheinwerferlichts. Die Band Claire berichtet über ihre lange Suche nach einem geeigneten Proberaum, es sei wahnsinnig schwierig, etwas Bezahlbares in München zu finden. „Wir mieten nun ein Studio eine Autostunde außerhalb von München. Wir kennen auch viele andere Musiker, die mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben“, sagen die Musiker der Band Claire. Auch Dionys Rieder von der Band Die Sauna ist der Meinung, es könne schon möglich sein, dass dieser Mangel der Grund für eine Nichtgründung sei. „Das macht es schwierig, den Ansprüchen einer Band gerecht zu werden und sie aufrechtzuerhalten“, sagt auch Singer-Songwriterin Clea Charlotte. (Hier zum Fragebogen)
„Schließlich will ein guter Musiker auch seinen Sound. Und dazu braucht
er im Normalfall auch sein Equipment, das man nur ungern in geteilten
Proberäumen rumstehen lässt. Dafür dann 400 Euro zu zahlen ist schon
fast unverschämt.“
Richy Strobl von Black Submarines sieht das ähnlich, die Möglichkeit, sich einen Raum zu teilen und damit die Miete zu verringern, ist jedoch nicht immer ein Kompromiss: „Schließlich will ein guter Musiker auch seinen Sound. Und dazu braucht er im Normalfall auch sein Equipment, das man nur ungern in geteilten Proberäumen rumstehen lässt. Dafür dann 400 Euro zu zahlen ist schon fast unverschämt.“ Ralph Würschinger von Naked Feen (Hier zum Fragebogen) sagt dazu nur: „Die meisten Deals sind scheiße.“ Wenn auch nicht die Masse an Gleichgesinnten wie in Berlin zu finden ist – wer eine Band gründen will, der schafft das auch in München. Und findet dort leicht in die Szene – das Vernetzen mit anderen Bands klappt gut.
„Der Markt ist noch nicht so übersättigt wie etwa in Berlin, wo für kleinere Künstler kaum Gagen zu erzielen sind“
Sharyhan Osman von der Synthie-Pop-Band Kleyo glaubt, man wisse sehr schnell, wer sich sonst noch in der Szene bewegt. Dadurch greifen sich die Musiker gegenseitig mehr unter die Arme. Das Bild, dass Münchens Szene sehr familiär sei, stimmt also. Doch auch das hat einen Pluspunkt: „Der Markt ist noch nicht so übersättigt wie etwa in Berlin, wo für kleinere Künstler kaum Gagen zu erzielen sind“, sagt Rüdiger Sinn von der Band Stray Colors. Und auch Clea Charlotte sieht darin eine noch größere Chance aufzufallen. Auf der anderen Seite: „Die Münchner Musikszene ist teilweise zu eigenbrötlerisch“, sagt Isabella Mola von der nach ihr benannten Band Mola. „Da macht jeder so sein Ding. Mehr Miteinander würde ich feiern.“
(Hier zum Fragebogen)
Sharyhan Osman erwidert jedoch: „Konkurrenz ist auch ein Antrieb, besser zu werden und sich weiterzuentwickeln.“
„Niemand findet München aus nationaler oder sogar internationaler Sicht cool“
Es gibt zwar nicht genügend Auftrittsmöglichkeiten, um Münchens Musiker wirklich zufriedenzustellen, doch bei einer Sache sind sie sich einig: Die Musikszene lebt! Und diese ist im Gegensatz zur Stadt München weniger vorurteilsbehaftet, so die Erfahrungen der einheimischen Bands.
„Konkurrenz ist auch ein Antrieb, besser zu werden und sich weiterzuentwickeln.“
Natürlich: „Niemand findet München aus nationaler oder sogar internationaler Sicht cool“, sagt Anton Schneider alias Fatoni. „Aber als Band, die im weitesten Sinne Popkultur macht, braucht man dieses coole Image nun mal.“ Auch Sebastian Schnitzenbaumer von Schamoni Musik hat darüber geklagt, dass er seine Künstler wegen des schlechten Images der Stadt nicht vermarkten kann – und hat damit eine Pop-Debatte in München entfacht. Aber liegt das an München? Oder an der Zielgruppe?
“Es sind engstirnige Menschen, die auf das Laptop- und Lederhosen-Klischee hereinfallen” – Dobré (Hier zum Fragebogen)
„Oft ist das Problem ja nicht München, sondern es sind engstirnige Menschen, die auf das Laptop- und Lederhosen-Klischee hereinfallen. Leider gibt es in der Musikbranche wohl zu viele davon“, sagt Johannes Dobroschke von Dobré. Auch die Musiker von Claire kennen die Vorurteile. „Die Vorurteile, die gegen München vorgebracht werden, sind vielleicht am wenigsten mit dem Musiker- und kreativem Dasein zu vereinbaren. Deshalb freuen wir uns umso mehr zu zeigen, dass es nicht die Stadt ist, welche die Künstler prägt, sondern dass es die Künstler sind, die eine Stadt prägen.“
“Wie sollen sich denn Clubs und Konzertlocations
etablieren, wenn die ganze Stadt stillgelegt wird?” – LUX (Hier zum Fragebogen)
Abhängig vom Genre kann es da durchaus mal ungemütlich für Musiker werden, wie auch Fatoni schon erfuhr: „Der Klassiker: Hip-Hop aus München? Das gibt es da überhaupt?“ Vorurteile gegenüber der Herkunft sind für Fabian Hertrich alias Young Fast Running Man aber nicht nur münchenbedingt: „Es gibt auch hier Vorurteile gegenüber anderen Städten. Für mich zählt die Qualität der Musik – nicht die Herkunft.“
(Hier zum Fragebogen)
Das sagt auch Singer-Songwriterin Julia Kautz: „Wenn man es mit seiner Musik in die große weite Welt schaffen will, dann spielt es überhaupt keine Rolle, woher man kommt.“ Negative Erfahrungen hat sie noch nicht gemacht, trotzdem fühlt sie sich als Münchnerin bei Songwriter-Sessions in Berlin als Exotin. „Aber ich hatte nie das Gefühl, dass meine Herkunft einen negativen Einfluss darauf hat, wie ich als Künstlerin wahrgenommen werde.“ (Hier zum Fragebogen)
„Das Radio wird überflutet von Klassik-Kanälen und Sendern, die rund um
die Uhr die gleichen Synthie-Pop- und Deutsch-Pop-Nummern spielen“
Auf die Frage, wo man sich denn noch mehr Unterstützung erhofft, werden vor allem die Radiosender in die Verantwortung genommen. „Das Radio wird überflutet von Klassik-Kanälen und Sendern, die rund um die Uhr die gleichen Synthie-Pop- und Deutsch-Pop-Nummern spielen“, sagt Robert Salagean von Ni Sala. Die Stadt unterstütze klassische Musiker, alternative Musikrichtungen blieben da oftmals auf der Strecke. Am wichtigsten empfinden viele jedoch mehr bezahlbaren Proberaum und Beratung wie von der Fachstelle Pop.
Fatoni hingegen klagt: „Es gibt kaum Orte, an denen kreative Prozesse ermöglicht werden, vor allem nicht, wenn diese erst einmal keine kommerziellen Ziele haben.“ Xavier D’Arcy alias Darcy hat hierzu eine andere Meinung: „Die Stadt unterstützt Musiker und Bands durch die Fachstelle Pop mit Workshops, Förderungen und Auftrittsmöglichkeiten.“ (Hier zum Fragebogen)
Durch die bayernweiten Förderprogramme gibt es für ihn genügend Unterstützung.
„Es ist definitiv nicht leicht, über den Münchenrand hinwegzukommen“
„Es ist definitiv nicht leicht, über den Münchenrand hinwegzukommen“, sagt Dionys Rieder von der Band Die Sauna. Aufmerksamkeit zieht man vor allem mit nationalen Festivals auf sich, als bestes Beispiel dient dazu das Reeperbahn-Festival in Hamburg – vielleicht kann ja die „Manic Street Parade“ dieses Interesse dauerhaft nach München bringen. Gerade solche Veranstaltungsreihen würden die Lücke schließen zwischen den kleinen Open Stages und den großen Hallen wie im Muffatwerk. „Es fehlt etwas, um die Lücke zwischen Schülerbands und Top-Acts zu schließen. Etwas für Leute, die mehr als nur Hobby-Musiker sein wollen, aber nicht über die finanziellen Mittel und die sozialen Kontakte verfügen, um gleich weiter oben anzufangen“, sagt Richie Strobl von Black Submarines. Doch es gebe auch gute Institutionen wie die Glockenbachwerkstatt, wo man talentierte Bands finde, sagt Aron Foltin von der Band Lyndenstraße.
“Es gibt gute Institutionen in München wie die
Glockenbachwerkstatt” – Lyndenstraße (Hier zum Fragebogen)
Die meisten Musiker fühlen sich ihrer Heimatstadt sehr nahe und würden es nicht leugnen, aus dieser Stadt zu kommen. Trotzdem zeigt sich, dass es manchmal eben besser sei, den Standort erst einmal unerwähnt zu lassen, sagt Rüdiger Sinn von Stray Colors. Auch Ralph Würschinger von Naked Feen würde bei einem neuen musikalischen Projekt München nicht als Heimatstadt angeben. Doch es geht auch selbstbewusster: Genauso wie die Mitglieder der Kytes schwören auch die Musiker von Black Submarines auf ihre Homebase: „Giesing – Oida!“
Der April ist regnerisch, sonnig, windig, warm und kalt und – gut gelaunt. So wie Yunus, der diese Woche die Münchner Musik- und Kunstszene unsicher macht: Rote Sonne, Muffatwerk, Farbenladen, AWI und Lost Weekend, alles dabei.
April, du machst zwar, was du willst, aber das ist egal, denn du verabschiedest die für mich die 3 schlimmsten Monate des Jahres. Ich bin jetzt bereit für gutes Wetter und noch besser: gut gelaunte Menschen, inklusive mir.
Immer noch total begeistert und elektrisiert wache ich am späten Freitagmorgen auf. Gestern Abend hat die Band „Moderat“, die irgendwo zwischen Pop und Techno auftreten, ihr neues und drittes Album im Zenith vorgestellt. Ich mache mir also einen Kaffee und lege die Vinyl auf, die ich mir gestern noch mitgenommen habe. Die Sonne scheint durch das Fenster. Deswegen schnappe ich mir meine Kamera und mache mich auf den Weg um ein paar Fotos zu schießen. Einen genauen Ort, an den ich möchte, habe ich nicht im Kopf, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Am frühen Abend schaue ich im Carhartt Store vorbei. Dort beginnt heute die Ausstellung “Ausser Mützen und cool sein“. Hier wird von verschiedenen Künstlern bewiesen, dass Skaten schon immer mehr Kunst als Sport war und ist. Später beginnt das egoFM Fest im Muffatwerk. Hier spielen heute ganz viele tolle Bands! Von „ROOSEVELT“, über „Chefket” bis hin zu „The Black Submarines“. Auf die Band „Claire“ und darauf, dass ich nur eine leichte Jacke anziehen muss, freue ich mich aber am meisten.
Am Samstag fällt mir auf, dass das die ultimative Woche der Musik ist. Heute Abend werden im Feierwerk die negativen Aspekte des Lebens und kommerzieller Hip Hop kritisiert. Und zwar von Retrogott und Hulk Hodn. Die Zwei gehen mit ihrem neuen Album „SEZESSION“ auf Tour und besuchen heute das Hansa 39.
Sonntag bleibe ich dem Motto der Woche treu und gehe zur Schallplattenbörse in die Tonhalle. Hunderte Menschen treffen sich hier, um zu kaufen oder zu verkaufen, um zu stöbern oder auch einfach nur, um über Musik zu philosophieren. Ich bin hier auf der Jagd nach Techno und Funk Platten und weiß ganz genau, dass ich heute mehr Geld ausgeben werde, als mir lieb ist. Später gehe ich noch in das Substanz, wo ausnahmsweise bereits am ersten Sonntag des Monats der Original Substanz Poetry Slam im April stattfindet. Ich lasse mich überraschen, was mich heute erwartet.
Es ist Montag und ich schlafe lange. Einen Wecker habe ich mir gestern Abend trotzdem gestellt. Komisch aber, dass es dennoch nervig ist, aufzustehen und den Wecker zu hören, obwohl dieser erst um 14 Uhr anfängt, zu klingeln und ich mehr als 10 Stunden geschlafen habe. Egal. Ich mache mir etwas zu Essen und fange parallel an ein Buch zu lesen. Ich schaue aus dem Fenster. Ich lese weiter.
Dienstag bin ich im im hochfunktionalen Lost Weekend anzutreffen. Hochfunktional da tagsüber Café und Buchhandlung und Abends ein Ort für Konzerte und Veranstaltung. Heute für eine audiovisuelle Lesung und Präsentation von Lydia Dahers neusten literarischen Arbeiten. Die Lyrikerin und Musikerin arbeitet allein oder aber auch gemeinsam mit anderen Künstlern im Bereich der Bildenden Kunst und des Hörspiels. Der Eintritt ist frei!
Welche Wahrheit transportieren Fotos? Das fragte sich der amerikanische Fotograf James Casebere immer wieder. Und ich mich heute am Mittwoch auch. Ich gehe in das Haus der Kunst und schaue mir die über 50 großformatigen Bilder Caseberes an. Unter dem Ausstellungsnamen „Flüchtig“ zeigt der Künstler Fotos, die vor Details strotzen, obwohl oder gerade weil ihre Motive in der Regel nur aus Modellen bestehen. Sie sind beispielsweise aus Styropor oder Gips angefertigt. Am Abend gehe ich zu Tube und Berger in die Rote Sonne. Die zwei DJs und Musikproduzenten stellen ihre neue EP vor und zeigen, wohin ihre musikalische Reise gehen wird.
Der Donnerstag ist toll. Ein Tag voller Vorfreude auf die Rückkehr des größeren Bruders, dem Freitag. Ich beginne den Tag mit einer Runde Joggen. Das klingt so, als wäre es das normalste der Welt. Ist es aber nicht. Ich hatte mir Anfang des Jahres vorgenommen, den Vorsatz, wieder regelmäßig joggen zu gehen, umzusetzen. Habe ich natürlich nicht geschafft. Aber heute bin ich sehr motiviert und fest entschlossen dieses Vorhaben zu realisieren. Danach gibt es einmal wieder Hip Hop auf die Ohren. Spoken Word Artists und Hip-Hop Artists, wie Mc’s, Beatboxer und DJs treffen sich heute im Downtown Flash, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und um Poetry und Hip Hop zu vereinen.
Der Freitag ist da. Ich treffe mich mit Freunden zum Fußball spielen, bevor ich am Abend einen kleinen Marathon hinlege. Mein Lauf beginnt im Farbenladen, wo heute die Vernissage der Ausstellung „BOJEN“ stattfindet. Nachdem die Junge Leute Seite der SZ im März den Farbenladen eingenommen hatte, bin ich gespannt was die internationalen Künstler aller Art auf die Beine gestellt haben! Ich ziehe weiter Richtung Müllerstraße. Im AWI läuft heute Disco und House Musik gemixt von André Dancekowski. Nach ein paar Gin Tonic mache ich mich dann auf den Weg Richtung Ziellinie. Aus Harry Klein wurde Marry Klein. Den ganzen April über stehen weibliche DJanes an den Decks. Ich freue mich heute auf Britta Arnold und besonders auf Alma Gold, die ich beim letzten Sound of Munich now gehört habe.
Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei Claire nachgefragt.
Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw. aufrecht
zu erhalten?
Die Frage kann man
nicht so pauschal beantworten. Eine Band zu gründen ist in München
wahrscheinlich nicht grundsätzlich leichter oder schwieriger als in anderen
Städten. Die Proberaum-/Studiosituation ist durch die hohen Mieten und den
fehlenden Flächen vielleicht etwas angespannter als in anderen Städten, und
sicher findet man in Berlin allein durch die Masse an Leuten leichter
gleichgesinnte um eine Band zu starten. Mit dieser Problematik haben Bands in
Hamburg oder Stuttgart aber auch zu kämpfen, wir sehen das nicht als München
spezifisches Problem. Wer unbedingt Musik machen will, der schafft das auch,
unabhängig von der Stadt, in der er gerade lebt.
Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es
Schwierigkeiten oder auch Vorteile?
Wir haben das Gefühl, dass sich momentan
in München wieder einiges tut. Es gibt so viele Leute die echt gute Musik machen
und die Szene hier lebendig halten. Ein Vorteil für uns ist die Möglichkeit in
Ruhe kreativ arbeiten zu können. Man lässt sich hier nicht so leicht ablenken
wie in anderen Städten und zieht eher sein Ding durch. Zumindest geht es uns in
diesem Punkt so. Natürlich liegt der Fokus der deutschen Musikszene eher auf
Städten wie Berlin oder Hamburg – und es gibt in München schon die Tendenz,
dass man hier immer mit einem Auge nach Berlin schielt, und etwas neidvoll auf
die dort mittlerweile geballt angesiedelte Kreativwirtschaft blickt. Aber
letztendlich hat der Standort München unserer Meinung nach keinen besonderen
Nachteil. Hier ist es halt ein bisschen langweiliger, deshalb sitzt man auch
öfter im Sprinter und fährt auf der A9 Richtung Norden. Aber da gewöhnt man
sich auch dran.
Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die
Szene wünschen? Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?
Als Künstler in München ist es
wahnsinnig schwierig Studio- bzw. Proberäume zu finden. Wir selbst haben nach
langer und intensiver Suche keinen geeigneten und bezahlbaren Raum innerhalb
der Stadt gefunden und mieten uns nun ein Studio/Proberaum eine Auto-Stunde
außerhalb von München entfernt. Wir kennen auch viele andere Musiker, die mit
dem gleichen Problem zu kämpfen haben. Wen wir uns also eine Sache wünschen
dürften, wäre es die Unterstützung der Stadt, dass geeignete Räume für Künstler
geschaffen werden die bezahlbar und nicht komplett runtergekommen sind.
Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu
fassen?
Wie es sich für andere Bands aus München
anfühlt, können wir leider nicht beantworten. In unserem Fall hatte unsere
Münchner Herkunft bisher noch keine negativen Auswirkungen. Aber vielleicht
liegt dass auch daran, dass wir nicht deutsch singen und möglicherweise auch
nicht einem bestimmten Genre zuordenbar sind. In der Pre-Internet und
Social-Media-Ära war es sicherlich schwieriger überhaupt Fuß zu fassen, da damals
bestimmte Genres in Deutschland gefühlt immer eine passende „Hauptstadt“ dazu
hatten und München eher das „Uncool“ Label anhaftete. Aber heutzutage ist
dieses Städte-Ding ehrlich gesagt auch ein bisschen überholt, da es eigentlich
egal ist wo her man kommt, sondern eher darauf ankommt was man musikalisch und
inhaltlich hervorbringt.
Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen
gegenüber Münchner Künstlern gemacht?
Natürlich. In München sind alles
Schnösel und dort gibt es keine richtigen Subkulturen. Eben die typischen
Vorurteile die in Schubladen denkende Menschen nun mal haben. Jede Stadt hat
mit unterschiedlichen Vorurteilen zu kämpfen, die Vorurteile die gegen München
vorgebracht werden sind vielleicht am wenigsten mit dem Musiker- oder Kreativen
Dasein zu vereinbaren. Deshalb freuen wir uns um so mehr, die Leute vom
Gegenteil zu überzeugen und zu zeigen, dass es nicht die Stadt ist, welche die
Künstler prägt, sondern dass es die Künstler sind die eine Stadt prägen.
Was zeigt, dass auch München eine
tolle, alternative Musikszene zu bieten hat?
Es gibt auch hier gute Clubs, es gibt tolle Bands und
Musiker. Es gibt immer mehr Festivals (auch im Münchner Umland), die ein super
Line-Up auf die Beine stellen und nicht nur auf die große Masse abzielen.
Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja,
warum – wenn nein, würdet ihr es tun?
Haben wir noch nie gemacht und werden
wir auch nie. Warum auch? München ist unser zu Hause. Wir haben hier unsere
Familie, Freunde und fühlen uns sehr wohl.
Auf Anhieb. Die Münchener Band Claire produziert geradlinigen, frischen und durchaus mainstream-tauglichen Elektro-Pop mit Dubstep, Hip-Hop und Indie-Elementen. Ein Genre-Mix, der funktioniert.
Manchmal klappt es auf Anhieb. Wie bei der noch so frischen Münchner Band Claire (Foto: privat). Vor einem knappen Jahr taten sich die drei Instrumentalisten mit der Singer-Songwriterin Josie-Claire Bürkle zusammen – für ein kleines Filmprojekt unter Freunden wollten sie einen Track produzieren. Daraus entsprang die Band, die nun den geraden Weg in Richtung Erfolg nimmt: Derzeit produzieren sie ihr erstes Album in einem Berliner Studio.
Am vergangenen Freitag ist nun aber erst einmal eine EP erschienen. Fünf Songs finden sich auf „The Empire“: Geradliniger Elektropop ist das, der durchaus im Mainstream-Radio vorstellbar ist. Aber mit Dubstep, Hip-Hop und Indie-Elementen auf die Wurzeln im szenigen Underground verweist. Denn alle vier Musiker haben bereits Banderfahrung: von Hardcore über Punk zu Elektro. Dieser Genre-Mix zeigt sich in der Musik von Claire. Und dass das funktioniert, merkten sie schnell: Kurz nach dem sie ihre allerersten Songs im Internet veröffentlicht hatten, waren die mehr als 30 000 Mal abgespielt worden. Durch soziale Netzwerke wurde die Musik weiterverteilt, irgendwann entwickelte das eine Eigendynamik und neben diversen Radiostationen wurde auch die Booking Agentur „Visionary Collective“ auf sie aufmerksam. Daraufhin bekamen sie einen Label-Vertrag; ihre erste Single „Pioneers“ ist im September erschienen.
Nun planen sie die kalten Monate im Studio zu verbringen, um dann im kommenden Jahr loszulegen, sich vollkommen auf die Musik zu konzentrieren, Konzerte zu spielen: „Im Moment bekommen wir so viel positives Feedback, dass es letzten Endes schön wäre, den Lebensunterhalt mit der Musik zu verdienen“, erklären sie. Es sei ihnen aber durchaus bewusst, dass die Stimmung und die Resonanz schnell wieder kippen kann. Rita Argauer
Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.