Von Freitag bis Freitag – Unterwegs mit Charlotte

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Nach dem Amoklauf von München ist es für Charlotte gar nicht so leicht, wieder ins normale Party-Leben zurückzukehren. Trotz aller Beklommenheit hat sie eine gute Mischung zwischen Party und Kultur gefunden, die sie auf das Back to the Woods Festival führt, zu einer Fotoausstellung des bekannten Reportagefotografen Werner Bischof und auf einen Poetry Slam in der Glockenbachwerkstatt

Auch mich haben die tragischen Vorfälle des Amoklaufes am Freitag, den 22.07.2016 sehr geschockt und nachhaltig erschüttert. Dennoch halte ich es für falsch, sich von nun an in seinen Wohnungen einzuschließen. Daher habe ich mir für die nächste Woche viele schöne Dinge vorgenommen.

Seit langem werde ich mal wieder – ganz klassisch für eine Studentin – am Freitag auf eine WG-Party gehen. Ich freue mich also auf eine feuchtfröhliche Sause. Doch damit wird mein Abend noch nicht zu Ende gehen. Denn aus dem Party-Trubel stürze ich mich in das Club-Gedränge. Von Freitag- auf Samstagnacht präsentiert das Label From Another Mind Surgeon im MMA. Bei Elektroklängen kann man dann die Nacht durchtanzen.

Am Samstag wird allerdings nicht lange geschlafen. Denn ab 12.00 Uhr beginnt das Back to the Woods Festival bei Garching. Eigentlich sollte das ganze letzten Samstag stattfinden. Doch aufgrund der unglücklichen Ereignisse am vergangenen Freitag wurde das Festival auf den 30.07 verlegt. Dort erwarten mich neben zahlreichen großartigen Elektroacts auch viele tolle Stände mit leckerem Essen. Am Waldrand wird dann bis 1.00 Uhr nachts getanzt und wer dann noch Kraft hat, feiert auf der für alle FestivalteilnehmerInnen kostenlosen Aftershowparty im Harry Klein weiter. Organisiert wird das Spektakel von dem Kollektiv kellerkind, das mittlerweile für seine rauschenden Festivals weit über München bekannt ist. Online gibt es noch Restkarten und wer trotzdem keine mehr ergattern kann und dennoch Lust auf ein Festival hat, kann sich zum Barfuss am See in Feldmoching aufmachen. Auch hier gibt es tolle Musik und viele kreative Essensstände und das sogar für freien Eintritt sowie die Möglichkeit sich zwischendurch im See zu erfrischen.

Nach so viel Gefeiere muss ich erst einmal meinen Akku wieder aufladen. Daher quetsche ich mich am Sonntag zusammen mit vier FreundInnen in meinen Opel Corsa und fahre an einen der zahlreichen, wunderschönen Seen in der Nähe von München. Und stelle hoffentlich bei Sonnenschein – hoffentlich scheint die Sonne – wieder einmal fest, dass ich viel zu selten in das Münchner Umland fahre.

Nach so einem Party-Wochenende komme ich nur langsam in eine arbeitsreiche Woche wieder hinein. Doch eine Sache, die meine Laune immer hebt, ist der Besuch einer Ausstellung -besonders, wenn diese kostenlos ist und noch mehr, wenn sie Fotografie zeigt. Nach der Arbeit mache ich mich also auf den Weg in die Versicherungskammer in der Maximiliansstraße. Dort gibt es immer abwechselnd kostenfreie Ausstellungen hochkarätiger Künstler. Diesmal werden Bilder des renommierten Fotografen Werner Bischof gezeigt, der nicht nur einer der bekanntesten Reportagefotografen des 20. Jahrhunderts, sondern auch Mitglied der Fotoagentur Magnum war. Ein Muss für einen Fotografie-Fan wie mich. Abends mische ich mich unter das Publikum des Poetry Slams in der Glockenbachwerkstatt, wo unter dem Veranstaltungstitel Bless the Mic stets am ersten Montag des Monats begabte junge SlamerInnen auftreten und sich batteln was das Zeug hält.

Am Dienstagabend holt mich mein schlechtes Gewissen ein und ich packe mir einen Freund und jogge zu einem in der Nähe der Isar gelegenen Trimm-Dich-Pfad unmittelbar bei der Brudermühlbrücke. Dort kann man zwischen Bäumen versteckt an feststehenden Geräten trainieren und sich extrem hart vorkommen, um sich dann bald weitaus weniger hart zu fühlen, wenn man die anderen Muskelpakete betrachtet. Anschließend kann man sich am Kiosk um die Ecke ein Bier oder ein Radler kaufen, sich an die Isar setzen und die verlorenen Kalorien wieder antrinken.

Am Mittwoch arbeite ich nur vormittags, um den Nachmittag damit zu verbringen ein wenig durch das Glockenbachviertel zu flanieren. Denn planloses Spazierengehen im eigenen Viertel werden eindeutig unterschätzt. Man weiß nie welche tollen neuen Ecken man dabei entdeckt. Abends verabrede ich mich dann mit FreundInnen am Bahnwärter Thiel vor der HFF.  Dort findet wie jeden Mittwoch das Schienenbuskonzert statt. Diesmal spielen Mola – eine freche junge Band, die Elektropop macht.

Weiter geht es am Donnerstagnachmittag mit einem Ausstellungsbesuch beim Kreis-Jugend-Ring, die den Titel Perspektiven junger Geflüchteter in München trägt. In dieser Ausstellung verleihen 9 – 18 jährige Geflüchtete ihren Erlebnissen und Perspektiven durch Bilder, Videos und Texte Ausdruck. Anschließend begebe ich mich zum Sommertheater in der Glyptothek  am Königsplatz. Dort werden während des gesamten Sommers König Ödipus von Sophokles und Der Sturm von Shakespeare regelmäßig unter freiem Himmel vorgeführt. Eine tolle Idee – wie ich finde- besonders, da die regulären Theater in München über die Sommermonate hinweg ihre Türen schließen.

Die wohlmöglich größte Belastung für meinen Geldbeutel folgt am Freitag. Im Wanda-Circus findet ab 12.00 der VINOKILO (Vintagekilo Sale) statt. Das Prinzip lautet dabei folgendermaßen: Bezahlt wird nicht nach einzelnen Artikeln, sondern nach Kilos. Ein Kilo kostet dabei 15 Euro. Dies ist natürlich ein verführerisches Angebot, da man günstig Markenartikel erstehen kann und gleichzeitig keine Ressourcen durch einen unnötigen Neukauf verschwendet. Die weitere Abendplanung hängt allerdings von meiner anschließenden Finanzlage ab.

Neuland

Die Ausstellung des neugegründeten Künstlerkollektivs   „

Die Baustelle” findet am 11. Juli in 

„Das Provisorium“ statt. Die Besonderheit: es wird ein Kunstwerk geben, an dem alle Besuche mitarbeiten können

„Die Baustelle“ – so nennt sich das neu gegründete Künstlerkollektiv der Münchner Studenten Cara Hilliges, 21, Thomas Pützschler, 22, Charlotte Bastam, 21, Nicholas O’Connell, 20, Filippo Steven Ferrara, 22, und Maxime Weber, 21. Die künstlerische Bandbreite der Gruppe erstreckt sich über viele verschiedene Bereiche, jeder der Studenten bringt sich mit anderen Interessen und Fähigkeiten ein: „Die Baustelle symbolisiert die Heterogenität der Werke, also die Kunst, die sich ständig im Aufbau befindet, nie jedoch eine vollendete Form bildet“, erklärt Nicholas O’Connell das Konzept.

Das neu gegründete Künstlerkollektiv veranstaltet von Dienstag, 7. Juli, bis Samstag, 11. Juli, seine erste gemeinsame Ausstellung in der Kunstbar „Das Provisorium“ an der Lindwurmstraße 37. Neben Fotografien, Bildern und Kurzfilmen wird es auch Lesungen von Gedichten und Kurzgeschichten geben. Die Gruppe plant, zusammen mit ihren Besuchern ein „Totem“ zu errichten, eine Skulptur, an der jeder mitarbeiten kann, egal mit welchen Materialien oder Gegenständen.  

Philipp Kreiter