Band der Woche: Eva Klein

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Die bayerische Heimat als Sehnsuchtsort. Bei der Songwriterin Eva klein ist das keine kitschige “Musikantenstadl-Musik”, sondern eine zugängliche Mischung aus Jazz, Country und Chanson. Dabei erinnert sie auch immer wieder an die Tragik einer Edith Piaf und die jazzige Leichtigkeit von Norah Jones.

Das mit der Volksmusik ist so eine Sache. Im englischsprachigen Raum hat die zum Beispiel einen enorm guten Ruf: Folk konnte sich als sich immer wieder erneuerndes Genre etablieren, das dadurch jung blieb und die abgehalfterte Kitsch-Reproduktion der Volkstümlichkeit nur einen kleinen Teil des Stils ausmachte. Auch in Frankreich hat das Chanson einen besseren Ruf – auch bei der Jugend, die sich im Normalfall ja ganz gerne von der älteren Generation abgrenzt. In Deutschland war das, was man Volksmusik nannte, lange gleichbedeutend mit einer gewissen Fernsehsendung, die künstlich inszeniert und seltsam jovial von einem längst vergangenen süddeutsch-geprägten Idyll erzählt. Gerne wird belächelt, dass sich der „Musikantenstadl“ gerade umbenannt hat. Doch es ist auch symptomatisch für das, was mit der Volksmusik passiert: Wenn versucht wird, mit dem neuen Titel „Stadlshow“ einer Glamour-Pop-Kultur hinterher zu kommen, die eigentlich auch schon wieder überholt ist, während Bands wie Kofelgschroa dem Stadl in Sachen authentischer Volkstümlichkeit den Rang abgelaufen haben.

Die Songwriterin Eva Klein (Foto: David Friedmann) kommt auch vom bayerischen Land. Und sie hätte mit ihrer Stimme, ihren melodischen Einfällen und ihrem Gitarrenspiel wunderbar an Claudia Koreck und ihren Mundart-Songwriter-Pop anknüpfen können. Der war zwar nicht ganz so weit vorne wie besagte Oberammergauer Blaskapelle, aber für das Musikantenstadl doch zu rau. Doch Eva Klein interessierte sich mehr für die Folk-Musik anderer Kulturen. Und die hat sich schon viel besser in der hiesigen Popkultur durchgesetzt.

So verbindet die Songwriterin Jazz, Country und Chanson zu einer eben durchaus sehr zugänglichen Mischung. Denn die Zugänglichkeit – wenn Hörer der Musik einfach folgen und schnell darauf einsteigen können – ist vielleicht eines wenigen Kriterien der Folk-Musik, das immer noch uneingeschränkt gilt, weil es die Musik von der Kunstmusik abhebt. Bei Eva Klein kommt hinzu, dass sie sich, obwohl sie nach der Jugend auf dem oberbayerischen Land in Regensburg studiert hat und mittlerweile in München lebt, immer das Ideal des ländlichen Idylls bewahrt hat und dieses als Sehnsuchtsort behält. Die Musik dient ihr so auch dazu, dieses Idyll für sich selbst festzuhalten und zu beschreiben und damit an eine breite Öffentlichkeit zu gehen. Mit ihrem Debüt-Album „Nothing to add“, das 2014 erschien, bündelte sie diese sehr zeitgenössische Vorstellung von Folk. Das trägt eben die Tragik einer Edith Piaf genauso in sich wie die jazzige Leichtigkeit von Norah Jones. Und mit ein bisschen Balkan-Rhythmik und Wechselschlägen wie in ihrem Song „I was Wrong“ kann sich das tatsächlich eine ganz volksnahe Wirkungsweise bewahren.

Von der Songwriter-Musik der zahlreichen Open-Stages ist sie damit weit entfernt. Ihre Musik, die sie live im Trio mit dem Kontrabassisten Flo Streitwieser und dem Gitarristen Tim Turosov präsentiert, ist gesetzt, etwas brav, ja erwachsen. Diese Musik klingt eher in einer gediegenen Bar als in einem Indie-Club. Doch auch das passt zu dieser Neuauffassung von Volksmusik. Denn das ist eine ähnliche Funktion, die früher Blaskapellen in Wirtshäusern übernahmen. Dabei spricht sie eine Generation an, für deren musikalische Sozialisation der Neo-Bayern-Beat, den LaBrassBanda auf den Plan brachte, zu jung ist. Doch für diese Hörerschaft hat sie mit dem Aufgreifen und Abbilden einer gegenwärtigen Popkultur eine Musik geschaffen, die man getrost als Volksmusik ohne Folklore bezeichnen kann; und die 60 Jahre Popkultur und Globalisierung genauso vereint wie die leichte und unaufdringliche Zugänglichkeit, die Volksmusik braucht.  

Stil:Songwriter / Folk und Country

Besetzung: Eva Klein

Aus: München

Seit: 2014

Internet:www.evakleinmusic.com

Rita Argauer

Foto: David Friedmann

Lucie Mackert (Chanson / Songwriter / Folk)

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Jahr: 2014, Woche: 19

Hört mir zu! Die Songwriterin Lucie Mackert weiß sich vor Publikum zu präsentieren. Nach ihrem Schauspielstudium stürmt sie gerade Münchnens Bühnen. Rhythmusbetont, mit Schellenband am Fuß befestigt, erzählt sie Geschichten in ihren deutschsprachigen Chansons.

Die St-Laute am Ende von Worten zischen nur so von der Bühne. Aber auch weniger harte Buchstabenkombinationen wie etwa „ch“ schießt Lucie Mackert (Foto: Steffen Sixt) Richtung Publikum, angriffslustig und mit einer klaren Aussage: Hört mir zu! Auch ohne dass man um ihr Schauspielstudium und ihre Erfahrung im Ensemble des Theaters Tübingen weiß, ist das Theater in der Musik der Songwriterin präsent. Ihre deutschen Texte erzählen Geschichten, die einer Dramaturgie folgen, ihre Haltung hat Bühnenpräsenz, die weit von der so oft gesehen, schüchternen und vermeintlich authentischen Songwriter-Haltung entfernt sind.

Mit dieser Musik stürmt die gebürtige Pfälzerin gerade Münchens Bühnen und konnte die Publikumsentscheidungen beim „Milla-Song-Slam“ und der „Munich Song Connection“ im Einstein für sich gewinnen. In Frankfurt am Main hatte sie Schauspiel studiert, während des Studiums sei die Musik aber erst einmal aus ihrem Leben verschwunden, erzählt sie. Zuvor habe sie ihre Schulzeit über in Bands gespielt, zuerst am Schlagzeug, doch die Lust, an der Bühnenrampe zu stehen und zu singen, trieb sie an die Gitarre und ans Mikrofon.

Von ihren Schlagzeug-Kenntnissen aber profitiert ihre Musik auch heute wieder: Sie schlägt die Gitarre mehr rhythmusbetont als melodiös, an einem Fuß befestigt sie ein Schellenband, mit dem anderen tritt sie eine Bass-Drum. 2013 hat sie in München begonnen, diese Songs zu schreiben. Der Wunsch, die eigene Musik wieder in ihrem Leben zu etablieren, ließ sie ihr Engagement in Tübingen beenden, um als freie Schauspielerin, Synchronsprecherin und eben Musikerin in München zu arbeiten: „Mein Herz schlägt genauso für die Schauspielerei wie für die Musik,“ sagt sie, „für mich ergänzen sie sich perfekt.“

Zwischen Folk und Chanson sind ihre Lieder auch immer kleine Geschichten, die sie ähnlich distanziert, aber nahbar vorträgt wie etwa Anna Depenbusch. Und unter all dem erzählten Drama liegt auch bei Lucie ein gewisser Witz, der aber die Grenze zum Kabarett gekonnt und bewusst meidet. Am letzten Wochenende der Ausstellung „Aufgeschlossen“ der Junge-Leute-Seite der SZ tritt sie am Samstag, 24. Mai, im Farbenladen des Feierwerks (Hansastraße 31) auf. Rita Argauer

Stil: Chanson, Songwriter, Folk.
Besetzung: Lucie Mackert (Gitarre, Gesang, Percussion).
Aus: München.
Seit: 2013.
Internet: www.luciemackert.de.

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.