Früher war Philipp ständig unterwegs, von einer Party zur anderen, von einem Mädchen zum nächsten. Jetzt lässt er die Parties sausen und die Mädchen auch. Jetzt ist alles anders und irgendwie doch wie früher: schuld daran ist Lena, die Philipp vor seinem Bier mit gebrochenen Herzen zurück lässt.
Es ist genau wie früher. Nur umgekehrt. Früher war Philipp ständig unterwegs, von einer Party zur anderen, von einem Mädchen zum nächsten. Zurück ließ er eine Spur aus leeren Bierflaschen und gebrochenen Herzen. Heute sitzt Philipp an der Theke und leidet. Vor ihm steht die leere Bierflasche – und das gebrochene Herz hat diesmal er. Vom Casanova zur Hinterlassenschaft. Was für eine Karriere.
Schuld daran ist Lena. Lena studiert seit einigen Monaten in Barcelona. Und Philipp, der eigentlich immer dachte, so wichtig sei ihm diese ganze Beziehungskiste gar nicht, sitzt mir gegenüber an der Theke und hat den Blues. Und das, obwohl Lena schon in einer Woche wieder zurück nach Deutschland kommen soll. Aber genau da liegt ja auch das Problem. Sieben Tage vor der Heimkehr stellt Lena gerade fest, dass es eigentlich nirgendwo so schön ist wie in Spanien. Nirgends gäbe es besseres Essen, ein besseres Nachtleben und schon gar nicht gäbe es irgendwo liebenswertere Menschen. Das wäre freilich halb so wild, würde sie es Philipp nicht auch noch dreimal täglich mit vorwurfsvollem Unterton unter die Nase reiben. Wenig diplomatisch, finde ich. Philipp zuckt mit den Schultern. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er als Daheimgebliebener soll Lena jetzt ihrem geliebten Barcelona entreißen. Soll sie doch dort bleiben. Aber das soll sie ja eben nicht. Soll sie sich doch einen anderen suchen. Aber auch das soll sie gefälligst nicht. Philipp braucht noch ein Bier.
Eigentlich war er immer der Gewinner in Beziehungen. Weil sie ihm egal waren. Mit dieser Einstellung hat man keine Angst vor Harakiri-Manövern: Entweder man bekommt, was man will, oder man verliert etwas, das man nicht braucht. Der Einsatz ist niedrig. Aber nicht bei Lena. Auf sie hat er acht Monate gewartet. Hat Partys sausen lassen – und vor allem viele Mädchen. Er hat sie bei ihren seltenen Heimaturlauben empfangen, sie so oft wie möglich in Barcelona besucht – und was macht sie? Will nicht mehr zurück. Hat sich abgekapselt, sich emanzipiert. Sie fährt von einem Land zum anderen und hinterlässt eine Spur aus leeren Sangriaflaschen und Philipps gequältem Herzen. Auslandssemester gehören verboten, findet Philipp. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.