Zeichen der Freundschaft: Ferne Freunde

Unsere Autorin erinnert sich diese Woche an die Zeit mit ihrer ehemals beste Freundin. Die Betonung liegt ein wenig auf dem Wort ehemals. Denn manchmal werden auch die früheren besten Freunde im Laufe der Jahre nur noch zu Bekannten.

„Wir waren mal beste Freundinnen“ – mit diesem Satz eine
Geschichte über Freundschaft zu beginnen, ist wohl nicht das beste Zeichen. Und
dennoch ist es ein Zeichen der Freundschaft. Der Freundschaft zwischen Lara und
mir. Meiner ehemals besten Freundin und immer noch Freundin.

Wir kennen uns schon seit der 6.Klasse, da waren wir aber
noch in verschiedenen Cliquen und kamen nicht wirklich viel in Kontakt. So
richtige Freundinnen wurden wir dann in der 10. Klasse und da wurde es gleich
eine sehr enge Freundschaft. Wir hatten fast nur noch gemeinsame Freunde,
telefonierten jeden Abend etwa zwei Stunden – obwohl wir uns manchmal den
ganzen Tag schon in der Schule gesehen hatten – und scherzten
irgendwann nur noch über Insider-Witze. Ständig steckten wir zusammen, halfen
uns gegenseitig mit der Schule, Lara war gut in Chemie, ich in Mathe. Wir
machten gemeinsam Abitur und schworen uns auf dem Abschlussball die ewige
Freundschaft. Natürlich war auch damals nicht immer alles „Friede, Freude,
Eierkuchen“ aber wir waren einfach auf einer Wellenlänge. Nach dem Abitur
reisten wir noch gemeinsam nach Bali und hatten eine super Zeit mit Partys am
Strand, Entdeckungstouren durch Tempel und Affen auf der Schulter.

Doch irgendwann, ich weiß gar nicht mehr genau wann, entwickelten
sich nicht nur unsere Vorstellungen vom Leben, sondern auch unsere Charaktere auseinander. Ich zog erst für einige Monate nach Spanien und dann
nach München, Lara blieb bei ihren Eltern in einem Vorort wohnen, wechselte den
Studiengang und hatte immer noch ihren Freund in unserem Heimatdorf. Ich lernte
viele neue Leute kennen, Lara blieb eher bei unseren Kumpels von zuhause.

Es ist wohl einfach ganz normal, dass sich Kinder- und
Jugendfreundschaften auseinander entwickeln. In der Schule hat jeder die
gleichen – oder zumindest ähnlichen – Probleme, Träume und Lebensweisen.

Und das ist keine Geschichte über eine ehemalige
Freundschaft: Lara und ich sind immer noch Freundinnen und werden es wohl auch
immer bleiben. Uns verbindet so viel, so viele Erinnerungen und Geheimnisse.
Immer wenn ich ein Lied höre, zu dem wir damals getanzt und mitgesungen haben, dann
schicke ich es sofort an Lara: „Hey weißt du noch als wir in London waren und
dieser komische Typ uns geholfen hat in den Club reinzukommen? Da war das doch
das erste Lied, das drinnen lief.“ Und sie antwortet: „Haha ja klar erinnere
ich mich. Das war so ein guter Abend.“ Dann bringen wir uns auf den neusten
Stand und schwören uns, dass wir bald mal wieder was unternehmen. Meistens gerät
das dann wieder in Vergessenheit, aber das ist schon okay so. Wir haben eben irgendwie beide unser eigenes Leben ohne allzu viele Schnittstellen. Aber zu
jedem Geburtstag laden wir uns ein und auch mit unseren alten Freunden
unternehmen wir bei Gelegenheit was. Und wer weiß, vielleicht sage ich ja irgendwann
wieder „meine beste Freundin Lara“.

Text: Antonia Franz

Foto: Yunus Hutterer

Zeichen der Freundschaft: Nicht die Upper East Side

Ob New York oder nicht: Die vier Charaktere aus Sex and the City sind Vorbild für so manche Freundinnen-Clique.

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Für uns sind Orgasmen bislang graue Theorie, doch
das hindert uns nicht im Geringsten daran, uns in der Welt der vier New
Yorkerinnen mit ihren Sexeskapaden und Männergeschichten wiederzufinden. Bin
ich Carrie oder doch eher Samantha? Du bist auf jeden Fall Miranda!

Es ist Samstag Abend. Lena, Mardjan, Ann-Kris und
ich sitzen in Jogginghosen im Keller vor dem Beamer und schieben die Hand immer
wieder in die Chipstüte, im Anschluss führen wir sie fast mechanisch zum Mund.
591 Minuten Serienvergnügen liegen vor uns.

Wir sind vier Freundinnen. Die Besten.
Stundenlang könnten wir über Gott und die Welt reden, meistens analysieren wir
aber gerade das Verhalten des männlichen Geschlechts. Realistisch betrachtet
hört es dann aber auch schon auch wieder auf mit den Parallelen zu Sex and the
City. Ok, Ann-Kris hat mindestens so rote Haare wie Miranda. Dennoch: Unser
Leben ist im Vergleich unglamourös. Das lässt sich einfach nicht leugnen.
Schließlich ist es Samstagabend und wir sitzen hier im Keller und nicht in
einer hippen Bar. Wir tragen keine Manolo Blahniks sondern dicke Socken mit
Loch. Und unser Brunch ist ein Frühstück. Minus Champagner. Das alles mag kaum
verwunderlich sein, wenn man bedenkt, dass wir in die 7.Klasse eines Gymnasiums
in Nordrhein-Westfalen gehen. Trotzdem träumen wir uns oft nach Manhattan.

Wir sitzen auf der Tischtennisplatte und
überblicken den Pausenhof. Simon kommt. Lena drückt meine Hand, cool bleiben.
Er grinst linkisch und geht weiter in Richtung Raucherecke.  Sie
schaut uns an, wir nicken und laufen betont lässig hinterher. In
sicherer Entfernung bleiben wir stehen, Mardjan holt unsere Schachtel Marlboro
umständlich aus ihrem Rucksack. Ich denke, Mama kommt, atme den Rauch ein und
unterdrücke ein Husten. Das ist nicht die Upper East Side, aber hätte Carrie
wirklich cooler reagiert, wenn Mr.Big zwei Meter entfernt von ihr gestanden
hätte? Unwahrscheinlich. 

Ein gefühltes Leben liegt zwischen damals und
heute. Während meiner Bachelorarbeit saß ich oft in der Bibliothek und habe mir
wieder Sex and the City angeschaut. Aus wissenschaftlichen Gründen diesmal,
versteht sich. Ein Vergleich zwischen Sex and the City und Girls im Bezug auf
ihre feministische Lesbarkeit. Mit 13 wussten wir nicht mal, was das überhaupt
ist. Und selbst, wenn wir es gewusst hätten, es hätte uns wohl kaum
interessiert. Es gab schließlich wichtigere Themen zu besprechen.

Von: Jacqueline Lang

Foto: Yunus Hutterer