Humor im Teufelskreis

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Drohungen machen ihm keine Angst: Maxime Weber schreibt in seiner Heimat Luxemburg einen der wichtigsten antifaschistischen Blogs des Landes. Nun will er in seinem Blog auch rechte Aktivitäten an seinem Studienort München aufgreifen.

Irgendwann wurden die Drohungen dann gewaltsam und persönlich. „Ich kenne deine Adresse“, hieß es – Maxime solle sich in Acht nehmen. In dem Milieu, mit dem sich Maxime Weber (Foto: Floh K.) auf seinem nach ihm benannten Blog auseinandersetzt, sind solche Drohungen keine Seltenheit – denn Maxime ist einer der einflussreichsten antifaschistischen Blogger Luxemburgs.

Der 21-Jährige studiert Philosophie an der LMU München, spielt in einer Band, dreht Filme und schreibt Bücher, aber sein wichtigstes Projekt ist der Kampf gegen Rechtsextreme in seiner Heimat Luxemburg. Seit seiner Kindheit schreibt er viel, zunächst Kurzgeschichten oder Berichte über neue Alben seiner Lieblingsbands. Mit der Zeit werden seine Texte jedoch zunehmend politisch. Die rechte Szene in Luxemburg sei in den vergangenen Jahren immer aktiver und aggressiver geworden, erklärt Maxime. „Deren hanebüchenen Argumenten“ wollte der Philosophiestudent etwas entgegensetzen.

Diese Szene profitiert von einer einzigartigen gesellschaftlichen Konstellation: Bei einer Einwohnerzahl von gerade einmal 550 000 Menschen hat Luxemburg einen Ausländeranteil von 45 Prozent. Das entspricht knapp 249 000 Einwohnern. Hinzu kommt: Seit Jahren gibt es eine Debatte über die Landessprachen – neben Luxemburgisch fungieren auch Deutsch und Französisch als offizielle Amtssprachen. Über eine gefühlte „Ausrottung“ des Luxemburgischen wird im rechten Spektrum der Bevölkerung hitzig diskutiert.
 Bekannt wurde Maxime vor allem durch seinen Beitrag „Liebe luxemburgische Patrioten“, der im Zusammenhang der Sprachen-Debatte entstanden ist. Der Blogeintrag hat bis heute mehr als 23 000 Aufrufe – eine beachtliche Zahl.
 Wenn Maxime über Nationalismus bloggt, ist seine Vorgehensweise oft ähnlich: Die rechte Szene Luxemburgs, erklärt er, sei eine lose, schlecht vernetzte Verbindung. Doch gerade über das Internet werden immer wieder nationalistische Ressentiments geschürt. Maxime versucht, solche digitale Sammelbecken zu finden und zu dokumentieren. Er analysiert rechte Artikel oder Kommentare und dekonstruiert sie, indem er ihnen mit Fakten entgegentritt. Seine beißend-ironische Sprache bringt ihm immer wieder Anfeindungen ein.

Maxime klärt auf über Rechtsextremismus. Damit ist er nicht der einzige. Die Stimmung in Luxemburg hat sich verändert in den vergangenen Jahren: So gibt es zum Beispiel die Kampagne “Making Luxemburg” – sie zielt darauf ab, die Vielfalt der luxemburgischen Gesellschaft durch verschiedene kulturelle Angebote zu zeigen. Außerdem soll sich jeder beteiligen und ein Zeichen gegen Rassismus setzen können. Zum Beispiel durch personalisierte T-Shirts. 

Maxime kooperiert bereits mit einigen Zeitungen und Fernsehsendern des Landes: Er versorgt Journalisten mit Screenshots und Informationen aus der rechten Szene. Im Zuge der Sprachendebatte wurde er auch in Talkshows eingeladen. Der luxemburgische Blogger Claude Biver sagt über Maxime: „Seine antifaschistische Arbeit im kleinen Luxemburg trägt seine Früchte, denn nach wie vor tun sich die Rechten sehr schwer, sich zu gruppieren, was nicht zuletzt auf Maxime zurück zu führen ist“. 

An seinem Studienort München lobt Maxime die gut organisierten Initiativen, die sich den Kampf gegen Rassismus zur Aufgabe gemacht haben. Trotzdem gäbe es in München rechte Organisationen, die deutlich öffentlicher auftreten als in Luxemburg. Deshalb will Maxime seine Blogtätigkeiten nun auf München ausweiten. Vor Kurzem kündigte er auf seinem Blog das neue Format einer Webshow an, in der er konkret auf die Situation in München eingeht. Seine Botschaft will er durch satirische Videos nach außen tragen. Dem „Teufelskreis“, den Bagida und Konsorten ausgelöst haben, könne man am besten durch Humor entkommen, glaubt er.

Ob Maxime in Zukunft auch mit Drohungen aus der Münchner Szene rechnen muss? Sicher kann er nie sein. Der Mann aus Luxemburg, der behauptete, Maximes Adresse zu kennen, wird so etwas jedenfalls so schnell nicht mehr machen. Einem Gericht in Luxemburg wurden dessen wüste Drohungen gegen verschiedene Leute im Internet zu viel. Er sitzt mittlerweile in Haft. 

 Philipp Kreiter