Von Freitag bis Freitag München –  Unterwegs mit Theresa

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Es gab Momente, da hätte es Theresa nicht mehr für möglich gehalten. Umso schöner ist jetzt das Gefühl, alle Hausarbeiten abgegeben zu haben und frei zu sein. Und ungehalten. Natürlich gibt es auch einigen Nachholbedarf. Deshalb fliegt sie auch förmlich von der Junge Leute-Ausstellung im Farbenladen, zum Krims Krams Flohmarkt im Bahnwärter Thiel. Und durch die Nächte tänzelt und tanzt Theresa abwechselnd in der Akademie der schönen Künste, im Cord und im STROM – als gäbe es kein Morgen mehr…

Seit vergangener Woche ist es offiziell: ich habe meine Hausarbeiten unter Weinen und Schreien und Haareraufen und Zähneknirschen, am Ende jedoch kapitulierend, abgegeben. Somit habe ich jetzt noch – ein ungläubiger Blick in meinen Kalender bestätigt es – beinahe einen Monat Zeit, um einfach mal das tun und lassen zu können, was ich schon immer einmal tun bzw. lassen wollte. Man glaubt es kaum, aber die Liste ist lang. Sehr lang.

Am Freitag gebe ich deswegen erst einmal ALLE meine ausgeliehenen Bücher über Wald- und Forstwirtschaft und Mentalitäten im 19. Jahrhundert ab und begebe mich unglaublich beschwingt, unglaublich leicht auf den Weg ins Einstein Kultur in die Einsteinstraße. Dort treffe ich mit einiger Wahrscheinlichkeit Jackie von der Junge Leute Seite, die auch schon letzte Woche angekündigt hat, den ungehaltenen Reden ungehaltener Frauen zu lauschen. Ich bin ja sehr für mehr ungehalten-Sein, außerdem hat es mich schon immer interessiert was Frau Briest wirklich denkt. Warum Klytämnestra Agamemnon umgebracht hat, das kann ich mir zwar denken, aber auch dem Monolog dieser Dame folge ich begeistert.

Am Samstag starte ich dann sowas von ungehalten in ein Wochenende, an dem wie an jedem Wochenende im März der Farbenladen grüßen lässt. Die Junge Leute Seite rückt den Rand Münchens in den Mittelpunkt oder den Mittelpunkt dieser großen, schönen Stadt an den Rand, oder vielleicht verbindet sie beides auch. Auf jeden Fall sind nicht nur die ausgestellten Kunstwerke der Hammer, sondern auch das Rahmenprogramm. Am Samstag lasse ich mich ab 17 Uhr von den „Randnotizen“ Münchner Autoren verzaubern, um danach in der süß-traurigen Musik von Antò Nio zu schwelgen.

Voller Worte und Klänge und Inspiration (morgen fange ich aber wirklich mit meinem Roman an…) schwebe ich nach Hause, um am Sonntag frisch ausgeruht und munter zuerst auf den „Krims Krams“ Flohmarkt im Bahnwärter Thiel zu gehen. Ich shoppe mich durch alt und neu und bunt und skurril und aufgehipstert wie ich nach diesem Trip bin, pilgere ich dann auch schon wieder zum Heimeranplatz. Ich freue mich auf den zweiten Teil dieses Kunst-Wochenendes, das sogar noch politisch wird: „Über Grenzen hinweg“ ist der Titel des heutigen Farbenladen-Programms. Junge Münchner Flüchtlingsinitiativen stellen ihre Projekte vor und unterhalten sich über unterschiedliche Ansätze von Integration. Mit dabei sind das Junge Bündnis für Geflüchtete, SocialRide, Equalhats, SAVE THE PLATE und die Refugee Law Clinic Munich. Ich hoffe ja insgeheim, dass die Gründer von Equal Heats auch ein paar Mützen dabei haben, so eine wollte ich nämlich schon lange haben.

Für Montag nehme ich mir erst einmal vor, gaaaaaaanz lange zu schlafen, einfach, weil ich es kann, weil keine Bibliothek und auch keine Hiwi-Stelle ruft. Wie immer, wenn ich mir so etwas vornehme, bin ich natürlich um halb acht putzmunter und höre dem Tag beim Wachwerden zu. Eigentlich wollte ich weiterhin ungehalten sein, und einfach total dekadent im Bett bleiben und meiner Seriensucht fröhnen, interessanterweise merke ich jedoch, dass auch das nicht wirklich funktioniert. Aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund räume ich lieber mein Zimmer auf, miste meinen Schrank aus, putze die Küche, wasche Wäsche und fahre dann noch eine Runde Rad. Am Abend schaffe ich es immerhin, mir einen Kinobesuch zu gönnen: „Colonia Dignidad“, oder vielleicht doch lieber „Hail, Caesar“? Vielleicht sogar beides? Das wäre doch mal ungehalten.

Am Dienstag lockt mich das unglaublich schöne Foto der Facebook-Veranstaltung von „Orientalic“ in die Akademie der schönen Künste. Balkan Sound meets Hummus. Klingt gut.
Ich tanze hüftwackelnd zurück nach Hause und träume von Aladin und Sindbad und nicht zuletzt von einer echten Wunderlampe. Ein paar Wünsche hätte ich schon an einen ganz persönlichen Dschinn.

Am Mittwoch packe ich meine Mama und meine kleine Schwester ein, die gerade aus Australien, Thailand und Bali zurückgekommen ist, und wir wühlen uns stundenlang durch’s Picknweight in der Schellingstraße. Am Abend geht es ins Milla. Dort lädt Bumillo zum Milla Sound Slam ein. „Alles darf, nichts muss“ ist das Motto des Abends, und das ist irgendwie kongruent zu meinem Ungehalten-Sein-Motto – finde ich.

Auf jeden Fall komme ich so richtig in Tanz-Fahrt und am Donnerstag gibt es kein Halten mehr. Es muss getanzt werden: ich beginne im Cord. Dort heißt es einmal wieder Supersonic Thursday und aufgelegt wird von Manuel Palacio und Mellowflex.

Weitergetanzt wird am Freitag im Strom. Bei MOMENTUM wird „mal Altbekanntes, mal Neues, aber immer tanzbares“ angekündigt. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, denn: es zählt nur der Moment und den sollte man ganz festHALTen.

Theresa Parstorfer

Foto: Gregor Amadeus Böhm

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Barbara

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Barbara und die Muse – das ist ein spannendes Team, vor allem, wenn der Müßiggang in München so einfach und inspirierend ist. Hausarbeiten lassen sich jedes Jahr wieder schreiben, der Bandwettbewerb Sprungbrett 2016 im Feierwerk jedoch findet dieses Jahr nur einmal statt, genauso wie das Stück HÄNDE HOCH, DAS IST EIN ÜBERVOLL des Theaterkollektivs Turbowerk MUC oder auch die Lesung von Liaison n°14 im Haus der kleinen Künste.

Mir ist schon des Öfteren aufgefallen, dass ausgerechnet in der Prüfungs- und Hausarbeitszeit immer die coolsten Veranstaltungen stattfinden. Und ehrlich gesagt, kann ich nicht verantworten, dass ich mir das alles entgehen lasse. Hausarbeiten hin oder her. Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass München immer so viel zu bieten hat. Diese Woche nehme ich mir den Luxus, ein bisschen zu prokrastinieren. Zumindest werde ich es versuchen.

Um den Kopf frei zu kriegen und das schlechte Gewissen abzuschütteln, bietet sich am Freitagabend das STROM an. Bei „up the bracket“ sind Indie-Freunde ganz Zuhause. Wanda, Alt- J und The Libertines verstehen mich. Sie wissen, dass ich auf die Tanzfläche gehöre und nicht an den Schreibtisch. Ich wage fast zu behaupten, dass ich an diesem Abend nicht die einzige Studentin sein werde, die im STROM ein bisschen vor sich hin prokrastiniert. Beginn ist um 23 Uhr; der Eintritt beträgt fünf Euro.

Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass man samstagabends nicht lernen darf. Das Gleiche gilt bestimmt auch für Seminararbeiten. Und Gesetze zu brechen, ist nicht mein Stil. Also begebe ich mich ins Univiertel zum neuen In-Café Lost Weekend. Das Motto des Abends lautet „Open Stage“. Mutige Künstler haben hier Gelegenheit, in kurzen Takes aufzutreten. Der Fokus an diesem Abend wird insbesondere auf Musik, Literatur, Poetry und Performance gelegt. Beginn ist um 20 Uhr.
Auch das Feierwerk bietet am Samstagabend musikalische Highlights. Das Sprungbrett 2016 ist ein Bandcontest für junge Musikgruppen aus München. 16 Bands stellen vor einer Fachjury ihr Können unter Beweis. Neben ausreichendem Feedback bekommen die vier Sieger-Bands auch eine Anschubfinanzierung zu einer Studioproduktion und einen Auftritt beim Theatron-Musiksommer im Olympiapark. An der Abendkasse kostet der Eintritt 4 Euro.

Sonntag ist der Tag der Ruhe. Und genau das brauche ich jetzt: Ein Schaumbad, ruhige Musik und eine Muse, die mich küsst. Ohne brillante Gedanken, kann ich auch keine Arbeit schreiben. So ist das. Während ich tagsüber Zeit habe, über den Sinn des Seins und Hausarbeiten zu sinnieren, muss ich mich abends anschnallen: Das Theaterkollektiv Turbowerk MUC verwandelt sich in Flugbegleiter, die das Publikum zu einem rasenden Flug auf der Suche nach dem Paradies einladen. Die Performance HÄNDE HOCH, DAS IST EIN ÜBERVOLL fühlt einem Phänomen unserer Zeit auf den Zahn: Übersättigung und Verwirrung statt Erfüllung und Sinnsuche. Ich bin gespannt auf den Abend.

Am Montag tue ich so, als würde ich schreiben. Am Schreibtisch zu sitzen, ist zumindest ein kleiner Anfang. Abends geht es dann ins Kino. „The Hateful Eight“  habe ich nämlich immer noch nicht gesehen. Sorry, liebe Hausarbeit. Gegen Quentin Tarantinos Westernfilme kommst du eben nicht an.

Am Dienstag kommt das schlechte Gewissen. Heute muss das Münchner Nachtleben auf mich verzichten. Die Muse und ich, wir müssen eine Seminararbeit schreiben.

Aber am Mittwoch habe ich genug davon. Ich brauche dringend etwas Abwechslung, und die finde ich in der Theaterakademie am Prinzregentenplatz. Dort wird das Theaterstück „Der Steppenwolf“ aufgeführt. Hermann Hesses Roman scheint auch in der heutigen Gesellschaft nicht an Brisanz zu verlieren. Der Zwiespalt von gesellschaftlicher Anpassung und dem Bedürfnis nach Individualität beschäftigt uns auch heute noch. Inszeniert wurde das Stück von Julia Prechsl; Beginn ist um 20 Uhr.

Am Donnerstagmorgen träume ich von meiner Seminararbeit. Buchstaben und Zitate schwirren in meinen Kopf herum. Ich möchte schreiben, aber es gelingt mir nicht. Das ist genug Anstrengung für den ganzen Tag. Ich gehe lieber zu der Werkschau „Aabbc“  in der Heitsch Galerie. Buchstaben und Formen werden an diesem Abend buchstäblich großgeschrieben. In bunten Farben und in wirren Konstellationen. So schwirren die Buchstaben bestimmt auch nachts in meinen Kopf weiter.

Am Freitag ist Wochenende. Ich widme mich den schönen Dingen des Lebens und lasse meine Arbeit links liegen. Wer an einer spannenden Lesung interessiert ist, sollte sich am Freitagabend ins Haus der kleinen Künste begeben. Dort wird eine Lesung mit Carola Gruber, Katharina Kohm und Samuel Langer abgehalten. Der Titel der Veranstaltung lautet Liaison n°14. Ich weiß zwar selbst nicht genau, was mich erwarten wird, aber ich finde, es klingt spannend. Nach der Lesung gehe ich vielleicht noch ein bisschen tanzen. Oder schreibe ich doch noch an der Seminararbeit? Wir werden sehen.

Barbara Forster

Foto: Simone Riedl