Architekturstudenten auf Reisen zeichnen für das „Logbook Munich“. Mit diesem Projekt wollen die vier Architekturstudenten Simon Rott, 20, Patrick Fromme, 21, Luis Michal, 21, sowie Hannah Schürmann, 22, die Erfahrungen ihrer Kommilitonen während des einjährigen Auslandssemesters festhalten.
Die Skizzen zeigen die Proteste auf dem Gelände des Gezi-Parks in Istanbul, die Skyline Shanghais oder feiernde Jugendliche in Valencia. Mit dem Projekt „Logbook Munich“ wollen die vier Architekturstudenten Simon Rott, 20, Patrick Fromme, 21, Luis Michal, 21, sowie Hannah Schürmann, 22, die unterschiedlichen Erfahrungen ihrer Kommilitonen während des einjährigen Auslandssemesters festhalten und dokumentieren. Hier erzählen Hannah und Luis (Foto: privat), wie es zu dem Projekt gekommen ist.
SZ: Euer Projekt ist nach
einem Begriff aus der Schifffahrt benannt. Warum?
Hannah Schürmann: Die Namensgebung war nicht ganz leicht, wir haben viele
verschiedene Sachen ausprobiert. Am Ende haben wir uns aber auf den Begriff
„Logbook Munich“ einigen können. Wir wollten eine Art Tagebuch schaffen, in dem
alles protokolliert wird. Eben vergleichbar mit dem Logbuch aus der
Schifffahrt, in dem die täglichen Ereignisse aufgezeichnet werden. „Munich“
haben wir gewählt, weil München die Homebase ist, zu der alle nach einem Jahr
wieder zurückkehren.
Wie sieht das „Logbook Munich“ konkret aus?
Luis Michal: Jeder unserer Mitstudenten hat ein Skizzenbuch erhalten, für
umsonst. Dieses Buch soll als eine Art virtuelles Logbuch dienen. Es geht
darum, Erlebtes und Gesehenes in komplett freier Form zu dokumentieren. Dies
kann beispielsweise in Form von Zeichnungen, Texten oder Collagen geschehen. Um
während des gesamten Jahres diese persönlichen Dokumentationen zu bündeln und
zu teilen, stellen wir eine Plattform bereit. Auf unserem Blog
„logbookmunich.com“ ist es auch für Außenstehende möglich, einen Einblick in
die verschiedenen Skizzenbücher zu gewinnen.
Was ist mit jenen Menschen, die sich nicht
eingehender mit Architektur beschäftigen?
Luis Michal: Das Projekt ist ganz bewusst so angelegt, dass es nicht nur auf
Architektur fixiert ist. Wir hoffen, dass wir mit unserem Blog auch Menschen
erreichen und inspirieren, die vor allem Spaß an verschiedenen Kulturen haben.
Im Idealfall entsteht ein buntes Sammelsurium von Eindrücken der verschiedenen
Kulturen, Länder und Menschen.
Hannah Schürmann: Es geht ganz einfach um die Lust zu zeichnen, das Motiv ist
dabei keineswegs vorgegeben. Und vielleicht packt ja den ein oder anderen
Besucher unserer Seite danach das Fernweh.
Warum werden die Skizzen anonym veröffentlicht?
Hannah Schürmann: Weil nach außen hin nicht die Person, sondern das Bild
entscheidend ist. Es geht darum, wertfrei Eindrücke zu sammeln und nicht das
Facebook-Phänomen aufkommen zu lassen, Dinge „liken“ zu können. Die Bilder
sollen nicht bewertet werden – und wir wollen auch nicht einigen wenigen die
Möglichkeit liefern, sich zu profilieren. Das sieht man auch schon daran, dass
die Plattform ohne all unsere Kommilitonen gar nicht funktioniert. Sie basiert
nicht auf dem Einzelnen, sondern ist nur als Gemeinschaftswerk vollständig.
Was erhofft Ihr Euch von der Arbeit?
Luis Michal: Es handelt sich um ein Projekt, von dem wir nicht wissen, wie es
sich entwickelt. Allerdings finden wir, dass es einen Versuch wert ist – und es
wäre schade, eine solch einmalige Zeit und Chance ungeachtet und ungenutzt verstreichen
zu lassen. Wir hoffen, dass unsere Mitstudenten über das Jahr hinweg
mitzeichnen werden. Die Resonanz jedenfalls ist gut. Wer weiß. Falls alles gut
geht, gibt es ja vielleicht im übernächsten Jahr die Möglichkeit, eine kleine
Ausstellung oder möglicherweise sogar eine Publikation zu starten.
Interview: Jenny Stern