Band der Woche: Agency

image

Die fünf Jungs von Agency kennen sich von klein auf und machen nun zusammen Musik. Musik, bei der die Musiker und das Publikum darin schwelgen können. Eine klassische Indie-Band ist das Quintett trotzdem nicht:
„Prinzipiell ist es doch einfach schön, wenn man als Musiker ein Publikum erreichen und bewegen kann.“

Es gibt zwei Arten von Musikern. In der Popmusik genauso wie in der Klassik oder im Jazz. Da gibt es diejenigen, die Musik machen, weil sie den Moment genießen, wenn die Musik aus ihnen heraus entsteht und den Musiker klanglich und räumlich umhüllt. Und es gibt diejenigen, die den Prozess dessen, was sie da gerade machen, in die Musik mit einfließen lassen. Rein von der Seite der Kritik her gesehen, sind Zweitere klar im Vorteil. Die Interpretation der Kunst wird in der Kunst quasi gleich mit geliefert. Wenn dieses Konzept aufgeht, entstehen tolle, um sich selbst herumkreisende, intelligente Kunstwerke. In vielen Fällen aber entsteht auch nur augenzwinkerndes, unangreifbares und langweiliges Zeug, dessen Geistesblitze nicht hell genug sind, für die bleierne Schwere, die sich durch dieses mehrfach gedrehte ironische Aufladen um die Kunst herum legt. Gerade in Deutschland gibt es seit circa zehn Jahren Musik, die bisweilen regelrecht versinkt in derartigen postironischen und unangreifbaren Windungen.

Die Münchner Band Agency ist von der anderen Sorte. Ihre Musik wird geschrieben, damit die Musiker beim Musizieren darin schwelgen können, genauso wie im Idealfall das Publikum. Erst einmal muss man dem Quintett also einen gewissen Mut zusprechen, dass sie ohne doppelten Boden agieren. Seit 2015 spielen sie in dieser Formation zusammen, kennen sich von Kindheit und begeben sich völlig ernst und nicht referenziell auf die Suche nach klanglichen Details, die ein derartiges Schweben in der Musik begünstigen: Up-tempo-Gitarren-Pickings und Gesangslinien, die mehr als dahingeworfene Wortbrocken sind zum Beispiel. Oder Melodien, die ihren Linien und Phrasierungen alle Ehre machen, weil sie tatsächlich ein harmonisches Ziel verfolgen, das letztlich eben zu einer musikalischen Erfüllung führen kann. Auf ihrer ersten EP „Streetlights“ gehen Agency genau diesen Weg: Inspiriert von den Indie-Bands der frühen Nullerjahre finden sich darauf fünf Songs. Jeder für sich sucht und findet eine musikalische schlüssige Linie. Die Band um Sänger Alex Hackinger macht sich dabei die Mühe, auf musikalische Einfälle zu setzen und nicht auf Zitate oder Versatzstücke und all diese anderen postmodernen Stilmittel, die nun nach 30 Jahren Postmoderne auch ein bisschen zum Handwerkszeug verkommen sind.

Man macht sich jedoch auch angreifbar mit einer solchen Herangehensweise. Denn natürlich hat man das alles so schon mal gehört. Agency erfinden keinen neuen Musikstil. Und sie sparen es sich, ein Sicherheitsnetz aus Ironie und Referenzbewusstsein um ihr Kunstwerk spinnen. Die Kunst, in der man schwelgen soll, liegt entblößt da und muss sich Fragen nach ihrem Inhalt und ihrer Qualität gefallen lassen. Doch Agency gehen damit ganz gelassen um: „Prinzipiell ist es doch einfach schön, wenn man als Musiker ein Publikum erreichen und bewegen kann. Deshalb sehen wir das nicht so eng mit Klassifizierungen“, erklären sie, auch dazu, wie man sich als klassische Indie-Band heute positioniert. „Viele unserer Songs beschäftigen sich mit dem Aufwachsen und Älterwerden, Freundschaft spielt eine große Rolle, aber auch andere Alltäglichkeiten, die uns im Leben beschäftigen“, sagen sie, und einige Songs hätten auch durchaus eine politische Botschaft. 

Stil: Indie
Besetzung: Alexander Hackinger (Gesang), Julian Hackinger (Gitarre), Maximilian Vogel (Gitarre), Philipp Kostanski (Bass), Franz Niedermaier (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2015
Internet: www.agencymusic.de

Text: Rita Argauer

Foto: privat