Mein München: Akademie der Bildenden Künste

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Die Fotodesign-Studentin Annika Hölscheidt, 24, liebt Tanz und Bewegung. In der Akademie der Bildenden Künste entstand das Bild von Jessica. 

Tanz und Sommersprossen, das ist es, was Annika Hölscheidt, 24, für ihre Fotografien besonders inspiriert. Die Fotodesign-Studentin an der Hochschule München hat nach ihrem ersten Tanzshooting festgestellt, dass es genau das ist, was sie machen wolle. „Mit Tänzern arbeiten, gerade diese Millisekunden festhalten, die man sonst nicht erkennen kann, wenn man nur die Bewegung sieht, das fasziniert mich“, sagt Annika.

Menschen, insbesondere Tänzer, fotografiert Annika am liebsten. Sie habe früher selbst viel getanzt, erzählt sie: „Ich habe, seit ich denken kann, Ballerinas immer bewundert. Diese Bewegungen, diese Leichtigkeit und Anmut“, schwärmt sie. Das Foto in der Akademie der Bildenden Künste gehört zu ihren Lieblingsbildern, erzählt Annika. Das Mädchen auf dem Foto, Jessica Semma, habe sich gemeldet, als sie damals auf der Suche nach Tänzerinnen gewesen sei. Die alten Gemäuer der Akademie schienen der ideale Ort für das Shooting zu sein: „Die Verbindung von Tanz und Architektur hat es mir einfach angetan, und da findet man gerade in München so tolle Plätze“, sagt sie.

Bereits während der Schulzeit machte sie erste eigene Fotos und ein Praktikum bei einem Fotografen. Später fing sie an, Betriebswirtschaftslehre zu studieren, erst seit Mitte 2015 hat sie nun umgeschwenkt auf Fotodesign: „Das fühlt sich gut und richtig an“, sagt Annika. „Irgendwie angekommen.“

Von: Stephanie Albinger

Foto: 

Annika Hölscheidt

Links: http://annywherephotography.de/#home, https://www.facebook.com/annywherephotography/

Mein  München – Akademie der Bildenden Künste

Kirschkern-Weitspucken im Kunst-Atelier als Inspiration für Ölmalerei. Alina Grasmann studiert Kunst und hält die Augenblicke, die sie dann auf der Leinwand verewigt, zuerst mit ihrer Kamera fest. 

Alina Grasmanns Definition von guter Kunst: Sie muss auf irgendeine Art bewegen. Die Arbeit muss keine festgelegte Aussage haben. Sie muss weder erziehen noch erklären, sondern jemanden dazu bringen, stehen zu bleiben und sich Gedanken zu machen. Seit sechs Jahren studiert Alina an der Akademie der Bildenden Künste in München, ihrer Heimatstadt. Es ist eine Hassliebe. Manchmal wird es ihr in München zu eng. Die Heimat zur Beklemmung. Dann sucht Alina Abwechslung und neue Inspiration auf Reisen. Aber in den Sommermonaten liebt sie die Stadt. Die Zeit mit ihren Freunden und ihrer Familie. Und ihren Atelierplatz in der Akademie, wo die 26-Jährige oft anzutreffen ist. „Unser Atelier ist ein Raum, in dem viel passiert. Wir spielen dort auch oft Kirschkern-Weitspucken“, sagt Alina.
Ihre kleine Analogkamera hat sie immer dabei. Sie knipst Fotos, die meist zur Bildfindung für ihre Malerei dienen. „Das Bild mit den Kirschkernen ist sehr typisch für meinen Blick auf Dinge. Es ist nicht unbedingt gewollt, dass das Foto lustig wirkt. Aber es ist ein schöner Nebeneffekt.“
Ihr eigentliches Metier: Alina malt auf großen Leinwänden mit Ölfarben realistische Motive. Gerade hat sie mit ihrer Klasse den Atelierraum in einen Galerieraum der Jahresausstellung der Akademie verwandelt. Bis zum 26. Juli ist die Ausstellung „Stufen“ mit Werken von Alina zu sehen.  ‘

Stefanie Witterauf

Foto: Alina Grasmann

Immer unterwegs

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Schau im Miao: Anna Dietz, Globetrotterin und Kunststudentin, stellt von Freitag an im Miao aus

München – Ihre tiefblauen Augen fallen als erstes auf. Augen, die einen mit so viel Freundlichkeit und Neugier anblicken, dass man gar nicht anders kann, als in ihre Geschichte einzutauchen, von der sie erzählt. Eine Geschichte von verschiedenen „Welten“, wie sie es nennt, mit denen sie immer wieder konfrontiert war. Eine Geschichte, die Anna Dietz aus ihrem Heimatort Bad Wörishofen in zehn Länder, nach München zu Film und Theater, als Assistentin von Ellen von Unwerth nach Paris, an die „London College of the Art“, nach Berlin und schließlich zum Studieren wieder zurück nach München an die Akademie der Bildenden Künste geführt hat. In der Bar Miao wird sie von Freitag an eine Rauminstallation präsentieren – bei der es wieder um ein Thema geht: eine andere Welt.

Anna Dietz ist Kunststudentin, im zweiten Semester, an der Akademie der Bildenden Künste in München. Hierher gekommen sei sie wegen Gregor Schneider, einem Dozenten der Akademie, der es schafft, „den Betrachter in seinen Bann zu ziehen“, sagt sie, er nehme sie mit in seine Welt. Auch Anna erschafft in ihren Werken eigene Welten, mit denen sie ihre Betrachter konfrontieren möchte. Kunst bedeutet für sie Freiheit, die sie in den vergangenen Jahren auf all ihre Reisen geführt hat.

Nach ihrem Abitur zog Anna nach München. Aber Anna war zu neugierig, um an einem Ort zu verharren. „Wo mein Kopf auf dem Kissen liegt, da ist mein Zuhause“, sagt sie, lächelt und man glaubt es ihr sofort. Die Studentin hat schon viel von der Welt gesehen, stets neugierig darauf, das Fremde kennenzulernen. In München arbeitete sie beim Film und Theater, dies ermöglichte ihr die Assistenz bei Ellen von Unwerth – das Portfolio aus dieser Zeit brachte sie an die „London College of the Art“. Dort machte sie den Abschluss, aber die Neugierde blieb. „Ich will einfach raus in die Welt, um zu entdecken und um mich auch in die Position zu begeben, dass ich in der Fremde bin“, sagt sie.

Aus einer Reise, die nur ein paar Monate dauern hätte sollen, wurde ein Jahr. Ein Jahr, in dem sie durch Chile, Argentinien, Bolivien und Peru reiste und sich diesen ihr völlig fremden Kulturen näherte. Wieder zurück in London hatte sie einfach „keine Lust mehr auf diese Schnelllebigkeit“ der Stadt und sie zog erneut los. Um in andere Welten einzutauchen. Der Perspektivwechsel habe sie fasziniert: „Man hat eine Vorstellung, wenn man irgendwo ankommt“, sagt sie, „und dann muss man alle Vorstellungen über Bord werfen, weil es ganz anders ist als das, was man antizipiert hat.“ Sie habe gelernt, einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen. Auf die „wunderschöne Vielfalt der Welt“ – die sie kurz darauf auf ihren Reisen durch Südafrika, Namibia und Spanien erkundete. Dann habe sie gemerkt, dass es an der Zeit wäre, für eine Weile sesshaft zu werden. An einem Ort zu bleiben.

So kam sie zurück nach Deutschland, erst Berlin, jetzt München. Hier gehe es ihr heute gut, sagt sie und lacht. Geglaubt habe sie das nach ihren früheren Erfahrungen nicht. Jetzt ist sie selbst überrascht. München habe ein „Zeitgefühl“, hier sei das Leben nicht so schnell wie in London, bei dem man kaum mehr hinterherkäme. In dieser Stadt kann sie gut arbeiten, sich auf ihr Werk, ihre Ideen konzentrieren.

Dass sie ihre Kreativität und ihr Talent hier gut umsetzen kann, zeigt sich auch in der Ausstellung in der temporären Bar Miao, die sich seit Mai für ein paar Monate in einem ehemaligen islamischen Gebetszentrum am Hauptbahnhof befindet. Anna stellt den ersten Teil einer dreiteiligen Werkreihe aus. Der Hauptteil wird im Juli in der Akademie der Bildenden Künste präsentiert, der Epilog im Herbst, da wisse sie jedoch noch nicht genau wo.

Ins Leben gerufen wurde die Bar Miao von Mathias Modica, Chef der Plattenfirma Gomma Records, und verschiedenen Leuten der Kunstakademie. Der Münchner Illustrator und Fotograf Martin Fengel ist zudem Dozent der Akademie der Bildenden Künste und hat den Haupt-Barraum gestaltet – mit „Katzen und Batik“, etwas, das bis dato in München als unmöglich galt, aber hier funktioniert diese etwas ungewöhnlich wirkende Optik. Über Fengel entstand auch der Kontakt zwischen Anna und Mathias Modica – und damit auch die Ausstellung. Von Freitag an wird Anna mit ihrem Kommilitonen Florian Moldan eine Rauminstallation präsentieren.

Anna hat, inspiriert vom argentinischen Autor Jorge Luis Borges, eine Erzählung geschrieben, in der Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen. Florian Moldan zeichnete für die Installation eine Landkarte und hat Sound-Pieces angefertigt. Zusätzlich wird ein von ihr gedrehter Film abgespielt, durch ein Voice-Over wird die Geschichte erzählt. Ebenso, wie sie selbst sich anderen Kulturen und Welten aussetzte, steht hier auch der Betrachter im Vordergrund, der durch die Installation in eine Welt „völlig unvorbereitet hineingeworfen“ werden soll. Eine Welt, die sie geschaffen hat.

Die Welt von Anna Dietz fasziniert. Sie inspiriert dazu, einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen – ein Perspektivwechsel sozusagen. Eine Welt, in der man sich leichter zurechtfindet, wenn man sie mit Annas Augen betrachtet, mit Neugier, Freude an der Vielfalt der Welt. Nach Japan will Anna unbedingt noch. Und in London in der Tate Modern und der Serpentine Gallery ausstellen, das ist ihr großer Traum. „Es wird immer so bleiben, dass ich in Bewegung bin“, sagt sie.  

Stephanie Albinger

Foto: Anna Dietz