So viel Liebe

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Große Pop-Poesie: Beim Stadt-Land-Rock-Festival von SZ und Tollwood zeigt sich, wie eng vernetzt die Münchner Musikszene mittlerweile ist und wie sehr man sich gegenseitig schätzt.

Es ist nur ein Fetzen Stoff, der vom rechten Hosenbein herunterhängt. Das Loch bildet ein Herz auf dem grauen Stoff, den Jordan Prince unter seiner Jeans trägt. Ein kleines Symbol, das sinnbildlich für den US-Amerikaner ist, der ein außergewöhnliches Händchen für Liebeslieder hat. Es ist aber auch sinnbildlich für das gesamte Stadt-Land- Rock-Festival in diesem Jahr. Zwölf Bands haben an drei Abenden auf dem Tollwood-Festival gezeigt, wie eng vernetzt die Münchner Musikszene mittlerweile ist, wie sehr man sich gegenseitig schätzt und interessiert an der künstlerischen Arbeit des anderen ist – und einmal mehr, wie spannend und vielfältig die Szene ist.

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Dieses Jahr steht das Festival ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Ob begleitet mit Band, Backgroundsängern oder solo ist es diese Musikergruppe, die die Münchner Musikszene in den vergangenen Jahren so stark gemacht hat. Mit Bob Dylan als Prototypen entwickelte sich Mitte der Sechzigerjahre dieses Genre, das sich bis heute gehalten hat, ohne sich in den vergangenen 50 Jahren groß weiterzuentwickeln. In München ist es so beliebt wie lange nicht: Singer/Songwriter füllen ähnlich viele und große Konzerthallen wie die neuesten Electro-Künstler. Gut hundert von ihnen versuchen derzeit, sich in München einen Namen zu machen.

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Einer von ihnen ist Chuck Winter. Er stammt aus der klassischen Songwriter-Tradition, für Studioaufnahmen und Livekonzerte hat er sich jetzt jedoch eine Band zusammengesucht: Die Steuerfahnder. „Mit anderen Musikern zusammenzuspielen, macht einfach mehr Spaß und hat mehr Drive. Jeder kann was zum Song beitragen, durch die verschiedenen Einflüsse kann man vielfältiger arrangieren“, sagt er. “Und was könnte es Logischeres geben, als die Band dann `Die Steuerfahnder` zu nennen”, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

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Über die drei Tage hinweg lässt sich bei allen Musikern ein schöner Trend erkennen: Die Künstler sagen sich gegenseitig an und bedanken sich bei der Vorband. Sie betonen den großen Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Bands. Nikolaus Wolf etwa, dessen Songs Filmmusik zu einem Roadmovie sein könnten, appelliert an die Zuhörer in der sehr gut besuchten Half Moon Bar: „Kauft euch von einer der Bands eine CD, muss auch gar nicht die Platte von uns sein. Jede der Bands hat es echt verdient.“ Und jede Band betont zudem, wie froh sie sind, hier spielen zu dürfen. Diese Dankbarkeit überträgt sich auch auf das Publikum: Wie schön, dass es so ein aufregendes, kostenloses Festival gibt.

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Beim Konzert von Jordan Prince kommt so fast eine Wohnzimmer-Atmosphäre auf. „Das ist das erste Konzert, das ich spiele, bei dem ich mit jedem Künstler befreundet bin“, sagt der aus Mississippi stammende Singer/Songwriter auf Englisch, „that’s so great!“ Normalerweise spielt er live mit einer Band, diesmal sind jedoch nur zwei von ihnen dabei – als Background-Sänger. Die gute halbe Stunde, die der große Mann mit Hornbrille auf der Bühne steht, verbringt er häufig scherzend mit seinen beiden Kollegen. Man merkt, der US-Amerikaner ist mittlerweile so richtig angekommen in München. Ob er solo
oder mit Band spielt, erzählt Jordan, hängt ganz von der Atmosphäre des
Konzertes ab. Bei kleinen Konzerten käme er alleine besser mit dem Publikum in
Kontakt, um vor großem Publikum zu begeistern, bräuchte es schon die ganze
Besetzung.

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Als einzige weibliche Solokünstlerin tritt Klimt auf. Barfuß
in Glitzer-Sterne-Kleid und mit blondiertem Pony, der ihr immerzu in die Augen
fällt, ist Verena Lederer an diesem Abend eine elfenartige Erscheinung.

Sie spielt träumerische Klaviermelodien, die sie mit souligem Gesang unterlegt. Da ist ganz viel Gefühl. Paare liegen sich in den Armen, die Gedanken kreisen. Auch Klimt ist Singer/Songwriterin, jedoch spielt sie nicht Gitarre, sondern Keyboard. Dass sie als Solomusikerin oft die einzige Frau ist, stört Verena Lederer. „Es gibt so viele Mädels auf der Bühne, aber die singen nur und machen sonst nichts“, echauffiert sie sich.

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Auch wenn Isabella Streifeneder, Sängerin der Band Mola in ihrem langen blaublümigen Sommerkleid die Style-Latte hochgesetzt hat, gegen die Alternative-Rocker von Matija kommt man schwer an. Stilmäßig erinnern die vier jungen Männer an eine englische Eliteklosterschule in den Sechzigerjahren. 20.11 Uhr, Bassist Johan Blake öffnet seinen obersten Hemdknopf. Jegliche Stilvorgaben sind über Bord geworfen. Die Band spielt ihren Klassiker „Mexico“, die Masse tobt. 20 Uhr 14, Bassist Johan Blake öffnet alle restlichen Hemdknöpfe. Die Masse kreischt. Zwischendurch Ansagen wie beim Meditationsseminar auf dem Yoga-Retreat: „Combine it with freedom, come on! Just let it out, yeah!“

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Andere setzen mehr auf Witz. Singer/Songwriter Liann fragt ins Publikum: „Gibt’s hier eine Eva?“ Um dann seinen nächsten Song „Eva“ mit den Worten „Sie hat mal wieder nicht geduscht und die halbe Nacht gesoffen“ anzufangen. Das zeugt von einer bemerkenswerten Lockerheit. Seine Trümpfe sind Ehrlichkeit und Direktheit, mit denen er an die Musik herangeht. Seine deutschen Texte sind frei von jeglicher uneindeutiger Pop-Philosophie und doch tiefgründig. Auch Akustik-Popper Flonoton ist den ganzen Abend bemüht, das Publikum bei Laune zu halten. Das schafft er tatsächlich hervorragend, indem er zu grandios schlechten Witzen ansetzt und diese dann auch noch bewusst versemmelt.

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Eliza wiederum spielt sehr düsteren, experimentellen Pop, der trotz des dafür viel zu schönen Wetters viele Interessierte ins Zelt lockt. Auch Wendekind ist nicht die Verkörperung von sommerlichen Hochgefühlen. Dafür macht der Blondschopf mit Hut schön melancholische Pop-Poesie, die er mit Gitarre und Laptop begleitet.

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Die zwei Künstler, die auf ihren Platten am elektronischsten klingen – About Barbara und Nick Yume –, gehen extrem unterschiedlich an das Konzert heran: Nick Yume versucht mit seinen zwei Mitmusikern und vielen elektronischen Elementen, dem Studio-Sound möglichst nahezukommen, was bemerkenswert gut klappt. About Barbara hingegen hat sich nur einen Gitarristen geholt und spielt all ihre Songs rein akustisch. So unterschiedlich klingt das zu ihren Aufnahmen, dass sie sich einfach nur mit „Ich bin die Babsi“ vorstellt.

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Das Muster der auf sich allein gestellten Musiker zieht sich über das ganze Festival, denn auch die Bands haben einen Protagonisten, um den sich alles dreht. Im Fall der Band Mola ist es Sängerin Isabella Streifeneder. Sie ist der kreative Kopf der Band. In ihren Texten bezieht sich vieles auf Herzensangelegenheiten: „Bei ’nem schlechten Date geht die Zeit furchtbar langsam rum. Ihr seid ein gutes Date“, sagt sie und strahlt. So viel Liebe.

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Text: Tilman Waldhier

Fotos: Käthe Dekoe

Aufgeweckte Schlafzimmerstimme

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In wenigen Tagen ist Stadt Land Rock 2017. Hier geben wir Einblicke
in die Tiefen des diesjährigen Kosmos aus Britpoppern, Traumwandlern und
Chartstürmern. Heute im Kurzportrait: About Barbara.

Barbara Buchberger alias About Barbara ist nicht einfach zu begreifen. Sie ist in München so
gut wie unbekannt, nur äußerst selten mal durch Konzerte in den gängigen
Clubs aufgefallen. Sie tüftelt aber in einer Münchner WG an Songs, die 700000
Klicks auf YouTube haben – wie im Fall ihres Megahits „Bis der Himmel sich
dreht“. Hinzu kommen ein Plattenvertrag bei “Starwatch Entertainment”, dem Label
von Pro7, Auftritte bei selbigem Sender und die Zusammenarbeit mit den
bekannten Münchner Produzenten Achtabahn. About Barbara scheint mit
ihrem kommerziell ausgerichteten Deep House auf den ersten Blick so gar nicht
in das Schema der Münchner Musikszene zu passen. Man übersieht jedoch leicht
die große Münchner Szene hierfür, die von Musikern wie Julia Kautz, Wincent
Weiss, Körner und eben neuerdings
auch About Barbara bestimmt wird.
Deep House ist eine Mischung aus Singer/Songwriter und Elektro – entfremdeter
Gitarrenpop könnte man sagen. Schon früh zeichnete sich die musikalische
Richtung von About Barbara ab. Sie
begann bereits in Kindheitstagen mit dem Komponieren einfacher Gitarrensongs. Mit
der Zeit kam die elektronische Komponente dazu.
Fest steht: About Barbara hat es mit
ihrer lasziv anmutenden Schlafzimmerstimme geschafft, eine enorm große
Zuhörerschaft zu gewinnen. Wenn sie dann am ersten Juli auf der
Stadt-Land-Rock-Bühne steht, werden wir Münchner hoffentlich auch endlich
verstehen, wie sie das angestellt hat. 

Das Stadt Land Rock Festival findet dieses Jahr vom 29. Juni bis
zum 1. Juli statt, täglich von 19 bis 22:30 Uhr in der Half Moon Bar auf
dem Sommertollwood. About Barbara spielt am 1. Juli zusammen mit Eliza, Nick Yume und Flonoton.


Text: Tilman Waldhier

Foto: Yves Krier

Klicks und Beats

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In der Musik, die Kevin Zaremba und Matthias Kurpiers produzieren, geht es meist um Großes. Um Liebe, ewige Nächte, stille Augenblicke. Das hat Erfolg. Großen Erfolg.

Matthias Kurpiers? Kennt kaum einer. Sein Gesicht? Vermutlich noch nie gesehen. Und doch ist der 26-Jährige derzeit wohl einer der erfolgreichsten Musiker in München. Wenn seine Songs live auf der Bühne gespielt werden, steht er jedoch irgendwo im Publikum und hört zu. Während etwa About Barbara Matthias’ Song „Bis der Himmel sich dreht“ zum Besten gibt. „Ich glaube, wir sind nicht unbedingt die Typen, die sich ständig in den Mittelpunkt stellen müssen“, sagt Matthias über sich und seinen Kollegen Kevin Zaremba. Zusammen sind sie Achtabahn. Ein Produzenten-Duo aus München.

Die beiden jungen Männer sind gerade dabei, bislang unentdeckte Münchner Talente in die Welt des Pop-Business zu katapultieren. Und das fast schon wie am Fließband. Inzwischen arbeiten sie vorrangig als Produzenten mit einem guten Dutzend Künstler zusammen. Und sie alle eint ein „berauschender Erfolg“, wie es Matthias nennt. Erfolg zumindest auf den Musikplattformen im Internet. Die meisten der von ihnen produzierten Songs können sechs- bis siebenstellige Klickzahlen bei Youtube nachweisen. Kritiker wenden ein: Gute Musik macht aber mehr aus. Sie ist mehr als nur eine Zahl.

Matthias, kräftige Statur und ein umso weicherer Blick, und Kevin, der Ruhepol des Duos. Die beiden jungen Musiker haben als Produzenten und Songwriter ihre Nische gefunden. Sie sorgen seitdem für den medialen Erfolg anderer Künstler. „Es ist ja nicht so, dass wir nicht gerne selbst auftreten“, sagt Matthias. Die Arbeit als Produzenten, als Drahtzieher im Hintergrund, habe irgendwann einfach Überhand gewonnen.

Die Erfolgsgeschichte von Achtbahn ist geprägt von Willensstärke. Von einem Gespür für die deutsche Popwelt. Dafür, mit welchen Songs man bis ganz nach oben kommt. Kevin bastelt gerade im Nebenzimmer eines gemütlich eingerichteten Tonstudios im Münchner Westen an neuen Aufnahmen. Matthias trägt Hoody, Shorts und Markenschuhe, sitzt breitbeinig unter einem Plakat, die Hände ineinander gefaltet. Er zupft sich seine schwarze Cap, die mit einem schwarzen Achtabahn-A bestickt ist, immer wieder zurecht. Mit tiefer, angenehmer Stimme beginnt er zu erzählen: Früher habe er viel gerappt, sagt er. In der Musikszene seiner Heimatstadt Wolfratshausen traf er auf Kevin, der damals noch im Dance-Bereich agierte. Die beiden beschlossen, gemeinsam Musik zu machen.

Matthias erzählt von „Budapest“, ihrem ersten Remix, mit dem sie erst eine Abmahnung von Sony bekamen, weil sie es mit dem Urheberrecht nicht ganz genau genommen haben. Der Track wurde dennoch tausendfach abgespielt. Schnell standen sie so auf dem Merkzettel mehrerer Major-Plattenfirmen. „Da haben sich dann die Türen geöffnet“, sagt Matthias. Die beiden machten einfach weiter. Konzentrierten sich aufs Musik produzieren, so viel es eben ging. Matthias schmiss die Schule. Zog nach München. Tagsüber ließ er die Ausbildung als Industriemechaniker über sich ergehen, nachts bastelten sie an den ersten eigenen Songs. „Das war nicht einfach damals“, sagt Matthias. Heute arbeiten sie hauptberuflich an ihrer Musik.

Anfangs traten Kevin und Matthias noch häufig als DJs auf Festivals auf. Und sie begannen, sich in der Münchner Szene umzusehen. Nach Musikern, mit denen sie arbeiten könnten. Inzwischen haben sie Achtabahn Records gegründet. Eine Plattenfirma, mit der sie einige ihrer Künstler unter Vertrag nehmen. Sie schleudern, so der Plan, unentdeckte Musiktalente gewissermaßen ins ganz große Rampenlicht.

Beachtlich ist das vor allem, wenn man bedenkt, dass keiner von ihnen studierter Musiker ist. „Eigentlich spielt auch keiner von uns wirklich ein Instrument“, gibt Matthias zu. „Aber ich glaube nicht, dass das heutzutage überhaupt noch notwendig ist“. Elektronische Musikprogramme werden immer ausgefeilter und beginnen, das Konzept einer Band mit Instrumentenbesetzung zu überrollen. Mancherorts haben sie das vielleicht schon. „Das Musikbusiness hat sich zu einer richtigen Maschinerie entwickelt“, sagt Matthias. Romantik werde meist nur nach außen verkauft.

Falsche Romantik? Matthias scheint das zu stören. Sein lockerer Erzählton versinkt in Nachdenklichkeit. Trotzdem: Den beiden kam das immer gut gelegen. In der Musik, die sie mit Künstlern wie Körner, Julia Kautz, Fabian Wegerer oder eben auch About Barbara produzieren, wird meist dick aufgetragen. Es geht um Großes, um Liebe, ewige Nächte, stille Augenblicke. „Wenn es böse oder schlecht/ Wenn es gut ist, oder echt/ Gänsehaut lügt nie“, heißt es etwa in Körners Debüt-Single „Gänsehaut“. Jeder Künstler verleiht einem Song eine eigene Handschrift.

Dennoch ähnelt sich bei Achtabahns Musikern vieles erstaunlich stark: Sanft angeschlagene, wippende Akkorde leiten einen einprägsamen Mitsing-Refrain ein. Immer wieder werden die Strophen von langen Instrumental-Loops durchbrochen. „Unseren Style versuchen wir immer unterzubringen“, sagt Matthias. Ihr Style? Deep-House, kommerzialisierter Singer/Songwriter sozusagen. Nach Ecken, Kanten, Überraschungen sucht man lange. Besonders innovativ ist das nicht – ein gewisses Händchen für einen guten Song kann man den beiden Männern im Hintergrund allerdings keineswegs absprechen.

Gearbeitet wird dann oft in einer Art „Dreiecksstruktur“, wie Matthias es beschreibt. Er schreibt die Texte, Kevin baut die Beats. Der Künstler trägt die Songs – die er durchaus mitentwickelt – dann nach außen. Kevin und Matthias bleiben meist abseits des Rampenlichts.

Dafür arbeiten sie umso effektiver. „Irgendwann hat man es raus, wie das Ganze funktioniert“, sagt Matthias. Er und Kevin sind auch ein Beleg für eine Generation, die mit dem sich durch Youtube und Spotify rasant ändernden Musikmarkt aufgewachsen ist. „Heute kann es jeder schaffen, ohne überhaupt Geld für Werbung ausgeben zu müssen“, sagt Matthias. Seine Stimme wird fest vor Überzeugung. Der Erfolg ist für Achtabahn fest an die sozialen Plattformen geknüpft. „Wir glauben an uns. Wir glauben an unsere Künstler.“ Eine Verbindung, die bisher verlässlich Ergebnisse liefert. Und junge Musiker fördert.

Barbara Buchberger, 23, kann davon ein Lied singen. Seitdem Matthias sie im Oktober 2014 angesprochen hat, musiziert sie als About Barbara mit und für Achtabahn. „Ich habe davor auf jeden Fall eine andere Musik gemacht“, sagt die Studentin. In ihrem Nebenprojekt SEA:K widmet sie sich meditativ angehauchtem englisch-sprachigen Dream-Pop. Die Zusammenarbeit mit den beiden Münchnern, das Singen deutscher Songs sei für sie vor allem eine Möglichkeit, sich weiter auszuprobieren. „Wir finden immer einen gemeinsamen Nenner“, sagt Barbara, die am 1. Juli auf dem Stadt-Land-Rock-Festival der SZ-Junge-Leute-Seite auftritt. Die 500 000 Klicks, die ihre Debütsingle „Bis der Himmel sich dreht“ innerhalb kürzester Zeit auf Youtube einbrachte, nennt Matthias noch heute „Wahnsinn“.

Zahlen, Deals, Radioplays, Chartplatzierungen. Immer wieder nennt Matthias diese Begriffe, wenn er von Erfolgen spricht. Damit wird nicht jeder übereinstimmen. Besonders jene Künstler abseits des Massengeschmacks, die sich schon immer schwertaten mit dem Ausverkauf ihrer Kunst. „Erfolg ist wie eine Sucht“, erzählt Matthias. Dafür wollen die beiden unter dem Namen „Achtabahn“ wieder verstärkt eigene Songs und Remixes veröffentlichen. Und im Sommer dann auch wieder als DJs auftreten. Matthias will wieder auf einer Bühne stehen. Nicht bloß davor.

Text:
Louis Seibert

Foto: Achtabahn

Stadt-Land-Rock-Festival 2017- Elektrosoul und ganz viel Bob Dylan

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Mit einer bunten Mischung aus natürlich-reduziertem Gitarren-Pop bis hin zu elektronisch-tanzbaren Klängen geht das Stadt-Land-Rock-Festival in die nächste Runde. 12 Bands machen sich auf, die Herzen der Zuhörer zu gewinnen.

München soll langweilig sein?
Kein Platz für Jugendkultur haben? Es Musikern unmöglich machen, Fuß zu fassen?
Stimmt nicht wirklich, das zeigen jedes Jahr eine Vielzahl von Festivals. Auch
das Stadt-Land-Rock-Festival ist seit 2004 Jahr für Jahr Beweis dafür, wie
spannend die Münchner Musikszene ist, welch tolle neue Bands darauf warten, die
Bühnen dieser Stadt zu erobern. Dort wird es heuer vom 29. Juni bis zum 1. Juli
an drei Abenden 12 verschiedene Münchner Newcomer-Bands zu hören geben.

Die drei Tage stehen dieses
Jahr ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Außerdem sorgen Bands wie Matija
oder Mola für die nötige Prise Tanzbarkeit.

Am Donnerstag, 29. Juni,
 wird es Singer/Songwriter Chuck Winter zu sehen geben, der am 1. Juni
seine erste EP rausbringen will. Mit seinem Mix aus den verschiedenen Popstilen
der vergangenen 60 Jahre, weiß der in München geborene Deutsch-Amerikaner, das
Publikum zu überzeugen. Der in der Tradition von 6 stehende Indie-Folker
Nikolaus Wolf wird den Abend träumerisch und voller Herzschmerz angehen.
Akustik-Gitarrist Jordan Prince wird Funken aus den Saiten schlagen und
Sängerin KLIMT wird mit souliger Stimme und Keyboard diesen ersten Abend als
Late-Night-Act beschließen.

Der Tag drauf verspricht ein
rockigeres Line-up: Der Pop-Poet Wendekind singt sich auf Deutsch die Seele aus
dem Leib – und das mit einem interessanten Mix aus Hip-Hop, Electronica und
Rock/Pop. Die Alternative-Rock-Band Matija, die mit neuem Namen (ehemals: The
Capitols) und neuer Frisur, aber mit altbekannter Kraft und Bühnenpräsenz
ausgestattet ist, wird die Raumtemperatur deutlich erhöhen. Die Gruppe Mola um
Sängerin Isabella Mola hat ihren ganz eigenen Stil gefunden: Er befindet sich
irgendwo zwischen Elektro, Deutschpop und Soul und klingt dabei so dermaßen
reif, als gäbe es ihn schon immer. Singer/Songwriter Liann wird den Abend mit
rührenden Texten über vergangene Kindertage und verlorene Liebschaften –
untermalt von seinem sanft-schönen Gitarrenpicking –  beenden.

Den dritten und letzten
Festivaltag bestreitet About Barbara, eine Sängerin, von der man in ihrer
Wahlheimat  München noch nicht so viel gehört hat. Das wird sich ändern:
Ihr Youtube-Hit „Bis der Himmel sich dreht“ hat schon jetzt knapp 650 000
Klicks. Eliza sorgt mit ihren stimmungsvollen Akustikliedern für träumerische
Atmosphäre, der Durchstarter Nick Yume gibt chartsverdächtige, mit souliger
Stimme unterlegte Elektrotunes zum Besten. Den Abschluss macht auf der
Late-Night-Bühne Singer/Songwriter Flonoton, der auf seiner Facebook-Seite bei
Auszeichnungen die Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen 2005 angibt – an
Humor mangelt es bei Flo und seinem sogenannten Flo-Zirkus schon mal nicht.

Text: Tilman Waldhier

Collage: SZ

Ein Abend mit: About Barbara

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Babsi, Böbbels, Bäbs: Spitznamen hat sie viele, doch wenn es ums Feiern geht, dann ist Barbara Buchberger, Sängerin von About Barbara, einfach gestrickt. Spaßig wird es allemal

Name: Barbara
Buchberger, Babsi, Böbbels, Bärbel, Babs, Bäbs, Rhabarbara

Alter: 23 Jahre

Beruf: Studentin

Internetseite: https://www.facebook.com/aboutbarbara/

 

Hier
beginnt mein Abend:

Gmiatlich daheim in der Bude beim Vorglühen, am liebsten
mit Trinkspielen und Gitarre aber da gibt’s ab und an mal Stress mit den
Nachbarn.

Danach
geht’s ins/zu:

Bahnwärther Thiel

Meine
Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Ich sag Ihnen dass da keine SchickiMickiMädels rumlaufen
die dich von oben bis unten begaffen oder an den Haaren ziehen und man
entspannt Tanzen und Spaß haben kann

Mit
dabei ist immer:

Eine Flasche Wasser gegen Blasenentzündung und ein
Wegbier – total kontra aber für mein Gewissen zufriedenstellend

An
der Bar bestelle ich am liebsten:

Bier oder Weinschorle – Ja nichts mit Cola

Der
Song darf auf keinen Fall fehlen:

Vorglühen: Irgendein Lied vom alten Album von Boy –
Marie und ich schreien dann ganz laut mit

Feiern: Melodischer Elektro taugt mir eigentlich immer –
solangs nicht untanzbar und unmusikalisch wird.

Mein
Tanzstil in drei Worten:

„links nach rechts“

Der
Spruch zieht immer:

Bier auf Wein lass das sein – Wein auf Bier gönn es dir
– oder so ähnlich ….

Nachts
noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Batzi Box – Beschde!

Meine
dümmste Tat im Suff war:

Hab meinem Kumpel gesagt er soll mir eine Cola kaufen,
weil ich kurz vorm übergeben war – 5 Minuten später habe ich mit einer anderen
Freundin ihren Drink gegen meine Cola getauscht und der Abend hat
dementsprechend geendet.

Das
beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

Barbaras Wursttheke. In meinem Kühlschrank.

Diesem
Club/dieser Bar trauere ich nach:

Café zum schönen René in Würzburg. In München vielleicht
ein bisschen dem Kong.

Foto: Yves Krier

Sie werden wir uns merken müssen

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Heavy-Metal-Musiker, die Festivals veranstalten, oder ein Regisseur, der in den Kammerspielen debütiert: Diese jungen Menschen sorgen 2017 dafür, dass München bunt, spannend und lebenswert bleibt

Jede Woche treffen wir auf junge Münchner, die München zu „unserem“ München machen: zu einer spannenden Stadt, die man erst kennt, wenn man ihre Macher kennen und schätzen lernt. Wer diese Stadt im kommenden Jahr bunter und lebenswerter macht? Wir wissen es nicht. Und wagen trotzdem einen Ausblick: Münchens junge Leute 2017.

About Barbara

Von Louis Seibert (Foto: Yves Krier)

 Noch kein Konzert in München, und doch ist die Aufmerksamkeit groß: mehr als 300 000 Klicks auf Youtube, Auftritte bei ProSieben und im kommenden Jahr dann ein eigenes Album. Und trotzdem, für Barbara Buchberger, wie die Sängerin hinter About Barbara heißt, hat sich seit der Veröffentlichung ihrer ersten Single „Bis der Himmel sich dreht“ nicht allzu viel verändert – vorerst zumindest. „Ich werde jetzt nicht anfangen, mich zu verstellen oder mich nach dem richten, was von mir erwartet wird“, sagt die 23-Jährige, die seit Schultagen mit verschiedensten Bands unterwegs war. Von Jazz bis Folk fand Barbara ihren eigenen Stil und schrieb eigene Songs, zunächst auf Englisch. Auf diese Lieder wurde das Münchner Produzentenduo „Achtabahn“ aufmerksam, aus einer Kollaboration heraus entstand die erste Single. Das Projekt soll auch im kommenden Jahr fortgeführt werden: Erst wird es im Februar eine Single geben, Mitte des Jahres dann das Album. Und im März gibt Barbara ihr erstes Konzert in München, als Support-Act im Strom-Club.

Christine Bluhm

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Von Jacqueline Lang (Foto: Kristijan Golesic)

 Mit 14 fing Christine Bluhm an, alles zu filmen, was in ihrem Leben passierte: Familienurlaube, ihren Abi-Ball und schließlich auch eine Freundin, die durch die Straßen von München stolziert, damals ihr erster Mode-Clip. Die Clips, die heute auf ihrem Blog myfashionclip.com zu sehen sind, erinnern stark an Clips von der Vogue – und so etwas spricht sich herum.
Für die Berliner Fashion Week 2017, sagt sie, habe sie bereits eine mündliche Zusage. Außerdem will sie die Filmfestspiele in Cannes besuchen.
Obwohl Christine sehr modeaffin ist, will sie auch in anderen Bereichen Fuß fassen. Im Frühjahr 2017 wird sie im Auftrag der deutschen Krebsgesellschaft einen Film über Prostatakrebs umsetzen. Für ihr Lehramt-Studium in den Fächern Französisch und Spanisch bleibt ihr zwar aktuell kaum Zeit, doch Christine  will 2017 auch noch ihr Staatsexamen absolvieren.  

Sebastian Waic

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Von Matthias Kirsch 

(Foto: Privat)

 Als der BWL-Student Sebastian Waic, 24, mit seiner Bachelorarbeit beschäftigt war, bemerkte er ein Problem: Jedes Jahr wird eine sechsstellige Zahl an BWL-Abschlussarbeiten geschrieben – und diese landen zum Großteil „auf den Ablagen der Universitäten“. Zusammen mit zwei seiner Professoren hat Sebastian  Junior Management Science GbR (JUMS) gegründet. „JUMS hat sich als erstes wissenschaftliches Journal für Abschlussarbeiten zum Ziel gesetzt, herausragende studentische Leistungen auf dem gesamten Gebiet der BWL zu identifizieren und zu würdigen“, erklärt Sebastian. Für 2017 soll die Möglichkeit für Studierende, sich im wissenschaftlichen Diskurs einzubringen, erweitert werden.  

José Marcelo Estupinan

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Von Anna-Elena Knerich 

(Foto: Max Wichmann)

 Angefangen hat alles mit einem Video, in dem ein Longboarder in hohem Tempo einen Alpenpass runterbrettert. Das faszinierte José Marcelo  so sehr, dass er sich im Juli 2015 zum ersten Mal auf ein Brett stellte und sich innerhalb kürzester Zeit die Technik und die zwei wichtigsten Slides beibrachte. „Mich reizte es aber schon immer, richtig schnell zu fahren“, sagt der heute 17-Jährige, darum konzentrierte er sich auf Downhill, schnelles Bergabfahren. Nach seinem Schulabschluss will Marcelo eine Ausbildung zum Zimmerer machen – außerdem hat er große Pläne für 2017: „Ich möchte erstmals bei einem großen Event abgesperrte Alpenpässe herunterfahren – so wie in dem Video!“  

Swen Lasse Awe

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Von

Anna-Elena Knerich 

(Foto: Federico Pedrotti)

Fernab von jeglicher Zivilisation leben vier Jugendliche und ein alter Mann in einem Steinbruch. Die Stimmung ist postapokalyptisch, nach und nach kristallisieren sich Machtstrukturen zwischen ihnen heraus. Darum geht es in dem Stück „Abraum“, das der 26-jährige Nachwuchsregisseur Swen Lasse Awe  im März uraufführen wird – in den Kammerspielen. Bereits bei der Langen Nacht der Neuen Dramatik 2016 hatte Swen Lasse in seinem letzten Jahr an der Otto-Falckenberg-Schule die Lesung des Stücks arrangiert: mit fünf Schauspielern von den Kammerspielen und der Schauspielstudentin Mira Huber. Der Autor von „Abraum“, Wilke Weermann, 24, gewann dafür den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik. Kurz darauf fragten die Kammerspiele den Jungregisseur Swen Lasse, ob er das preisgekrönte Stück 2017 auf die Bühne bringen wolle.  

Azeret Koua

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Von

Marina Sprenger 

(Foto: Karina Garosa Design)

 Wenn der Vorhang aufgeht, dann ist Azeret Kouas Arbeit schon getan und das Ergebnis auf der Bühne zu sehen: zuletzt das Stück „Short Eyes“, das die junge Regisseurin für die Studiobühne der LMU inszeniert hat. Auch für die English Drama Group der LMU war Azeret  schon als Regisseurin tätig. Dabei bringt Azeret Themen, die ihr privat wichtig sind, in ihre Arbeit ein und setzt Zeichen für eine vielfältigere Kunstlandschaft. „Einer Stadt wie München könnte es gut tun, mehr Diversität auf und hinter der Bühne zu haben“, sagt die 23-Jährige und meint damit Offenheit gegenüber Gender-Equality, sexueller Orientierung und Herkunft. 2017 wird „Short Eyes“ wieder aufgenommen und danach steht schon die Planung an für das nächste Stück der Studiobühne – natürlich wieder mit Azeret als Regisseurin.  

Lennart Hammerer und Konstantin Kárpáty

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Von

Maximilian Mumme (Foto: Celine Schmidt) 

 „Wir wühlen im tiefen Underground, sind also quasi Trüffelschweine des Traditional Heavy Metal.“ So beschreiben Lennart Hammerer und Konstantin Kárpáty, beide 21, die Arbeit an ihrem Projekt „Trveheim“. Heavy Metal war vor allem in den Achtzigerjahren populär. Deshalb ist die Szene heute vom Aussterben bedroht. „Der Nachwuchs ist definitiv da, bloß wird er kaum gefördert”, klagen Lennart und Konstantin, die als Musiker einer Heavy-Metal-Band diesen Missstand selbst erfahren mussten. Als Reaktion darauf organisieren sie unter dem Namen Trveheim nun Festivals für die jungen Bands der Szene. Zur ersten Ausgabe des Events mit Bands aus ganz Europa kamen bereits 350 Zuhörer aus allen Altersklassen. Für das zweite Festival, das diesen Sommer stattfinden wird, erwarten die Organisatoren sogar noch einen Besucherzuwachs.  

Matija Kovac 

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Von

Katharina Würzberg 

(Foto: Gerrit Starczewski)

 Matija Kovac  kennt die großen Bühnen. Lange Schlangen am Einlass, kreischende Teenager in der ersten Reihe, ausverkaufte Shows. Mit seiner Band The Capitols hat der 21-Jährige in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Beitrag in der Münchner Indie-Musik-Szene geleistet. Jetzt ist alles neu. Neue Frisur, neuer Name, neues Label, nur seine Mitmusiker bleiben die gleichen. Der junge Münchner hat unter seinem richtigen Namen Matija bei Clouds Hill Records in Hamburg einen Plattenvertrag unterschrieben. 2017 wird dort seine erste Single und danach sein Debüt-Album erscheinen. „Wir werden hoffentlich viele Konzerte und Festivals spielen“, sagt Matija, „das wird 2017 komplett definieren und im besten Fall erfüllen.“  

Philipp Nadler

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Von Hubert Spangler (Foto: Privat) 

 Eine Gruppe junger Münchner um Gründer Philipp Nadler adaptiert das etablierte Konzept des Poetry-Slams für die Musikwelt. „Sample Slam“ – so nennen sie die Events, bei denen Musikproduzenten auf Bühnen mit ihren Werken gegeneinander antreten. Zur Produktion jener Werke ist es den Soundtüftlern ausschließlich erlaubt, sich der begrenzten Audioschnipsel zu bedienen, die ihnen vier Wochen vorher zur Verfügung gestellt werden. „Einschränkung fördert die Kreativität“, sagt Nadler. Runde um Runde messen sich je zwei Künstler, deren Darbietungen von einer hochkarätigen Jury und zwischendurch auch vom Publikum bewertet werden. Am 21. Januar trägt die Heimatstadt München den Sample Slam wieder in der Glockenbachwerkstatt aus.

Tom Feldhäuser 

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Von

Hubert Spangler (Foto: Privat)

Das Gautinger American-Football-Talent Tom Feldhäuser, 21, hat es im vergangenen Jahr geschafft, sich auch in den Vereinigten Staaten zu beweisen.  Am kalifornischen Cabrillo College wurde Tom zum Offensivspieler der Saison gekürt, durch die Nominierung für das „All League Team“ zählt er jetzt zu den besten Spielern seiner Liga. In der Junior-College-Liga wollte Tom zunächst im US-Sport Fuß fassen und nebenbei seine Wettbewerbsfähigkeit unter Realbedingungen testen. Bei den Cabrillo Seahawks räumt er jetzt als „Offensive Lineman“ für den Ballträger die Gegner aus dem Weg. Nach seiner turbulenten Saison ist es jetzt an der Zeit, wie geplant den Sprung in ein Team aus den ersten beiden Ligen zu schaffen. „Ich werde mit Hilfe der Coaches mein Videomaterial verschiedenen Teams vorstellen“, kündigt er an. „Im Anschluss muss ich entscheiden, welches Angebot für meine Zukunft das vielversprechendste ist.“  

Michael Wolf

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Von

Louis Seibert (Foto: Privat)

 Eine verlassene Scheune, die Corneliusbrücke oder auch der stillgelegte Olympiabahnhof: Michael Wolfs neues Projekt „Monaco Sessions“ führt ihn immer wieder an ungewöhnliche bis ausgefallene Arbeitsplätze. Seit Ende August hält der 25-jährige Münchner Live-Sessions an den verschiedensten Orten in und um München ab. Ohne Schnitt, denn „dann lässt man den Zuschauer viel näher an den Künstler ran“, sagt er. Dabei steht der gelernte Medienkaufmann erst am Anfang eines ehrgeizigen Prozesses: Im kommenden Jahr will er neben den Sessions auch eigene Konzerte organisieren. Mit Sicherheit wird auch da die eine oder andere ungewöhnliche Location mit dabei sein.  

Julius Zimmer

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Von

Hubert Spangler 

(Foto: Luca Senoner)

 Mit dem monatlichen Event „Rant & Rave“ hat es Julius Zimmer, 23, geschafft, die in München oft überschaubare Halbwertszeit von Veranstaltungsreihen zu überstehen. 2011 zusammen mit ein paar House-affinen Freunden gegründet, hat sich Rant & Rave mit seinen starken internationalen Bookings im Münchner Nachtleben etabliert, sodass es aus dem Programm des Harry Klein nur schwer wegzudenken ist. „Da sich die Gäste mit uns identifizieren, richten wir das Booking nach unserem Geschmack“, sagt Julius. Als DJ nennt er sich J. Airforce, sein Debütalbum „Ex Pluribus Unum“ erscheint Ende Februar.  

Nathalie Schenkel

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Von

Anastasia Trenkler 

(Foto: Privat)

 Wie gelingt es, in der Modewelt aufzufallen, wenn es doch schon so gut wie alles gibt? Nathalie Schenkel  zeigt in ihrer Kollektion „Implying Lines“, dass dazu weder Pailletten noch schrille Farben nötig sind. Schnitt und Stoffe beinhalten die Besonderheiten, die erst auf den zweiten Blick auffallen. „Die Kleinigkeiten machen es aus“, sagt die 25-jährige Münchnerin. Das sehen andere genauso, denn im vergangenen Jahr gewann Nathalie mit ihrer Abschlussarbeit den Münchner Modepreis. Mit dem Preisgeld finanzierte sich die junge Designerin ein Praktikum in Paris. Trotz eines Jobangebots entschloss sie sich Ende Dezember dazu, nach München zurückzukehren. „Wenn ich mir eine Stadt in Deutschland aussuchen könnte, dann wäre das immer München“, sagt die Modemacherin zu ihrer Entscheidung. 2017 will Nathalie ihren Platz in der Münchner Szene finden. 

Manuel Palacio

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Von

Philipp Kreiter (Foto: Florian Podszus)

 Bei manchen Menschen fragt man sich, wann sie eigentlich noch Zeit zum Essen oder Schlafen finden. Manuel Palacio, 26, ist so einer. Der Münchner mit mexikanischen Wurzeln drückt der Club- und Bar-szene in der Stadt zunehmend seinen Stempel auf. In der Milla vermischt er unter dem Namen „Fancy Footworks“ Indie, Disco-Musik und Live-Elemente, um daraus, wie er es formuliert, „ein neues Club-Erlebnis, nahe an einem Livekonzert zu schaffen“. Außerdem gestaltete Manuel die neue Bar „Max Belle Spitz“ mit und versucht “das mexikanische Lebensgefühl nach München zu bringen.” 

Nicolas Jakob

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Von Matthias Kirsch (Foto: Studioline PEP)

Im Internet einkaufen – für die meisten Menschen ist das heutzutage normal. Jedoch setzt das Netzshopping voraus, dass man auf ein Konto oder Online-Zahlungsdienste zurückgreifen kann. Bisher ist die Nutzung dieser nur Erwachsenen vorbehalten – 2017 soll sich das ändern: Nicolas Jakob, 19, Student und „digital native”, hat, zusammen mit Christian Albrecht, 28, wismo, einen Online-Zahlungsdienst für Minderjährige, entwickelt. Als Jugendlicher sei Nicolas selbst frustriert darüber gewesen, dass er „keine Möglichkeiten hatte, modern zu bezahlen“. Wismo funktioniert wie eine Prepaid-Kreditkarte. Via Überweisung kann Geld auf ein wismo-Konto geladen werden, das sich jeder Jugendliche ab zwölf Jahren kostenlos eröffnen kann. Voraussetzung: Die Eltern geben ihr Einverständnis oder eröffnen das Konto selbst. Die App soll im Frühjahr 2017 erscheinen.  

Inside Golden

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Von Philipp Kreiter (Foto: Privat)

Das „Unter Deck“ ist rappelvoll, als Sam Sonner (23),
Clemens Finck von Finckenstein (23), Thomas Morse (24) und Mateo Haußleiter (24)
die Bühne betreten. Inside Golden nennen
sich die vier und es gibt sie erst seit wenigen Monaten. Aber das ambitionierte
Bluesrock-Quartett bringt schon jetzt ein abendfüllendes Programm auf die
Bühne. Erstaunlich souverän tritt die Band auf und auch das Publikum weiß das
zu würdigen. Gut, ganz unbekannt sind die vier auch nicht, Drummer Clemens etwa
spielt neben Inside Golden auch bei
Jesper Munk. Der Sound der vier Münchner ist aber ein ganz eigener, teils ruhig
und melancholisch, teils mitreißend und melodisch. Ihr
eigenes Potential kennt auch die Band: „Nächstes Jahr wollen wir erste
Aufnahmen machen, uns musikalisch weiterentwickeln und vor allem viele Konzerte
spielen“.  Man sollte hingehen.

Neolexon

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Von Matthias Kirsch (Foto: Privat)

Als Hanna Jakob und Mona
Späth nach ihrem Studium der Sprachtherapie mit praktischer Arbeit begannen, setzte
schnell eine Unzufriedenheit ein. Nicht etwa wegen falscher Berufswahl, sondern
im Gegenteil. „In der Sprachtherapie fand kaum technologischer Fortschritt
statt“, erklären die Beiden. Das Problem: Die vorhandenen Therapiemittel sind
begrenzt, veraltet und binden den Patienten an die viel zu wenigen
Therapiestunden. Hanna und Mona entschieden sich dafür selbst einen
Lösungsansatz zu finden und gründeten neolexon – ein Unternehmen, welches die
Therapie für Patienten mit Sprachstörung optimiert und vereinfacht. „Aktuell
stehen Therapeuten nur etwa 300 Fotokarten für ein Wortschatztraining zur
Verfügen“, bemängeln die Gründerinnen und erklären: „Durch die
neolexon-Datenbank kann in der neolexon-App auf tausende Wörter und Fotos
zugegriffen werden. Ebenso wird das digitale Training vom Therapeuten für jeden
Patienten individualisiert – so lernt ein Gärtner eher die Begriffe ‘Tulpe’ und ‘Rasenmäher’, während ein Fußballfan die Wörter ‘Tor’ und ‘Trikot’ trainiert“.
Seit November 2016 ist neolexon in einer kostenlosen Probephase und wird in
diesem Jahr speziell im Hinblick auf Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen
weiter ausgebaut.

Florian Netzer

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Von Friederike Krüger (Foto: Simon Reichel)

Was genau 2017 auf Florian Netzer, 25, wartet, weiß er genauso wenig, wie wir. Aber produktiv soll es werden, künstlerisch, fotografisch, filmisch und sportlich. Sport ist für den Münchner zweierlei: Der Skater nutzt beinahe jede Möglichkeit, um sich in der Stadt mit dem Bord fortzubewegen. Asphalt, der in den Knien vibriert: Bewegung pur in einer Stadt, in der seiner Meinung nach alles geht, in der es nicht besser oder schlechter sei, als anderswo, in der es lieber ein, zwei “wirklich gut gemachte Dinge gebe, als 500 mal der selbe lieblose Mist”. Außerdem kommt er runter, wenn er fährt. Runter von einem Rhythmus, den er den Tag selbst bestimmen lässt. Er ist einer dieser Münchner, die man selten vor Mittag auf der Straße trifft, dafür aber umso häufiger in der Nacht, egal ob als Angestellter hinterm Tresen, oder als Gast in einer der vielen Läden, die ihn inspirieren und antreiben. Um finanzielle Sicherheit zu haben, jobbt er regelmäßig im Skateshop SHRN. Doch sein Ziel, auch für 2017, ist es, etwas zu schaffen, mit Fotos, Filmen, Malerei und Leuten, seine mentalen Skizzen umzusetzen und “perhaps” (Vimeo “Florian Netzer perhaps”) kommt etwas Neues von ihm. Am besten, man fragt ihn mal, wenn man ihn nachts trifft.