Unsere Autorin ist zwar sehr im Praktikum eingespannt, doch trotzdem leidet ihre Abendplanung nicht darunter. Neben einem Kurzfilmfestival in der Muffathalle, besucht sie natürlich die Ausstellung
“10 im Quadrat – Reloaded”
im Farbenladen und verbringt die restlichen Abende musikalisch.
Zur Zeit sind meine Tage zwar geprägt durch qualvoll frühes
Aufstehen, aber jeden Morgen, wenn ich die Snooze-Funktion des Weckers mal
wieder ausreize, motiviert mich dann doch die Vorfreude auf eine wunderbare
Abendplanung zum Aufstehen, die so einen anstrengenden Praktikumstag schnell
vergehen lässt. Denn in einer Stadt wie München, in der es eine derart große
Auswahl an Veranstaltungen gibt, verdirbt mir auch kein langer Arbeitstag die
Lust auf abwechslungsreiche Abende.
Doch jetzt ist erstmal Wochenende! Freitagnachmittag
stolpere ich euphorisiert aus dem Praktikum, denn ich will gleich weiter – in
der Muffathalle findet heute der letzte Abend des flimmern & rauschen statt,
ein Kurzfilmfestival, auf dem einmal pro Jahr die besten Filme der jungen
Münchner Filmszene präsentiert werden. Ich mag das Genre des Kurzfilms: durch
die eindrucksvolle Knappheit, mit der ein Thema behandelt wird, gewinnt es
meiner Ansicht nach enorm an Aussagekraft. Die Message bleibt im Kopf. Auch die
Variation ist gewaltig – die Filmproduzentinnen und -produzenten aus allen
Altersklassen, vom Schulkind bis zum Filmhochschulabsolventen, präsentieren Momentaufnahmen
aus allen vorstellbaren Lebenslagen, die junge Menschen interessieren und
bewegen. Es werden Preise von einer Jury verliehen, aber auch das Publikum darf
mit abstimmen. Auf der Heimfahrt ist die Nacht dunkel, doch der Kopf bleibt
voller bunter Bilder.
Am Samstag schaue ich auf einen Sprung im Farbenladen
des Feierwerks vorbei. Dort ist in diesem Monat die Ausstellung der SZ Junge
Leute Seite „10 im Quadrat Reloaded“ zu sehen. Zehn junge Fotografen
porträtieren zehn junge Künstler und Models in einem persönlichen Moment,
jenseits ihres öffentlichen Auftretens. Beeindruckt lasse ich die Bilder auf
mich wirken und es lohnt sich auch noch länger zu bleiben, denn im Farbenladen
werden alle Sinne gefordert: bei einem erfrischenden Radler kann man der
entspannenden Musik von Willing Selves lauschen und Heroine Twin
zaubern aus ihren sonst eher wilderen Klängen ein einzigartiges Akustik Set.
Schließlich sorgt Sebastian Ulrich mit unterhaltsamen Texten für eine
entspannte und fröhliche Atmosphäre, Meike Harms rundet den Abend mit ihrer
verträumten aber dennoch gewitzten Poesie ab.
Ich wohne dieses Wochenende quasi im Farbenladen, denn auch
den Sonntag verbringe ich hier: als Teil des SZ Junge Leute Teams
arbeite ich heute hinter der Bar und schaue mir das Geschehen mal von der
anderen Seite aus an. Heute wird ein neuer Trend getestet: ab 16.15 Uhr gibt es
eine Runde Bier-Yoga mit Gina von Pop Up Yoga München. Ich trinke mein
Bier lieber in entspannter und bequemer Körperhaltung, doch während ich die Verrenkungen
der Besucher beobachte erscheint mir der Gedanke plötzlich sehr
nachvollziehbar, dass diese Art des Bier-Konsums offensichtlich viel Freude zu
bereiten scheint. Wann bekommt man auch schon mal eine Yoga Stunde gratis? Auch
heute werden die Kunstwerke untermalt von Musik, erst von der sanften Stimme
des Singer-Songwriters Liann, dann schließt die Band SAMT den
Abend mit einer sphärischen Stimmung zum weit weg träumen.
Nach dem ereignisreichen Wochenende kann ich am Montag
im Praktikum kaum geradeaus schauen. Trotzdem bekomme ich als bekennender
Musikjunkie nie genug von Konzerten: schon seit Wochen wartet mein Ticket für
das Konzert von Franz Ferdinand auf seinen Einsatz. Die TonHalle liegt
mittlerweile etwas versteckt hinter der Baustelle, der das Kultfabrikgelände
weichen musste, doch noch hält die alte Konzerthalle der fortschreitenden
Verdrängung von Kulturstätten stand.
Ich bin gespannt die Indie Band endlich mal wieder Live zu
erleben, denn das letzte Mal ist viel zu lange her. Nach ihren Experimenten
unter dem Namen „Franz Ferdinand & Sparks“ war ich erfreut, dass nach 5
Jahren wieder ein Album im back-to-the-roots-Stil veröffentlicht wurde. Und
natürlich hoffe auch ein paar alte Klassiker in der Setlist zu finden – „this
fire is out of control!“
Am Dienstag verschlägt es mich wieder auf ein
Konzert, und zwar spielen Django Django im Strøm – eine meiner liebsten
Konzertlocations in München. Auch hier bin ich neugierig wie die Band ihr neues
Album „Marble Skies“ live präsentieren wird. Der für das Ensemble so typische,
zweistimmige Gesang hat einen hohen Wiedererkennungswert und macht die Band
meiner Meinung nach sehr einzigartig.
Am Mittwoch feiert der Salon Irkutsk sein
7-jähriges Jubliäum. Da ich in der Nachbarschaft wohne und hier schon einige
längere Abende zwischen den so unverkennbar blauen Wänden verbracht habe,
schaue ich auf ein Feierabendradler in der Isabellastraße 4 vorbei. Die urige,
türkisblaue Bar mit dem unlesbaren Schild über der Tür ist schon längst kein
Geheimtipp mehr und wird aus allen Nähten platzen.
Am Donnerstag muss ich mich von all den Eindrücken
der Woche erholen und die Erlebnisse verarbeiten. Ich treffe mich mit einer
Freundin in der Bar 404 page not found, die jedes Mal, wenn ich seit der
Eröffnung hierher komme, irgendetwas Neues an Einrichtungsgegenständen oder
Dekoration hinzuzugewinnen scheint. Wir erzählen uns von unseren Erlebnissen
der Woche und das kommende Wochenende muss natürlich auch geplant werden. Ich
will noch jemanden finden, der am Freitag mit mir auf die neue
Partyreihe „Plug in Beats“ ins Feierwerk gehen möchte. Das Konzept der Party:
Alle Gäste können ihr Handy an die Anlage anschließen und einen von ihnen
selbst ausgewählten Track zur Playlist beisteuern. Der Grundgedanke ist, geflüchteten Menschen
eine Möglichkeit zu geben, mit jungen Münchnern gemeinsam zu feiern und durch
die Mitgestaltung der Playlist, die Party zu einer besonders interkulturellen
Erfahrung zu machen. Es erscheint mir super zum Musik entdecken und Kontakte
knüpfen. „Hey, du hast ‘nen coolen Song ausgewählt, woher kommt der? Erzähl mir
die Geschichte dahinter!“ Eintritt ist frei – also, worauf warten wir noch?
Foto: privat