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Lernen vom Erdwurm

In der Reihe „Unikate“ stellen wir in loser Folge Studentinnen und Studenten vor, die spannende Abschlussarbeiten geschrieben haben. Dieses Mal: Isabella Dauser, Cosima Aeschbach und ihre Biogasanlage für zu Hause.

Fast wäre es eine Kuhfurzauffangstation geworden. Isabella Dauser und Cosima Aeschbach, beide 24, entschieden sich dann aber doch für ein den Smart Degrader – einer Biogasanlage für die Küche. Isabella studierte Grafikdesign und hat damals für ihre Bachelorarbeit verschiedenste Themen recherchiert. Dabei ist sie auch auf Biomimicry gestoßen, also auf den Ansatz, die Prozesse der Natur nachzuahmen, um menschliche Probleme zu lösen. Das berühmteste Beispiel ist hierbei wohl der Klettverschluss, der auf dem Prinzip von Klettfrüchten basiert: „Ich war fasziniert davon, wie adaptier- und anpassungsfähig die Natur ist. Ich wollte das einfach populärer machen und den Leuten mitteilen. Die meisten Leute schauen nicht genau hin. Wenn du dich in den Wald setzt und die Natur und die Tiere einfach mal beobachtest, dann ist das total interessant.“

Die Zusammenarbeit von Designern und Biologen ist ihr dabei wichtig: „Man geht anders an die Probleme ran“, sagt sie. Deswegen kontaktierte sie Cosima, die im Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen studiert und derzeit ihren Master im Themengebiet nachwachsende Rohstoffe macht. Die Themen Natur und Nachhaltigkeit waren Cosima schon immer wichtig, für einen Sonnenaufgang über den Bergen steht sie schon mal um drei Uhr morgens auf. Das wusste auch Isabella, die beiden kennen sich schon seit Kindheitstagen.

Zusammen entwickelten sie das Konzept des Smart Degraders. Das Gerät orientiert sich an den Lebensbedingungen von Erdwürmern – Dunkelheit und Nässe – sowie an der Gasentstehung in Kuhmägen. Durch die Fermentation von hauseigenem Biomüll soll Biogas entstehen, das wiederum für das Kochen verwendet werden kann. Auch der zusätzlich produzierte Flüssigdünger soll wiederverwendet werden können. Ein Algenwasserfilter soll die Biogasanlage außerdem CO₂-neutral machen. „Die Natur verwendet alles wieder und wirft nichts weg. Alles soll im Kreislauf der Natur stattfinden, wir wollen am Ende wirklich keinen Müll haben“, sagt Cosima.

Für ihr Grafikdesignstudium visualisierte Isabella das Konzept anschließend in einem Video und teilte es auf Instagram. Daraufhin meldeten sich zwei interessierte Biochemie- und Maschinenbaustudenten. Der nächste Schritt ist nun der Bau eines Prototyps: „Wir werden ihn kontinuierlich mit Müll füttern und schauen, wie stabil der Prozess ist“, sagt Isabella. Sollte der Smart Degrader erfolgreich sein, kommt danach vielleicht doch noch die Kuhfurzauffangstation. Den richtigen Namen hätten die beiden Münchnerinnen dafür auch schon: Fart Degrader.

Von Lena Bammert