Am gestrigen Sonntag ist es voll geworden im Farbenladen. Nach einer entspannten Bier-Yoga Session sorgten Liann und SAMT mit ihrer Musik für gute Stimmung beim Publikum.
„Was habe ich nur falsch gemacht?“ Das fragen sich heute die
Pumper im Fitness-Studio an der Hansastraße. Während ihnen die Schweißperlen
auf den immer noch nicht optimierten Body tropfen, sehen sie auf der anderen
Straßenseite, gut beleuchtet hinter den großen Fenstern des FARBENLADENS ihre
Artgenossen entspannt beim Yoga. Inmitten einer Galerie mit wunderschönen
Fotos. Und die trinken dabei auch noch Bier. Wie ungerecht!
Gina Weber, Gründerin von Pop Up Yoga München, steht in der Mitte
des Yogi-Kreises, zu ihren Füßen liegt ein flauschiger Elo-Rüde namens Henry,
offensichtlich schon sehr weit fortgeschritten in seiner Meditation. Gina
spricht mit meditativer Stimme: „Einatmen…und aufrichten…zur Mitte…ausatmen…und
trinken.“ Eigentlich nicht anders, als man es vom Yoga kennt. Bis auf die Sache
mit dem Trinken. Die Idee vom Bier-Yoga kommt ursprünglich aus Berlin. Aber wie
sähe das denn aus, wenn die da oben Bier-Yoga hätten und wir in München nicht. Die Bier-Hauptstadt! Unvorstellbar. Wenn die Entspannung von Alkohol und Yoga zusammenkommt, das wäre
doch was. Außerdem kann man dann vielleicht sogar ein paar mehr Männer zum Yoga
bewegen. So zumindest der Gedanke dahinter. Die Getränke werden dabei gezielt
in die Übungen eingebaut. Tatsächlich feiert das Münchner Publikum das Bier-Yoga gar nicht
so sehr wie erwartet. Ihre Besucher seien wohl wirklich integre Yogis,
schmunzelt Gina. Heute sind es sechs davon. Da geht es bei den regulären Events
des Pop Up Yoga Münchens schon anders zu, besonders im Sommer. „Wir sind dann zum Beispiel im Englischen Garten, im Olympiapark
oder vor der Pinakothek, dann sind es oft zwischen 50 und 80 Leute.“ Ein großes Yoga-Fest, egal wo. Denn beim PopUp-Yoga geht es
darum, sich überall entspannen zu können. In sich selbst zu ruhen, ganz gleich
wie hektisch und laut die unmittelbare Außenwelt sein mag. Und obwohl heute,
aufgrund der musikalischen Hochkaräter einiges los ist im Farbenladen, blicken
die Teilnehmer beseelt und glücklich drein, als sie von ihrer
Abschluss-Meditation erwachen. Sie bleiben noch lange zusammen sitzen,
unterhalten sich und schmusen mit Henry, dem das auch ganz gut gefällt.
In der Zwischenzeit sind SAMT beim Soundcheck. Die Münchner
Pop-Band tritt erst seit Januar unter diesem neuen Namen auf. Früher hießen sie
Swallow Tailed und waren zu viert. „Das war eine schöne Zeit. Wir wollten das
so stehen lassen, deshalb der neue Name.“, erzählt Jaki, Jakob Arnu, der in dem
Trio singt und Gitarre & Keys spielt. Auch Philip Maier beherrscht diese
drei Dinge. Die beiden wechseln sich an den Instrumenten ab – ihre Stimmen
ergänzen sich sehr gut. Pia Kreissl spielt den Bass ihren point und grinst
dabei glücklich.
Der Sound ist gecheckt, die drei schlendern durch den Raum, sehen
sich die Fotografien an und begrüßen Freunde, denn jetzt spielt erstmal Kilian
Unger besser bekannt als Liann.
„Ich würde gerne unplugged spielen, klingt jetzt komisch, aber
dazu müsstet ihr bitte herkommen und mir zuhören.“ Und siehe da, bald tummeln sich
über 50 Leute vor der kleinen Bühne im Farbenladen und Liann legt los. Und wie!
Der Junge braucht keine Kabel. Er spielt eine gute halbe Stunde, singt mit
starker Stimme und schneller Zunge. Lieder über das Leben und wie es ist und
wie es wohl werden wird. Dabei begleitet er sich souverän und rhythmisch auf
der Gitarre. Poppige Hooks und dazwischen lyrisch wertvolle
Songwriter-Passagen, das gefällt den Leuten. Die Stimmung ist ausgelassen, als
Liann zu seinem letzten Song kommt.
„Ich war ein bisschen nervös, aber ihr wart wirklich sehr nett zu
mir. Danke. Der letzte Song heißt „Eva“.“
Es läuft gut, für den jungen Münchner, der letztes Jahr seine EP
„Goldjunge“ veröffentlicht hat. Im Februar war er beim Brecht-Festival in
Augsburg zu sehen und im März spielt er dreimal Support für Elif in Heidelberg,
München und Erlangen. 2019 will er sein Debut-Album rausbringen. Obwohl er
durch seine Auftritte und Unterrichtsstunden von der Musik leben kann, schlägt
so eine Album-Produktion nochmal anders ins Gewicht. Studios sind teuer, die
Gespräche mit den Labels oft zäh, trotzdem bleibt Liann optimistisch. Das darf
er auch sein, denn in seiner Musik steckt viel Potential.
Und jetzt zu SAMT. Es wird noch ein bisschen voller im Laden und
dann fangen die drei an zu spielen. Die beiden Jungs mit Falsette-Stimmen, das
Mädchen am Bass, ein eher ungewöhnliches Setup, das ziemlich gut kommt. Der
Sound ist fresh und macht gute Laune, elektrisch ja, aber außer einem Drum
Computer instrumental gespielt und gut arrangiert. Die Musik lässt angenehme
Szenen im Kopf entstehen. Einen ganzen Film. Es ist also vielleicht kein
Zufall, dass der erste Track „Sugar“ auch in der neuen funk Webserie HIT’N’RUN
zu hören ist. Am Ende muss Jaki noch einen unfertigen Song spielen, weil das Publikum
auf eine Zugabe besteht. Bisher ist er nur auf der Gitarre geschrieben, aber
auch so schon schön. „Das war unser erstes Konzert seit langer Zeit und es war
wirklich schön für euch zu spielen.“ Am 23. März sind SAMT nochmal im Milla zu sehen und für danach
gibt es geheime Pläne. Wir werden sie wohl bald erfahren, denn SAMT wird man auf jeden
Fall noch mehr hören.
Fotos und Text: Lukas von Stein