Band der Woche: Sara Lugo

image

Sara Lugo begann als Backround-Sängerin bei Jamaram, der Band ihres großen Bruders. Mit einer sympathischen Leichtigkeit startet sie nun ihre professionelle Solokarriere. Sie erfindet den Reggae-Pop zwar nicht neu, aber trotzdem ist leicht glimmende Sommer-Musik und Saras unbefangene Art hebt sie von der Masse der Popsternchen ab.

Es gibt sympathische Wege zum Erfolg. Und es gibt Karrieren, bei denen der Künstler am laufenden Band damit beschäftigt ist, seinen Ehrgeiz und seinen Erfolgswillen zu rechtfertigen oder zu vertuschen. Die Münchner Band Cosby erfährt das etwa gerade. Da haben sie nun endlich ein Album, die Musik läuft in der Werbung, Mainstream-Pop vom Feinsten, aber alles in Eigenregie produziert – aber in der Szene werden Stimmen immer lauter werden, denen die Karriere der Münchner allzu gemacht erscheint. Anders die Münchner Reggae-Sängerin Sara Lugo (Foto: Max Alberti). Ganz unerwartet erhöhten sich die Klick-Zahlen auf ihren Youtube-Kanal, mittlerweile haben einzelne Videos die Millionen-Grenze überschritten. Und die Künstlerin hat damit ein Niveau wie die österreichische Band Wanda erreicht, dem Überraschungserfolg des vergangenen Jahres. Umso ungeplanter wirkt die Karriere von Sara, die ihre ersten Band-Erfahrungen als Background-Sängerin bei Jamaram, der Band ihres großen Bruders sammelte. Sie ließ sich anschließend Zeit für ihr erstes Album und hat nun mit „Hit me with Music“, ihrem zweiten Album, den großen Bruder auf der Erfolgsskala überholte und ist ganz ohne großes Aufsehen zur Berufsmusikerin geworden ist.

Welche Pläne sie neben der Musik habe? „Keine“, sagt sie, ihren Job in einem Kindergarten in München-Laim hat sie für die Musik aufgegeben. Denn sie möchte touren, neue Lieder schreiben. Sara hat eine seltsame Art der Unbefangenheit, die sie von den Popsternchen abhebt: „Ich möchte alle Länder dieser Welt bereisen und meine Musik mit so vielen Menschen wie möglich teilen.“ Es ginge ihr nicht darum, berühmt zu sein, sie will die Leute berühren, ihre „Herzen öffnen, ihnen Liebe und Kraft geben“. Ein bisschen klingt das nach christlichen Jugendgruppen und wirkt im überdrehten Pop-Biz über alle Maßen fremd. Und dennoch funktioniert die Musik von Sara Lugo auf einem internationalen Niveau, von dem manch anderer Münchner Künstler nur träumen kann. Sie spielt demnächst eine Frankreich-Tour, die schon fast ausverkauft ist, in Hallen, die jeweils um die 1000 Menschen fassen. Im Oktober tritt sie als Headliner in Costa Rica auf, das Video zur Single „Really Like You“ hat sie in Kingston auf Jamaika gedreht. Und dennoch wirkt sie so gar nicht wie ein ehrgeiziger Pop-Star, sie nimmt den Erfolg ehrlich erfreut, aber auch stoisch genügsam an.

Diese Unbefangenheit findet sich auch in ihrer Musik. Sie will nicht viel damit: Ihr Reggae-Pop ist weder wirklich innovativ, noch versucht sie gerade angesagte musikalische Stile mit einzubauen. Das Album „Hit Me With Music“ ist zwar ein wenig poppiger geraten als der Vorgänger. Es bleibt trotzdem leicht glimmende Sommer-Musik mit Off-Beat-Gitarren, sanftem Rhythmus und ihrer weichen Stimme, die ebenfalls nicht spektakulär ist, mit der Sara aber gelernt hat umzugehen.

Man hört ihr den Gesangsunterricht an. Und man hört ihr an, dass die Leichtigkeit ihrer Musik ziemlich genau geplant ist. Denn sie ist gut eingebettet in ihrer Szene. So arbeitet sie schon seit Jahren dem Produzenten Umberto Echo zusammen: „Was ich an Umberto Echo besonders schätze ist, dass er mir meine künstlerische Freiheit lässt. Ich darf machen, was ich möchte, was ich fühle.“ Für die Live-Umsetzung des Albums hat sie zwei verschiedene Aufstellungen: eine gut besetzte Band, die sie Next Generation Family nennt, und die französische Musikerin Supa Mana als DJ. Je nachdem, in welchem Kontext sie spielt, gibt es Live-Sounds oder eine Turntable-Version. Und dazwischen steht Sara Lugo als ein bisschen von sich selbst überraschter Friedensengel, der der Pop-Welt gerade ein lang nicht mehr gesehenes Gutmenschentum zurückgibt.  

Stil: Reggae-Pop

Besetzung: Sara Lugo (Gesang, Songwriting), live entweder mit Band oder DJ

Aus: München

Seit: 2011

Internet: www.sara-lugo.com

Rita Argauer

Foto: Max Alberti