Echte Freundschaft bleibt bestehen, über alle Distanz hinweg. Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.
Wir sind altmodisch. Moderne Kommunikationsmittel? Skype,
What’s-App, Snap-Chat: Brauchen wir nicht. Jojo, meine engste Freundin aus dem
Gymnasium und ich, wir sind auf einer viel, viel subtileren Ebene miteinander
verbunden. Egal, ob sie gerade in Regensburg ist und ich in München, oder sie
in Wien und ich in Madrid.
Bei unserem ersten und einzigen Skype-Versuch, saß ich in
Auckland auf meinem Bett, kurz vor Weihnachten. Ganz frische
Work-and-Travellerin und sie ganz frische Psychologie-Studentin in ihrer ersten
Studenten-WG. Sie war traurig, das weiß ich noch. Sie sah müde aus auf meinem
griseligen Laptop-Bildschirm und sagte: „Ich pack das alles nicht mehr und
jetzt bist du auch nicht mehr da.“ Fast ein Vorwurf. Am liebsten wäre ich durch
die Internetverbindung zu ihr nach Deutschland gekrochen. Stattdessen gab ich
ein lasches „Das wird schon wieder“ von mir. Vielleicht hat uns dieses
Vorgaukeln von Nähe bei gleichzeitiger Hilflosigkeit in der darauffolgenden
Zukunft immer davon abgehalten zu skypen.
Wir blieben eisern bei romanartigen E-Mails. Alle paar Wochen
ein Update über das Leben des anderen. Ich schrieb ihr Postkarten aus all den
Städten, die ich besuchte. Meine liebste Jojo, schrieb ich, immer und immer
wieder. Und sie likte meine Bilder auf Facebook (immerhin!), kommentarlos, aber
immer bei mir, irgendwie.
Manchmal, bevor wir beide wieder nach Hause kommen, habe ich
Angst, sie könnte mich nicht mehr mögen, wir könnten uns auseinandergelebt
haben, in all der Stille dazwischen. Aber dann klingle ich an ihrer Tür, sie
macht auf und alles in ihrem Elternhaus sieht noch so aus wie früher. Der Flur,
die Schuhe, die Treppe. Sie umarmt mich ganz fest. Die Grübchen auf ihren Wangen
ganz tief. In ihrem Zimmer um den Spiegel hängen all die Postkarten, die ich
ihr geschrieben habe.
Von:
Theresa Parstorfer
Foto: Yunus Hutterer