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Gottesdienste mit Kanye West

In der Reihe „Unikate“ stellen wir in loser Folge Studentinnen und Studenten vor, die spannende Abschlussarbeiten geschrieben haben. Diesmal: Wie Davina Albrecht ihr Bachelorthema bei Instagram fand.

Gottesdienste auf Instagram? Funktioniert. Mit Kanye West. Im vergangenen Jahr wurden die sogenannten „Sunday Services“ – also Sonntagsgottesdienste – zum Trend. Ein großer Kreis aus Gospelsängern umgibt Kanye West. Abgefilmt von Kim Kardashian oder der Sängerin Sia. Millionen von Zuschauern sehen über Instagram zu.

Auch Davina Albrecht ist unter ihnen. Für ihre Bachelorarbeit in der Religionswissenschaft hat sie Kanye West und seine Sunday Services als Phänomen in den sozialen Medien untersucht. Zu Beginn haben die Videos aber vor allem für große Fragezeichen bei ihr gesorgt. „Ich wusste erst gar nicht, was ich damit anfangen soll. Erst als Kanye West damit beim Coachella-Festival aufgetreten ist, hat sich das herauskristallisiert“, sagt Davina. Wie viele andere Menschen, ist auch sie Kanye West schon vorher bei Instagram gefolgt. Dass er jetzt Gottesdienste veranstaltet, war für sie ein echter Hingucker, „weil Kanye West wegen so vielen eigenartigen Sachen in den Medien ist und immer wieder komische Äußerungen von sich gibt. Dann fragt man sich schon: Was macht er denn jetzt schon wieder?“ Dabei ist Davina nicht mal Fan von Kanye West oder seiner Musik, wie sie selbst sagt. Und auch religiös ist sie nicht. „Ich interessiere mich einfach für amerikanische Popkultur, früher oder später stolpert man da auch über Kanye West.“

Auf der Suche nach einem Thema, hat sie von ihrer Entdeckung auf Instagram in ihrem Bachelorseminar erzählt. Sofort waren ihre Kommilitoninnen und ihre Professorin begeistert. Das habe sie darin bestärkt, sich an das außergewöhnliche Thema heranzuwagen. Eine Entscheidung, die sie zwar nie bereut, aber die sie so manches Mal ins Wanken gebracht hat, sagt Davina. Bis zur fertigen Arbeit musste sie so einige Hürden nehmen: „Instagram-Storys sind ja nur 24 Stunden aktiv, da gibt es noch keine gängige Forschungsmethode. Nur wegen eines Fanaccounts auf Instagram hatte ich überhaupt die Möglichkeit, auf die Videos zuzugreifen.“

Dass Kanye West und Religion zusammenpassen, das war für sie aber von vornherein klar. „Kanye Wests Familie ist evangelikal“, sagt Davina, „und auch als Künstler hat er sich ja schon immer mit Religion befasst.“ 2013 veröffentlichte er seinen Song „I am a God“, 2019 sein Album „Jesus is King“. Eine Entwicklung, die ihn zu den Sunday Services geführt habe, sagt Davina. Hier vereine er all das. Religion mit Popkultur. Gottesdienste mit Instagram. Seine eigenen Songs mit religiösen Elementen wie Gospel-Gesang. Und Merchandise gibt es auch.

Von Laura Wiedemann