Zehn junge Fotografinnen und Fotografen treffen auf zehn junge Menschen mit Bühnenerfahrung.
Das Ergebnis: „10 im Quadrat Volume 3“ – eine Ausstellung der Junge-Leute-Seite im Farbenladen des Feierwerks. Hier im Porträt: Fotografin Sophia Carrara
Nicht erst seit ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule München im Fach Fotodesign ist das Thema Identität prägend für die junge Fotografin Sophia Carrara. Untersuchte sie im vergangenen Jahr noch die Medien und deren Einfluss auf die Identitätsentwicklung, ist ihr Zugang in der Arbeit für „10 im Quadrat“ beeinflusst durch die zehn Künstler an sich.
„Ich wollte eine Gemeinschaft schaffen“, sagt sie. Deshalb hat sich Sophia auf die Suche nach dem „kleinsten gemeinsamen Nenner“ gemacht, mit dem alle Künstler ausdrücken, wer sie sind. Aus der Gleichung von Musikern, Schauspielern, Comedy und Theaterschaffenden zog sie eine gemeinsame Variable: Wörter und Sprache in Form der Handschrift. „Hier kann man Persönlichkeit herauslesen und die Unterschiede“, sagt sie.
Sophia bewies bereits in ihrer Bachelorarbeit, dass ein experimenteller Ansatz zu spannenden Ergebnissen führen kann. Damals nutzte sie die Technik der Doppelbelichtung. So legte sie einzelne Schichten, also die Porträts der Protagonisten und Schnipsel mit Hinweisen zu ihren Lieblingsmedien, die sie davor erfragte, übereinander. Auf den Aufnahmen sind Porträts zu sehen, die hinter den Schnipseln, wie hinter einem zerrissenen Vorhang, hindurchscheinen. Etwas Nostalgisches strahlen die Bilder aus.
Heute ist der Ansatz der 23-Jährigen nicht weniger originell. So forderte sie die Models auf, handgeschriebene Zitate, Worte oder Liedtexte zu den Aufnahmen im Fotostudio mitzubringen. Entscheidend ist, dass sich die Künstler mit den Sätzen identifizieren können. Selbstgedichtet oder nicht, ist dabei nebensächlich. So wartete Xavier Darcy mit seinen alten, in fliehender Handschrift aneinander gequetschten Zeilen zum Songschreiben auf: „But darling will you please head me your ears.“ Gefolgt von weiteren Zeilen und durchgestrichenen Satzbausteinen – ein kreativer Prozess, festgehalten auf Papier. Demgegenüber griff Azeret Koua auf ein Zitat von Angela Davis zurück. „I am no longer accepting the things I cannot change … I’m changing the things I cannot accept“, ist da in ordentlicher, geschwungener Form zu lesen. Eine Aussage, die für sich alleine steht.
Diese Textbausteine kombiniert Sophia dann, ähnlich der schon bekannten Schichtenmethode, mit den gedruckten Porträts. Das Gesicht des Models ist nun eingerahmt und teilweise auch verdeckt durch die eignen Worte, die eigenen Gedanken und die eigene Schrift.
Auch persönlich nimmt Sophia etwas aus dem Projekt mit. Bei den ganzen Gesprächen und Gedanken zum Thema Identität mit den Teilnehmern „denkt man auch mehr über sich selbst und das Leben nach“, sagt sie. Denn auch die junge Fotografin fühlte sich manchmal verloren. „Ich wusste nicht mehr, wer ich bin“, erzählt sie von ihrer Anfangszeit in München. Geboren und aufgewachsen im Schwarzwald, wusste sie zwar schon früh, welchen Beruf sie anstrebt – ihr Vater ist Hobbyfotograf. Für das Studium gab sie dann aber vor vier Jahren ihre Heimat auf und zog nach München. Alles war neu und anders. Heute weiß sie, dass so eine Krise etwas ganz Normales ist und dazugehört. Danach kenne man sich einfach besser, sagt sie. Diese Phase lässt Sophia nun hinter sich. Gerade beendet sie noch ihr Studium an der Hochschule, ein Master-Abschluss in Medienwissenschaften soll folgen und nebenbei arbeitet sie als freiberufliche Fotografin. Aber das Thema Identität begleitet sie stets weiter.
Text: Larissa Kahr
Foto: Sophia Carrara
Alle Informationen zu unserer Ausstellung gibt es hier