In München überschneiden sich die verschiedensten Welten. In der kommenden Woche wechselt unsere Autorin Carolin Wittmann zwischen den Universen der Film- & Medienlandschaft, japanischer Karaoke, Münchner Tradition und Gesellschaftsphilosophie. Eines ist jedoch nicht dabei: Langeweile.
Wenn ich nur daran denke, muss ich frösteln. Bei den Temperaturen durch die Luft zu sausen, wäre mir als Frostbeule viel zu kalt. Deshalb werde ich am Freitag auf der Kirchweihdult am Mariahilfplatz das Kettenkarussell eher meiden. Freitag nach der Arbeit habe ich mir vorgenommen, dort einen Spaziergang durch die Stände zu machen und ein bisschen zu stöbern. Mein Ziel ist, eine neue, schöne Tasse für die heißen Schokoladen zu finden, die mit dem Herbst für mich unverzichtbar werden. Abends plane ich, einen Abstecher ins Goldkätzchen an die Münchner Freiheit zu machen. Vielleicht auf einen lockeren Drink mit einer Freundin oder spontan auf die Tanzfläche mit entspannten Techno-Beats, die den Tag wegtanzen lassen. Wie ich mich entscheide, weiß ich noch nicht. Beim Nachdenken hilft mir eine Tüte frisch gebrannter Mandeln.
Am Samstag heißt es für mich Kaffeemaschine an, Kopfhörer auf und ab vor den Laptop. Als freie Regisseurin und Drehbuchautorin verbringe ich viel meiner Freizeit damit, Drehbücher zu schreiben und Filmprojekte zu planen. Manchmal kommen die Ideen von allein, manchmal braucht man eben ein bisschen Inspiration. Dabei hilft es, alltägliche Dinge zu hinterfragen und genau deshalb bin ich nachmittags im Pixel2 im Rosental 16. Dort beginnt ab 16:00 die Vernissage „Das Matriarchat – ist das Paradies weiblich?“. Das Team von „Unfairblümt e.V.“ hinterfragt das Patriarchat und widmet sich kritisch sowie mutig der Idee eines anderen Gesellschaftsmodells. Ich finde es schön, dass die Veranstaltung kostenlos ist, da dieses Thema uns alle betrifft. So ist Debattenkultur für alle zugänglich und überzeugt vielleicht den ein oder anderen, sich einfach mal mit neuen Ideen und Sichtweisen auseinanderzusetzen.
Es gibt Dinge, die muss man nicht ausprobieren, um zu wissen, dass sie nichts für einen sind. Bei manchen ist es Fallschirmspringen, bei mir ist es Karaoke. Meinen Freundinnen geht es da jedoch anders, weshalb wir „gemeinsam“ unseren Zeitvertreib für den heutigen Sonntag festlegen: Es geht ins Yokocho zum „Sad Song Singalong“. Wir sitzen an der Bar, über der ein kleines Dach thront, wodurch sich das volle Lokal wie eine belebte Gasse in Japan anfühlt. Nach den ersten Drinks habe ich meine Freunde ans Mikrofon verloren und ihnen versichert, dass ja jemand auf die Taschen aufpassen muss. Aus sicherer Distanz beobachte ich, wie sie „Jar of Hearts“ von Christina Perri performen. Und ja, ich werde bestreiten, dass ich beim Refrain dann vielleicht doch etwas mitgesungen habe…
Montage sind bei mir ziemlich vollgepackt. In der Arbeit trudeln tagsüber zahlreiche Mails ein und den Abend verbringe ich mit Fecht-Training. Wenn ich noch etwas Zeit nach der Arbeit finde, gönne ich mir gerne einen Cappuccino in meinem Lieblings-Café an der Münchner Freiheit. Das Suuapinga hat eine einfache Karte und dabei auch einfach den besten Kaffee. Eine schüchterne Säure und starke Röstaromen, die man sogar in den dunkleren Stellen der aufgeschäumten Milch schmecken kann, was für mich den großen Unterschied macht. Dazu noch einen Miso-Cookie, den ich bewusst genieße, bevor ich mich auf mein Rad schwinge und mich auf den Weg ins Training mache.
Neben Drehbüchern und Wocheneinträgen schreibe ich auch gerne lyrische Texte. Diese poste ich nur online auf Instagram unter @daylightchaos und trage sie eher selten vor. Jedoch finde ich es sehr schön, wenn das andere, junge Poetinnen und Poeten mit viel Leidenschaft tun, weshalb ich mich auf das „Poetry in Motion“-Event am Dienstag freue. Das Ganze ist keine der stereotypisch langweiligen Vortragsreihen in einem kleinen, überbeleuchteten, unbequemen Raum. Diese Poetry-Disco-Night erzeugt mit DJ und halbdunklem Neon-Licht eine einzigartige Atmosphäre für die energiegeladenen, lustigen oder sanften Texten, welche so auf unerwartete Wege faszinieren.
Da ich Filmschaffende bin sind die Medientage im House of Communication München für mich ein Pflichttermin. Mittwoch ist der erste Tag und ich werde auf der Messe so viele Diskussionen und Panels einsaugen wie nur möglich. Da die Branche zurzeit etwas kriselt, kann ich abends etwas Aufheiterung gebrauchen. Ich schnappe mir meine Mitbewohnerin und wir gehen zur „Servus Comedy“ Stand-Up Show in die Goldene Rakete. Der Eintritt ist auf Spendenbasis. Um 20:00 Uhr geht es los und ist erst vorbei, wenn der Bauch vor Lachen weh tut.
Normalerweise spielen Kalenderwochen in meinem Leben keine große Rolle. Diese Woche jedoch schon, da die KW43 ungerade ist. An jedem Donnerstag einer ungeraden Kalenderwoche macht ein Bücherbus vormittags vor der Grundschule an der Dachauer Straße Halt. Ich finde die Idee von einer fahrenden Bibliothek so cool, dass ich unbedingt einen Blick hineinwerfen möchte. Vielleicht kommt ja eine schöne – und obendrein kostenlose – Herbstlektüre dabei raus.
Die Woche war vollgepackt, deshalb lass ich es heute langsam angehen. Ich schalte ab, indem ich am Freitag durch das ARTMUC Kunstfestival schlendere, das im MTC München vom 27.10. bis 29.10. Ausstellungen von internationalen Künstlern zeigt. Ich bin gespannt, was mich alles erwartet, und freue mich auf interessante Blickwinkel, welche mich mit neuer Inspiration ins Wochenende entlassen.