Man könnte meinen es wäre schon April bei diesem verrückten Wetter. Weil man nie weiß, was man anziehen soll, kauft Marina beim Sale von HOUSEOFHRVST vorsichtshalber einfach von allem ein bisschen. Für jede Wetterlage gerüstet startet sie in die Woche und wirbelt von Tanzperformance im Muffatwerk zu Zündfunk-Super-Slam im Milla – für Tiefenentspannung bleibt Marina bei dem vollen Terminkalender kaum Zeit…
Nachdem Anfang der Woche tatsächlich die Sonne rauskam, fühlt sich im Gegensatz dazu der Winter jetzt plötzlich noch kälter an. Draußen sein ist eklig bis unerträglich, also flüchte ich mich zunächst zu Houseofhrvst. Da ist gerade Ausverkauf, vielleicht finde ich ja was für den hoffentlich bald anbrechenden Frühling, obwohl der Temperatur gerade ein dicker Pulli wohl eher angemessen wäre. Egal, geht auch beides, so eine Chance gibt es ja nicht jeden Tag. Leider war ich nicht die Einzige, die diese Idee hatte, in dem Laden ist es brechend voll. Voll bepackt für kalte und wärmere Tage komme ich wieder nach hause. Schon so spät? Jetzt muss ich mich aber beeilen, damit ich noch rechtzeitig ins Muffatwerk komme. Da zeigt heute bei der Lecture Performance die Choreographin Sabine Glenz gemeinsam mit der Tänzerin Anna Fontanet eine neue Interpretation ihrer biographischen Tanzsoli „I Saw What I Thought I Should See“ und „A Body Within“. Was genau mich da erwartet weiß ich nicht, aber Tanz fasziniert mich schon aus dem einfachen Grund, dass ich selber überhaupt nicht tanzen kann. Nach der Aufführung fühle ich mich wie in eine andere Welt versetzt, quasi ins Innere der Choreographin, die mich mit ihrer einfühlsamen Performance schwer beeindruckt hat.
Nachdem ich es endlich schaffe, nach diesem besonderen Abend einzuschlafen, klingelt gefühlte zehn Minuten später schon wieder mein Wecker. Ich döse einfach weiter, bis mir wieder einfällt, warum ich so früh rauswollte: Dieses Wochenende ist die Kreativmesse im MOC, für die ich mit meiner Mutter verabredet bin. Wenn ich nur ihr handwerkliches Talent geerbt hätte… Wir tingeln von Wolle zu Buchbindern und weiter zwischen den kuriosesten Ideen, da ist definitiv für jeden was dabei, vielleicht sollte ich es mal mit Stricken versuchen, das entspannt und man hat auch was Schönes davon.
Nachdem mir Stunden später fast die Beine abfallen, komme ich endlich nach hause. Es reicht für einen kurzen Kaffee und einen Powernap, dann bin ich wieder fit und düse los ins Milla. Angelockt von David Bowie und zwei ehemaligen Atomic Cafe Djs verbringe ich die Nacht mit fetzigem Indie und versuche, ein paar Tanzsskills von gestern auszuprobieren. Nach den Blicken der Anwesenden zu urteilen klappt das nur mittelmäßig, aber das macht nichts. Man kann nicht alles können.
Sonntag kann ich ausschlafen und gehe dann gut ausgeruht ins Kafe Kult. Das Motto des heutigen Kunst Festes könnte lauten: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Der Nachmittag beginnt mit Lesungen, im Anschluss werden queere Filme gezeigt und danach gibt es Konzerte. Als ob das noch nicht genug wäre kann man an allen Ecken und Enden Kunst in den verschiedensten Medien bestaunen und erfahren. Unterbrochen wird der Nachmittag von spontanen Performances. Das alles passt perfekt in mein Wochenende, ich bin so voller kreativer Energie dass ich mich unglaublich inspiriert fühle, selber kreativ zu werden. Abends schaue ich noch die Oscars, ich hoffe sehr für Leo! Doch auch die anderen Nominierungen sind absolut berechtigt, das kann nur spannend werden.
Übernächtigt muss ich am nächsten Tag wieder arbeiten. Allerdings habe ich ein starkes Konzentrationsproblem, im Klartext: Schon nach kürzester Zeit bin ich wieder auf der Suche nach einer Beschäftigung für den Abend, und tatsächlich werde ich fündig: In der Goldenen Bar, in der ich bis jetzt sowieso noch gar nicht war, findet ein Abend voller Erotik und Poesie statt, Sex, Drugs and Rock’n’Roll, dafür muss Zeit sein. Etwas skeptisch bin ich schon, aber auch sehr gespannt, denn wie schon mein Freitag Abend beweist, ist es einfach wichtig, sich manchmal überraschen zu lassen. Und überrascht bin ich dann auch, zum Glück nur im positiven Sinne. Die Atmosphäre ist verzaubernd, ich fühle mich in eine andere Zeit versetzt und lausche fasziniert der Lesung. Später lasse ich mich zu einem Drink hinreißen, aber nur einer, schließlich ist ja Montag.
Natürlich ist es dann doch nicht bei einem Drink geblieben, aber wozu geht man denn in eine Bar? Mit brummendem Kopf gönne ich mir am Dienstag erst mal ein ausgedehntes Frühstück, bevor ich mich wieder an meine gestern doch sehr vernachlässigte Arbeit mache. Bis zum Abend komme ich ein gutes Stück voran und kann mich mit gutem Gewissen wieder auf den Weg machen. Mein Ziel: Das Provisorium. Noir Noir sind drei MünchnerInnen, die in ihrem Foto Projekt „Forest of Souls“ der dunklen Seite von Menschen auf den Grund gehen. Sie sagen, jeder hat so eine dunkle Seite, und ich bin absolut bereit ihnen zu glauben, wenn ich mir diese Bilder ansehe. Die Ausstellung ist unglaublich intensiv und zieht mich völlig in ihren Bann. Besonders gut gefallen mir die Models, die alle ganz unterschiedliche und faszinierende Gesichter haben.
Ein Dilemma, das jeder kennt, ist diese blöde Terminplanung. Während man an einem Tag aber auch wirklich gar nichts zu tun hat, könnte man sich am nächsten zweiteilen. So geht es mir am Mittwoch, den ich zuhause verbringe.
Wenn ich ehrlich bin, brauche ich auch einfach mal einen ruhigen Tag, wenn ich nur nicht am Donnerstag gleich zwei tolle Konzerte wären, die ich unbedingt hören will. Zum eine spielt pourElise in der Glockenbachwerkstatt. Diese junge Frau schafft es, nur mit einer Gitarre und ihrer Stimme einen ganzen Raum zu verzaubern und eigentlich darf ich mir das nicht entgehen lassen. Allerdings ist gleichzeitig auch wo anders Musik angesagt: die EgoFM Lokalhelden haben die Whiskey Foundation ins Technikum geholt. Die machen einen so tanzbaren Rock’n’Roll, dass spätestens nach dem ersten Song keiner mehr stehen bleiben kann. Wie entscheidet man sich denn an so einem Abend? Ich werfe eine Münze, bin aber mit dem Ergebnis irgendwie immer unzufrieden. Aber dann fällt mir ein, dass pourElise ja auch bei der Ausstellung „München am Rand“ von der SZ Junge Leute Seite spielen wird, das heißt ich habe diesen Monat sowieso nochmal die Gelegenheit, sie zu sehen. Also fällt die Wahl aufs Technikum, eine gute Entscheidung, denn auch The Strayin Sparrows und The Black Submarines, die ich vorher beide noch nicht kannte, rocken ordentlich.
Zum Abschluss der Woche treibt es mich nochmal in die Milla, diesmal zum Zündfunk-Super-Slam. Die Künstler geben auf der Bühne alles, um in fünf Minuten das Publikum für sich zu gewinnen. Das gelingt nicht jedem gleich gut, aber insgesamt ist man als Zuschauer schon sehr überwältigt von so vielen verschiedenen Darbietungen auf einmal. Ich fühle meinen Kopf sausen, nachdem ich von Chor über Hip Hop bis Singer/Songwriter alles gehört habe, immer wieder angefixt durch den aufgedrehten Moderator. Mindestens genauso aufgedreht bin ich am Schluss selber, also flitze ich noch ins Bahnwärter Thiel, um dort den Abend beim zweiten Wunstkonzert tanzend zu vollenden. Das Konzept stammt aus Berlin, kann also nur super werden. Und das wird es dann auch, bis ich in den frühen Morgenstunden dann doch in mein Bett falle. Während ich nicht mehr in der Lage bin, meinen Rolladen zu schließen, fällt mir der wohl einzige Vorteil im Winter auf: ich kann noch mindestens drei Stunden schlafen, bis es richtig hell wird.