Und jährlich grüßt das Trüffelschwein

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Feierwerk goes Alpenpop: Bei der Sound-of-Munich-now-Labelnight von Alpinrecords treten Mundartmusiker ins Rampenlicht. Das Ergebnis ist frech und überraschend mitreißend.

Das
Münchner Label Alpinrecords schreibt es sich auf die Fahnen, bayerische
Mundart-Musiker unter Vertrag zu nehmen. Beim Sound of Munich Now könne man
jedes Jahr „wie ein Trüffelschwein“ Ausschau halten nach jungen,
vielversprechenden Künstlern und Zeuge der musikalischen Vielfalt werden, meint
Patrick Oginski, Gründer von Alpinrecords.

Als
Auftakt geht Otto Schellinger auf die Bühne. Er singt tatsächlich nicht auf
Bayerisch, sein sphäriger Jazz bleibt Hochdeutsch und bietet damit noch eine
kleine Verschnaufpause, bevor es losgeht in den Wald aus Blechbläsern und
Dialekt. Mathias Kellner, der gelernte Schreiner aus Niederbayern, der vor
beinahe acht Jahren mit seiner ersten Single „Bees in my head“ einen
Überraschungshit in den deutschen Charts landete, ist an diesem Abend der
etablierteste Künstler. Mittlerweile singt auch er auf Bayerisch und findet,
dass es sich in diesem Dialekt ähnlich gut wie auf Englisch texten lässt, weil
„Bayerisch sehr viel weicher ist. Hochdeutsch wirkt oft hart und distanziert.
Deshalb singen vielleicht auch so viele deutsche Künstler auf Englisch.“

Die
Alpinrecords Labelshow, die den Auftakt zum mittlerweile siebten Sound of
Munich Now darstellt, hält er für eine schöne Veranstaltung, da Mundart-Musiker
ihr Licht „lange Zeit unter den Scheffel gestellt“ hätten, jetzt erst langsam
Selbstbewusstsein zurückerlangen und wieder mehr in der Musikszene mitmischen
würden. „Hier kann man ganz viel Inspiration mitnehmen, wenn man so viele
unterschiedliche Auftritte in so kurzer Zeit miterlebt. Vielleicht denkt sich
der ein oder andere junge Mensch im Publikum: das ist ja super, das will ich
auch machen“, sagt Kellner.

Wie
vielfältig das Genre „Alpenpop“ sein kann, verdeutlicht der Abend mit
Sicherheit: Nicht nur Blasmusik und schnell gesungene, freche Texte wie von den
Kinihasn oder Deschowieda, sondern auch melancholisch, sehnsuchtsvolle Melodien
und ergreifende, an Balkan-Beats erinnernde Lieder funktionieren auf Bayerisch.
Das zeigt die Band BLANK, deren Frontmann Harry Blank, Darsteller in der
Vorabendserie „Dahoam ist dahoam“, von sich behauptet, das „bayerische Chanson“
erfunden zu haben. Auch wenn sich seine Band bisher rarmacht in den sozialen
Netzwerken, reißt die Musik sofort mit und lässt neugierig werden auf das für
April geplante Debut-Album.

Um 22
Uhr werden nebenan in der Kranhalle die Plattenteller freigegeben. 12 DJs
zeigen in fliegendem Wechsel ihr Können und schon nach einer halben Stunde ist
die Tanzfläche gut behüpft. Für die Besucher heißt das: von den Blechbixn rüber
zum Avantgarde-Electro. Das geht nur beim Sound of Munich now. Da lacht das
Trüffelschwein. Theresa Parstorfer

Fotos: © Käthe deKoe

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