München Models: Elisa Teschner

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In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es auch einigeModels. Wir porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen hinter dem hübschen Gesicht. Heute mit Elisa Teschner.

Blonde Haare fallen über nackte Haut. Ein scheuer Blick zur Seite. Nur mit Bikini-Hose und Jäckchen bekleidet posiert Elisa Teschner für den Fotografen Martin Holzner am Walchensee. Auf Instagram postet das Model diese Aufnahme mit einer Bildunterschrift, die zum Lachen bringt: “Just the truth: This is me posing topeless between plants, while thinking where the hell I can take a piss soon.” Elisa nimmt sich selbst nicht zu ernst, was wohl auch der Grund für die erfrischend sympathische und selbstbewusste Wirkung der 25-Jährigen zu sein scheint.

“Früher war das anders. Ich war noch sehr schüchtern und hatte Schwierigkeiten mit der Oberflächlichkeit der Model-Welt. Nun bin ich älter und pack das viel mehr. Wenn ich mein Seelenwohl brauche, dann finde ich das auch wo anders. Nun kommt das aus der Musik”, sagt sie. Als Frontsängerin der Band Eliza scheint sie wie geboren für das Leben im Rampenlicht. “Wenn ich mich vorstelle, dann sage ich nicht, dass ich Elisa, das Model, sondern Elisa, die Sängerin, bin. In dem Moment, wenn ich vor der Kamera stehe, lege ich meine ganze Persönlichkeit ab und mache einen Job”, erklärt Elisa. “Wenn ich aber mit meiner Band Musik mache, dann kommt das aus der Seele. Denn ich als Mensch, ich als Elisa, bin nicht jemand, der Produkte vor einer Kamera vermarktet, ich bin Musikerin.”

Text: Anastasia Trenkler

Foto: Alessandra Schellnegger

Rappen auf der Kanzel

“Als Poetry-Slammerin bin ich Entertainerin, als Pfarrerin verkünde ich das Wort Gottes”, sagt Veronika Rieger, 22. In beiden Fällen gehe es für sie um die Wahl der richtigen Worte. Und um Unterhaltung.

Veronika rappt: “Oh mein Gott, dieser Himmel, wie komm
ich da bloß rein? Oh mein Gott, dieser Himmel, wo zur Hölle soll der
sein?” Es ist der Refrain eines Songs von Marteria. Ihr Publikum ist
an diesem Tag eine kleine Gruppe gekonnt gelangweilter Konfirmanden, die
restlichen Anwesenden dürften wohl alle weit über 50 sein und von diesem Rapper
noch nie etwas gehört haben. Veronika stört das nicht. Sie steht auf der
Kanzel, trägt einen schwarzen Talar und ist der beeindruckende Beweis dafür,
dass Glauben manchmal auch ziemlich cool sein kann.

Als Veronika Rieger, 22, die an diesem Tag ein blaues Kleid
und einen blauen Blumenkranz im rötlichen Haar trägt, von ihrer Rap-Einlage erzählt,
muss sie schmunzeln. Lachfältchen um ihre ebenfalls blauen Augen werden
sichtbar. Sich Veronika in diesem Outfit auf einer Bühne mit einem Mikrofon in
der Hand vorzustellen, fällt nicht schwer. Aber in der Kirche auf der Kanzel?
Das erfordert schon mehr Vorstellungskraft. Doch Veronika kann beides: Seit
einem Jahr ist sie deutschlandweit als Poetry-Slammerin ziemlich erfolgreich.
Zudem studiert sie evangelische Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität
in München und wird, so Gott will, einmal als Pfarrerin arbeiten.

Geplant war das alles nicht. Texte geschrieben hat Veronika
zwar schon immer, aber lange nur für sich selbst, nicht für ein größeres
Publikum. Auch der Weg zum Theologiestudium war kein direkter, denn studiert
hat sie zunächst fünf Semester Lehramt, ebenfalls an der LMU. “Dass ich
Theologie studieren werde, wollte ich mir anfangs selbst nicht
eingestehen”, sagt die sie. Pfarrerin sei eben leider kein cooler Beruf.
Sie grinst. Am Ende hat sie sich trotzdem dafür entschieden: Veronika will mit
Menschen arbeiten und sie auf ihrem Lebensweg begleiten. Außerdem sei es
deutlich leichter zu meckern, dass die Dinge nicht so laufen, wie man es gerne
hätte, als selbst etwas zu verändern. Am Ende gehe es doch schließlich um das,
was man selbst daraus mache, sagt sie.

“Von den Stereotypen, die man mit Pfarrern verbindet,
trifft kein einziges auf mich zu”, sagt sie selbstbewusst. Die Bibel habe
sie als Jugendliche zwar gelesen – ebenso wie den Koran -, aber mehr aus
Interesse als aus tiefer Religiosität. “Mit 13 war ich mir auch absolut
sicher, dass es Gott nicht gibt”, sagt sie. Heute noch sagt Veronika, ihr
Gott habe viele Namen – und als bibeltreu würde sie sich nicht unbedingt
bezeichnen. Altgriechisch, Althebräisch und Latein muss sie in den zwölf
Semestern, die ihr Studium in Regelstudienzeit dauert, lernen, auch wenn sie
selbst viel lieber mehr Praxisanteile in den Lehrplan integrieren würde. Sie
nimmt es gelassen, immerhin ist kein Studium perfekt und etwas Eigeninitiative
ist immer gefragt. Veronika nutzt deshalb gelegentlich die Möglichkeit, für
andere Pfarrer auszuhelfen, um so mehr Berufserfahrung zu sammeln.

Von der Kanzel auf die Bühne: Auch zum Poetry Slam kann
Veronika eher durch Zufall. Sie erzählte ihrer Freundin Felicitas Brembeck, die
in der Slam-Szene besser als Fee bekannt ist, von ihrer Schreiberei – und die
ließ nicht locker, bis sie einen ihrer Texte lesen durfte. Fee überredete sie,
bei einem Poetry Slam in der Münchner Kneipe Stragula aufzutreten. “Ich
dachte mir schon, bevor ich einen von ihren Texten gelesen habe, dass Veronikas
Persönlichkeit wie für die Bühne gemacht ist”, sagt Fee. Sie sei sich
sicher gewesen, dass Veronika nicht nur schöne sprachliche Bilder zu Papier
bringen, sondern diese auch für das Publikum lebendig werden lassen könne.

Seit dem ersten Auftritt vor knapp einem Jahr hat Veronika
mehr als dreißig verschiedene Texte auf Bühnen in Bayern und ganz Deutschland
gebracht. “Durch das Slammen kann ich Menschen erreichen, die ich sonst
nicht erreichen würde”, sagt Veronika. Sie hat natürlich auch komische
Beiträge im Repertoire, aber die meisten ihrer Texte sind in irgendeiner Form
politisch. “Ich glaube, dass man politische und nicht-politische Themen
gar nicht so klar voneinander trennen kann”, sagt sie. Ihr Texte handeln
deshalb von Selbstliebe, von Misshandlungen, von Homophobie, von Sexismus –
gegenüber Männern und Frauen. Es sind gesellschaftlich relevante Themen, aber
vor allem Themen, die sie selbst bewegen, wütend machen, nachdenklich stimmen.

Zu ihr als ausgebildeter Notfallseelsorgerin sind schon
häufiger Menschen gekommen, die Opfer von psychischer und physischer Gewalt
geworden sind. Fast täglich wird sie auf den verschiedensten Kanälen mit allen
erdenklichen Formen von Alltagssexismus konfrontiert. In ihren Texten gibt es
natürlich immer ein lyrisches Ich – das heißt aber nicht, dass es zwangsläufig
mit Veronika übereinstimmen muss. Gewisse Parallelen ließen sich aber natürlich
dennoch nicht leugnen, sagt sie – mal mehr, mal weniger.

Slammen? Predigen? Unterscheidet sich hier das Texten?
“Als Slammerin bin ich Entertainerin, als Pfarrerin verkünde ich das Wort
Gottes”, sagt Veronika. In beiden Fällen gehe es aber um die Wahl der
richtigen Worte, darum, seine Zuhörerschaft zu erreichen, aber eben mit unterschiedlichen
stilistischen Mitteln und mit anderer Intention. Auf der Bühne will sie ihr
Publikum unterhalten. Auf der Kanzel vermutlich auch, hier versteht sie sich
selbst aber als Dienstleisterin für ihre Gemeinde.

Trotzdem kann es schon mal passieren, dass bei Veronika die
Grenzen leicht verschwimmen, wie eben an diesem Tag, als sie nicht Worte aus
der Bibel zitiert hat, sondern Marteria. Der Song “OMG!” beschäftigt
sich mit der Frage, welche Art von Leben man führen muss, um in den Himmel zu
kommen, und ob dieses Ziel überhaupt erstrebenswert ist.

Fragen, die Veronika als angehende Pfarrerin zulassen kann,
Fragen, die sie sich selbst als junges Mädchen gestellt hat und heute noch
stellt.

Text: Jacqueline Lang

Foto:

Alessandra Schellnegger

Ein Abend mit: Rey Lenon

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Rey Lenon trifft man im Zweifel in stadtbekannten Konzerthäusern, wie der Milla oder dem Strom. Dabei trinkt sie vielleicht gerade Moscow Mule, wenn sie nicht schon wieder zum nächsten Ort hastet

immer mit einer kleinen Flasche Wasser im Gepäck.

Name:  Rey Lenon

Alter: 25

Beruf: Studentin, nebenbei Synchronsprecherin

Internetseite: https://www.facebook.com/ReyLenonOfficial

 

Hier beginnt mein Abend:

Wo auch immer meine Freunde sind, ich habe
keine richtige Stammkneipe.

Danach geht’s ins/zu:

Puh, kommt halt darauf an, was wer wo
auflegt bzw. welche Band wo spielt. Nichts falsch machen kann man mit Milla,
Strom, Harry Klein, etc.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge
ich sie vom Gegenteil:

Ich hab da jetzt leider nicht so eine
ausgeklügelte Taktik.

Mit dabei ist immer:

Eine kleine Wasserflasche (ich habe, warum
auch immer, fragt mich nicht, immer Angst ich könnte doch auf dem 20 minütigen Weg
verdursten..)

die ich dann jedes Mal wieder total erstaunt und genervt von mir
selbst abgeben muss, bevor ich reingehe. Ich lern das einfach nicht.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Moscow Mule, Mango-Schorle, braunen Tequila, Wasser

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Also bei welchen Songs ich momentan auf
jedenfall die Tanzfläche stürmen würde wären wohl u.a. „Just Dancing“ von
Sylvan Esso, „You Don’t Get Me High Anymore“ von Phantogram, „This Is Not About
Us“ von Banks oder „Char“ von Crystal Castles.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Augen zu, loslassen!

Der Spruch zieht immer:

Eigentlich doch keiner, oder?

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Da fragt ihr wohl die Falsche, weil ich
nachts eigentlich nie noch unbedingt irgendwo was essen will.

Meine dümmste Tat im Suff war:

¯_(ツ)_/¯

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten
Nacht gibt’s:

Daheim, Nudeln mit Tomatensoße!

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Ganz
klar, Atomic Cafe!

Foto: Simon Gehrig

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Max

Pünktlich zum Semesterbeginn liefert unser Autor das passende Programm. Für Musikliebhaber lohnt sich das
Keep It
Low-Festival
und das
Digitalanalog,

außerdem wird im Cord ein
Debate Club veranstaltet.. ach ja: und natürlich stehen jede Menge Erstipartys an.

Semesterbeginn
ist eine schöne Zeit. Und das nicht nur wegen des traumhaften Wetters, das wir
momentan wahrscheinlich zum letzten Mal in diesem Jahr genießen dürfen. Nein,
endlich wieder Unipartys, drei verschiedene Tagesessen in der Mensa, den Lieblingsprof
wiedersehen und … hab ich die Unipartys schon erwähnt? Aber man kann nicht
nur feiern in diesen Tagen. München hat noch einen Haufen anderer Events zu
bieten, die ich auf keinen Fall verpassen darf.

Vollgepackt
geht’s gleich am Freitag los – das Feierwerk bietet das Keep It
Low-Festival
,
Münchens Geheimtipp und Pop-Up-Club Clap 2.0 den Sänger San2
mit seiner Soul Patrol
und gleichzeitig startet auch noch das
Digitalanalog im Gasteig… da hab ich
wohl die Qual der Wahl. Naja, Digitalanalog gibt’s morgen auch noch, und Soul
ziehe ich dann doch dem Rock vor – der Clap Club bekommt den Zuschlag.

Am Samstag
bin ich erstmal enttäuscht. Zweimal war ich zu langsam, denn sowohl das Konzert
der HipHop-Girls von SXTN in der
Muffathalle

als auch das der österreicher Durchstarter Granada im
Clap Club

sind schon ausverkauft. Aber es gibt ja noch das Digitalanalog. Da spielen
heute unter Anderem Xavier Darcy, die Tula Troubles und Mullein und dazu
verschiedene DJs und VJs. Und um mir die Zeit bis dahin ein bisschen zu
vertreiben, schau ich noch im MVG-Museum vorbei. Zum zehnjährigen
Jubiläum ist heute nämlich der Eintritt gratis.

Eine
weitere Ausstellung besuche ich am Sonntag. Doch heute wird es etwas
anspruchsvoller. Im Farbenladen des Feierwerks stellt Max Boström aus. Der Frankfurter
Architekt und Künstler entwirft aufwändige Skulpturen, die er Schicht für
Schicht aus den Seiten verschiedener Zeitschriften ausschneidet und
zusammensetzt.

Am Montag
stecke ich wieder in einer Zwickmühle. Es wird politisch, das ist klar. Aber
gehe ich ins Cord, wo im Debate Club das Thema
“Popfeminismus” zur Diskussion steht? Oder doch lieber ins Münchner
Pop-Up-Hotel Lovelace, wo der Filmwissenschaftler Urs Spörri eine Vorlesung
über den Schauspieler
Donald Trump

hält? Denn der amtierende US-Präsident trat schon in vielen Film- und
Fernsehproduktionen auf – ein Nebenjob, der, wie Spörri erörtert, einen starken
Einfluss auf Trumps Image habe und vielleicht eine Erklärung liefert, warum so
viele Amerikaner diesem Mann ihre Stimme gaben.

“Apropos
Vorlesung”, erinnere ich mich am Dienstag, “da war doch was…
ach ja, es ist ja wieder Uni! Vielleicht sollte ich da doch mal
vorbeischauen.” Deshalb trete ich mit dem Kulturprogramm heute etwas
kürzer und kümmere ich mich wieder ein bisschen um die Ausbildung. Am Abend
kann ich es aber doch nicht lassen und schaue am Hauptbahnhof vorbei. Mitten im
Verkehrstreiben kann man dort nämlich die besten journalistischen Fotos des
vergangenen Jahres betrachten, auf der “World Press
Photo Exhibition
”, die sogar noch bis nächsten Montag offen hat.

Musik
zum Mitmachen – immer mittwochs. Das wäre ein geeigneter Werbespruch für viele
Münchner Locations, denn Mittwoch ist Jamsession- und Open-Stage-Tag.
Und so muss ich mich heute schon wieder entscheiden. Zwischen der Jazz Jam in der Milla und der Singer/Songwriter-Open
Stage

im Import/Export. Es ist einfach schwierig, doch am Ende zieht mich der eigene
Musikgeschmack dann doch in die Milla.

Langsam
bin ich die Entscheidungen leid. Semesterbeginn hätte ich mir einfacher
vorgestellt. Und deswegen bleibe ich am Donnerstag hart. Und daheim. Aus
gutem Grund, denn donnerstags steigen die Partys in meinem Studentenwohnheim,
und Feiern war ich trotz Semesteranfang noch gar nicht. Zeit wirds!

“Was,
ich war gestern feiern?”, frage ich mich am Freitag. “Kann
doch gar nicht sein, denn die großen Partys steigen doch alle erst heute. Aber
wo kommt dann dieser Kater her?” Egal, Kater hin oder her, heute wird
nochmal richtig auf den Putz gehauen. Möglichkeiten gibt’s dazu genug, zum
Beispiel die Erstiparty an
der LMU
,
die Semesteropening-Party
im Jack Rabbit
, Neunzigerparty
im Cord

oder, etwas Alternativ, Funktastic-Party
in der Downtown Bar
. Klingt schon wieder nach einer Entscheidung. Aber nein,
heute gehe ich einfach auf alle. So wird das doch noch ein standesgemäßer
Semesteranfang. Nur den Lieblingsprof, den hab ich bisher noch nicht
wiedergesehen…

EP-Kritik: “Up the ante” von Inside Golden

München scheint dem Blues verfallen. Nach Jesper Munk und The Whiskey Foundation schicken sich nun auch Inside Golden an, mit ihrem Debüt “Up the ante” gute Gitarrenmusik unter’s Volk zu bringen.

Viele Medien sprechen in letzter Zeit gerne von einer Art neuen „Blues“-Bewegung, die sich in München entwickelt. Immerhin hat die Stadt mit Jesper Munk einen Künstler hervorgebracht, der nicht nur in der Szene als Sensation gefeiert wird, sondern auch Deutschland weit Erfolge aufweist. Gleichzeitig gibt es mit Bands wie den Black Submarines oder The Whiskey Foundation eine Reihe von sehr fähigen Gattungsvertretern.
Auch die Musiker von Inside Golden, die übrigens früher größtenteils mit besagtem Jesper Munk in einer Band gespielt haben, schlagen in dieselbe Kerbe: auf ihrer ersten EP „Up the ante“ zeigen sie, wieso sie dem eben etablierten Genre-Standard in nichts nachstehen. Eine Spur rockiger als etwa von Jesper Munk gewohnt setzen die sechs Lieder jeweils ganz eigene Schwerpunkte, von treibend-intensiv wie der Opener „My Muse“, über melancholisch in „Letting Go“ bis hin zum ruhig und gefühlvoll in „Velvet Smoke“.
Trotz vieler Zitate und bekannter Klänge, entwickeln die Musiker auf der kurzen Platte einen eigenen Sound. Ein Sound, der zum Zuhören einlädt und das emotionale des Blues ebenso transportiert, wie der der anderen Vertreter des „Münchner Blues“. Ein sehr gelungenes Debüt.

Text: Phillipp Kreiter

Band der Woche: LaPrêle

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Alex Laprell geht für sein Debütalbum “The Mirror” den klassischen Singer-Songwriter-Weg. Der war jedoch nicht ganz absehrbar: eigentlich wollte er Operngesang studieren. Wie gut, dass er sich irgendwann eine Gitarre zugelegt hat.

Graf von Krolock ist ein finsteres Wesen. Klar, immerhin ist der auch so etwas wie der Anführer im „Tanz der Vampire“. Das bringt die Figur dann allerdings auch in einen kleinen Konflikt, denn Krolock ist in seiner ganzen Blutgier und Finsternis auch ein bisschen komisch. In Roman Polanskis Film genauso wie im darauf basierenden Musical. Der„ Tanz der Vampire“ ist ein Extremfall, dort wird das Horror-Genre mit einer Komödie vermischt. Doch darin zeigt sich auch bisschen das allgemein Seltsame an Musicals. Diese Nachfolger der Operetten vermischen einfache Musik mit größtem Drama, was – wenn es gelingt – die höchste Kunst der Popmusik ist. Doch wenn es daneben geht, kippt die Musik schnell in künstliche Theatralität und Kitsch.

Wenn man sich das Debütalbum „The Mirror“ von Alex Laprell, alias LaPrêle, anhört, ist das Komischste daran die Vorstellung, dass diese feine Stimme einst besagten Grafen von Krolock sang. In einer Schulaufführung des Musicals sang er das Vampir-Oberhaupt. Zu dieser Zeit hatte Alex im Gymnasium Musikleistungskurs mit dem Schwerpunkt Gesang, eine Ausbildung im klassischen Fach folgte. Doch dann entschied sich Alex, der ursprünglich auch Operngesang studieren wollte, aber doch für Jura. „Nach dem Abi stand ich kurz davor, Operngesang zu studieren, aber mein Herz hat einfach nicht genug für die Klassik geschlagen. Und mir war auch der Erwartungsdruck in der Branche zu hoch“, sagt er. Erst viel später, während des Studiums, habe er sich dann eine Gitarre zulegt und sich das Spielen selbst beigebracht. Jetzt schreibt er Popsongs, die aber den theatralischen Geist seiner früheren musikalischen Prägung in sich tragen. Dabei ist es jedoch nicht so, dass Alex über seine Musik groß angelegte Geschichten erzählen würde. Er schreibt Musik mit lyrischen Texten, die mehr eine Stimmung hervorrufen, als durch eine konkrete Handlung tragen.

Die Theatralität liegt bei Alex im Detail, genauer in seiner Stimme. Denn dieser hört man an, dass sie einst dafür ausgebildet wurde, über kleine Nuancen und das Timbre zu psychologisieren, ja, mit der Stimme eine Rolle zu erschaffen. Alex kann so etwa seine Stimme zittern lassen, dass sich sofort eine große Unsicherheit in der Musik verbreitet, wie von jemandem, der mit der Welt hadert. Nie jedoch klingt es, als sei Alex in seiner Gesangstechnik unsicher. Diese feine Differenzierung zwischen dem Sänger Alex und der Stimmung, die der Sänger über seinen Gesang transportieren will, gelingt ihm dabei ziemlich gut.

Auf seinem Album, dass er gemeinsam mit seinem Freund Dominik Schmidt produziert hat, dient das besonders dazu, eine recht düstere Stimmung zu erzeugen. „Ich bin ein nachdenklicher Typ, und viel von der Düsterheit der Melodien und Texte spiegelt innere Themen wider, die ich in den vergangenen Jahren bearbeitet und aufgelöst habe“, sagt er. Textlich zeigt sich das dann etwa im Song „Home“, der auf den Satz hinaus läuft, das Gefühl von Heimat oder Zuhause sei ihm unbekannt. Oder „The coin has two sides“, in dem die Zeile „Enjoy the pain“ wieder und wieder gesungen wird. Am Anfang erscheint das etwas seltsam, weil er die Emotionen in seine Stimme presst, die dann bisweilen ein wenig jaulend klingt. Sobald man sich daran jedoch gewöhnt hat, entwickelt die Musik einen ähnlich wohlig-leidenden Sog wie das Conor Oberst bei den Bright Eyes hatte. Wenn die Arrangements, deren Grundgerüst meist aus einer einfach geschlagenen Akustik-Gitarre bestehen, dann mit Saxofon, Horn und E-Gitarre, sowie um zweite Stimmen ergänzt werden, bekommt die Musik eine Dimension, die über einfache Songwriter-Strukturen weit hinausgeht. 

Stil: Düster-Folk
Besetzung: Alexander Laprell (Songwriting, Gesang, Gitarre, Synthesizer), Dominik Schmidt (Produktion, Mixing, E-Gitarre, E-Bass, Drums, Synthesizer), und Gastmusiker
Aus: München
Seit: 2013
Internet: www.laprele.de

Text: Rita Argauer

Foto: Denise Stock

Neuland: “Das Bilderbuch der Elizaveta Porodina”

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In der 
wunderschönen Stadt Wien gilt es aktuell die bisher größte Einzelausstellung der Münchner Fotografin Elizaveta Porodina zu besuchen. Dass die Werke zur Hälfte der fruchtbaren Kollaboration mit der Band Bilderbuch entstammen, scheint da fast nur ein Schmankerl am Rande.

„Das Bilderbuch der Elizaveta Porodina“ lautet der Titel der bisher größten Einzelausstellung der Münchner Fotografin Elizaveta Porodina. Insgesamt 55 Fotografien werden noch bis zum 16. Dezember in der Wiener Galerie OstLicht zu sehen sein. Eine Hälfte der Ausstellung ist ganz explizit Elizavetas Zusammenarbeit mit der österreichischen Band Bilderbuch gewidmet – seit zwei Jahren eine „kreative Kollaboration auf Augenhöhe“. Schließlich fotografiert sie regelmäßig für bekannte Modemagazine und -firmen, erreichte 2012 gar den zweiten Platz bei den „World Photography Awards“. Die Fotografin und die Band – beide teilen sie die Philosophie, ihre Kunst ganz dem Prinzip Pop entsprechend als „Allround-Experience“ zu verwirklichen; über den einen visuellen beziehungsweise audiovisuellen Eindruck hinaus muss sie als eine Geschichte insgesamt funktionieren. Den vielen Bildern und zwei gemeinsamen Videoproduktionen zu „Bungalow“ und „Baba“ merkt man den Anspruch an.

Bei Bilderbuch steht die Ohrwurm-Melodie, die ein kurioses Wortspiel durch den Song komplimentiert, nicht im Gegensatz zu guter instrumentaler Livemusik. Und es ist diese Ambivalenz aus surrealem Spiel und handwerklicher Qualität, die man in Elizavetas Arbeit ebenso verwirklicht findet. Einerseits bestechend durch zugängliche Ästhetik, fordert sie jedoch in Bildarchitektur und Farbenspiel heraus – der Betrachter verbleibt mit dem Eindruck eines unwirklichen Traums. Dass der Ausstellungsraum dabei das „Live-Erlebnis“ schafft, bestätigt die Künstlerin. Es sei überwältigend, gerade die Fotos, die mit der Band auf Fuerteventura entstanden, in der Ausstellung zu sehen. Zwar sei Druck ja nun kein einfaches Medium, doch gerade durch das große Format und den räumlichen Kontext der Galerie könne man mitten in die Landschaften eintauchen. Sorgen, der Hype um die Band könne das eigene Schaffen überstrahlen, teilt sie nicht; in der Kunst ginge es eben auch darum, Egos zu überwinden und Kräfte zu vereinen.

Text: Yvonne Gross

Foto: Elizaveta Porodina

Witz komm rauf

„Die Leute in München sind immer skeptisch, wenn etwas aus Berlin kommt. Aber das ist kein laktosefreier Mocca Latte, was wir hier machen.“Sebastian Ulrich, 24, eröffnet Münchens erste Stand-up-Comedy-Bühne.

Sebastian Ulrich ist ständig auf der Suche. Auf der Suche nach dem nächsten Witz, der Punchline für den nächsten Gag. „Wenn du auf der Bühne stehst“, sagt der 24-jährige Stand-up-Comedian, „dann ist das erst einmal so, als stehst du wieder vor dem dicken, großen Kind auf dem Schulhof. Das, vor dem jeder Angst hatte.“ Das Problem ist nur: In München ist es überhaupt nicht so einfach für junge Comedians, auf einer Bühne zu stehen, da können die Witze noch so gut sein. Doch jetzt hat sich Sebastian dieses Problems angenommen.

Auf den ersten Blick ist Sebastian zunächst ein unscheinbarer Typ mit Kappe und Hornbrille, doch kann er seine Mitmenschen schnell durch seine Art einnehmen. Dazu braucht er keine hippen Klamotten oder gut gemeinte Floskeln, sondern lediglich seine oftmals unpassenden Kommentare, die im Alltag manchmal Verwirrung auslösen. Einen Ort, um sein komödiantisches Talent im passenden Rahmen zu präsentieren, hat Sebastian bisher in München jedoch vergeblich gesucht. Als Radiomoderator bei M 94.5 war ihm zwar der ein oder andere Lacher sicher; eine echte Bühne, im Sinne eines Veranstaltungsraums, musste er sich aber erst selbst schaffen.

Seit Sebastian 14 Jahre alt ist und den amerikanischen Stand-up-Künstler Bill Burr auf Youtube entdeckt hat, schlägt sein Herz für diese Form der Kunst. Zehn Jahre später tritt er regelmäßig auf den Münchner Open Stages auf und hat für seine Leidenschaft sogar einen Monat in Berlin gelebt. Dort hat es ihn dann richtig gepackt. „In Berlin ist die Stand-up-Kultur einfach unglaublich vielfältig“, schwärmt er. Die ganze Szene dort habe einen wahnsinnig großen Zusammenhalt, und junge, unerfahrene Comedians werden von Alteingesessenen unterstützt und gefördert. „Das hat mir erst gezeigt, wie wenig hier in München in der Richtung los ist.“ Beim Thema Comedy blüht Sebastian richtig auf, kann sich richtig in Rage reden – die ironischen Kommentare sind verschwunden. Ihn ärgert es, dass es in München zwar eine große Kabarett-Szene gibt, diese aber kaum Nachwuchsförderung betreibt.

Ein Gegenbeispiel ist der Münchner Comedian Alex Profant. Auch als „Tyrann von München“ bekannt, spielt Profant auf großen Bühnen wie im Schlachthof und ist schon im Quatsch-Comedy-Club aufgetreten. Nebenbei hat er für junge Comedy-Talente eine Trainingsgruppe gegründet, die sich regelmäßig trifft. Auch Sebastian war dort schon anzutreffen. „Alex tut wirklich sein Bestes“, sagt er. „Aber leider ist er auch der Einzige von den etablierten Münchner Comedians, der sich wirklich um den Nachwuchs kümmert.“ Es gebe auch einfach zu wenige Auftrittsmöglichkeiten für junge Stand-up-Künstler in München. Einige Male ist Sebastian zwar schon auf der Open Stage im Cord Club aufgetreten, aber das war nicht vergleichbar mit seinen Erfahrungen in Berlin: „Auf Open Stages wie im Cord treten halt nicht nur Comedians auf, sondern auch Singer-Songwriter, Bands und so weiter“, erklärt er. Das Publikum sei dort einfach nicht auf Stand-up-Comedy eingestellt. Und wenn doch ein Comedian wie Sebastian auf die Bühne kommt, dann fielen die Reaktionen eher zwischen verwirrt und gelangweilt aus. „Dem Publikum die Schuld zu geben wirkt natürlich wie eine Entschuldigung“, merkt der Student an. Aber nicht nur Comedy-Anfänger wie er haben auf solchen Open Stages wie im Cord Club ihre Probleme. Auch Alex Profant – der im Schlachthof johlenden Applaus bekommt – trifft dort auf ein eher verhaltenes Publikum.

Doch statt sehnsüchtig nach Berlin zu blicken, nimmt Sebastian das Problem jetzt selbst in die Hand. Zusammen mit seinem Freund und Comedian Hans Thalhammer hat er die erste offene Bühne speziell für Stand-up-Comedy gegründet: das „Ja und Weiter – Comedy Open Mic“. Jeden Dienstagabend soll die Veranstaltung in der Bar Holzkranich am Josephsplatz nach dem Vorbild der Hauptstadtszene stattfinden. „Die Leute in München sind immer skeptisch, wenn etwas aus Berlin kommt“, scherzt Sebastian. „Aber das ist kein laktosefreier Mocca Latte, was wir hier machen. Das ist nur Comedy.“

Auf ihrer Bühne kann einfach jeder auftreten, der Lust auf Stand-up hat. Wer in der Facebook-Veranstaltung mit „Spot“ kommentiert, hat seinen Platz gesichert. Für den ersten Termin am 17. Oktober haben sich schon acht Comedians angekündigt, die Bühne ist also voll besetzt. Drei von ihnen sind noch nie auf einer Bühne gestanden. Aber auch der erfahrene Alex Profant ist dabei, um die angehenden Talente zu unterstützen. Sebastian selbst wird als Moderator durch den Abend führen.

Trotz der bisher guten Resonanz unter jungen Münchner Comedians ist Sebastian skeptisch, ob auch das Publikum von ihrer Idee begeistert sein wird. In Berlin gab es vor dem Erfolg der offenen Comedy-Bühnen schließlich schon eine große englischsprachige Stand-up-Community, die regelmäßig Veranstaltungen organisierte. Das Publikum war dort also schon für diese Kunstform sensibilisiert. „Hier können sie halt hauptsächlich erst einmal Leuten zuschauen, die es noch nicht können.“

An jedem Dienstag sollen fortan acht junge Comedians im Holzkranich auftreten und in jeweils sieben Minuten das Publikum zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln bringen. Eigentlich eine ungewöhnliche Zeitangabe, aber für Stand-up genau richtig. „Normal sind für Comedy fünf Minuten“, erklärt Sebastian. „Aber bei sieben hast du eben noch diese zwei Minuten, in denen du dich ausprobieren kannst.“ Und genau das wollen Sebastian und Hans mit ihrer Bühne erreichen. „Und wenn du dann das dicke Kind am Schulhof besiegt hast und die Leute zum Lachen bringst“, sagt er und grinst, „dann ist das einfach ein unbeschreibliches Gefühl.“

Text: Antonia Franz

Foto: Alessandra Schellnegger

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Jackie

Unsere Autorin mag ja eigentlich den Herbst und freut sich, ihre Winter­depression noch um ein paar Tage vertrösten zu können. Tagsüber plant sie einen Ausflug zur Kirchweihdult oder ins Lost Weekend, abends geht’s ins Müller’sche Volksbad oder in die Milla.

Hoch die Hände, Wochenende! Am
Freitagabend scheint zwar leider nicht mehr die Sonne, aber ich mache trotzdem
einen kleinen Ausflug auf die andere Seite der Isar um mir die neue
Fotoausstellung von Julian Mittelstädt anzuschauen. Unter dem Motto “Streetz”
stellt der Fotograf dort Bilder aus, die reale Menschen auf der Straße zeigen –
ohne gestellte Posen und gekünsteltes Lachen. Drinks gibt’s im Container
nebenan in der BAR of BEL AIR. Läuft.

Auch der Samstag steht im Zeichen
der Kunst – zumindest abends. Nach einem ausgiebigen Frühstück radle ich aber
erst einmal erneut auf die andere Seite der Isar: Diesmal nach Giesing. Von
heute an bis einschließlich 22.Oktober findet auf dem Mariahilfplatz die
wunderbare Kirchweihdult statt. Allerlei Leckereien schnabulieren und mal mehr
mal weniger sinnlosen Kram bestaunen – was könnte schöner sein an so einem
Samstag im Herbst? Abends gehört die alljährliche Lange Nacht der Museen
natürlich zum Pflichtprogramm. In diesem Jahr nehmen auch verschiedene Bäder an
der langen Nacht der Museen teil. Ich entscheide mich für eine Führung durch
das wunderbare Müller’sche Volksbad
. Ab 21Uhr finden diese alle 30 Minuten
statt und dauern ca. 20 Minuten. Da bekommt man fast Lust, sich einfach nackig
zu machen und selbst in den Pool zu springen oder sich in der Sauna
aufzuwärmen. Beim nächsten Mal dann!

Sonntag ist eigentlich Katertag,
doch dafür habe ich heute keine Zeit. Stattdessen steht heute Fair Fashion auf
dem Programm. Genauer: Der Fair Fashion Showroom meets Klimaherbst Dult. Hier
stellen nachhaltige Labels ihre Konzepte und Designs vor. Mit dabei Phasenreich
und Iki M., aber auch das Flüchtlingsprojekt Nähstube. Am Ende gibt es dann
auch noch eine Fashion Show bei der die Labels ihre akutellen Kollektionen
vorstellen. Einige schöne Teile dabei, aber ganz billig ist fair halt leider nicht.
Sowieso bin ich immer wieder in dem Dilemma zwischen bewusst einkaufen und
insgesamt einfach mal weniger kaufen. Immerhin ist es ja nicht so, als wäre
mein Kleiderschrank leer – auch wenn sich das zuweilen so anfühlen mag.

Viel wurde schon im Voraus
berichtet, seit der Eröffnung quillt meine Timeline zumindest gefühlt über mit
Veranstaltungen in der Location und ich bewege mich irgendwo  zwischen Abneigung und Neugierde. Zu viel
Hype macht mich zwar immer etwas skeptisch, aber anschauen will ich sie mir
schon, diese neue In-Location: The Lovelace. Was eignet sich da besser als eine
Filmvorführung? Am Montagabend wird der Film „Das Wunder von Mals” gezeigt.
Thema der Doku: Ein Dorf in Südtirol entscheidet sich gegen Pestizide und für
eine ökologische Landwirtschaft. Klingt spannend und lässt sich wunderbar
kombinieren mit Bier und Popcorn. Off-topic: Ist euch eigentlich schon aufgefallen,
dass es in immer weniger Kinos Popcorn gibt, sprich auch nicht mehr nach
Popcorn riecht? Traurig macht mich das!

Mehr Kunst für mich und alle
anderen Besucher des Lost Weekend an diesem etwas tristen Dienstag. Hier
findet heute die Vernissage der Ausstellung „Energiewende in Kambodscha“ statt.
Bewaffnet mit einem Bier schländere ich durch die Reihen und sehe mir die
Fotografien von Claire Jul und Viga F. Widjanarko an. Spannend zu sehen, dass
es für eine Energiewende nicht immer neuster Technologien bedarf, sondern das
manchmal auch ein paar Ziegel und eine Ladung Mist Wunder bewirken können. Zu
sehen ist die Ausstellung noch bis einschließlich 27.Oktober. Statt mit einem
Bier kann man sich die Ausstellung wahlweise auch wunderbar mit einem leckeren
Café tagsüber anschauen.

Ab ins Milla. Ein Satz den ich
viel seltener sage, als ich sollte, denke ich mir, als ich an diesem
Mittwoch die Treppe hinuntersteige. Das Milla ist einfach ein Wohlfühlort.
Und vor allem ein Ort, an dem gute Musik gelebt wird. Natürlich weiß ich nicht,
was mich beim Milla Song Slam an diesem Abend erwartet, aber wie schlimm kann
es schon werden mit dem wunderbaren Bumillo als Gastgeber und einem Gin Tonic
in der Hand? Zumal ja spätestens ab 23Uhr die Boys und Girls von Fancy Footwork
an den Turntables stehen. Kostenpunkt: 8€ im Vorverkauf, 10 € an der
Abendkasse.

Kann man schon mal machen.

Wärmstens zu empfehlen: Die
Infoveranstaltung von afk M94.5 und afk tv am Donnerstag! Alle die Mal Radio oder Fernsehen
machen wollen, sollten sich dieses Event auf keinen Fall entgehen lassen – ich
selbst mit eingeschlossen. Davor oder danach will ich auf jeden Fall noch auf
der ArtMuc vorbeischauen, wo auch in diesem Jahr vom 19. bis 22.Oktober wieder
90 Künstler und Galerien aus ganz Europa ausstellen. Mehr Kunst also. Aber
Kunst und Bier, das rat ich dir sowieso. Natürlich geht auch das Eine ohne das
Andere, aber warum denn halbe Sachen machen?

Lange steht die
Veranstaltungsreihe schon auf meiner To-Do-Liste, endlich schaffe ich es am Freitag

hinzugehen. Ich geh tanzen! Leider ist die Veranstaltung vom Import Export ins
Ampere umgezogen, aber an der guten Mischung aus Hip Hop, Funk und Electro hat
sich glücklicherweise nichts geändert und so schwinge ich das Tanzbein bis tief
in die Nacht. Ich muss gestehen, die langen, durchzechten Nächte werden
seltener, aber genießen tue ich sie umso mehr – auch wenn der  Kater am nächsten Morgen mich wohl noch bis
Sonntag begleiten wird. Aber man ist ja bekanntlich nur einmal jung und dumm.

Zeichen der Freundschaft: Brennende Reifen

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Neue Freunde den bereits vorhandenen vorstellen, ist wie den Gangsterboyfriend zum ersten Mal mit nach Hause zu bringen: äußerst delikat. Bei unserer Autorin hinterlassen diese Beschnupperungen allerdings vor allem das ein oder andere Schmunzeln.

Ein ausgewogenes Kopfschütteln
bringt die roten Locken zum Schwingen. „Du willst mir doch jetzt nicht
erzählen, dass eine Reportage jemals wirklich objektiv sein könnte?!“ Augenrollen.
„Doch klar, eine richtig gut gemachte Reportage kann das!“. Kopfschütteln.
„Aber anhand der Quellen und der Perspektiven, die du auswählst, triffst du
doch immer eine subjektive Entscheidung! Also ich glaub da nicht daran!“. Freitagabend,
22 Uhr. In einer schummrigen Bar in Schwabing läuft bei dröhnender Musik eine
offensichtlich recht kontroverse Debatte zu den Grenzen journalistischer
Leistung. Die Hände in die Hüften gestützt lege ich den Kopf schief und beäuge
die Diskutanten. Eine Freundin neigt mir den Kopf zu, ein großes Schmunzeln auf
den Lippen: „Hat der  Stella eigentlich
schon jemand erklärt, dass der Consti einfach nur gerne diskutiert, um zu
diskutieren?“ „Ich glaube nicht“, sage ich, grinse und überlege, die Situation
aufzulösen.

Nun ist es so: in den vergangenen
vier Jahren hatte ich das Glück, viele großartige Freundschaften zu schließen –
ob an der Uni im In- und Ausland oder auf Reisen. Doch gleichwohl, wer in
dieser Zeit in mein Leben trat, aus München oder dort zu Besuch, es gab stets
ein Ritual. Das Kennenlernen meines besten Freundes gehört zu den obligatorischen
Terminen und kommt zuweilen einem Sprung durch den brennenden Reifen gleich –
aber nur auf den ersten Blick. Denn eigentlich diskutiert er eben gern, so um
der Diskussion willen. Etwaige Kontroversen sind dabei oft nur gespielt und sollen
den Anderen einfach ein bisschen aus der Reserve locken.

Stella, eine Freundin aus meiner
Erasmuszeit in Frankreich, ist also ganz neu in der Stadt und mit dem
ehrenwerten Ziel gekommen, eine gute Journalistin zu werden. Constantin dagegen,
nun ja, fungiert in erster Linie als mein bester Freund, und von allen engen
Freundschaften, die ich pflege, währt diese nun bereits am längsten.

Wir kennen uns seit Schulzeiten
aus der Theatergruppe. Ich stand als Hera, als Nanette oder zuletzt als
Gretchen auf der Bühne, er kümmerte sich hinterm FOH um die  Technik. Richtig eng wurden wir während
unserer ehrenamtlichen Arbeit für das örtliche Jugendbürgerhaus, wo wir als
hauptverantwortliche Organisatoren einem kleinen Musikfestival Tag und Nacht
Schweiß und Herzblut widmeten. Und obwohl es gemeinhin heißt, der Consti habe
einen Musikgeschmack wie ein Eimer,  entstand in diesen sieben sehr stressigen
Jahren eine ganz wunderbare Freundschaft.

Trotz der gemeinsamen Homebase
München, vergehen allerdings oft Wochen, bis man sich wieder trifft. Ganz
normal, denn Consti ist sehr geschäftig und sehr engagiert, ob als Vorstand der Studentenvertretung oder damals als Cheftechniker eines Münchner Technoclubs.
Müsste ich ihn mit zwei Worten beschreiben, werde ich ganz nüchtern, fast schon
fad. Denn mein bester Freund ist vor allem: integer und kompetent. Da
ist es also kein Wunder, dass alle ein kleines Stückchen abhaben möchten. Das
ist okay, denn in den wirklich wichtigen Momenten kann man sich auf ihn
verlassen. Er verreist mit dir und deinem Freund nach Südostasien, ohne dabei
das berüchtigte dritte Rad zu werden. Er lacht mit dir, nachdem du im Pub auch
das zweite Bier in Folge prompt nach dem Einschenken umgeworfen hast. Wenn du
dich als hilflosen weiblichen Single inszenierst, erklärt er dir, wie man eine
Vorhangstange anbohrt. Und bist du eben erst zu jenem Single geworden, macht er
dir Liebeskummer-krankem Ding spontan Semmelknödel.

Neulich hat sich meine WG neu
formiert, ein weiterer guter Freund ist neben Stella mit eingezogen und hat seine
Geburtstagsfeier geplant. „Kann ich auch meinen besten Freund einladen? Kennst
du den eigentlich schon?“, frage ich. „Ist das der Große mit dem roten
Lockenschopf?“ Stella und ich müssen lachen. Ja genau, das ist er.

Text: Yvonne Gross

Foto: Yunnus Hutterer