Wie finden Studierende ihren persönlichen Umgang mit psychischen Belastungen? Dafür hat Dominik Hafemeyer einen Stammtisch gegründet. Die Botschaft: Austausch tut gut.
Schlagwort: Studentenleben
Luxus in der Bruchbude
Mit dem Wort „Luxus“ verbindet jeder etwas anderes. Gerade als Student lernt man die kleinen Dinge wertzuschätzen. Um alle Wohnträume zu erfüllen, kann bereits eine neue Leuchtstoffröhre ausreichend sein.
Bei dem Wort „Luxus“ denkt man an tiefer gelegte Limousinen, Privatjets und Lofts mit Dachterrasse. Um eines vorweg klarzustellen: Ich bewohne kein Luxusloft. Trotzdem fällt sofort das L-Wort, als Leonie zum ersten Mal meine WG-Küche betritt. Luxus bedeutet in diesem Fall aber keineswegs vergoldete Armaturen oder Hightech-Geräte. Nein, Ziel von Leonies Neid sind lediglich knapp eineinhalb Meter Arbeitsplatte und ein alter Gasherd mit ganzen vier Kochplatten. Vier! Und einem Ofen drunter. Als Student wird man genügsam.
Die Küche in Leonies Apartment besteht aus einer Spüle, die nahtlos in zwei Herdplatten übergeht, Kühlschrank und einem Oberschrank mit wackeligen Regalbrettern – Standardausstattung vieler Studentenbuden. Es ist nicht verwunderlich, dass sich das Klischee vom Studenten, der nicht kochen kann, hartnäckig hält: In einer Ein-Quadratmeter-Küche geraten selbst für versierte Sterneköche Würstchen mit Bratkartoffeln zu einer logistischen Herausforderung. Besonders wenn die vom Wohnheim beauftragten Handwerker beim Reparieren des Oberschranks die einzige Lampe des Kochkämmerchens lahmgelegt haben. Zwar gibt es Menschen, die für ein Dinner im Dunkeln viel Geld hinblättern. Max hätte aber dann doch lieber den Luxus, die Würstchen in seiner Pfanne von den Kartoffeln unterscheiden zu können. Vielleicht hatte schon Voltaire Probleme mit der Beleuchtung seiner Bratwürstchen, als er Luxus zu einer „sehr notwendigen Sache“ erklärte.
Bei dem Wort „Luxus“ denkt man eher selten an das Studentenleben. Aber wahrscheinlich begeht man gerade damit einen riesigen Fehler. Denn nie wieder wird Luxus so billig sein. Da Max’ klappriger Oberschrank vom Studentenwerk durch ein etwas größeres, weniger windiges Exemplar ersetzt wurde und seine neue Leuchtstoffröhre etwas heller strahlt als die alte, wirkt er so zufrieden, als wären nun all seine Wohnträume erfüllt. Und auch Leonies Neid gegenüber meiner traumhaften Einbauküche weicht kulinarischer Verzückung, als ich ihr zum Mittagessen eine Artischocke serviere – Luxus pur aus dem Aldi-Sonderangebot. Susanne Krause
Jugend: Das bedeutet Nestflucht. Raus aus der elterlichen Einbauküche, rein ins Leben. Nur dauert es dann nicht lange, bis man sich einen Pürierstab zum Geburtstag wünscht – oder Sehnsucht nach Mamas Gulasch hat. Eine Kolumne über das Zuhause, was auch immer das sein mag. „Bei Krause zu Hause“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Beziehungsweise“.
Geboren in der östlichsten Stadt Deutschlands, aufgewachsen in der oberbayrischen Provinz: Susanne Krause musste sich schon früh damit auseinandersetzen, wo eigentlich ihre Heimat ist – etwa wenn die bayrischen Kinder wissen wollten, was sie für eine Sprache spreche und wo „dieses Hochdeutschland“ sei.