Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Carolina

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Silvesterkater? Fehlanzeige! Carolina startet aktiv ins neue Jahr: Es geht ins Theater, auf dem Midnightbazar im Kesselhaus wird geshoppt und allerlei gute Musik gibt es auch noch. Sei es beim Muffat Winterfest oder im Milla bei der Albumreleasefete von “On The Shoulders Of Giants”. So kann 2016 beginnen!

Jedes Jahr hat seine toten Tage. Der Tag nach dem eigenen
Geburtstag. Die Woche, bevor die Uni wieder losgeht. Der November so ganz
generell. All diese Tage sind zweifelsohne da, wir erleben sie und doch werden
sie nur markiert durch das, was ihnen vorausgeht. Oder das, was ihnen folgt.
Was habe ich an diesen toten Tagen gemacht – vor einem, zwei, fünf Jahren? Ich
könnte es nicht sagen.

Der erste Januar ist so ein toter Tag. Man liegt auf der
Couch, pflegt den Kater und schaut eine Serie. Irgendwie traurig, wenn ein Jahr
so anfängt. Ich beschließe also 2016 so zu begrüßen, wie es angemessen ist: Mit einem Katerfrühstück. Abends um sieben. 

Auf dem Kochblog kunterbuntweissblau von Wahl-Münchnerin Amelie Heinz habe ich ein tolles Rezept für Filet Wellington entdeckt. Mal sehen, ob das was wird. Aber man soll sich ja selbst Herausforderungen schaffen, so zum Jahresstart.

Samstag wird dann endlich all das Geld ausgegeben, das man
mangels besserer Geschenkideen zu Weihnachten bekommen hat – muss ja
schließlich weg, ehe es schlecht wird: Der Midnightbazar im Kesselhaus feiert seinen
sechsten Geburtstag. Neben allerlei Trödel gibt es hier auch Livemusik und
einen Streetfoodmarkt. Danach geht es direkt weiter zum Muffat Winterfest, wo
COSBY, Ebow und viele andere spielen.

Sonntag ist Finaltag. Über drei Wochen habe ich mitgefiebert,
nun ist es soweit. Die Darts-WM der PDC kommt zum Abschluss. Die WM ist ein ganz
wunderbares Event: Dicke alte Männer in hässlichen Hemden werfen Pfeile auf ein
Brett, während im Hintergrund albern verkleidete Engländer jede Menge Bier
saufen und lustige Lieder anstimmen.  Das
große Finale schauen meine Freunde und ich natürlich stilecht: Im Harlekin,
einer Dartkneipe in Untergiesing, wo ich selbst ab und an ein paar Pfeile
schmeiße. Da merkt man übrigens, warum Dart trotz des Mummenschanzes drum herum
ein Sport ist – es ist einfach verdammt schwer, so eine 180 zu werfen. Anfangs
habe ich nicht mal das Board getroffen.

Montag. Kater. Darts und
Bier gehören einfach zusammen. Ich bleibe also im Bett und mache einen Lesetag. Endlich komme ich dazu durch die neue Ausgabe der Münchner Zeitschrift kon-paper zu blättern, die im Dezember erschienen ist.
Thema des aktuelle Hefts: Verfall. Genau so fühle ich mich. Danach gibt es noch das neue Fotobuch von Jungfotograf Stefan Loeber: In “Bedouin” zeigt Stefan die Lebensbedingungen von Beduinen in Israel. Keine leichte Kost, aber ein tolles Buch voll wunderbarer Fotos.

Dann werde ich wieder aktiver: Dienstag geht es in Kyeso am
Candidplatz, denn dort spielen Chaps & Taps und Kafkas Orient Bazaar.
Letztere habe ich vor ein paar Jahren auf dem Sound of Munich Now erstmalig
gehört und bin seitdem großer Fan. Ich bin sehr gespannt, was der Abend
musikalisch so bringt.

6. Januar – Heilig Drei König. Die toten Tage sind jetzt
offiziell vorbei. Aber die Ferien leider auch. Ich futtere mich ein letztes Mal
mit Weihnachtsplätzchen voll und entsorge wehmütig den vertrockneten
Tannenbaum. Rückblickend ist das aktuelle doch immer das schönste Weihnachten. Die
Geschenke! Und die Freizeit. Was hat man die vergangenen Wochen eigentlich
gemacht? Ging alles viel zu schnell vorbei. Ich versuche diese Erkenntnis durch
sinnloses Fernsehen noch ein paar Stunden hinauszuzögern und gehe schließlich
viel zu spät ins Bett.

Das rächt sich. Raus aus den Federn, ab in die Uni, heißt es
am Donnerstag. Aus dem Hörsaal geht es direkt weiter: Zunächst zur Performance
„Rote Reihe Nr. 8“ im Haus der kleinen Künste. Auf die Bühne gebracht wird die
Geschichte des Massenmörders Fritz Haarmann. Das wird ein Familientreffen! Mein
Kumpel Lars Keke Altemann hat die Regie geführt, es spielen meine
Schauspielkollegen Andreas Gießer, Stefan Natzel und Heiner Stöckle. Die letzte
Theaterunternehmung von Lars und Stefan musste übrigens nach nur zwei
Aufführungen eingestellt werden, weil einer der Darsteller sich im Eifer des
Gefechts die Knochen gebrochen hat. In diesem Sinne: Hals- und Beinbruch,
Jungs! Nach der Vorstellung ziehe ich direkt weiter ins Milla, wo die Band On
The Shoulders Of Giants
ihr Debütalbum vorstellt.

Freitag wird noch einmal gefeiert, bei  „Bass statt Hass“  im Feierwerk. Das Motto ist wörtlich zu
verstehen, denn mit dieser Party sollen jene Flüchtlingen begrüßt werden, die
in einer neu gebauten Unterkunft nahe des Feierwerks eine Heimat gefunden
haben. Der Eintritt wird an den bayerischen Flüchtlingsrat gespendet. Was für
eine schöne Art, jemanden willkommen zu heißen. Und plötzlich ist sie rum, die
erste Woche des neuen Jahres. Vielleicht werde ich das hier in einem Jahr noch
einmal lesen und denken – wow, war ja doch ganz schön viel los, an den toten
Tagen.  So ist das wohl, wenn man in
einer lebendigen Stadt wohnt.

Neuland

Es sind schwierige Lebensbedingungen: Stefan Loeber hat für seine Bachelorarbeit Beduinen in Israel begleitet. Nun soll seine Arbeit als Buch erscheinen.

Unbekannten Boden hat vergangenes Jahr Stefan Loeber (Foto: Johannes Gerblinger), 26, betreten: Knapp ein halbes Jahr war Fotostudent Stefan in Israel, um Bilder für seine Abschlussarbeit an der Hochschule München zu machen. Für sein Projekt „Bedouin“ hat Stefan Beduinen durch ihren Alltag in der Wüste begleitet. Die Lebensbedingungen dort sind rau: Viele der Beduinendörfer werden von der israelischen Regierung nicht anerkannt, immer wieder werden die Siedlungen zerstört. Nun soll seine fotografische Arbeit auch als Buch erscheinen. Seit Anfang April sammelt er über die Crowdfunding-Webseite Startnext 2500 Euro, um „Bedouin“ in höherer Auflage produzieren zu können. „Ich habe sehr viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt und gemerkt, wie erzählenswert dieses Thema ist“, sagt Stefan – für viele seien die Lebensbedingungen der Beduinen etwas völlig Neues gewesen. „Da gab es viele Fragen und viel Redebedarf.“ 

Das Projekt unterstützen kann man auf: www.startnext.com/bedouin

Carolina Heberling

Abseits von Krieg und Gewalt

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Der Fotostudent Stefan Loeber lebt für seine Bachelor-Arbeit ein halbes Jahr lang in Tel Aviv. Er möchte mit seinen Bildern andere Seiten von Israel entdecken – ein Gespräch.

Es ist Krieg, als Stefan Loeber, 26, (Foto: Johannes Gerblinger) in den Flieger nach Israel steigt: Fast ein halbes Jahr will er bleiben, um das Land zu entdecken, um dort Fotos zu machen. Als der Münchner im August in Tel Aviv ankommt, sind es die brutalen Kämpfe in Gaza, jener „Krieg der Bilder“, die die ganze Welt medial verfolgt. Die militärischen Auseinandersetzungen sind zwar inzwischen vorbei, dennoch sind es die Bilder von gegenseitiger Gewalt, die man außerhalb Israels momentan wahrnimmt: Es sind Anschläge wie jene auf eine Synagoge in Jerusalem vergangenen Dienstag, die ein Öffentlichkeit finden. Doch Fotostudent Stefan möchte mit seinen Fotos andere Seiten von Israel entdecken, Bilder abseits von Krieg und Gewalt einfangen.

SZ: Israel ist ja momentan nicht das sicherste Reiseland. Was war die Motivation, ausgerechnet dort auf Fotoreise zu gehen?
Stefan Loeber: Ich studiere Fotografie und bin jetzt in Israel, um meine Bachelorarbeit zu machen. Mein Interesse liegt im Bereich der Porträt- und Reportagefotografie und deswegen wollte ich eben für längere Zeit in ein anderes Land, um dort etwas Neues zu sehen. Es hat sich dann angeboten, nach Tel Aviv zu gehen, weil meine Freundin ursprünglich aus Israel kommt und es natürlich spannend ist, sich mit den aktuellen Konflikten fotografisch auseinanderzusetzen.

Was für ein Gefühl war es, in ein Land zu fahren, in dem Krieg herrschte?
Ich kannte schon vorher Leute aus Tel Aviv und hatte so einen ganz guten Einblick, wie die Situation vor Ort ist – deswegen wusste ich, dass es „okay“ ist, dort hinzufahren, was die Sicherheit anbelangt. Aber klar, der Krieg lässt einen natürlich nicht so schnell los. Wenn man anderseits dann in den Alltag abtaucht, merkt man, dass hier auch vieles sehr normal ist und man vom Krieg gar nicht so viel mitbekommt. Manchmal kam ein Alarm, aber im Prinzip ist Tel Aviv eine sehr große, sichere Blase – der Krieg war hier eher eine emotionale Sache, denn die Gedanken daran kann man nicht ausblenden.

Die militärischen Auseinandersetzungen sind zwar vorbei, dennoch gibt es immer wieder Anschläge in Israel: Anfang November in Tel Aviv, vorigen Dienstag auf eine Synagoge in Jerusalem. Verändert so etwas das Sicherheitsgefühl?
Ich merke schon, dass ich viel darüber nachdenke und vorsichtiger bin als vorher. Bei uns in München wäre das ganz anders, aber hier haben sich die Leute an so etwas gewöhnt. Natürlich ist die Angst da, dass es wieder zu größeren Unruhen kommt, doch andererseits ist das ja auch nichts Neues: Es hat ja immer wieder Zuspitzungen des Konflikts gegeben – das ist im Prinzip nur eine Wiederholung von alten Tatsachen. Aber dass solche Anschläge wieder gehäuft passieren, zeigt eben, dass es auf beiden Seiten eine wahnsinnig große Radikalisierung gibt. Gerade wenn man mit Leuten darüber spricht, hört man oft ganz beiläufig sehr radikale Dinge. Häufig kann man diese Aussagen dann gar nicht einordnen, weil sie eigentlich von ganz normalen Leuten kommen. Das zeigt einfach, wie kaputt und gewalttätig die Ansichten der Gesellschaft hier mitunter sind.

Und die Eltern? Die sind vermutlich nicht so glücklich, wenn sich der Sohn entscheidet, nach Israel zu gehen.
Meine Eltern hätten mich wahrscheinlich lieber in München gesehen, dennoch haben sie immer respektiert, was ich tue. Aber natürlich kann man sich nicht vorstellen, wie es ist in Israel zu leben, wenn man in Deutschland ist und die Situation nur aus den Nachrichten kennt. Es ist wahrscheinlich schwer zu verstehen, dass man hier auch einen Alltag hat.

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In der Bachelorarbeit sollen keine Kriegsbilder reinszeniert werden, die das Israel-Bild vieler Deutscher geprägt haben – warum?
Ich sehe mich nicht als Kriegsfotograf oder dergleichen. Ich wollte eine Arbeit machen, die komplexer ist als die täglichen Nachrichten. Da ich noch nie in Israel war, wollte nicht schon mit einer fertigen Idee für meine Bachelorarbeit hier ankommen. Mir ist wichtig, das Land wirklich kennenzulernen und mir das Thema dann hier vor Ort zu suchen, ohne schon mit einer vorgefertigten Meinung aus den Medien an das Projekt heranzugehen. Dazu lerne ich gerade Hebräisch, unterhalte mich mit vielen verschiedenen Leuten und dabei merke ich eben, wie viele Themen und Geschichten es hier gibt, von denen man in Deutschland gar nichts mitbekommt – ich glaube, das ist es, wonach ich eher gesucht habe.

Bei dieser Suche sind unter anderem Fotos von der Organisation „The Parents Circle" entstanden. Worum geht es dieser Gruppe?
„The Parents Circle“ wurde 1995 gegründet und besteht aus circa 600 Familien sowohl jüdischer als auch arabischer Herkunft, die durch den Konflikt zwischen Israel und Palästina ein Familienmitglied verloren haben. Während des aktuellen Krieges haben sich die Mitglieder mehr als 50 Tage jeden Abend zu einer Demo in Tel Aviv getroffen, zu der sie Gesprächspartner eingeladen haben, um im Dialog einen anderen Weg der Konfliktlösung aufzuzeigen. Es ist leider so, dass der Gazakrieg von vielen israelischen und palästinensischen Bürgern unterstützt wurde und man vorsichtig sein musste, wie man sich dazu äußert.

Dennoch versuchen die Mitglieder des „Parents Circle“ durch verschiedene Aktionen den Dialog zu fördern.
Ja, ein wichtiger Teil ihrer Arbeit besteht zum Beispiel darin, in Schulen zu gehen, sowohl auf israelischer, als auch auf palästinensischer Seite und dort Aufklärung zu leisten. Konkret heißt das: Sie gehen mit einem Israeli und einem Palästinenser zusammen in die Schulen, diskutieren dort mit den Schülern, hören ihnen zu – Zuhören ist für sie eine Grundvoraussetzung, denn man muss wissen, wie der andere tickt und was ihn bewegt, wenn man etwas verändern will.

Wie reagieren die Schüler darauf?
Die Diskussionen sind meist ziemlich hitzig, denn für manche der Schüler ist das wirklich die erste Konfrontation mit der „Gegenseite“, aber sie haben die Klasse immer im Griff. Diese Menschen haben erlebt, wie es ist, ein Familienmitglied zu verlieren – denen hört man ganz anders zu.

Im September gab es ein Gespräch der Mitglieder des „Parents Circle“, das besonders emotional war.
Ja, das war ein sehr spezielles Treffen, weil sich die beiden Seiten das erste Mal nach dem Krieg wieder begegnet sind. Dementsprechend waren sehr viele Emotionen da und bei dieser Begegnung ging es auch darum, Luft rauszulassen und gegenseitig wieder Verständnis aufzubauen. Dieser Prozess ist einfach mit sehr viel Arbeit verbunden und muss immer wieder im Gespräch erneuert werden.

In einer so komplizierten Auseinandersetzung wie der zwischen Israel und Palästina ist es schwer, eine neutrale Position einzunehmen – wie geht man in seiner fotojournalistischen Arbeit damit um, dass man nicht neutral sein kann in dieser Situation?
Es gibt sehr viel einseitigen Journalismus über den Konflikt, aber das Thema ist einfach sehr komplex. Es ist eine Utopie zu glauben, dass es leichter wird, das zu verstehen oder eine klarere Meinung zu dem Thema zu haben, wenn man selbst in Israel ist. Deswegen fand ich „The Parents Circle“ so interessant, weil dort beide Seiten gleich stark vertreten sind. Wenn ich eine Position gegenüber diesem Konflikt habe, dann die, dass auf beiden Seiten sehr viel Schlechtes passiert ist und es nichts hilft, sich all diese Dinge immer wieder vorzuwerfen. Man muss jetzt nach einer konkreten, möglichst gerechten Lösung suchen und die Gewalt- und Hassspirale beenden. Interview: Carolina Heberling

Mehr über Stefans Reise erfahrt ihr unter http://www.stefanloeber.de/ und https://www.facebook.com/StefanLoeberPhotography.

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Aufgeschlossen

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14 junge Fotografen blicken auf Einladung der Junge-Leute-Seite der SZ hinter die Fassaden der Stadt – vor allem jedoch hinter die Fassaden der Menschen, die hier leben. Die Bilder sind im Mai im Farbenladen des Feierwerks zu sehen.

München lebt: in stuckbesetzten Altbauwohnungen, überteuerten Apartments, heruntergekommenen WGs. Doch wie genau? In der Ausstellung „Aufgeschlossen“ im Farbenladen des Feierwerks, organisiert von der Junge-Leute-Seite der SZ, wagen junge Fotografen einen Blick durchs Schlüsselloch: hinter die Fassaden der Stadt – vor allem jedoch hinter die Fassaden der Menschen, die hier leben (Foto: Laura Zalenga). Ein Überblick:

Durch den Extremsport kam Said Burg, 25, zur Fotografie. Vor allem vom Snowboarden war der Autodidakt begeistert. Über die Jahre baute er seinen Stil um Reportage- und Porträtfotografie aus. Damit setzt er sich noch heute hauptsächlich auseinander. Die Bilderserie für „Aufgeschlossen“ entstand in der Wohnung von zwei Freunden. Said möchte einerseits die jeweiligen Rückzugsorte der beiden Bewohner zeigen, andererseits die Küche als gemeinsamen Schnittpunkt.

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Lorraine Hellwig, 21, ist mit ihrer Fotoreihe den Leidenschaften junger Münchner auf die Spur gegangen: Wie sehen die Träume und Erinnerungen aus, die sie in ihren Wohnungen aufbewahren? Wie drücken sie sich dort kreativ aus? Mit wem wohnen sie zusammen und was macht ihr gemeinsames Wohnen einzigartig? Lorraine studiert im zweiten Semester Fotodesign an der Hochschule München. Mit ihren Bildern möchte sie Geschichten erzählen, sagt sie, die Menschen so darstellen, wie sie sind.

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Die Demonstrationen am Taksim-Platz in der Türkei oder die Debatte zur dritten Startbahn am Münchner Flughafen: Der Stil von Stefan Loeber, 25, wird beeinflusst von
gesellschaftlichen Themen und persönlichen Erfahrungen wie Gesprächen und
Begegnungen. Stefan studiert Fotodesign an der Hochschule München. Seine
Schwerpunkte sind die Porträtfotografie sowie bildjournalistische Arbeiten.
„Dank der Fotografie gehe ich mit wachen Augen durch die Welt“, sagt er. „Dabei
versuche ich, neue Blickwinkel aufzuzeigen und Dinge zum Vorschein zu bringen,
die sonst vielleicht im Verborgenen bleiben.“ Für das Projekt „Aufgeschlossen“
fotografiert er ein alternatives Wohnprojekt und zeigt einen Menschen, der sich
bewusst für eine andere Form des Zusammenlebens entschieden hat. Der
Porträtierte lebt in einem umgebauten Bus.

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Eine Katze als Symbol der Einsamkeit: Michael
Strahl
, 24, möchte bei der Ausstellung eine kalte und einsame
Seite hinter der Fassade zeigen. „Ich habe schon immer einen Drang zur Dramatik
gehabt“, sagt er. „Ich bringe die Leute lieber zum Weinen als zum Lachen.“
Gleich nach dem Abitur machte sich der Künstler im Bereich Film und Fotografie
selbständig. Seinen Stil kann man als minimalistisch beschreiben. Seine Bilder
kommen ohne große Inszenierung aus.

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Ann-Sophie Wanninger,
26, wollte schon seit Langem eine Porträtreihe ihrer Münchner Freunde in ihren
Wohnungen machen. Sie interessiert es, wie die Bewohner ihren Wohnraum
gestalten, um sich wohlzufühlen. „Es war mir sehr wichtig, den Menschen ins
besondere Licht zu rücken und ihn trotzdem als selbstverständlichen Teil des
Interieurs darzustellen“, sagt sie. Ann-Sophie liebt die Inszenierung. Für die
Abschlussarbeit ihres Fotodesign-Studiums, einem Buch mit dem Titel „When I
grow up“, fotografierte sie fünf unterschiedliche Modestrecken. Von einer
Essensschlacht mit Spaghetti bis zu einem Shooting auf dem Parkhausdach war
alles dabei.

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Eigentlich studiert Christopher Klaus, 23, Medieninformatik im vierten Semester. Er lebt seit drei Jahren in München und konnte vor Kurzem bei seiner ersten Fotoausstellung seine Eindrücke von der Stadt und seinen Bewohnern zeigen. Christophers Lieblingsmotive sind Handwerker, „also Menschen, die Dinge mit ihren Händen bearbeiten, fassen und formen und damit ihrer Welt Ausdruck verleihen“, erklärt er. Seine Ausstellungsbilder stellen drei Leben hinter Münchner Mauern vor: zwei Gefangene in der JVA Stadelheim und einen in der Forensik der Psychiatrie in Haar.

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Im Mittelpunkt der Werke von Simon Mayr, 21, steht der Mensch: Schon als Kind fotografierte er mit einer Analogkamera vorwiegend Familienmitglieder. Simon studiert Fotodesign an der Hochschule München und träumt von einem eigenen Fotostudio. Für „Aufgeschlossen“ fotografiert er Freunde in ihrer Wohnung: zunächst den gesamten Raum und dann aus der Perspektive jeder einzelnen Person. Die Situation soll dabei aber nicht verändert werden.

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David Beger, 28, möchte in seiner Fotoserie austesten, wie viel Raum ein Mensch braucht. Dafür hat er sich mit einer Tänzerin in einer Wohnung getroffen und ausprobiert, Körper, Raum und Perspektive ins Gleichgewicht zu bringen. Seine erste Kamera hat David mit fünf Jahren von seiner Oma bekommen. Es entstanden erste Porträts, meist fehlten aber die Köpfe. Noch heute fotografiert er am liebsten Menschen, inzwischen mit Köpfen. Nach dem Fotodesign-Studium an der Hochschule München machte er sich selbständig.

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Daumen hoch, fast 150 000 Mal. Alleine auf Facebook sind so viele Fans von Laura Zalenga, 24, und ihren Bildern begeistert. Die Architekturstudentin begann mit dem Fotografieren, als sie eine alte Kiste mit analogen Porträtfotografien ihres Vaters auf dem Dachboden entdeckte. Heute arbeitet sie zum großen Teil digital und hat sich auf konzeptuelle Porträts spezialisiert. Obwohl Laura ständig Lob und Anfragen von fremden Begeisterten erhält, möchte sie noch sehr viel in Sachen Fotografie lernen. Im Farbenladen präsentiert die Fotografin ehrliche Selbstporträts in Momenten der Ruhe. Für sie ist der Wohnraum immer auch Rückzugsort.

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Kreative Chaoten, Künstler und Normalos: Darauf hat sich Julia Thalhofer, 26, für ihre Ausstellungsbilder konzentriert. „Jeder junge Mensch hat so einiges an komischen Stillleben in seiner Wohnung herumstehen“, sagt sie. An diese besonderen stillen Orte hat sich die Fotodesign-Studentin herangewagt. Meist hält Julia besondere Menschen und Momente, die sich ihr ins Auge brennen, mit der Analogkamera fest. Die digitale Fotografie nutzt sie hauptsächlich, um zu experimentieren. Ihre fotografische Sicht ist von Malern wie Franz Marc, Wassily Kandinsky und Henri Matisse geprägt. 

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Seit zwei Monaten wohnt Georg Raab, 26, in einer WG mit sechs weiteren Mitbewohnern. Anfangs kannte er niemanden von ihnen. Mit der Kamera als stillen Beobachter hat er das alltägliche Leben in der Wohnung begleitet. „Die Fotos zeigen meinen Blick auf eigentlich fremde Menschen, die gerade beginnen Freunde zu werden“, sagt Georg. Er studiert Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste in München.

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Käthe deKoe, 29, wohnt in einem Hochhaus mit 15 Stockwerken, die meisten Wohnungen sind Einzelapartments. Ihre Nachbarn sieht sie höchstens im Aufzug. „Da wird man natürlich neugierig und möchte erfahren, wie diese Menschen leben“, sagt sie. Die Bewohner zeigt sie als Geist in ihren Wohnungen: Denn auch, wenn sie nicht zu Hause sind, sei immer ein Teil von ihnen anwesend. Käthe ist vor allem als Konzertfotografin in München unterwegs.

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Ein Leben voller Musik und Geist und immer weniger Licht: So beschreibt Franziska Schrödinger, 23, ihr Konzept. Für die Ausstellung hat sie einen Menschen herausgegriffen, eine Wohnung unter vielen Tausenden, wie sie sagt. Die Fotodesign-Studentin ist freiberuflich als Fotografin und Fotoassistentin tätig. Mit der Kamera taucht sie gerne in andere Lebenswelten ein und hat sich auf Porträts spezialisiert: „Mich begeistert die Darstellung von Menschen“, sagt sie.

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Vergänglichkeit ist das Thema von Max Hofstetter, 22. Das Einzige, was bleibt, sind die Geschichten hinter den Dingen – und hinter den Protagonisten. Am liebsten fotografiert er Menschen, sowohl im Reportagestil als auch im Porträt. „Mich faszinieren ehrliche Momente zwischen Menschen“, sagt er. Nach mehreren Praktika machte er eine Ausbildung zum Mediengestalter beim Bayerischen Rundfunk. Heute arbeitet er als freier Fotograf und Videojournalist.

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(Fotos: privat)

PROGRAMM:

Die Ausstellung „Aufgeschlossen“ ist im Mai an den Wochenenden im Farbenladen des Feierwerks, Hansastraße 31, zu sehen. Vernissage ist am Samstag, 3. Mai, von 19 Uhr an. Samstags ist die Galerie von 16 bis 22 Uhr geöffnet, sonntags von 16 bis 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Hier das weitere Programm:

Samstag, 3. Mai
Vernissage und Speed Painting mit Zarah Abraham
Musik: Oda & Sebastian

Sonntag, 4. Mai
Ein Blick in den WG-Wahnsinn
Das Münchner Kabarett-Duo Beier & Hang präsentiert Musik und Unfug über Liebeskummer, dreckiges Geschirr, einen leergefressenen Kühlschrank und ungeladene Gäste.
Musik: Amélie Haidt

Samstag, 10. Mai
Saiten und Streifen
Münchner Filmemacher zeigen ihre Werke: von Doku über Musikvideos bis zum Kurzspielfilm – mit Filmen von Eva Merz, Ferdinand Feldmann, Annelie Boros und anderen.
Musik: The King of Cons

Sonntag, 11. Mai
Dichtungsring
Kurz und dicht: Lyrik von und mit Roman Schmid, Jan Struckmeier, Matthias Dietrich.
Musik: Jules

Samstag, 17. Mai
Türk-Pop und Tiefsinn
Ein Abend von Kafkas Orient Bazaar – mit Songs aus dem neuen Album „Tief dort unten“ und Lesung aus dem dazugehörigen Kurzgeschichtenband.

Sonntag, 18. Mai
Von Zauberzungen und Wortmagiern
Es slammen die Poetry-Künstler Dominik Erhard, Kaleb Erdmann und andere – unterstützt werden sie von Beatboxer Rammon.
Musik: Nick And The Roundabouts

Samstag, 24. Mai
Weiß-blaue Geschichten
Prosalesung mit Sophia Lindsey, Ronya Othmann, Natalie Wübbolt, Johannes Weishaupt und anderen.
Musik: Lucie Mackert

Sonntag, 25. Mai
Sex und Sonntagsbraten
Die SZ-Autorinnen Lisi Wasmer und Susanne Krause lesen aus ihren Kolumnen „Beziehungsweise“ und „Bei Krause zu Hause“.
Musik: Gabriel Miller Philipps

Jenny Stern