Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Matthias

Bevor sich unser Autor Matthias an die Vorweihnachtlichen Pflichten heranwagt, muss öfters mal mit der einen oder anderen Tasse Glühwein nachgeholfen werden. Doch zum Glück gibt es in München auch so einige Alternativen zu Lichterkette, Lebkuchen & Co. 

Ah, Weihnachtszeit. So schön, so kalt, so
verschneit – okay, dieses Jahr mal wieder nicht verschneit. Trotzdem: Zu kalt
für mich, schön ist anders – kurz, ich bin kein Fan von Weihnachten. Deswegen
versuche ich mich Dezember für Dezember aus der Weihnachtsatmosphäre
rauszuhalten. Also verschlägt es mich heute ins Feierwerk. Hier ist für die
einen immer Weihnachten, für andere nie – ganz nach eigenem Geschmack. Mit
Young Chinese Dogs herrscht für mich eine gute Art Feststimmung. Und zwar eine,
die ganz ohne Deko auskommt. Indie-Folk-Klänge aus München, was gibt es
schöneres an einem Freitagabend.
Dass der Heimweg trotzdem kalt wird, kann ich nicht verhindern.

In München eröffnet gefühlt jeden Tag eine
neue Bar. Aber, am heutigen Samstag
bin ich ausnahmsweise mal wieder gespannt. Ich muss heute arbeiten, deswegen
bin ich noch nicht in Wochenendstimmung. Aber das wird sich noch ändern, denn namensgerecht
eröffnet die Bikini Mitte Deli & Bar in der Sonnenstraße – Kleiderordnung
inklusive, hoffe ich. Dass es unter der Woche in der Mitte des Bikinis leckeres
Essen gibt, ist ein Bonus. Gefällt mir.

Der gestrige Abend drückt mir auf die
Stimmung. Nicht, dass ich keinen Spaß gehabt hätte, im Gegenteil. Aber
Sonnenstraße, Bikini Bar – all das erinnert mich an den Sommer, an einfachere
Tage, an Eis und Beachvolleyball, an warme Nächte, an…ich schweife ab. Es ist
Winter. Ich muss mich damit abfinden. Erstmal zurück ins Warme – ich wippe zum
HipHop Flohmarkt im Backstage. Ich bin eher wegen Schallplatten als wegen der
Mode da, aber man weiß ja nie. Und wer weiß – vielleicht ermuntert eine
Rap-Version von “Frosty, the Snowman” mich ja dazu, doch am Sonntagabend beim Weihnachtsmarkt im
Muffatwerk
vorbeizuschauen…

Heute arbeite ich – produktiv, effizient,
keine Ausreden. Das Arbeiten am Montag
ist für viele ja ein Horror. Ich sehe das nicht so duster – das Geheimnis ist doch,
sich auf das Abendprogramm zu freuen. Ich bin heute Abend tapfer – ich gehe zum
Tollwood. Mein Gewissen beruhige ich damit, dass das Tollwood ja eigentlich
kein “richtiger” Weihnachtsmarkt ist. Außerdem: Nach einer halben Stunde im
Bazar ist der Winter auch ganz weit weg. Dass ich insgeheim nur wegen den
Zimt-Zucker-Baumstriezeln da bin, behalte ich einfach mal für mich…

Ich habe den Weihnachtsrummel überstanden.
Mein Selbstvertrauen ist gestärkt, vielleicht schaffe ich es ja doch, mich mit
dem Fest anzufreunden. Aber nichts überstürzen – erstmal wieder Musik, und zwar
unweihnachtliche. Der Dienstag
wartet mit einem sehr interessanten Auftritt in der Glockenbachwerkstatt auf –
die Community QUEERTHING, die Kunst, Kultur und Musik mit queeren Inhalten
promoted, hat FaulenzA eingeladen. Die Trans*Frau ist nicht nur politische
Aktivisting, sondern rappt auch über Liebe und Hass, Freundschaft und “empowert
mit ihren Lyrics zu queeren/LSBTIQ Themen”. Ich bin sehr gespannt.

Hälfte der Woche ist geschafft, gleich ist
wieder Wochenende. Meine Taktik bleibt die gleiche – mit Vorfreude auf den
Abend geht alles leichter. Mein Mittwochabendprogramm ist nicht gut durchdacht,
es könnte stressing werden. Gegen 19 Uhr komme ich im Lost Weekend an – hier
liest Günter Fröhlich aus seinen philosophischen Etüden “Der Affe stammt vom
Menschen ab”
. Leider kann ich nicht bis zum Ende bleiben, denn im Milla ist
wieder Song Slam
. Ich hab die letzten beiden Ausgaben schon verpasst – heute
will ich unbedingt wieder auf schrägem Untergrund Musik hören. Ich hetze in die
U-Bahn. Ich hoffe, mein Plan geht auf.

Ich merke, dass Weihnachten so langsam
näher kommt. Trotz aller Abneigung gibt es in meinem Umfeld natürlich auch
Leute, die sich freuen – und denen will ich ja das Fest nicht vermiesen. Also
muss ich auch zum Geschenkekaufen losziehen – der Donnerstag scheint mir ein guter
Tag dafür zu sein. Ich tummel mich natürlich nicht in der Kaufingerstraße rum,
ich bin ja nicht ganz lebensmüde. Dafür schaue ich in der Maxvorstadt  beim FYFY & Friends X-Mas Market vorbei.
In der alten The Duke Distillerie machen die FYFY-Leute mir das Shoppen
deutlich einfacher – es gibt sogar Punch. Erst was trinken, dann Geschenke
kaufen. Was kann da schiefgehen?

Wieder eine Woche Weihnachtswahnsinn
überstanden, und Geschenke habe ich sogar auch besorgt. Ich bin ganz zufrieden
– in 10 Tagen ist die Sache ja wieder durch. Für heute habe ich einen Plan:
Zuhause bleiben. In meinen eigenen 4 Wänden fühle ich mich sicher, hier gibt es
keine Weihnachtsdeko, hier gibt es keine Lebkuchenplätzchen – nur einen
Adventskalender. Aber der darf auch bleiben, der ist sehr besonders. Zuhause
riskiere ich nicht, in die Verlockung vom Glühwein zu geraten. Glühwein bringt
mich auf dumme Ideen. Glühwein lässt mich meine Abneigung zu Weihnachten
manchmal etwas vergessen. Glühwein…wäre jetzt eigentlich auch ganz schön. Na
gut, eine Tasse! Aber nicht mehr! Sonst lande ich noch beim dritten Geburtstag
vom The Upper Club
. The Upper Club…wäre jetzt eigentlich auch ganz schön…

Text: Matthias Kirsch

Foto: Privat