Was ist es, das Münchner Musiker nach Berlin zieht? Oder andersrum – Warum verschwinden immer mehr Musiker aus München? Aus gegebenem Anlass haben wir ‘’Exil-Münchner’’ befragt.
Im Herbst herrschte große Aufregung in München. Sebastian Schnitzenbaumer von der Plattenfirma Schamoni Musik sagte, dass das Image von München nicht mit cooler Popmusik assoziiert werde. Das im ganzen Land verbreitete München-Bild, sagte er, mache es unmöglich, mit moderner Popmusik über die Stadtgrenzen hinaus glaubwürdig zu erscheinen. Schamoni Musik überlegte gar, die Stadt München wegen Geschäftsschädigung zu verklagen. Passiert ist das nicht. Aber auch in München hat sich die Situation bislang nicht verbessert.
Am Donnerstag, 16. Februar, diskutieren im Bahnwärter Thiel (Tumblingerstraße 29) von 17.30 Uhr an Musiker, Veranstalter und Politiker auf Einladung von Puls und SZ, wie München eine Popcity werden kann. Wir haben mal bei Musikern nachgefragt, die München verlassen haben und ihr Glück jetzt in Berlin suchen.
Maria Scheiblhuber (MarieMarie):
„An Berlin gefällt mir, dass die musikalischen und sonstigen Einflüsse vielfältiger sind. Alles fühlt sich offener an. Die Hypes sind hier nicht so krass, auch gibt es jede Menge spannende Auftrittsmöglichkeiten. Aber: Das Publikum ist schwieriger zu überzeugen, daher ist es was Besonderes,
wenn man es in Berlin schafft.“
Nalan Karacagil (Nalan381):
„Berlin ist einfach wunderbar, so groß und kriminell. Nach Berlin bin ich, um mehr zu entdecken, mehr Chaos, mehr Trubel. Es ist mein erstes Ausbrechen aus München, meiner Heimatstadt. In Berlin versuche ich mich noch mehr auf die Musik zu konzentrieren. Der Vibe Berlins ist natürlich auch sehr stark! In München finden angehende Künstler mit viel Potenzial automatisch schlechter Gehör. Man betreibt ein sehr Einnahmenorientiertes Booking und viele kleine Fische gehen somit verloren.“
Franz Neugebauer (The Dope):
„Warum wir in Berlin sind? Hier stimmen die Rahmenbedingungen: billigere Mieten für Wohnung und Proberaum.Dazu ist Berlin ein Ballungszentrum für Popschaffende. Und München? Aus der Ferne betrachtet stört dieses ewige Kreisen um den eigenen Bauchnabel. Subventionen und Podien, so gut sie auch gemeint sein mögen, machen eine Stadt nicht cool und zum Ursprung spannender und relevanter Popmusik.“
Lisiena Arifi (Lisiena):
„In München war ich Lady Gaga, in Berlin bin ich Nina Hagen. So kann’s laufen. Ich wurde gut empfangen soweit. Da ich ja das Booking selbst mache, picke ich mir die Rosinen raus. Das Publikum lässt sich hier etwas mehr begeistern, dafür sind die Münchner spendabler.“
Fotos: Alexander Rapp (MarieMarie), Thomas Spitschka (Lisieana), Rosanna Graf (Nalan381), Privat (The Dope)