Poledance, Surfen, Videos: Das Leben von Musikern spielt sich nicht nur auf der Bühne ab. Wir haben bei Bands, die beim „Sound of Munich now“-Festival spielen, nachgefragt.
Freddie Mercury hat Briefmarken gesammelt. Rod Stewart liebt Modelleisenbahnen. Was machen junge Münchner Musiker eigentlich heutzutage, wenn sie nicht gerade im Proberaum oder auf der Bühne stehen? Einige der Musiker, die auch beim Festival „Sound of Munich now“ zu hören sein werden, haben spannende Hobbys, die sie teilweise sogar zum Beruf gemacht haben.
Da wäre zum Beispiel Johannes Brugger, 24, der die Musikszene aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven kennt. Auf der einen Seite ist er der Schlagzeuger der Band Hadern im Sternenhagel, macht Musik, während die Fans Handyvideos vom Konzert drehen. Aber er steht auch oft auf der anderen Seite der Videokamera, produziert Musikvideos für Bands und versucht dabei, die Wünsche der Musiker mit seiner Vorstellung vom perfekten Video in Einklang zu bringen. Wenn das Budget der Band klein ist, verzichtet Johannes auf Honorar, verwendet das Geld lieber für Requisiten und hochwertige Ausrüstung.
„Charme, eine gute Idee und Humor“ – das sind die Aspekte, die für den Schlagzeuger ein wirklich gutes Musikvideo ausmachen. In seinen Videos kreiert er am liebsten kleine, ganz eigene Welten. Seine Aufträge wählt er sorgfältig: „Es ist wichtig, dass man selber das Zeug feiert“, erklärt er, nur so könnten Videos mit spannenden Bildern entstehen. Besonders die musikalische Karriere seines Bruders Martin hat er filmisch begleitet: So war Johannes am Video zu „New York’s got a piece of my chest“der Indie-Pop-Band This is the arrival beteiligt, in dem auch Model Marie Nasemann mitspielt. Doch sein Lieblingsprojekt ist das Video zu „Down“ von Occupanther, bei dem „einfach ziemlich viel gut gelaufen ist“. Gedreht wurde nur an einem einzigen Tag, drei Wochen dauerte es mit Planung und Schnitt aber insgesamt, bis aus der Idee ein fertiges Video wurde.
Über seine Videos ist Johannes überhaupt erst mit der Band Hadern im Sternenhagel in Kontakt gekommen. Er habe auf gut Glück angefragt, ob die Band Interesse an einem Musikvideo hätte, erzählt der Filmemacher. Hatte sie. Und bald darauf wurde ein Schlagzeuger gesucht. Für eines seiner Videos wäre Johannes diese Geschichte sicherlich zu kitschig. Mittlerweile verdient der Schlagzeuger in der Filmbranche sein Geld, als Kameraassistent oder Cutter. Dabei fing er mit dem Videodrehen vor ungefähr drei Jahren eher zufällig an, als er die Videofunktion seiner Spiegelreflexkamera ausprobierte.
Auch bei Marie Kobylka, 25, der Sängerin der Band Cosby, war es der Zufall, der sie ihr Hobby Poledance entdecken ließ: Sie wurde zu einer Probestunde eingeladen. Offensichtlich hatte die Stange eine magnetische Anziehungskraft, denn seit eineinhalb Jahren trainiert Marie nun schon Poledance und gibt sogar als Trainerin selbst Stunden. Es macht ihr Spaß, die Tanzsportart einmal pro Woche in Dachau zu unterrichten, vor allem der herzliche Umgang mit den Kursteilnehmerinnen gefällt ihr.
Besucht werden die Kurse von 13-jährigen Teenagern, aber auch von deren Müttern, so akzeptiert ist Poledance in inzwischen. Überhaupt stehe der sportliche Aspekt im Vordergrund, sagt Marie: „Die Vorurteile gegen Poledance sind in meiner Welt nicht da.“ Ihre Schülerinnen kennen Marie teilweise schon als Sängerin, wenn sie in ihre Stunden kommen. Gerne würden sie zur Musik von Cosby tanzen – und die 25-jährige Sängerin plant tatsächlich, ihre eigene Musik in Zukunft in die Stunden zu integrieren.
Poledance sieht Marie, die in ihrem WG-Zimmer eine eigene Stange hat, als „perfekten Ausgleich“: Mit ihrer Band macht sie Musik, beim Poledance bewegt sie sich zur Musik. Und hält sich gleichzeitig fit für ihre Bühnenauftritte. Denn Poledance ist „eine Art von Tanz, die unfassbar anstrengend ist“ und, weil viel Kraft in den Armen benötigt wird, „eigentlich eine Männersportart“ sei, erzählt Marie und lacht. Genauso wie die sportliche Herausforderung begeistert sie allerdings die Ästhetik der Sportart, die aus so viel mehr besteht als „mit dem Hintern zu wackeln“.
Auf einen sportlichen Ausgleich zur Musik setzt auch Sängerin Sarah Kreile, 22, (Foto: Bjoern Richie Lob) von Akere. Schon mit 14 Jahren hat sie angefangen, regelmäßig nach der Schule im Eisbach zu surfen. Dort hat sie auch an einem Surfcontest teilgenommen und die Produktion eines Surffilms unterstützt. Mittlerweile surft sie allerdings lieber im Meer, wo sie ganz bei sich sein kann und zur Ruhe kommt, wie sie es beschreibt. Die Geduld, auf den richtigen Moment zu warten, die Anstrengung und die Freude darüber, die Welle gesurft zu haben, machen für Sarah die Faszination des Surfens aus.
Ihr Lieblingssurfgebiet ist Portugal und ganz surfertypisch hat sie dorthin auch schon einen Roadtrip gemacht. Portugals Küstenlandschaft, die Felsen und kleinen Buchten haben es ihr angetan. In München hat Sarah kürzlich eine andere Brettsportart für sich entdeckt: das Skateboarden. Es sei ein wenig wie Surfen, aber in München etwas unkomplizierter.
Wie die drei Musiker die Musik und ihre anderen Leidenschaften unter einen Hut bringen? Sarah lässt sich „einfach nicht stressen“, erzählt sie. Marie bemerkt: „Die Tage sind doch immer länger als man denkt.“ Und Johannes verrät, dass er früh aufsteht und früh ins Bett geht. Aber nicht am 8. November. Denn dann werden die drei gemeinsam mit ihren und vielen anderen Bands beim „Sound of Munich now“ auf der Bühne stehen. Katharina Hartinger
Das Festival „Sound of Munich now“, veranstaltet vom Feierwerk und der SZ, findet am Freitag, 7. November, und Samstag, 8. November, im Feierwerk, Hansastraße 39, statt. Der Eintritt ist frei. Einlass ist am Freitag um 22 Uhr – man muss allerdings volljährig sein. Am Samstag gilt diese Einschränkung nicht. Einlass ist dann um 18 Uhr. Es wird empfohlen, früh zu kommen, sonst sind wie in den Vorjahren alle Plätze weg.
Auf Facebook sind die “Sound of Munich now”-Abende auch zu finden: https://www.facebook.com/events/695356983853037/
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