Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Michaela

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Die Sonne strahlt warm auf die Haut, das Eis schmilzt kalt auf der Zunge. Es ist Frühling! Faul auf der Couch liegen, kann man im Winter. Deswegen heißt es für Michaela, rausgehen – auf den Markt, an die Isar. Dort, wo man den Frühling schmecken, riechen und fühlen kann. Wer die schönste Zeit im Jahr nicht ausnutzt, ist selbst schuld, findet sie. Aber auch wenn die Sonne untergegangen ist, gibt es in München diese Woche viel für Michaela zu entdecken: Einen Filmabend der Kunstakademie München oder die Ausstellung “Take it – don’t leave it” zum Beispiel.

Der Frühling ist die beste Zeit, um frischen Wind in die Bude zu bringen. Auf dem Schreibtisch stapeln sich alte Uni-Unterlagen, die Regale sind eingestaubt. Jetzt heißt es: aufräumen und ausmisten. Das Beste daran: In Wohnung und Kleiderschrank ist wieder Platz für neue Sachen. Als Belohnung geht es Freitag auf die Designmesse „Blickfang“. Ab 14 Uhr zeigen 100 Designer aus 11 Ländern ihre Kreationen. Ich suche nach Postern oder Bildern, denn auch nach einem halben Jahr in München sind meine Wände noch kahl. Nach der Shoppingtour geht’s auf einen Absacker ins „Nage und Sauge“. Bei guter Musik und leckeren Salaten mit Foccacia kommt man wunderbar in Wochenendstimmung.

Samstag will ich früh raus. Diese Woche war Spargelanstich. Also schlendere ich durch das bunte Treiben am Viktualienmarkt. Eine Handvoll weißer Stangen landet in der Einkaufstasche. Ich schiebe meine Sonnenbrille ins Haar, genieße die zarten Strahlen auf dem Gesicht. So scheint die Sonne nur im Frühling. Mittags gibt es Spargel mit Salzkartoffeln, natürlich auf dem Balkon.
Frischer Wind kommt auch von außerhalb ins Land. Viele Flüchtlinge kamen in den letzten Monaten in München an – und mit ihnen neue Kulturen, neue Ideen und Meinungen. Im Alltag aber kreuzen sich die Wege von Geflüchteten und Einheimischen selten. Das will die Veranstaltung „All Human Beings Are Equal” ändern. Die Münchner Kammerspiele machen ein lockeres und ungezwungenes Kennenlernen möglich. Los geht’s heute Abend um 19:30 Uhr mit einer Vernissage. Zwei Wochen lang gibt es ein tolles Rahmenprogramm mit Bildern, Lesungen und Diskussionen. Ein spannendes Projekt, das sich niemand entgehen lassen sollte. Danach geht es – je nach Lust und Laune – zum Abtanzen in den Club.

Am Sonntag heißt es erstmal ausschlafen. Die Nacht war zu kurz, der Wein zu viel. Dagegen hilft nur frische Luft: Also ab aufs Mountainbike und eine Runde über die Isartrails heizen. Hat sich die Sonne dann noch nicht verzogen, mache ich es mir am Flaucher gemütlich: eine Decke, ein Radler und ein gutes Buch. So lasse ich den Tag ausklingen.

Am Montag holt mich die Realität ein. Der Tag war stressig, es gab viel zu tun. Gut, dass ich am Wochenende Energie getankt habe. Ich bin noch nicht müde, will was erleben: also ab zum Filmeabend der Kunstakademie München. Um 20 Uhr läuft ein Überraschungsfilm. Nur so viel wird verraten: Es geht um das Asperger-Syndrom. Ich hol mir Popcorn und bin gespannt.

Von Dienstagen halte ich nicht viel. Es ist nichts los. Das Wochenende ist noch viel zu weit weg. Ich gebe auf, die Frühjahrsmüdigkeit hat mich gepackt. Ich mixe mir einen Shake aus Grünkohl, Zitronen, Äpfeln, Ingwer und Minze und entspanne auf dem Balkon.

Am Mittwoch will ich Kultur. Ich mag das Moderne: schlicht, gradlinig und trotzdem besonders. In der Design meets Photography Ausstellung „Take it – don’t leave it” bin ich genau richtig. Eindrucksvolle Fotos und Design-Objekte bilden eine Einheit. Die Vernissage startet um 18 Uhr in der Maximilianstraße.

Der Donnerstag ist für Musik reserviert. Ab 20 Uhr tritt Singer-Songwriterin Sofia Talvik im Lost Weekend auf. Der Neo-Folk der Schwedin ist unaufdringlich und leicht. Leicht wie ein warmer Sommertag. Und so entführen mich ihre selbstgeschriebenen Songs in eine fremde Welt. Ich schweife ab, denke an Reisen und Abenteuer. Mit dem bittersüßen Gefühl von Fernweh gehe ich nach Hause und plane meinen Sommerurlaub in Tansania.

Am Freitag gehe ich ins Harry Klein, nein falsch: ins Marry Klein. Einmal im Jahr tauft sich der Technoschuppen um. Der Grund: Es soll auf die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen. Während der Aktion legen nur weibliche DJs und VJs auf. Außerdem gibt es ein spannendes Rahmenprogramm: Der Tag heute widmet sich den weiblichen Ikonen der elektronischen Musik. In kurzen Filmen erzählen sie von ihrem Alltag und ihrer Liebe zur lauten Musik. Wer danach mehr über die Künstlerinnen wissen will, kann diese einfach fragen: Einige der Protagonistinnen stehen nach dem Programm für einen Plausch bereit. Danach schnappe ich mir ein paar Freunde und gehe ins Milla. Hier wühlen sich die DJs durch die Plattenkisten. Wer Interpret und Titel errät, bekommt ein Freigetränk. „Junktion“ aus Berlin und „Dance Kill Move“ aus Stockholm stehen an den Turntables. Funk, Hip-Hop und Dubsteb mischen sich zum Soundtrack meiner Frühlingsnacht. 

Foto: Privat

Von: Michaela Schwinn

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Yunus

Der April ist regnerisch, sonnig, windig, warm und kalt und – gut gelaunt. So wie Yunus, der diese Woche die Münchner Musik- und Kunstszene unsicher macht: Rote Sonne, Muffatwerk, Farbenladen, AWI und Lost Weekend, alles dabei.

April, du machst zwar, was du willst, aber das ist egal, denn du verabschiedest die für mich die 3 schlimmsten Monate des Jahres. Ich bin jetzt bereit für gutes Wetter und noch besser: gut gelaunte Menschen, inklusive mir.

Immer noch total begeistert und elektrisiert wache ich am späten Freitagmorgen auf. Gestern Abend hat die Band „Moderat“, die irgendwo zwischen Pop und Techno auftreten, ihr neues und drittes Album im Zenith vorgestellt. Ich mache mir also einen Kaffee und lege die Vinyl auf, die ich mir gestern noch mitgenommen habe. Die Sonne scheint durch das Fenster. Deswegen schnappe ich mir meine Kamera und mache mich auf den Weg um ein paar Fotos zu schießen. Einen genauen Ort, an den ich möchte, habe ich nicht im Kopf, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.
Am frühen Abend schaue ich im Carhartt Store vorbei. Dort beginnt heute die Ausstellung “Ausser Mützen und cool sein“. Hier wird von verschiedenen Künstlern bewiesen, dass Skaten schon immer mehr Kunst als Sport war und ist.
Später beginnt das egoFM Fest im Muffatwerk. Hier spielen heute ganz viele tolle Bands! Von „ROOSEVELT“, über „Chefket” bis hin zu „The Black Submarines“. Auf die Band „Claire“ und darauf, dass ich nur eine leichte Jacke anziehen muss, freue ich mich aber am meisten.

Am Samstag fällt mir auf, dass das die ultimative Woche der Musik ist.
Heute Abend werden im Feierwerk die negativen Aspekte des Lebens und kommerzieller Hip Hop kritisiert. Und zwar von Retrogott und Hulk Hodn. Die Zwei gehen mit ihrem neuen Album „SEZESSION“ auf Tour und besuchen heute das Hansa 39.

Sonntag bleibe ich dem Motto der Woche treu und gehe zur Schallplattenbörse in die Tonhalle. Hunderte Menschen treffen sich hier, um zu kaufen oder zu verkaufen, um zu stöbern oder auch einfach nur, um über Musik zu philosophieren. Ich bin hier auf der Jagd nach Techno und Funk Platten und weiß ganz genau, dass ich heute mehr Geld ausgeben werde, als mir lieb ist.
Später gehe ich noch in das Substanz, wo ausnahmsweise bereits am ersten Sonntag des Monats der Original Substanz Poetry Slam im April stattfindet. Ich lasse mich überraschen, was mich heute erwartet.

Es ist Montag und ich schlafe lange. Einen Wecker habe ich mir gestern Abend trotzdem gestellt. Komisch aber, dass es dennoch nervig ist, aufzustehen und den Wecker zu hören, obwohl dieser erst um 14 Uhr anfängt, zu klingeln und ich mehr als 10 Stunden geschlafen habe. Egal. Ich mache mir etwas zu Essen und fange parallel an ein Buch zu lesen. Ich schaue aus dem Fenster. Ich lese weiter.

Dienstag bin ich im im hochfunktionalen Lost Weekend anzutreffen.
Hochfunktional da tagsüber Café und Buchhandlung und Abends ein Ort für Konzerte und Veranstaltung. Heute für eine audiovisuelle Lesung und Präsentation von Lydia Dahers neusten literarischen Arbeiten. Die Lyrikerin und Musikerin arbeitet allein oder aber   auch gemeinsam mit anderen Künstlern im Bereich der Bildenden Kunst und des Hörspiels. Der Eintritt ist frei!

Welche Wahrheit transportieren Fotos? Das fragte sich der amerikanische Fotograf James Casebere immer wieder. Und ich mich heute am Mittwoch auch. Ich gehe in das Haus der Kunst und schaue mir die über 50 großformatigen Bilder Caseberes an. Unter dem Ausstellungsnamen „Flüchtig“ zeigt der Künstler Fotos, die vor Details strotzen, obwohl oder gerade weil ihre Motive in der Regel nur aus Modellen bestehen. Sie sind beispielsweise aus Styropor oder Gips angefertigt.
Am Abend gehe ich zu Tube und Berger in die Rote Sonne. Die zwei DJs und Musikproduzenten stellen ihre neue EP vor und zeigen, wohin ihre musikalische Reise gehen wird.

Der Donnerstag ist toll. Ein Tag voller Vorfreude auf die Rückkehr des größeren Bruders, dem Freitag. Ich beginne den Tag mit einer Runde Joggen. Das klingt so, als wäre es das normalste der Welt. Ist es aber nicht. Ich hatte mir Anfang des Jahres vorgenommen, den Vorsatz, wieder regelmäßig joggen zu gehen, umzusetzen. Habe ich natürlich nicht geschafft. Aber heute bin ich sehr motiviert und fest entschlossen dieses Vorhaben zu realisieren.
Danach gibt es einmal wieder Hip Hop auf die Ohren. Spoken Word Artists und Hip-Hop Artists, wie Mc’s, Beatboxer und DJs treffen sich heute im Downtown Flash, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und um Poetry und Hip Hop zu vereinen.

Der Freitag ist da. Ich treffe mich mit Freunden zum Fußball spielen, bevor ich am Abend einen kleinen Marathon hinlege. Mein Lauf beginnt im Farbenladen, wo heute die Vernissage der Ausstellung „BOJEN“ stattfindet. Nachdem die Junge Leute Seite der SZ im März den Farbenladen eingenommen hatte, bin ich gespannt was die internationalen Künstler aller Art auf die Beine gestellt haben! Ich ziehe weiter Richtung Müllerstraße. Im AWI läuft heute Disco und House Musik gemixt von André Dancekowski. Nach ein paar Gin Tonic mache ich mich dann auf den Weg Richtung Ziellinie. Aus Harry Klein wurde Marry Klein. Den ganzen April über stehen weibliche DJanes an den Decks. Ich freue mich heute auf Britta Arnold und besonders auf Alma Gold, die ich beim letzten Sound of Munich now gehört habe.

Yunus Hutterer

Foto: privat

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Barbara

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Barbara und die Muse – das ist ein spannendes Team, vor allem, wenn der Müßiggang in München so einfach und inspirierend ist. Hausarbeiten lassen sich jedes Jahr wieder schreiben, der Bandwettbewerb Sprungbrett 2016 im Feierwerk jedoch findet dieses Jahr nur einmal statt, genauso wie das Stück HÄNDE HOCH, DAS IST EIN ÜBERVOLL des Theaterkollektivs Turbowerk MUC oder auch die Lesung von Liaison n°14 im Haus der kleinen Künste.

Mir ist schon des Öfteren aufgefallen, dass ausgerechnet in der Prüfungs- und Hausarbeitszeit immer die coolsten Veranstaltungen stattfinden. Und ehrlich gesagt, kann ich nicht verantworten, dass ich mir das alles entgehen lasse. Hausarbeiten hin oder her. Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass München immer so viel zu bieten hat. Diese Woche nehme ich mir den Luxus, ein bisschen zu prokrastinieren. Zumindest werde ich es versuchen.

Um den Kopf frei zu kriegen und das schlechte Gewissen abzuschütteln, bietet sich am Freitagabend das STROM an. Bei „up the bracket“ sind Indie-Freunde ganz Zuhause. Wanda, Alt- J und The Libertines verstehen mich. Sie wissen, dass ich auf die Tanzfläche gehöre und nicht an den Schreibtisch. Ich wage fast zu behaupten, dass ich an diesem Abend nicht die einzige Studentin sein werde, die im STROM ein bisschen vor sich hin prokrastiniert. Beginn ist um 23 Uhr; der Eintritt beträgt fünf Euro.

Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass man samstagabends nicht lernen darf. Das Gleiche gilt bestimmt auch für Seminararbeiten. Und Gesetze zu brechen, ist nicht mein Stil. Also begebe ich mich ins Univiertel zum neuen In-Café Lost Weekend. Das Motto des Abends lautet „Open Stage“. Mutige Künstler haben hier Gelegenheit, in kurzen Takes aufzutreten. Der Fokus an diesem Abend wird insbesondere auf Musik, Literatur, Poetry und Performance gelegt. Beginn ist um 20 Uhr.
Auch das Feierwerk bietet am Samstagabend musikalische Highlights. Das Sprungbrett 2016 ist ein Bandcontest für junge Musikgruppen aus München. 16 Bands stellen vor einer Fachjury ihr Können unter Beweis. Neben ausreichendem Feedback bekommen die vier Sieger-Bands auch eine Anschubfinanzierung zu einer Studioproduktion und einen Auftritt beim Theatron-Musiksommer im Olympiapark. An der Abendkasse kostet der Eintritt 4 Euro.

Sonntag ist der Tag der Ruhe. Und genau das brauche ich jetzt: Ein Schaumbad, ruhige Musik und eine Muse, die mich küsst. Ohne brillante Gedanken, kann ich auch keine Arbeit schreiben. So ist das. Während ich tagsüber Zeit habe, über den Sinn des Seins und Hausarbeiten zu sinnieren, muss ich mich abends anschnallen: Das Theaterkollektiv Turbowerk MUC verwandelt sich in Flugbegleiter, die das Publikum zu einem rasenden Flug auf der Suche nach dem Paradies einladen. Die Performance HÄNDE HOCH, DAS IST EIN ÜBERVOLL fühlt einem Phänomen unserer Zeit auf den Zahn: Übersättigung und Verwirrung statt Erfüllung und Sinnsuche. Ich bin gespannt auf den Abend.

Am Montag tue ich so, als würde ich schreiben. Am Schreibtisch zu sitzen, ist zumindest ein kleiner Anfang. Abends geht es dann ins Kino. „The Hateful Eight“  habe ich nämlich immer noch nicht gesehen. Sorry, liebe Hausarbeit. Gegen Quentin Tarantinos Westernfilme kommst du eben nicht an.

Am Dienstag kommt das schlechte Gewissen. Heute muss das Münchner Nachtleben auf mich verzichten. Die Muse und ich, wir müssen eine Seminararbeit schreiben.

Aber am Mittwoch habe ich genug davon. Ich brauche dringend etwas Abwechslung, und die finde ich in der Theaterakademie am Prinzregentenplatz. Dort wird das Theaterstück „Der Steppenwolf“ aufgeführt. Hermann Hesses Roman scheint auch in der heutigen Gesellschaft nicht an Brisanz zu verlieren. Der Zwiespalt von gesellschaftlicher Anpassung und dem Bedürfnis nach Individualität beschäftigt uns auch heute noch. Inszeniert wurde das Stück von Julia Prechsl; Beginn ist um 20 Uhr.

Am Donnerstagmorgen träume ich von meiner Seminararbeit. Buchstaben und Zitate schwirren in meinen Kopf herum. Ich möchte schreiben, aber es gelingt mir nicht. Das ist genug Anstrengung für den ganzen Tag. Ich gehe lieber zu der Werkschau „Aabbc“  in der Heitsch Galerie. Buchstaben und Formen werden an diesem Abend buchstäblich großgeschrieben. In bunten Farben und in wirren Konstellationen. So schwirren die Buchstaben bestimmt auch nachts in meinen Kopf weiter.

Am Freitag ist Wochenende. Ich widme mich den schönen Dingen des Lebens und lasse meine Arbeit links liegen. Wer an einer spannenden Lesung interessiert ist, sollte sich am Freitagabend ins Haus der kleinen Künste begeben. Dort wird eine Lesung mit Carola Gruber, Katharina Kohm und Samuel Langer abgehalten. Der Titel der Veranstaltung lautet Liaison n°14. Ich weiß zwar selbst nicht genau, was mich erwarten wird, aber ich finde, es klingt spannend. Nach der Lesung gehe ich vielleicht noch ein bisschen tanzen. Oder schreibe ich doch noch an der Seminararbeit? Wir werden sehen.

Barbara Forster

Foto: Simone Riedl

Von Freitag bis Freitag München – mit Katharina

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Eine gewisse Struktur – ein
Grundgerüst – ist vorhanden, außenrum wird improvisiert! Auch Katharina kämpft sich in dieser Woche durch den Prüfungsstress am Semesterende! Doch zum Glück bietet auch diese Münchner Woche genug Ablenkung vom Lernstress: 10. Mittelmeer Filmtage, Kostümverkauf im Gärtnerplatz-Theater, William McCarthy im Feierwerk und, und dund..Und zwischendrin darf auch ein bisschen geträumt werden – von federleichten Sommertagen, ohne Lernstress.

Ende Januar, 14 Wochen des Semesters sind geschafft. Was hab ich in den
letzten dreieinhalb Monaten gemacht? Schon irgendwie viel. Aber nichts für die
Uni. OK, fast nichts – ich war immerhin ab und zu mal in der Vorlesung. Man muss seine Prioritäten setzen können.
Hier und da hab ich sie wohl im Laufe des Semesters falsch gesetzt – nein
nicht falsch. Suboptimal. Strategisch unklug. Strategie und Zeitmanagement waren noch nie so meine Stärken.
Das bekomme ich jetzt angesichts des Berges an Klausurstoff bitter zu spüren.
Aber bloß keine Hysterie! Knapp zwei Wochen hab ich ja noch.

Trotzdem muss ich mich am Freitag
dann doch den wirklich wichtigen Dingen widmen. Im Gasteig finden noch bis Ende
des Monats die 10. Mittelmeer Filmtage statt. Hier dreht sich alles um den Lebens- und Kulturraum im
Süden Europas. Auch das Thema der Flüchtlingsströme über
das Mittelmeer nach Europa ist hiermit
unweigerlich verknüpft. Deshalb zeigen die Veranstalter heute das Drama
„Mediterranea – Refugees Welcome?“ ,
das die fiktive Geschichte zweier Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa
erzählt. Hochinteressant und hochaktuell!

Am Samstagmorgen
klingelt um acht Uhr mein Wecker. Ich mache mich schnell auf den Weg
zum Theater am Gärtnerplatz. Ich muss mir unbedingt rechtzeitig eine
Wartenummer für den Kostümverkauf ergattern. Fasching steht schließlich vor der Tür und ich bin
mit meiner Planung mal wieder viel zu spät dran. Im Anschluss daran mach ich
noch einen kleinen Abstecher ins Prinzregententheater zum Tag der offenen Akademie der Theaterakademie August Everding. Hier lerne ich bestimmt,
wie ich mich mit meinem neuen Outfit am besten in Szene setze und alle anderen
in den Schatten stelle. Außerdem kann ich mich ein bisschen nach
alternativen Studienmöglichkeiten umsehen, falls das mit dem Lernen doch nichts
mehr wird.

Es ist Sonntag. Ich glaube,
das mit dem Studiengangwechsel ist doch keine gute Idee – Prüfungen sind
einfach unvermeidbar. Nachdem ich mich durch meine suboptimale Prioritätensetzung gestern
mal wieder fein aus der Affäre gezogen hat, muss ich mich heute wirklich mal an
den Schreibtisch setzen. Obwohl, heute ist ja der letzte Tag der
Fotoausstellung Genesis im Kunstfoyer der Versicherungskammer. Sebastiao Salgado
bekannt für seine kontrastreichen Schwarz-Weiß-Fotografien – präsentiert hier
seine beeindruckenden Bilder von Mensch und Natur aus der ganzen Welt.  

Am Montag lässt mich
die Ausstellung nicht ganz los. Fotograf müsste man sein. Einfach um die
Erde reisen und unbekannte Orte entdecken. Oder natürlich Musiker. Das wäre
noch besser. So wie William McCarthy – besser bekannt als Frontman der
Augustines. Der ist auch die ganze Zeit auf Achse. Heute kommt er mit seiner
Solo-Show ins Feierwerk. Das ist ja fast ein Pflichttermin für mich. Es
gibt wohl kaum jemanden, der live so viel Emotion und Ausdruck in seine Musik
packt, wie Mr. „Bill“ McCarthy.

Mit leichten Gänsehaut-Rückständen erwache ich am Dienstag. Der Musikrausch hat
mich mal wieder gepackt. Dagegen hat Uni-Stoff einfach keine Chance. Na gut, in
die Vorlesung heute kann ich trotzdem gehen. Wenigstens für’s Gewissen. Und
wenn ich gut aufpasse, lern ich auch gleich noch was dabei. Das heißt, ich muss
später weniger lernen. Eigentlich eine einfache Rechnung. Aber wie gesagt, mit strategischer Strenge hab ich’s nicht so. Da bin ich am Abend in der Milla wohl genau
richtig. Hinds aus Spanien sind zu Gast – eine vierköpfige Mädels-Band, die
einfach vollkommen unbeschwerten Sound machen. Ihre Musik – ein bisschen Garage Rock,
ein bisschen Strand – ungeschliffen und taff.

Mittwoch  – nach gestern Abend habe ich ultimative Laune auf einen federleichten Sommer bekommen. Aber nein – ich stecke in der
Wintersemesterprüfungsphase. Meine Laune sinkt wie die Temperaturen auf dem
Thermometer. Eigentlich sollte das Wetter draußen Motivation genug sein –
schließlich gibt es nicht wirklich etwas zu verpassen, außer ein bisschen
Schneematsch und Minusgrade. Aber das ist immer so eine Ansichtssache – streng
genommen nämlich schon. Zum Beispiel heute bei der Surf Film Nacht im Rio Filmpalast. Drei verschiedene, preisgekrönte Filme zeigen hier die Suche nach den perfekten Wellen  – von Italien über
Bornholm nach Island. Bei letzterem bin ich dann schon froh, dass ich im Warmen
sitze und nicht im Neoprenanzug durchs Eis stapfen muss. Um auch noch für die
richtige Temperatur im Inneren zu sorgen, mache ich mich danach noch auf ins
Bahnwärter Thiel zum Schienen-Bus-Konzert mit Liann, Carmina Reyes und Clea Charlotte. Hier dauert es wirklich nicht lange und mir ist wohlig warm ums Herz.

Frei nach dem Motto „Ich habe so lange ein Motivationsproblem, bis
ich ein Zeitproblem habe“ starte ich in meinen Donnerstag. Langsam wird’s immer knapper. Ich verbringe den ganzen
Tag mit Lernen. Das kann ganz schön anstrengend sein. Am Abend muss dann
doch noch ein bisschen Abwechslung her. Ich begebe mich ins Lost Weekend, in
dem heute die Launch Party der Cog!to-Zeitschrift  – ins Leben gerufen von Studenten der Philosophie steigt. Mich erwarten spannende
philosophische Themen, Live Musik von Claire
Jul
und ein Philo Slam. Mein Kopf durchbricht beim Nachdenken so viele
verschiedene Metaebenen, dass es für mich danach ein Klacks ist, auch die
Schallmauer zu durchbrechen und mit Überschallgeschwindigkeit zum Supersonic Thursday in den Cord Club zu düsen.

Und täglich grüßt das Murmeltier. Hinterher ist man immer
schlauer. Das merke ich am Freitag. Vielleicht sollte ich doch mal ein Buch über
Zeitmanagement lesen oder meine Strategie ändern. Obwohl ich ja bis jetzt auch
immer so ganz gut durchgekommen bin. Ich sehe da gewisse Parallelen zwischen
mir und den Musikern bei der Live Musik
Jam Session
in der Kongress Bar heute Abend. Eine gewisse Struktur – ein
Grundgerüst – ist vorhanden, außenrum wird improvisiert.

Von Freitag bis Freitag München-mit Matthias

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November, Movember, Dezember – Ohne Schnee und ohne Schnauzer stürzt sich Matthias in die Weihnachtsmarkt-Massen und erkämpft sich seine erste Feuerzangenbowle dieses Jahr! Außerdem begibt er sich auf Geschenkejagd auf dem Designmarkt. Und obwohl selbst frisch rasiert, zelebriert er den Schnauzer für einen guten Zweck. Umgeht den Tatort, gönnt sich dafür gute Musik und kommt dabei zu neuen Erkenntnissen.

Freitag, der 27.

So, ich bin wieder da – zurück im sozialen Leben. Ich übertreibe, ich habe
eine Klausur geschrieben, gestern. Aber : Ich fühl mich wie neugeboren.
Auf zu großen Taten also, Vorweihnachtszeit genießen. Eigentlich find ich es
ganz schlimm, dass die Monate von verschiedenen Feiertagen geprägt werden. Im
Februar ist Karneval und alle laufen in depperten Kostümen rum. Im April kommt
der Osterhase und auf das Christkindl warten eh alle. Da war der November
bisher immer so ein schönes Polster zwischen kürbisorange und
weihnachtsmannrot. Bisher, weil : Jetzt gibt es ja Movember !
Natürlich, und Movember wird heuer auch in München groß vermarktet. Die Sache
ist ja für einen guten Zweck, da kann ich dann vielleicht drüber hinwegsehen.
Bei der Stylight Movember Parté im Stylight HQ in der Nymphenburger Straße geht
es heute Abend dann zu Ehren des Schnauzers haarig zu – alle Ticketeinnahmen
werden natürlich gespendet. Da ist es fast schade, dass ich nach anderthalb
Jahren erstmals wieder bartlos unterwegs bin – mein Schnauzer ist einfach zu
creepy.

Samstag, der 28.

Nach meiner Großzügigkeit von gestern will ich mir heute etwas gönnen –
musikalisch, bestenfalls. Nur hab ich mich – mal wieder – völlig verplant. Die
Tickets für das PULS Festival in München sind längst alle ausverkauft, und in
Erlangen – tja, da war das Ganze schon gestern. Jetzt kann ich wenigstens
testen, ob mein netzwerken in der Münchner Musikszene Früchte getragen hat –
kann mir einer noch Eintritt garantieren? Es meldet sich dann irgendwann
auch jemand. Aber nicht mit PULS, sondern Subkultur. Schwierig. Wie komm ich
nach Fürstenfeldbruck ? Da spielen heute unter anderem Marvpaul, die hab
ich beim Sound of Munich Now gesehen, und die machen gute Musik mit lustigen
Texten – ganz mein Ding. Ich werf die Münze.

Sonntag, der 29.

Ich kann an dieser Stelle nicht verraten, wo ich hingegangen bin.
Vielleicht bin ich zuhause geblieben? Nur soviel : „Wer sich ab und
zu etwas Faulheit vergibt, hat dann für die wirklich wichtigen Dinge umso mehr
Energie“. Behaupten zumindest Marvpaul auf Platte. Und gibt es was Wichtigeres
als einen Sonntagsbraten? Oder Sonntagsschnitzel? Mit Pommes? Nein! Für das
Riesenschnitzel im Café Mozart brauch ich auch die zusätzliche Energie, das
Ding ist tatsächlich riesig. Nach ergiebiger Siesta drängt der After-Klausur-Enthusiasmus
wieder nach. Am Sonntagabend verschwindet aber irgendwie ganz München von der
Erdoberfläche – wo sind denn heute alle? Ich geh auf Tauchgang, grab ganz tief
– und irgendwann bin ich Unter Deck. Ha, tja, der heilige Sonntag. Hier läuft
kein Tatort, kein schlechter Blockbuster mit tausend Werbungen – The Wave
Pictures
laden zu einem gemütlichen Abend ein. Ihr letztes Album heißt Great
Big Flamingo Burning Moon – sehr geil. Ich hatte immer die Theorie, dass
Musiker erst eine Band gründen, wenn sie einen Hammernamen haben. Neue Theorie
– je wahnsinniger der Albumtitel, desto besser die Musik. Innocent `til proven
guilty.

Montag, der 30.

Noch eine Theorie: Je alternativer der Weihnachtsmarkt, desto teurer der
Glühwein. Gefühlt 20 Euro kosten zwei Tassen Feuerzangenbowle am Tollwood
Wucher. Aber ist ja Bio! Oder so. Wie dem auch sei, ich komm trotzdem jeden
Winter nicht an der Theresienwiese vorbei – auch wenn mir immer wieder
schwindelig wird, wenn ich vom U-Bahn-Ausgang durch das Lichtermeer wandere. Meine
Planung war zumindest wieder schlecht, eine weitere Konstante. Montagabend
heißt, Weihnachtsmärkte voll. Und hier sind deutlich zu viele Leute –
wenigstens schneit es nicht. Schnee mag ich eigentlich, aber nicht in der
Stadt. In den Bergen, zum Schifahren oder rodeln, fein. Was ist der Mehrwert
von Schnee in der Stadt? Nasse Hörsäle an der Uni, die Anti-Rutsch-Kieselsteine
blockieren jede Rolltreppe in der Großregion und ich muss wieder Treppen
laufen! Komischerweise wärmt mich der Gedanke an Schnee von innen. Aber
vielleicht war es auch die dritte Feuerzangenbowle.

 Dienstag, der 1.

Es schneit immer noch nicht, ich kann also noch vor die Tür. Vor einigen
Wochen habe ich mich an dieser Stelle furchtbar über Lost Weekend aufgeregt –
wegen Kaffeepreisen und pseudo-intellektuellen Zeitgenossen. Seitdem ist mir
etwas aufgefallen – die veranstalten in dem Laden eine ganze Menge, ja,
Veranstaltungen. So auch heute – und ich zähle mich ganz klar zu den Pseudo-Intellektuellen
hinzu. Zwei Philosophen diskutieren über einen anderen Philosophen, klingt
spannend. Subjekt ist Alain Badiou. Ich könnte jetzt einen halben Paragraphen
darüber schreiben, wie sehr man Badiou dafür respektieren muss, dass er
Universalität und Illegalität als gleichursprüngliche Momente des Normativen in
seiner Theorie des Ereignisses vereint! Nur hab ich überhaupt keine Ahnung
davon, und den Satz einfach aus dem Facebook-Event kopiert. Ich Idiot mit
teurem Kaffee.

Mittwoch, der 2.

Mir schwirrt der Kopf noch ein wenig von gestern Abend. Die Sätze wurden
nämlich nicht nur so geschrieben – die reden auch wirklich so! Das totale
Gegenteil hierzu findet oft im Theater statt – viel mehr Wahnsinn als Genie.
Was meist ganz okay ist, und lustig auch. Darum geh ich heute mal wieder ins
Rationaltheater, da war ich lange nicht mehr. Danijel Szeredy und Alena Vaida
inszenieren die nächsten drei Tage (und im Januar noch drei Mal) ihr Stück „Das
Duell“, nach Anton Tscheschow. Es handelt um drei Schauspieler, die während den
Attentaten von Charlie Hebdo gerade für ein Stück proben, und jetzt, ein Jahr
später, von ihrer Abgegrenztheit erzählen. „Das Duell“ bekommt mit den
Attentaten von Paris vor zwei Wochen noch eine neue Dimension. „Auf welcher
Höhe wirst du deine Mauern errichten? Wo wirst du die neuen Grenzlinien
ziehen?“ – Ich bin gespannt.

Donnerstag, der 3.

Ich habe einige Jahre an der Uni gebraucht, um die „guten“ von den
„schlechten“ Seminaren zu trennen, bevor ich sie auswähle. Bei den hunderten
Veranstaltungen, die man sonst an der Uni besuchen kann, habe ich bis heute
keinen Plan. Es ist wie Lotterie. Das KW-Abseits hat mich bisher meist positiv
überrascht – einmal war Claus Von Wagner da, und die Polizei hat einen Hund
abgeführt. Ich glaube, das war nicht Teil der Show, aber egal. Die Fachschaft
der Kommunikationswissenschaftler lädt wieder ein. Das Thema – Islamophobie und
Medien
. Natürlich brandaktuell, und natürlich kann sich der interessierte
Student das nicht entgehen lassen. Uni ist soviel mehr als nur Pflichtseminare!
Ich fand die Medienberichterstattung zu und nach Paris jedenfalls nicht ideal –
vielleicht kann mir der Ehrengast, die Medienpädagogin Dr. phil. Sabine
Schiffer, erklären, warum ich es so empfand. Und ob ich, wäre ich in der
Situation gewesen, es überhaupt anders gemacht hätte.

Freitag, der 4.

Hoch die Hände, Wochenende! Das hat mal einer der größten deutschen
Social-Media-Philosophen gesagt – muss also stimmen. Mit erhobenen Händen
wandere ich durch die Stadt. Seit meiner Klausur hab ich Freitags nämlich frei.
Ich sollte eigentlich etwas Sinnvolles machen – aber so diszipliniert bin ich
nicht. Was steht sonst so an? Tollwood – zu teuer. Aber ein Glühweinchen wär
schon schön. Unterbewusst weiß ich natürlich, dass ich eigentlich total auf die
weihnachtliche Atmosphäre stehe. Das Heißgetränk ist nur die Ausrede. Außerdem
hab ich noch keine Geschenke, und das ist ja ein totales No-Go am vierten
Dezember! Der große Tag ist ja schon bald!. Ich mach mich auf zur
Reitknechtstraße – beim Designmarkt sind laut Einladung Omas, Opas, Kinder und
Hunde willkommen. Ich darf also hin. Musikalische Unterstützung und Streetfood halten
mich beim dem ganzen Shoppingstress bei Laune. Das Ganze geht sowohl heute als
auch morgen bis 23.30 Uhr – heiliger Bim-Bam!

Von Freitag bis Freitag München – mit Friederike

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Friederike trotzt dem November, der sich langsam doch dazu entschieden hat, sein goldenes Herbstlicht in nebliges Grau zu verwandeln. Eine dickere Jacke anzuziehen, daran muss sie sich aber erst gewöhnen. Aber bei einer Woche prall gefüllt mit Flohmarkt, Weihnachtsbasar, Lesung, Kunst und Party kann man schon mal vergessen, dass ein dünnes T-shirt nicht mehr ausreicht.

Eigentlich hatte ich mich gerade ziemlich gut mit der Tatsache arrangiert, dass der November ein Sabbatical einlegen wollte. Jeden Tag diese wunderschönen 7-Uhr-Sonnenaufgänge und ständig sommerliche Temperaturen. Ich möchte weiter Bärlauch essen und Pilze sammeln. Und im T-Shirt aus dem Club nach Hause gehen. Doch nun hisst der Sommer schließlich doch sehr bestimmt die Segel und macht den nassgrauen Novembertagen Platz. Um da heile rauszukommen, plane ich mir eine schöne Woche und trotze damit dem Grau.

Ich fange gleich heute damit an. Es ist Freitag und im Audimax der TU findet die alljährliche, immer gut besuchte Geographenparty statt. Die Preise sind niedrig und die Party wild. DJ XX legt sehr tanzbaren Sound auf und ich packe mir eine Winterjacke für den Rückweg ein.

Am Samstag merke ich, dass meine Jacke zu dünn war. Ein verkaterter Tag eignet sich wunderbar zum Stöbern und Schlendern. Der Gute Nacht Flohmarkt im Backstage findet ab 17:00 Uhr statt und bietet neben privaten Ständen Streetfood-Produkte an, die meinen Heißhunger auf Fettiges und Würziges mit Sicherheit stillen werden.
Gestärkt radle ich dann ins Lost Weekend. Ein hippes Studentencafé in der Schellingsstraße. Das lädt unter dem Titel FLUCHT zu einer arabisch-deutschen Lesenacht ein. Es gibt Musik und Texte aus beiden Welten von Wajiha Said, Ramo Ali und Nora Schüssler und Das Ding ausm Sumpf.
Aber das ist noch nicht alles an diesem Samstag: Bevor ich – mit neuer Jacke – wohlig warm nach Hause fahre, mache ich noch einen Abstecher auf den Giesinger Berg und feiere das 10-jährige Jubiläum von Giesinger Bräu.
Und dann wäre da noch die Eröffnung vom Bahnwärter auf dem Abrissgelände des Schlachthofs. Musik liefert DJ Max Mausser von YumYum und Biedermann&Brandstifter. Alles ist ein bisschen provisorisch. Das ist Aktivismus pur und viel frische Luft. Wenn mir jetzt nicht klar wird, dass ein T-Shirt allein zu dünn ist, weiß ich es auch nicht mehr.

Sonntag empfehle ich möglichst viele Sonnenstrahlen einzufangen, Ordnung auf dem Schreibtisch zu machen, in meinem Fall Arabisch Hausaufgaben anzufangen und abends den Tatort zu schauen. Wie immer! Wie immer, schön gediegen. Gute Begleitung für den Sonntag bietet übrigens Ella Josaline, eine der derzeit größten Münchner Musikhoffnungen.

Am Montag schaue ich im Lyrikkabinett vorbei. Dort werden Fluchtgeschichten vorgelesen, die zuvor gemeinsam mit Münchner Autorinnen und Autoren und Geflüchteten aufgezeichnet wurden. Im Anschluss haben wir die Möglichkeit mit den hier Angekommenen ins Gespräch zu kommen.

Umstimmung statt Stillstand: Ich lasse ein bisschen Weihnachten in meine Seele. Das Wintertollwood auf der Theresienwiese öffnet am Dienstag wieder seine Tore. Diesjähriges Motto ist „Na sauber“, alles rund um den Müll. Find ich gut. Da gibt’s doch sicher ein paar recycelte Handschuhe für mich, langsam wird’s beim Radeln nämlich ungemütlich. Danach treffe ich die Organisatoren von BreakOut, einer Veranstaltung, bei der für den guten Zweck getrampt und mit jedem Kilometer Geld gespendet wird. Ich war diesen Sommer selbst begeisterte Teilnehmerin und habe mit meiner Freundin Stefi auf dem Weg nach Schweden beinahe 10.000 Euro gesammelt. Im Juni 2016 ist die nächste Chance zur Teilnahme!

Am Mittwoch wird ab ab 20 Uhr im Rationaltheater Stadt, Land, Fluss gespielt. Als Geographin muss ich das natürlich selbst ausprobieren!

Mein Donnerstag beginnt auf einer Ausstellung in den stillgelegten Waschräumen auf dem ehemaligen Gelände der Luitpoldkaserne. Hier zeigen 16 junge Künstlerinnen und Künstler unter dem Titel M O O S ihre Werke, kuratiert von der wals.gallery. Weiter geht es im Cord: Ein letztes Mal Indielektro, ein letztes Mal mit T-Shirt vor der Tür! TIGERKID und Monaco Fiasco werden nochmal ordentlich einheizen, meine neue Jacke ist wohl trotzdem nicht verkehrt.

Am Freitag bin ich schon fast in November – und Weihnachtsstimmung. Der Märchenbazar im Schlachthof wird mir letzte Zweifel nehmen. Mit alten Jahrmarktbauten und viel Glühwein. Er öffnet unter der Woche immer um 16 Uhr, am Wochenende schon morgens. Da gibt es dann auch Weißwurstfrühstück!

Umstimmung ist gut, Novemberblues mit akuter Lesen-im-Bett-Sucht muss nicht mehr sein. Deshalb werde ich mich am Freitagabend erneut unter Leute mischen, auf einer Geburtstagparty, mit Glühwein und neuer Mütze, aber im T-Shirt auf dem Balkon stehen und durch graue Schleierwolken nach den Sternen suchen – ach, du hässlicher November, ein Sabbatjahr hätte dir so gut zu Gesicht gestanden. Ich hatte mich fast in deine Sonnenaufgänge verliebt.  

Von Freitag bis Freitag München mit Matthias

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Heute startet das Wochenende mit dem verrufenen Freitag, den 13ten. Also bitte nicht über schwarze Katzen stolpern, sondern lieber unserem Matthias ins Wochenende folgen! Der bewaffnet sich gleich zu Anfang mit Candy Guns und zeigt dem Aberglauben die Stirn. Beim Film School Fest oder einer Lesung im Lost Weekend, lässt er die Geschütze allerdings daheim. Einem zu Leben erwecktem William Shakespeare will man ja nicht mit erhobener Waffe entgegentreten, oder doch?

Freitag, der 13.

Ich habe Aberglauben nie verstanden. Der Freitag ist halt jetzt der 13., die Katze ist halt Schwarz – und gut ist. Aber plötzlich trauen sich die Leute nicht mehr vor die Tür. Mir soll’s recht sein, ich mag die meisten eh nicht. Uni ist also leer – die Vorlesung macht trotzdem nicht mehr Spaß. Weitaus spaßiger geht es in der Anglerstraße 6 zu – wenn auch mit ernstem Hintergrund. Bei der Vernissage von „Welcome to Schlawaffenland“ begrüßen mich 12 Münchner Fotografen, die in das Waffengeschäft eingestiegen sind. Also nicht wirklich – symbolisch. Eigens produzierte „Candy Guns“ provozieren, und die Sonnenstraße ist heute Abend mehr als nur Partymeile. Sämtliche Erlöse gehen nämlich an den Bayrischen Flüchtlingsrat. Und wehe, die veruntreuen mein Geld – ich bin bewaffnet.

Samstag, der 14.

Im Schlawaffenland habe ich eine kriminelle Seite an mir entdeckt. Eingedeckt mit Lebkuchengewehr und Smarties-Handgranaten von der Tanke, bin ich bereit für ein neues Abenteuer, eine neue Herausforderung – Elektro. Mit Elektro hat es sich genauso wie mit Aberglaube – entweder du kannst es nicht ausstehen, oder du kannst mich mal. Sag niemals nie, hat damals ein weiser Geheimdienstler mal gemurmelt, und ich lass mich überreden. Das Abenteuer führt mich an vorderste Front, in den tiefen Betondschungel des Westends. Hansastraße, Feierwerk, „the other side of the tracks“. Die Sofa Surfers sind zu Besuch, und haben Tracks wie „The Fixer“ mitgebracht. Ob ich heute genauso beeinflusst werde wie gestern? Bleibt abzuwarten – ich hoffe nicht, sonst muss ich Mama wohl so einiges erklären an Weihnachten.

Sonntag, der 15.

Sonntag, Tag des Herrn. Das Schöne an der Woche ist doch, dass irgendwann der Sonntag kommt. Mit dem Sonntag, auch der Beichtstuhl in der benachbarten Filiale von der Alter-Grauer-im-Himmel-GmbH. Schwupp, alle Sünden der Vortage sind vergeben. Ich bin wieder ein freier Mann. Mein Gewissen ist rein, und ich bin bereit für glücklichere Tage, ganz ohne Waffen und Heroinkonsum. Man soll sich bekannterweise mit Menschen umgeben, die erfolgreicher sind als man selber. Irgendwas mit das Beste aus einem selber rausholen. Wie auch immer, wer beim International Film School Fest eingeladen wurde, hat was drauf. Ich geh also dahin, und suche am Eröffnungstag nach Inspiration. Ich finde leider nur Gleichgesinnte – bin ich ganz oben angekommen? Vielleicht sitzt der glorifizierte Erfolg auch schon im VIP-Backstage-Raum. Nur weil Lars von Trier mal hier eingeladen war, drehst du noch lange keinen Film mit Charlotte Gainsbourg, du Very Important … ich sag’s nicht. Prick.

Montag, der 16.

Die guten Vorsätze aus alten Beichtstuhl-Zeiten haben also nicht lange gehalten. Heute steigre ich mich nicht so rein, diesmal nicht! So Filmfeste haben ja meistens eines gemeinsam – die Filmemacher feiern in erster Linie sich selber. Da hab ich nichts dagegen, als diagnostizierter Narzisst. Schreiberlinge sind da ja nicht viel anders – oder? July in der Stadt könnte meine Einstellung heute, bei Neue Lyrik braucht das Land, ändern. Im Salon Irkutsk steigt die Lesung, es wird also nach Neuer Lyrik gesucht. Wenigstens machen sie das nicht in einem dieser Kaffee-Läden in der Schellingsstraße. Nein, stopp, nicht aufregen. Lesen beruhigt. Vorgelesen bekommen auch, meist zu sehr. Gut, dass ich in der Öffentlichkeit nicht gut schlafen kann.

Dienstag, der 17.

Manchmal begeistert man sich ja doch für Themen, die sich irgendwo im größeren Umfeld des Studiums bewegen. Deutschlands Rolle in der EU, zum Beispiel. Die BWL-Lindner-Fanboys gehören dazu nicht, glücklicherweise, darum geh ich ins Muffatwerk. Nicht für Poetry-Slam, oder Konzert, oder so. Noam Chomsky und Heiner Flassbeck sind zu Gast und bereichern eine Diskussion über Deutschlands internationale Präsenz, TTIP und die Rolle des Einzelnen bei sozialpolitischen Themen. Vielleicht kann ich meine Fragen zum Waffengeschäft mit einbringen, ich bin ja jetzt ein alter Hase – aber nicht so alt wie Chomsky! Haha. Sorry, Noam.

Mittwoch, der 18.

Chomsky und Flassbeck waren ernste Menschen. Das Publikum auch, die Bar war nicht so gut gefüllt wie sonst im Muffatwerk. Ernst sein, komisches Konzept. Kein Spaß verstehen, grimmig kucken – klingt sehr nach Donald Trump. Apropos Trump: Ich weiß aus besten Quellen, dass The Donald Abonnent von TITANIC ist. Ja, und er hat beim Die Partei – Geldverkauf auch mitgemacht, und immer gewonnen. Weiß halt, wie man Kohle scheffelt, der Don Donald. Wenn die Chefredakteure von TITANIC nach München kommen, kann Trump leider nicht kommen; es war die Rede von irgendeinem Kampf (Wahlkampf, vielleicht?) drüben in „seinen“ USA. Ich werde zumindest da sein – muss lustig werden. Wobei die Jungs mich etwas enttäuscht haben – war also doch das Geld vom DFB, und nicht die Schinkenplatte des Magazins, das die WM nach Deutschland geholt hat. Erzählt TITANIC etwa nicht immer die Wahrheit?

Donnerstag, der 19.

Satire darf ja alles, ich verzeihe also. Poesie darf auch vieles – Vatermord, Pädophilie, also schön und gut. Unser aller Lieblingsladen Lost Weekend hat Christian Bode eingeladen, und der darf heute Poetry lesen. Kein Scheiß – Eventtitel: Bode reads Poetry. Kreativ, die Kaffeekünstler aus der Schellingsstraße. Wer finanziert so was eigentlich? Natürlich kostet der Kaffee €6,40, wenn die Miete €25000 ist! Aber dafür hat es Wi-Fi und alles, und U-Bahn-Nähe. Egal. Bode liest also, und wie. Angeblich öffnet er die Gefängniszellen des Akademischen Kerkers und erweckt Shakespeare wieder zum Leben. Ich glaub’s nicht, aber ich will’s auch nicht verpassen – stellt euch mal vor, er schafft es wirklich? Dann steht Shakespeare leibhaftig da zwischen MacBooks und Pumpkin Lattes rum, und ich war nicht mal da. Lass ich mir nicht entgehen.

Freitag, der 20.

Ich fass mich kurz: Ich glaube, Willy S. ist nicht auferstanden. Vielleicht in drei Tagen, mal sehn. Aber der Abend war nicht verloren, nicht so wie das Wochenende. Aber eher ruhig – ich brauch wieder etwas mehr Lärm. Der Täter kehrt bekanntlich immer an den Ort seines Verbrechens zurück – ich geh heute wieder ins Feierwerk. Obwohl, waren nur meine Gedanken beim letzten Besuch hier kriminell, oder hab ich wirklich was angestellt? Ich erinnere mich nur an Fixer, und Sofas. Schnell raus aus dem Kopf. Line Walking Elephant stellt heute ihr neues Album vor, nach zwei Jahren Arbeit. In der Musikszene ist das ja ein ungeschriebenes Gesetz – je länger die Arbeit am Album, desto besser wird es natürlich. Siehe Compton. Der Tatort ist verdächtig ruhig, ob ich aufgeflogen bin? Ich beweg mich auf dünnem Eis, wie es scheint – Walking the Line. Mit Elefant.