Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Jana

image

Unsere Autorin Jana ist am liebsten im Theater: Entweder sie steht selbst auf der Bühne oder schaut sich ein anderes Theaterstück an – wie “Die Stühle”. Zwischendurch trifft sie sich mit Freunden bei der Feuerzangenbowle, besucht das Filmfestival KINO ASYL oder rockt zur Musik von “LVNG” ab.

Endlich Freitag! Ein Ausruf, den man als Studentin mitten im Semester nicht zu laut von sich geben sollte. Zumindest komme ich mir etwas seltsam dabei vor, denn im Moment scheint die ganze Woche über Wochenende zu sein.
Den Freitagabend läute ich im Hoch X ein. Die Stühle wurde von Amrei Scheer mit Philipp Schulze und Fiona Grün inszeniert. Alle drei sind gerade mal 20 Jahre alt und ich frage mich, was wohl dabei herauskommt, wenn sich drei junge Menschen in die Lage eines alten, seit Jahrzehnten in einem Turm eingesperrten Paares versetzen und über das Leben und dessen Sinn nachdenken. Trotz des schweren Stoffs – oder gerade deswegen – ist mir nach der Vorstellung nach etwas Fröhlichkeit zumute und ich mache mich auf den Weg ins Import Export, wo sie heute das KINO ASYL begießen. Ein Filmfestival, das die vergangene Woche Filme von und mit Menschen mit Fluchterfahrung zeigte. Die Abschlussparty geht bis in die frühen Morgenstunden und ich schlafe bis weit in den Samstagmittag hinein.

Als ich am Samstag aufwache, erwarten mich ein Dutzend verpasster Anrufe meiner Freunde, die schon am Isartor auf mich warten. Ein Glück haben sie noch nicht den ganzen Kessel Feuerzangenbowle ausgetrunken, als ich endlich ankomme, und ich darf mich mit einer heißen Tasse Hochprozentigem auf unseren gemeinsamen Abend einstimmen. Der führt uns heute ins Munich
Center of Community Arts – das MUCCA und wir sehen uns dort das Theaterstück Reine Kopfsache an. Die beiden Schauspieler machen sich darin auf die Suche nach sich selbst, dem Anderen, dem Du, dem Ich, dem Wir und fragen sich, was in den Köpfen der Menschen wohl so passiert. So viel Tiefgründigkeit lässt uns in geradezu melancholische Stimmung verfallen und wir enden in einer philosophischen Diskussion über das Leben und das Sein.

Dieser Abend motiviert mich, am Sonntag einmal selbst auf der Bühne zu stehen – und meinem eigenen Glück auf die Spur zu kommen. Im Kösk gibt es ab heute jeden Sonntagnachmittag von 17-19 Uhr für alle Interessierten den Theaterworkshop GLÜCK. Die Teilnehmenden erforschen mit theatralen Mitteln das Glück und stellen Glücksvorstellungen auf den Kopf. Genau das Richtige, um einer anstehenden, sogenannten Winterdepression auszuweichen, denke ich mir.

Beflügelt von so viel Glücklichsein lässt sich der vorlesungslastige Montag doch gleich viel angenehmer einleiten und ich freue mich zur Abwechslung mal nur darauf, am Abend daheim Ingwertee zu kochen und ganz viel Serie zu schauen. Hach, ist der Winter schön.

Was, wenn der Student bereits am Dienstag in den Club gehen will? Tarne dich gut und nenne es „einen Konzertbesuch“. So mache ich es heute und verbringe meinen Abend in der Milla. Bevor sich Neufundland aus Köln die Ehre geben, spielen AberHallo, fünf Jungs aus Regensburg.

Mittwoch zählt ja auch für Normalos, sprich Verdienende, fast schon als Wochenende, oder? Oder vielleicht auch nicht, jedenfalls finde ich es höchste Zeit, die erste Bar in dieser Woche aufzusuchen und damit offiziell mein Wochenende zu beginnen. Wegen des Hauch schlechten Gewissens, das
mich seicht streift, möchte ich meinen exzessiven Bierkonsum an diesem Abend wenigstens mit etwas Kultur kombinieren und entscheide mich für die Kiste an der Münchner Freiheit, wo es an diesem Abend eine Lesung der Komparatistik Schreibwerkstatt gibt. Fleißige Studierende lesen ihre Texte vor und ich darf lauschen? Wunderbar. Das Bier schmeckt auch vorzüglich, ich bin glücklich. Vielleicht sollte ich das am kommenden Sonntag im Theaterworkshop mal erwähnen, es scheint ja doch recht einfach zu sein, die Sache mit dem Glücklichsein.

„Heute Abend LVNG?“ zischt mein Kommilitone mir am Donnerstagvormittag im Seminar zu. Kurz habe ich den Impuls, ihm auf den Rücken zu hauen, denn er muss sich verschluckt haben. Dann fällt es mir ein: LVNG, ausgesprochen aber Living, weise ich meinen Nebensitzer in die Namensgebung der altbekannten und nun irgendwie doch neu gewordenen Band LVNG aus
München ein. Anscheinend gibt es außer einem neuen Namen auch neue Musik, die diesmal ganz anders klingt. Wir machen uns nach der Uni also auf den Weg ins Muffatwerk, wo LVNG als Vorband von I’m Not A Band im Ampere ihre neuen Songs vorstellen. B mn hn Vkl mtsngn knn?

Und dann ist ja eh schon wieder Wochenende. Ich habe eigentlich gar keine Lust, am Freitag vor die Türe zu gehen, der Alkohol der letzten Woche reicht mindestens bis Silvester, und außerdem habe ich viel zu wenig geschlafen in den letzten Tagen. Deshalb muss es heute Abend unbedingt gemütlich werden. Und wo schafft man das besser als in der Glockenbachwerkstatt? Wenn Menschen aus überall Musik von überall spielen und GEMEINSAM in Großbuchstaben geschrieben wird. Gemeinsam macht eben doch alles viel mehr Spaß und deshalb wird der Freitagabend natürlich kein einsamer in den eigenen vier Wänden, sondern so funky wie der Titel der Veranstaltung: Beige Funky / die 2.

Text: Jana Haberkern

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag München mit Philipp

Life ist too short for boring music – Besser könnte man eine Woche mit Philipp wahrscheinlich nicht beschreiben. Dabei kann man unitechnisch schon mal in Verzug geraten. Um das Bild des vorbildlichen Studenten trotzdem aufrecht zu erhalten, stürzt sich Philipp beim Hausflohmarkt-Besuch ausschließlich auf  Bücher und lässt sich gelegentlich am Institut blicken, wenn auch nur zur Fachschaftsparty.

Ich studiere Politikwissenschaft. Diese Tatsache habe ich die letzten Wochen fast vergessen, bei allem was in München so los war – besonders so musik-technisch! Deshalb habe ich beschlossen, diese Woche wieder seriöser anzugehen und mich mit Dingen rund um mein Studium zu befassen. Doch freitags habe ich frei, also kann ich was anderes machen, ist ja auch noch nicht wirklich „diese Woche“. Eigentlich wollte ich zu diesem Designmarkt gehen, aber da will der Kollege Kirsch ja schon hin. Und ich habe mich immer noch nicht von dem Schock erholt, dass der sich seinen creepy Schnauzer abrasiert hat. Deshalb gehe ich aufs Contact Festival im Zenith und Kesselhaus, wo am Freitag neben Fritz Kalkbrenner auch Lexy & K-Paul auflegen. Die habe ich mal auf einem Festival gesehen und fand sie echt super!

Am Samstag in der Früh schaue ich erstmal die „heute-show“ in der ZDF-Mediathek, irgendwas muss ich ja von meinen GEZ-Gebühren haben. Außerdem läuft das unter politikwissenschaftliche Beschäftigung. Den Tag verbringe ich damit auf Pakete zu warten, die ich im Laufe der CyberMonday-Woche irgendwo bestellt habe, zumindest verkürzt das die Suche nach Weihnachtsgeschenken ungemein. Blöderweise kauft man so einen Haufen Schrott, den man eigentlich gar nicht braucht – aber egal, meine Schwester freut sich bestimmt über fünf Liter „Mobil 1 Leichtlaufmotorenöl“ zu Weihnachten. Abends habe ich dann die Qual der Wahl, entweder ich fahre raus nach Erding, wo The Living mit Unterstützung von The Strayin Sparrows und Never The Less auftreten. Oder ich nehme meinen Vorsatz doch noch ernst und gehe zur Fachschaftsparty der Politikwissenschaften im Geschwister-Scholl-Institut. Soviel Kommittent ist dann fast schon wieder zu viel für mich…

Sonntag schlafe ich erstmal aus. Die letzten beiden Abende waren anstrengend, außerdem konnte ich eine Stunde lang nicht einschlafen, weil ich mir die ganze Zeit dieses „IchhabPolizei“-Video anschauen musste. Hehe. Deshalb lasse ich den Tag erstmal geruhsam angehen und sage mir, dass ich mir die Texte über „Theorien kollektiven Handelns“ auch wann anders zu Gemüte führen kann. Lieber schaue ich mir menschliche Solidarität hautnah an: am Sonntag beginnt im Import Export das Kino Asyl Festival, bei dem junge Leute aus verschiedensten Ländern und Kulturen Filme, aus ihren Heimatländern, präsentieren. Eintritt ist frei, Spenden aber erwünscht. Hier habe ich die Gelegenheit auf der Leinwand Einblicke in Kulturen zu bekommen, die in der Form in München bisher noch nicht möglich waren. Hingehen!

Gestern war ich sehr lange im Kino, am Montag muss ich dann wohl mal was für die Uni machen. Also Bücher rausgesucht, Laptop auf und los geht’s. Allerdings geht das wie immer in die falsche Richtung los: Nach einigen Stunden ziemlich unproduktiven Rumglicken, fällt mir auf, dass ich abends ja auf den Hausflohmarkt ins Provisorium gehen könnte. Bei sowas habe ich es immer besonders auf Bücher abgesehen. Hoffentlich kann ich auch heute wieder was abstauben. Vielleicht ja sogar etwas Politikwissenschaftliches.

Jup, ich habe mir gestern echt viele Bücher gekauft. Logisch, dass ich den Dienstag erstmal mit Lesen verbringe. Da bleibt dann auch irgendwie nicht mehr so wahnsinnig viel Zeit, um irgendetwas Produktives zu machen. Eigentlich sollte ich ja in die Uni gehen. Ich schaffe es dann auch zum letzten Kurs. Dafür gehe ich danach mit Kommilitonen noch auf verschiedene Weihnachtsmärkte. Und irgendwie ist der Tag dann auch schon ganz schnell verbracht…

Nach dem etwas verlorenen gestrigen Tag beginne ich den Mittwoch  zwar latent verkatert, aber doch voller Tatendrang. Tagsüber besuche ich alle meine (beiden) Unikurse. Zur Belohnung geht es danach auf’s Tollwood, da war ich dieses Jahr bisher noch gar nicht! Abends gehe ich dann mal wieder auf ein Konzert, das mich allein schon mit seinem Namen überzeugt: Unter dem Motto „Life is too short for boring music“ spielen Fuck Yeah, The Irrigators und G.rag/ Zelig Implosion eine gemeinsame Show. Insiderwissen zum Angeben: Bei Fuck Yeah spielt der Vater von Bluesrock-Shootingstar Jesper Munk mit.

Die Woche neigt sich mit dem Donnerstag bereits dem Ende zu und ich bin mit meinem Fortschritt was das Studium betrifft insgesamt recht zufrieden. Ich war diese Woche in fast allen Kursen und habe ein paar meiner Texte gelesen. Reicht aber auch mal wieder. Deshalb will ich heute mal was (für mich) neues ausprobieren: Im Gasteig findet das Jazzfest München statt. Eigentlich so gar nicht meine Musik, aber andererseits habe ich Jazz auch noch nie bewusst angehört, einen Versuch ist es also auf jeden Fall wert!

Fazit am Freitag: Ja, das mit dem Jazzfest war eine gute Entscheidung, es hat Spaß gemacht. Aber heute will ich mich wieder meiner Lieblingsmusik zuwenden: Zum Opening des Clap Clubs in den Arri Studiuos spielen die Jungs der großartigen Whiskey Foundation. Sie haben gerade ein großartiges Jahr hinter sich, waren sie doch als Vorband von AC/DC und Deep Purple unterwegs. Und falls ich entgegen aller Erwartungen genug von Musik haben sollte, gehe ich in die HFF, wo drei Filmpremieren gefeiert werden, natürlich standesgemäß mit Aftershow Party!