Was lieben und was hassen wir an München? Was wollten wir der Stadt schon immer sagen, oder gibt es da gar nicht so viel zu erzählen? Gestern Abend wurden Fragen wie diese im Container Collective geklärt.
München ist überteuert und die Öffnungszeiten sind lächerlich. Allerdings haben wir in München auch gute Musiker, ein tolles Studentenwohnheim und Veranstaltungsorte wie das Container Collective. Und genau da wurde am gestrigen Abend über unsere Stadt gesprochen. Manche sangen Liebeslieder, andere bebten vor Zorn. München wurde zur Witzfigur gemacht, aber auch kritisch hinterfragt. Nicht selten waren es die Münchner, über die gelästert wurde und nicht die Stadt selbst, welche im Mittelpunkt aller Aufregung stand. Wer sich nicht auf die Bühne getraut hatte und dennoch eine Botschaft hinterlassen wollte, konnte seine Gedanken auf einer großen Post-It-Wand mit allen teilen. Hier einige Impressionen des gestrigen Abends.
Aus der regelmäßigen Flucht vor schlechten DJs und Alkoholleichen hat sich die Freundschaft unserer Autorin und ihrer Freundin heraus entwickelt. Mittlerweile sind sie dickste Freunde. Ein bestimmtes Ritual verbindet sie besonders.
„Geh’n wir noch eine rauchen?“ Ich nicke. Irgendwie ganz selbstverständlich. Mechanisch stehe ich auf, und Mimi folgt mir nach draußen zur Tür. Wir schlüpfen in unsere Jacken und verlassen den kleinen Tisch unseres Lieblingscafés, dem Ort, an dem wir uns regelmäßig zum Reden und zur Suchtbefriedigung treffen. Mimi und ich teilen die selben Laster: Tabak, schwarzer Kaffee und gute Gespräche.
Gerne bezeichne ich Mimi als meine Raucher-Freundin. Wahrscheinlich weil damit alles begann. Auf Partys wurde uns das sinnlose Betrinken manchmal zu viel. Und wenn die Alkoholleichen begannen, hin und her zu wanken und sich taktlos und ohne Taktgefühl zu den schlechten Beats des DJs zu bewegen, dann suchten wir zusammen oftmals schnell das Weite. Oder die nicht all zu weit entfernte Raucherecke. Dort konnten wir stundenlang gemeinsam quatschen und die Welt um uns herum vergessen.
Wir haben uns nicht gesucht und doch irgendwie gefunden. Vielleicht sind wir uns anfangs auch ein bisschen aus dem Weg gegangen. Und doch treffen wir uns mittlerweile ein Mal die Woche auf so eine Art Kippen-Kaffee-Kränzchen. Da stehen wir nun also draußen vorm Café. Mimi in Chucks und Hippie-Hose. Ich im schwarzen Seidenkleid mit rot bemalten Lippen. Zwei Mädchen, auf den ersten Blick so unterschiedlich und doch verdammt gleich. Ein wenig seelenverwandt. Wir leben in ein und derselben Welt. Einer Welt, die so manch einer nicht verstehen kann.
Zurück am Tisch. Wir schlürfen beide unser schwarzes Glück aus großen weißen Tassen und reden. Denn wenn Mimi und ich reden, dann reden wir auch wirklich miteinander. Nur selten um den heißen Brei herum. Smaltalk, der liegt uns nicht. In jedem Gespräch wird ins Detail gegangen. Die eine erzählt, die andere hört gespannt zu. Wir berichten vom stressigen Arbeits- und Schulalltag. Wir reden über Beziehungstiefen und Singlehöhen. Ich bringe Mimi Optimismus bei und lerne Pessimismus zu verstehen. Wir reden über den Sinn des Lebens und die Gesellschaft, die wir viel zu oft verfluchen. Wir schimpfen über Leistungsdruck und ständigen Konsum und wir lesen uns gegenseitig unsere Gedichte und Texte vor.
Mimi und ich sind manchmal so unterschiedlich wie Tag und Nacht, hip und Hippie, bunte Muster vs. schwarz und düster, Partynacht vs. neben dem Freund am nächsten Morgen aufgewacht, positive Gedanken vs. Schultern sacken. Und doch sind wir Aliens vom selben Stern, die sich von Kaffee und Kippen ernähren, viel zu gern.