Als Kind hat der Münchner Hauptbahnhof Anna Pentzlin Angst gemacht. Der ständige Trubel der vorbei hetzenden Menschen mit ihren Koffern, die dunklen Gestalten, die sich scheinbar nur im Schatten der Stadt aufhalten. Doch mittlerweile kommt ihr der Bahnhof klein vor, verglichen mit den Hauptbahnhöfen anderer Städte, an denen sie selbst mit ihrem Gepäck zum Gleis geeilt ist.
„Er ist Aufbruch und Heimkommen zugleich. Neben den durchreisenden Touristen ist das Viertel sehr international. Mehr als alle anderen Stadtviertel ist es von vielen verschiedenen Nationalitäten geprägt“, sagt Anna. Aber auch Elend sehe man am Hauptbahnhof oft. Szenen, von denen die meisten Münchner häufig ferngehalten werden. „Doch hier lässt es sich nicht wegfegen und es ist auch nicht zu übersehen“, sagt Anna.
Ihre kleine Analogkamera hat sie immer griffbereit in der Jackentasche. Auf dem Weg zu einem Freund schaut die junge Fotografin vom Zwischengeschoss nach oben und hält diesen Blick fest. Oft fotografiert sie spontan, doch ihre Werke der konzeptionellen Fotografie machen ihre Arbeit aus.
Für verschiedene Magazine hat Anna geshootet. Die „glattgebügelte Bilderwelt“ langweilt sie. Strenge Ideale? Anna setzt etwas dagegen. „Mir wurde schon öfters gesagt, dass meine Fotos provozieren, weil ich zum Beispiel hängende Brüste und Penisse zeige. Dabei finde ich nicht, dass ich provoziere. Ich zeige die Dinge so, wie ich sie sehe. Mich provozieren eher die Millionen von Fotos, die völlig inhaltslos sind und mich mit belangloser Ästhetik konfrontieren“, sagt Anna.
Von: Stefanie Witterauf