Band der Woche: DEMO

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Eduard Demaceks Soloprojekt nennt er selbstbewusst DEMO. Dahinter steckt detailreiche Präzisionsarbeit. Zusammen mit Gastmusikern wie Stefan Zinsbacher am Piano und der Sängerin Kathleen Arnal nun elf Songs für seine erstes Album “This is for you” aufgenommen – zu hören ist sie bislang nur online.

In prä-digitalen Zeiten haftete dem Demo im musikalischen Kontext etwas Mystisches an. Denn Demos waren die geheimen Aufnahmen von Bands, die vor den eigentlichen Album-Aufnahmen entstanden sind und in denen – oft in mieser Qualität – die vermeintliche Essenz eines Songs, die dieser in überproduzierter Form auf dem Album verloren hatte, spürbar war. Es gab regelrechte Serien von sogenannten Bootleg-CDs, auf denen diese Demos auf unergründlichen Wegen zusammengeklaubt worden waren. In Schatzsucher-Manier konnte man die dann in seltsamen Eigenpressungen auf Flohmärkten entdecken. Ob sie dann hörbar waren, war eine andere Frage. Doch der mystische Rahmen der Demos reizte auch die Künstler selbst. So gab es auch immer wieder offizielle Veröffentlichungen von Demo-Versionen. Als B-Seite zur Single des Songs. Oder auf großartigen Alben als Demo-Sammlungen, die in abgewracktem, dumpfem und wunderbar nahbarem Klang als künstlerische Rebellion gegen die Industrie daher kamen. Mit der Veröffentlichung von Musik im Internet sowie den deutlich besseren Home-Recording-Möglichkeiten verloren Demos ihre Mystik und ein wenig auch ihren Sinn.

Der Wahlmünchner Eduard Demacek begibt sich also in einen popkulturelles Sagenfeld des rebellierenden Understatements, wenn er sein Solo-Projekt Demo nennt. Doch so unfertig und skizzenhaft, wie der Name vermuten lässt, ist diese Musik überhaupt nicht. Vielmehr hat der gebürtige US-Amerikaner, der die Münchner Szene zuvor etwa ein Jahr lang mit seinem Kumpanen Alex Strazdins als Cisnes leuchten ließ, ein reifes Album geschrieben. Unter dem Namen „This is for you“ hat er es bisher ausschließlich im Internet veröffentlicht. Doch die Musik geht auf überraschende Weise weit über die Attitüde hinaus, mal kurz seine Skizzen im Internet hochzuladen und so zu tun, als sei die hingeworfene Produktionsweise etwas, auf das die Welt gewartet habe.

Eduards Musik ist völlig anders: Denn es steckt detailreiche Präzisionsarbeit darin. Hektische Beats, die an Animal Collective erinnern, treffen auf Eduards Gesang und Gitarrenspiel. Elf Songs sind es geworden, bei denen Gäste wie der Münchner Stefan Zinsbacher am Piano oder die US-amerikanische Sängerin Kathleen Arnal auftauchen. Da passt auch Eduards Erklärung für seinen ungewöhnlichen Bandnamen: Das sei sein Spitzname zu Highschool-Zeiten gewesen – und zwar, weil er beim Skateboard-Fahren die Tricks eben so ausgesprochen gut demonstriert hätte.

In München arbeitet Eduard mittlerweile als Zahntechniker. Und dass seine Musik so durchdacht und gereift klingt, könnte auch mit seinen Erfahrungen in den vergangenen Jahren zusammen hängen. Mit Alex Strazdins gründete er 2011 das Lo-Fi-Duo Fjords, das die beiden später in Cisnes umbenannten und mit dem sie mit Ukulele und Tropen-Beats seltsam verschrobenen und etwas dumpfen Dream-Pop schufen. Weil das ziemlich angesagt war zu der Zeit, machte Eduard dann mit dem Ende seiner Ausbildung erst einmal nur Musik, es schien ganz gut zu laufen. Doch als sein Bandkollege Alex schließlich nach Berlin zog, wurde es Eduard zu unstet. Er begann in seinem Job zu arbeiten und schrieb nebenbei an seinem Album. Über ein Jahr hinweg nahm er verschiedenen Spuren auf. Schließlich entstand Musik, die popmusikalische Trends kennt, aber verbindlicher und etwas ernster klingt als das, was er mit Cisnes gemacht hat. Die haben sich im übrigen auch nicht aufgelöst. „Cisnes ruhen nur gerade“, erklärt er. Und so lange kümmere er sich um Demo.  

Stil: Indie-Pop
Besetzung: Eduard Demacek (Produktion, Songwriting)
Aus: München
Seit: 2015
Internet: eddemo.bandcamp.com

Foto: Max Walker

Von: Rita Argauer

Fjords (Indie-Pop / Dream-Pop)

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Jahr: 2012, Woche: 10

Die Ukulele, diese klimpernde hawaiianische Mini-Gitarre entwickelt sich zum Trendinstrument. Sie klingt leichter, nicht ganz so ernsthaft wie eine Gitarre und vermittelt immer ein wenig Sonnenschein, ein wenig Urlaub.

Mit dem skandinavischen Bandnamen bricht das Duo Fjords (Foto: Adriana Demacek) dieses Bild allerdings. Und die Musik klingt nach frischem und modernem Indie-Pop – obwohl die beiden Wahlmünchner doch einiges anders als gewohnt machen. Eigentlich war Fjords das Soloprojekt von Eduard Demacek.

Der 23-Jährige ist Schlagzeuger, zog beruflich nach München und konnte sein sperriges Instrument nicht mitnehmen. Also kaufte er eine Ukulele und bastelte mit dem Drumcomputer Beats zu den klimpernden Klängen. Sang dazu eingängig-melancholische Melodien; nannte sich irgendwann Fjords – das sollte die verschiedenen musikalischen Zusammenflüsse visualisieren. 2011 stieg Alex Strazdins mit Synthesizer und Bass ein, sorgte für die nötigen tiefen Frequenzen und vervollständigte den Sound. So produzieren die beiden sehr zeitgeistige Musik. „Bed-room Pop Music“ nennen sie diese verträumten Klänge. Wenn sich der Drum-Beat aber einem treibenden Disco-Beat annähert, bekommt der weiche Klang eine durchaus tanzbare Dichte. Am Donnerstag, 8. März, ist das im Cord Club in München live zu erleben. Rita Argauer

Stil: Indie-Pop / Dream-Pop
Besetzung: Eduard Demacek: Ukulele, Drumcomputer, Gesang; Alex Strazdins: Bass, Synthesizer
Aus: München
Seit: 2011 (diese Besetzung)
Internet: www.soundcloud.com/fjordsproject; www.fjordsproject.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.