Komponist, dieses altmodische Wort trifft dabei auf Carlos Cipa genauso zu wie Songwriter oder Produzent. Auf seiner aktuellen Platte „All your Life you walk“ findet sich in 15 Tracks eine krude Mischung aus impressionistischer Tonsprache, Elektro-Gefrickel und Geräuschkunst.
Kein Metal-Gitarrist kann sich da ernsthaft beschweren. Denn selbst wenn dieser bei seinen Konzerten noch so viele Marshall-Gitarren-Verstärker übereinandertürmen will, der Musiker ist trotzdem noch in der Lage, seine Instrumente selbst in den Club zu schaffen. Carlos Cipa (Foto: Dirk Rose) macht sehr viel sanftere Musik, hat aber dennoch ein Mordsinstrument. Denn: Im Idealfall spielt der junge Komponist auch live auf einem Konzertflügel.
Komponist, dieses altmodische Wort trifft dabei auf Carlos genauso zu wie Songwriter oder Produzent. Denn die Handwerkskunst des Musik-Schreibens studiert der 23-Jährige ganz klassisch an der Münchner Musikhochschule. Und ganz klassisch ist auch sein Weg zur Musik: Klavierunterricht und Talent besaß er. Doch dann funkte die Pop-Musik zwischen die Karriere als Interpret von Schubert oder Debussy. Mit 17 begann er Schlagzeug zu spielen, probierte sich in diversen Stilen sowie Bands aus. Und fand dann letztlich doch wieder zu seinem ersten Instrument, dem Klavier, zurück. Allerdings auf andere Art: Carlos Cipa hat mittlerweile sein zweites Album veröffentlicht. Und auf „All your Life you walk“ findet sich in 15 Tracks eine krude Mischung aus impressionistischer Tonsprache, Elektro-Gefrickel und Geräuschkunst, die in der Pop-Szene doch recht ungewöhnlich ist. Instrumentale Stücke sind das, die entweder an Kompliziertheits-Pop à la Radiohead erinnern oder an die Zugänglichkeits-Klavierminiaturen eines Eric Satie. Und ähnlich dem großen Klassik-Pop-Grenzgänger Hauschka würde auch Carlos Cipa gerne demnächst auch mal den großen Klangkörper der Klassik, ein Orchester, in seine Musik mit einbauen.
Dass Carlos mit dieser Musik auf großen Pop-Festivals wie dem Haldern-Pop oder dem Dockville-Festival in Hamburg auftritt, in eher den älteren Generationen zugewandten Jazz-Clubs oder aber in Pop-Locations wie der „Scheune“ in Dresden, zeigt, dass dieser ungewöhnliche Zugang zum Musiker-Dasein aufgeht. Gerade war er mit der britischen Pianistin Poppy Ackroyd auf Tour – in Deutschland und in England. Und er veröffentlicht auf dem Bochumer Label Denovali Records – eine kleine Firma, die sich eben auf genau diese musikalischen Grenzgänge spezialisiert hat. Und Grenzen – auch wenn es kompliziert ist von jedem Veranstalter zu verlangen, dass es einen Flügel oder wenigstens ein akustisches, stehendes Klavier auf der Bühne gibt – lohnen sich: Denn das Publikum ist durch das Bedienen dieser verschiedenen Genres breiter gefächert als etwa für die vielen Indie-Bands. Rita Argauer
Stil: Klassik / Impressionismus / Pop
Besetzung: Carlos Cipa (Komposition, Klavier, Produktion)
Seit: 2011
Aus: München
Internet: www.carloscipa.com