Von Freitag bis Freitag mit: Anna-Sophie

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Irgendwo zwischen Fernweh, Wut auf Typen, die glauben Vergewaltigung sei ein Kavaliersdelikt und dem Wunsch ab und zu mal offline zu gehen, bewegt sich Anna-Sophie diese Woche. Dazwischen ist aber noch viel Platz für ein paar Ausstellungen, das lang ersehnte Konzert der Band Daughter, basteln am eigenen Blog und ja, sogar noch für das Buch “Nirvana Baby” von Juri Steinburg.  Begleitet Anna-Sophie durch ihre Woche!

Dumme NPD-Propaganda, die steigende Zahl rechter AfD-Hetzer und die Ankündigung des Frauenaufreißer-Treffens von Pick-Up-Artist Roosh mit seiner Rate Culture haben bei mir in dieser Woche für ein vorherrschendes Gefühl gesorgt: Wut.

In den Freitag starte ich aber mit guter Laune. Am Abend steht die Vernissage „Solo para mi“ auf meinem Plan, die Vorfreude auf dieses Highlight versüßt mir die doch recht zähen Stunden vor dem rettenden Wochenende. Im Studio Lohmeyer zeigt der Fotograf Ersin Cilesiz Eindrücke von seinen Reisen durch Lateinamerika. Die Bilder von Ecuador, Kolumbien und den Galapagos Inseln zeigen ferne Kulturen in ihrer Vielschichtigkeit und gestatten Einblicke in sehr persönliche Begegnungen des Künstlers. „Solo para mi“ gibt mir Stoff zum Träumen nach fernen Ländern und mir (noch) unbekannten Menschen. Meine Wut, die in letzter Zeit mein stetiger Begleiter war, hat sich kurzzeitig verzogen.

Bei der Demo gegen Roosh V mache ich meinem Ärger am Samstag Luft. Inmitten der Menge Gleichgesinnter fühle ich mich zumindest nicht ganz so hilflos. Demonstrationen können kein Gedankengut ändern, aber sie setzen ein sichtbares Zeichen. Um mich abzureagieren und den Tag mit etwas Schönem zu beenden, geht es anschließend in die Kulturjurte. Hier gibt es ein gemütliches Lagerfeuer, abwechslungsreiche Musik und die zur Veranstaltung gleichnamige Ausstellung „2 Jahre urbane Freiräume leben.“ Touch the beat, Freunde!

Der Sonntag ist mein Ruhetag. Heute verkrieche ich mit Juri Steinburgs Buch „Das Nirvana Baby“ im Bett. Ich kränkle ein wenig und brauche eine Auszeit. Die ungehobelte, rebellische Novelle des Berliner Autors passt hervorragend zu meiner ungebrochenen Krawall-Stimmung. Das tiefgründige Buch bringt mich aber auch zum Nachdenken über Unangepasstheit, Konsum und Individualität.

Monday, Funday.  Einer meiner Lieblingstage. Voller Elan verfasse ich zwei Posts für meinen Blog, der bald online gehen soll. Die Worte fließen, macht Freude, wirklich. Währenddessen höre ich „Youth“ von Daughter in Dauerschleife. Eines meiner Herzenslieder. Abends wird dann ein kleiner Traum wahr: Daughter live im Münchner Technikum.

Reggae-Musik ist friedlich und facettenreich. Genau das richtige zum Dienstag im DIE.BASS.KAFÉ. Beim Marley Special wird der Film „Bob Marley -Rebel Music“ gezeigt. Die herzzerreißende  Geschichte des Reggae-Superstars berührt mich. Marley wurde durch seine kraftvolle aber stets friedliche Musik zum Sprachrohr der Bürger Jamaicas. In einer Zeit der internationalen Konflikte und Spannungen wählte er die Musik, um damit seine universelle Botschaft von Liebe und Frieden zu transportieren.

Am Mittwoch verschlägt es mich ins Kafe Kult. Zwei deutsche Bands treten auf: The Vagoos, eine Garage Surf Punk-Band und Mary Goes Wild aus München mit Garage Pop. Die lässigen Vibes sind genau das richtige, um die Gedanken treiben zu lassen, das Handy auszuschalten und im Jetzt, in der Offline-Welt zu leben.

Donnerstags lasse ich es ruhig angehen. Nach einem leckeren Vanille-Smoothie wird gebrainstormt für neue journalistische Projekte. Worte und Wissen sind schließlich meine Waffe gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Abends schaue ich bei Anna McCarthys  Ausstellungs-Opening „Drink cold, piss warm“ vorbei. Zeichnungen, Videos und Skulpturen werden hier gezeigt. Unter anderem von der Flüchtlingskrise während dem Oktoberfest, womit wir wieder bei den „Wutbürgern“ und „Gutmenschen“ wären.

„Say my Name“ – unter diesem Motto zeigt der Farbenladen bis zum 28. Februar Werke von Patrick Hartl. Der Künstler sprayte bereits mit 15 Jahren Grafitti, im Studium entdeckte er dann seine Liebe zur Kalligraphie. Zwei kontrastreiche Kunstformen, die viel gemeinsam haben und trotzdem nicht unterschiedlicher sein könnten. Geordnete Kalligraphie-Schrift versus Wild Style. Hartls Werke verbinden die alte Handwerkskunst mit dem erfrischend jungen Style der Straßen. Am Freitag sehe ich mir die gelungenen Symbiosen aus Kalligrafie und Grafittikunst selbst an und bin begeistert.

Von: Anna-Sophie Barbutev

Foto: Lisa Baumgartner

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Anna-Sophie

Anna-Sophie ist gerade dabei sich in ihrer neuen Heimatstadt München einzuleben. Das Kultur- und Partyleben hilft ihr dabei – auf Langeweile und Einsamkeit wird sie vergeblich warten: dabei mit am Start: Goa-Party, Rockkonzert, Theater, Halloween-Grusel, das eat&style-Festival und natürlich der erste Abend des legendären Sound of Munich Now Festivals im Feierwerk.

Frische Woche, frischer Start. Mit Karacho! Als Neumünchnerin schätze ich die Vielfalt an Kultur und Musik sehr. Ich kann mich glatt nicht entscheiden, was ich am Wochenende als erstes unternehmen soll. Bevor ich meine Entscheidung fälle, lege ich das Album „Mood Machine“ von Whiskey Foundation ein und lass mich treiben. Von der Musik und der Vorstellung an das beginnende Wochenende. Immerhin ist es dann doch schneller soweit, als zu Beginn der Woche gedacht.

Am Freitag beschließe ich, dass das Wort „frei“ nicht ohne Grund in diesem Wochentag steht. Frei-Tag, Freiheit! Man muss sich auch mal treiben lassen zu können. Nicht ständig aufs Smartphone zu schauen um ja nichts zu verpassen und nicht die ganze Zeit über neue Artikelideen oder Blogprojekte zu denken. Für den Abend habe ich mehrere Optionen: Im Kulturprojekt München findet das Psychedelic Happiness Festival statt. Viele coole deutsche Acts und das Kollektiv Future Anarchy aus Israel sind am Start. So eine Goaparty reizt mich ja schon sehr. Bislang war ich noch nie auf einer – Goas an sich finde ich superspannend, auch wenn die Musik mit ihren hämmernden Beats ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Wie lange kann ich eigentlich durchtanzen ohne umzufallen? Gute Frage. Dann entdecke ich durch Zufall auf Facebook, dass die DONOTS am Freitag im Münchner Backstage spielen. Die Band sagt mir was und für Rockmusik bin ich immer zu haben. Die fünf Jungs existieren bereits seit über 20 Jahren als Band. Das aktuelle Album „Karacho“ ist komplett in deutsch gehalten. Ein Novum – Die Platte ist die erste komplett auf deutsch. Ich entscheide mich für die DONOTs.

Den Samstag verbringen viele mit den letzten Vorbereitungen für die Halloween-Kostümierung. Ich boykottiere die Nacht der Untoten und Zombies dieses Jahr, beschließe ich. In den Tag starte ich mit einem Frühstück im Daddy Longlegs. Dort gibt es vorzügliche AÇAI BOWLS mit reichlich Vitaminen. Die brauche ich auch, um mein Immunsystem zu stärken. Kranksein ist blöd und langweilig. Mittags schlendere ich mit einer Freundin durch die Straßen Münchens ohne ein bestimmtes Ziel. Dabei entdecke ich ein einen hübschen kleinen Laden in einer Seitenstraße und bin  entzückt. Viel Zeit zum Stöbern bleibt mir allerdings nicht. In der Zenith Kulturhalle findet vom 30. Oktober bis 1. November Deutschlands größtes Food-Festival „eat & style“ statt. Dort lädt ein vielfältiges Programm aus Workshops, Liveshows und speziellen Themenwelten zum probieren, entdecken und einkaufen ein. Die bunte Mischung an Produkten aus regionalen Manufakturen begeistert mich. Abends steht mit der Zombie Session Vol. 17 doch ein wenig Halloween-Feeling auf dem Programm. Mit dabei sind Bands mit vielversprechenden Namen wie Corona Diver und Pirates of Suburbia. Der Fokus liegt auf Musik aus den Genres Grunge, Punk, Noise und Stoner Rock.

Sonntags genehmige ich mir den Luxus auszuschlafen. Nach dem einem Pumpkin Spice Latte und einem himmlischen Croissant, steht ein Exkurs in die Geschichte und die Münchner Subkultur auf dem Plan. Die Ausstellung „Zeitgeschichten-Aufklärung“ zeigt die erste große Retrospektive zum Werk von Hanne Darboven. Die Konzeptkünstlerin wurde bekannt für ihre Schreibzeichnungen. Zugegeben: Ich kannte sie zuvor nicht, lasse mich aber überraschen und kann mir im Haus der Kunst gleich ein Exemplar des Magazins „MÜNCHEN IST DRECK“ sichern. Das neue Magazin über die Subkultur unserer Stadt gibt es nur an einigen Stellen zu kaufen. Ich bin gespannt!

Schon Montag! Die Zeit rast aber. Heute wird ein gemütlicher Tag, den ich mit einer Tasse Tee und Jack Kerouacs Roman „Unterwegs“ auf der Couch verbringe. Später geht es dann in die Stadt. Das CinemaxX zeigt eine Sondervorstellung von „Pedal the World“. Wer die Dokumentation der 18.000 Kilometer langen Fahrradweltreise von Felix Starck noch nicht gesehen hat, sollte das so wie ich unbedingt nachholen.

Viele Denkanstöße liefert mir das Theaterstück „Winnie und Adi – Das Duell“ am Dienstag im Theater Drehleier. Das Stück passiert ausschließlich auf Originalzitaten der beiden Protagonisten Winston Churchill und Adolf Hitler. „Churchill ist eine richtige politische Hure. Ein anmoralisches, wiederwärtiges Subjekt“, ließ Audi von sich verlauten. „Hitler ist ein Ungeheuer an Verruchtheit, unersättlichh in seiner Blut- und Raubgier, ein blutrünstiger Straßenjunge“, erkannte der britische Premier.

„Gestatten, Kästner!“ – Am Mittwoch begebe ich mich in die Welt des deutschen Schriftstellers Erich Kästner. Pünktchen und Anton habe ich als Kind geliebt, die politische und literarische Dimension seiner Werke verstand ich erst im Deutschunterricht. Die Ausstellung des Literaturhauses zeigt die erste Exposition über Kästners Leben und Schreiben.

Eine weitere Premiere für mich steht am Donnerstag an: Ich bin zum ersten mal im Ampere. Dort gibt Cäthe anlässlich ihrer „Vagabund Tour“ ein Konzert. Die Frau fasziniert mich. Sie hat ihren eigenen Stil und zieht ihr Ding durch und wie wir aus ihrem Song „Unter meiner Haut“ wissen steckt in ihr ein echter kleiner Punk. Bei der Outfitwahl für das Konzert bin ich kurz ratlos: Die Lederjacke ist ein Muss, aber sind die DocMartens dazu vielleicht zu viel (und zu unbequem)? Kurzerhand entscheide ich mich für meine geliebten Airforce 1. Richtige Wahl, in meinen Lieblingssneaker rocke ich den Abend. Natürlich in der ersten Reihe.

Am Freitag ist mir nach Party und Tanzen. Wie gut, dass der erste Tag des zweitägigen „Sound of Munich Now“ Festivals im Feierwerk ansteht. Los geht’s mit Electro in der Kranhalle.  Da ich weiß, wie lange die Schlange dort sein wird geht es für mich zeitig los. Nach einer langen Nacht mit vielen neuen Bands und Gesichtern falle ich daheim glücklich und beschwingt ins Bett.

Anna-Sophie Barbutev

Foto: Ruth-Anne Barbutev