Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Laura

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Weihnachtsferien. Da bleibt unserer Autorin viel Zeit für Musik, Kunst und Feiern. Also ab zu
“They Know Our Story” im Lovelace –

Modenschau, Lesung, Konzert und Party in einem -, zum musikalischen Muffat Winterfest und zur
Finissage „ A World of My Own“.

#chinchin #hurray #goodbye2017 #happynewyear2018
#newyearnewme #fireworkgoals …

… oder wie man im echten Leben sagen würde „Frohes Neues!
Prosit Neujahr! Guad umegrutscht! Passt scho! Prost!“.

Es wird getrunken, getanzt, gefeiert. So schnell der Jahreswechsel
auch da ist, so schnell ist er auch wieder vorüber. Das Einzige, was bleibt, ist
oftmals die Erinnerung an ein schönes oder eher weniger schönes Fest mit
Freunden oder der Familie. Same procedure as every year! Doch auch wenn der
Ablauf von Silvester oft der Gleiche ist, so sind es die Momente, die dieses
Fest zu etwas ganz Besonderem machen. Momente schaffen, die man weniger schnell
vergisst und die einem durch das neue Jahr begleiten. Hier sind meine Ideen für
die Tage um Silvester herum: von Freitag bis Freitag unterwegs mit mir in
München!

„They Know Our Story“- so lautet das Motto des Freitagabends im Lovelace. Wie bei
einer Wundertüte finden dort heute viele besondere und sehr unterschiedliche
Veranstaltungsformen statt: Begonnen wird mit einer kurzen Lesung aus der
Mixmuc Edition. Danach geht es weiter mit dem Special des Abends: Der Modenschau der Designer Zillian Jode, Out
of Motherland und Rubs Stly. Sulayman Jode ist 21 Jahre jung und stellt seine
detailverliebten Modekreationen, die stark von seinem Heimatland Gambia
inspiriert sind, vor. In München möchte er ein Projekt auf die Beine stellen,
das den Weg für junge Modedesigner mit Migrationshintergrund ebnen soll. Nach
der Fashionshow geht es mit guter Musik weiter: Es spielen Zulu Zulu, Jarkboy,
One Corner und bis tief in die Nacht kann man zu Afrohouse, Reggae und HipHop
von den beiden DJ´s Paali und Gubimann tanzen.

Wer am Samstag
mehr Subkultur will, der ist bei „Break it Down pres. All Crews Are Beautiful“
im Feierwerk genau richtig. Dort legen jede Menge gute DJs auf. Zu den Gästen
zählt unter anderem der rastlose Franzose La Loakaii aus München, der durch
zahlreiche Münchner Veranstaltungsreihen wie „breakbeat-action“, „fungleJunk“,
„Wanted“ oder „droppin’“, sowie durch seine 2001 gegründete 2-wöchentliche
Radioshow „breakbeat-action“ beim Sender M94,5 bekannt wurde. Außerdem zu
hören: der russische DJ Tigra, der uns mit wummernden Bassboxen versorgen wird!

Am Sonntag
heißt es dann auch schon „Happy New Year´s Eve“ oder eben einfach nur
Silvester. Wer noch keine Pläne hat, der sollte sich beeilen, denn
bei den meisten Happy Endings diesen Jahres sind Tickets notwendig. Für alle
Spätentschiedenen ist der Vorverkauf aber meist noch bis 31.12. möglich. Auf
dem Tollwood beginnt der Silvester-Countdown bereits viele Stunden vor
Mitternacht mit einer großen Silvesterparty: Auf fünf verschiedenen Areas wird
getanzt, das alte Jahr verabschiedet und das neue ausgelassen gefeiert. Als
traditionelles Highlight findet um 0 Uhr der Mitternachtswalzer auf dem
prächtig geschmückten Außengelände zu Füßen der Bavaria und unter einem buntem
Lichtermeer statt. In den Optimolwerken könnt ihr auf der letzten
Silvesterparty in der Ära des Optimolgeländes raven. Aber auch alle anderen
Clubs wie das Ruby, Bahnwärter Thiel, Crux, Pacha, Filmcasino, P1 und viele
mehr haben geöffnet, um euch eine legendäre Silvesternacht zu bereiten. Egal ob
Schickimicki oder Subkultur – hier ist für jeden was dabei!

Und wer vom Feiern nicht genug bekommt, der ist in der legendären
Storchenburg und der Alten Raffinerie genau richtig. Dort findet eine mehr oder
weniger geheime Silvesterparty ab 7 Uhr morgens des Neuen Jahres statt. Das Line-Up des Tages: Chris Back, Crytical
Mind, Mind Destructor und Opium Ride! Guten Rave!

Mittwochs geht’s
ins Milla! Dort findet nämlich auch im Neuen Jahr grandioser Musicjam statt.
Von Pop über Jazz bis hin zu Hip-Hop und Electro – hier wird auf jeden Fall
gegroovt!

Am Donnerstag
geht das Muffat Winterfest in die vierte Runde! Man darf sich auf eine
explosive Mischung der aktuellen Indierock- und Popszene freuen. Headliner in
der Muffathalle sind dieses Mal Ni Sala aus München und ihr
verraucht-verruchter Sechziger-Siebziger-Jahre Bluesrock. Auf dem zweiten
Floor im Ampere präsentiert die hervorragende Augsburger Pop-Formation
Adulescens ihren lebensbejahenden und ekstatischen Sound. Viele weitere echte
Live-Erlebnisse warten auf euch. Nach den Konzerten wird natürlich wieder die
ganze Nacht weitergefeiert: mit Indierock, Diskopunk und ZickZackPop von Up The
Bracket, der aus dem Strom bekannten Indie-Party, sowie dem
TwoIsAParty.-DJ-Team, das mit ihrem gekonnten Genremix wieder einmal für beste
Tanzlaune sorgen wird.

Am Freitag findet
die Finissage „ A World of My Own“ von
Laura Zalenga und Korbinian Vogt statt. Bereits im September war ich bei den
beiden auf der Vernissage und kann die Ausstellung in der Galerie von Ingo
Seufert nur empfehlen. Ich freue mich erneut auf deren wunderbare Werke!

Abends geht dann der Crux Winter Jam im Muffatwerk über
die Bühne! 3 Floors mit dem Besten, was das Crux-Universum zu bieten hat! In
der Muffathalle findet ihr den Turn Up Floor, im Ampere den New School Floor
und im Muffatcafé den RnB Floor! Das
Line-Up des Abends: Drunken Masters, Crux Pistols, CUPSWITDAICE und
viele mehr! Wer eher Lust auf einen anständigen Funk-Abend im Herzen München
hat, der ist im Kreativquartier Import Export genau richtig! Mit „Funk und
Liebe“ könnt ihr euch die ganze Nacht den seelischen und körperlichen Ballast,
soweit vorhanden, der vergangenen Feiertage ganz einfach wegtanzen.

Und dann ist der Übergang vom alten ins neue Jahr auch
schon geglückt. Viel getrunken, getanzt und gefeiert.  

Auf Momente, die uns keiner nimmt! Erlebnisse, von denen
wir noch lange zehren können! Und einen wunderbaren Start ins neue Jahr, der garantiert
nicht unter das Motto „Same procedure as every year!“ fällt! Chin chin und
Prost! #seeyounextyear

Text: Laura-Marie Schurer

Foto: privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Lukas

Zum ersten Mal sind wir unterwegs mit unserem Autor Lukas. Der hat sich für die kommende viel vorgenommen, vor allem echte Herbst-Hightlights wie Filmschool Fest und Literaturfest. Aber auch gute Musik darf nicht fehlen sowie die ein oder andere Gaumenfreude.

Ich schreibe Listen. Nicht weil ich ein sonderliches Faible
dafür habe, sondern aus praktischen Gründen. To-Do-Listen, Packlisten,
Erinnerungen, Musiklisten, Leselisten, Film- und Serienlisten. Manche sind dabei nützlicher
als andere. Eine dieser Listen ist so etwas wie die „Ich sollte endlich mal“-Liste. Dabei handelt es sich um
eigentlich angenehme Freizeitaktivitäten, die ich mir lange vorgenommen habe,
ohne ihnen allzu viel Priorität einzuräumen. Diese Liste will ich also kommende Woche in Teilen bezwingen!

Es ist Freitag, genauer gesagt Freitagabend und ich habe
Besuch. Mein Freund Till aus Wien kommt spontan vorbei und bleibt nur eine Nacht.
Und weil ich den Till gerne geistig fordere und er eben dies von mir erwartet,
schleppe ich ihn ins Lost Weekend zu FreudsBAR – Im Dschungel des Unbewussten.
Eine Gruppe von Psychoanalytikern diskutiert hier die Konzeption des Unbewussten und
das Thema verspricht nachdenklich zu machen.

Nach zwei Stunden verlassen wir mit flirrenden Neuronen und
müden Lidern den Laden in der Schellingstraße. Bei einem Gin-Mate verdauen wir
das eben gehörte und wenden uns schließlich dem weltlichen München zu. Ich
sollte endlich mal in BLITZ. Seit der Eröffnung, bin ich nicht dazu gekommen.
Dort spielen Leo Küchler, René Vaitl und Richie Hawtin und so heißt es:
Lokalmatador trifft auf Techno-Legende trifft auf unsere Ohren. Die Nacht wird
laut, lang und sehr lustig. Was für eine Nacht! Nein, ganz im Ernst, was für eine
Nacht? Meine Erinnerung verblasst hinter pochenden Schläfen.

Am Samstag nehme ich meinen Kater an die Leine und gönne mir ein Frühstück
im Das Maria. Das sollte ich ohnehin endlich mal machen. Während mein Gaumen

mit Maria

Urlaub  in Marrakesh macht, kehren ganz langsam meine Lebensgeister
zurück. Ich vertrete mir ein bisschen die Beine und pünktlich zum viel zu frühen
Sonnenuntergang lande ich auf dem Tollwood. Ein Tässchen Glühwein und der unerhörte
Lichtschwund ist bald verziehen. Außerdem sollte ich mal beim Filmschool Fest vorbeischauen.
Da heute der letzte Abend ist, gehe ich ins Filmmuseum, wo mich eine Reihe
wunderbarer Kurzfilme von Studenten aus aller Welt erwartet.

Es ist Sonntag in München und mein Kühlschrank so
ausgestorben wie die nassen Straßen. Zum Glück gibt es bei uns in der Nähe
einen Kiosk, der immer offen hat. Der Wind pfeift und als ich notdürftig
versorgt aus den Curry-Schwaden des Ladens wieder auf die Straße trete, schlägt
mir ein fieser Novemberregen entgegen. Kann ich jetzt überhaupt nicht
gebrauchen. Wobei. Ich sollte endlich mal wieder ins Schwimmbad gehen. Aber
wohl nicht an einem Sonntag, an dem die überfüllten Münchner Bäder wenig Spaß versprechen. Ich finde eine Notiz in meinem Handy: „unplugged session
sonntag“. Stimmt, da war was. Ich erinnere mich an ein solches Event im Lost Weekend.
Heute spielen dort Wes Swing,
YNGVE & The Innocent
. Ich schaue vorbei.

Montag. Allein das Wort lässt mich für gewöhnlich zittern. Ekelhaft. Dieser hier verspricht allerdings etwas besser zu werden. Die
Sonne scheint und auf dem Weg zur Arbeit nehme ich einen Umweg über das Mahlefitz in der Nymphenburger Straße auf mich, denn die haben einen vorzüglichen Kaffee. Der gehört auf jede Liste. So gewappnet mache ich mich ans Tagewerk, den
Feierabend fest im Blick. Denn dann geht es spontan mit einem Kollegen aufs Tollwood. Beim Genuss von voll fairen Bio-Dinkel-Crêpes dringen exotische Klänge
an mein Ohr. Wie eine Mischung aus Blaskapelle und Rockband. Tatsächlich spielen THE SENSATIONAL SKYDRUNK HEARTBEAT
ORCHESTRA
im nahegelegenen Hexenkessel. Ska-Pop aus Bayern – ungeniert, aber g’schmach.

Am Dienstag hat mein Glück mich bereits wieder verlassen. Die Schlieren vorm Fenster machen schlechte Laune, die
Arbeit nervt und bald wird prokrastiniert.Draußen ist es schon wieder dunkel. Ich sollte endlich mal
eine der tausend neuen Serien schauen, die Netflix mir vorschlägt. Aber ich fühle
mich nach Altbewährtem, also entscheide ich mich für “Friends” – was für ein
Juwel. Drei oder fünf Folgen später, raffe ich mich doch noch vom
Sofa auf. Ich bin schließlich sehr froh darüber. Es ist der letzte
Dienstag des Monats und das heißt Prof. Claus Reichstaller von der Hochschule für
Musik und Theater lädt gemeinsam mit seinen Studenten zur JAZZ JAM im Milla. Es
wird ein Abend für Liebhaber mit viel Engagement und Findigkeit.

Mittwoch ist die Mitte der Woche, das ist klar, beim Lo
Studente
gibt es heut’ Dia-vo-la“ dudelt es mir durch den Kopf, während ich mir
ein Exemplar des 5,50€-Wunders einverleibe. Weil es hier wie immer brechend
voll ist, mache ich mich bald auf in Richtung Sendlinger Tor. Während ich so über
den Marienplatz schlendere und die Touristen-Kolonien belächle, bin ich froh,
dass mich der Weihnachtsstress noch nicht ergriffen hat. Ich sollte endlich mal
früher an Geschenke denken. Abends bin ich wie gewöhnlich beim Fish’n’Blues. Da gibt es
einen ausgezeichneten Eintopf und junge Münchner Musik. Frühes Kommen lohnt
sich hier immer.

Am Donnerstag schaue ich mal auf der FOOD&LIFE Messe vorbei. Die
riesigen Hallen sind gefüllt mit dem neuesten Schnickschnack in Sachen Küchen-Equipment
und den feinsten Leckereien aus aller Welt. Das Tagesticket für 13€ lohnt sich,
allein schon ob der etlichen Gin- und Weinstände, deren Besitzer ganz erpicht
darauf scheinen, ihre Kostproben zu verteilen. Ich schlemme mich einmal quer
durch die Messestadt. Ein weiterer Punkt auf meiner Liste, den ich vernachlässigt
habe: das Literaturfest. Eigentlich stehen diese Tage ganz im Zeichen des
Lesens, doch ich komme nicht dazu. Abends gehe ich also in Literaturhaus. Irina Scherbakowa
arbeitet in ihrem Werk „Die Hände meines Vaters – Eine russische
Familiengeschichte“ mit viel Einfühlungsvermögen die bewegte Vergangenheit
ihrer Vorfahren zwischen zwei Weltkriegen und dem eisernen Vorhang auf.

Buon Giorno erstes Türchen. Am Freitag beginnt offiziell die Adventszeit und
irgendwie ist das ja doch ganz schön. Ich bin jedenfalls gut vorangekommen mit
meiner Liste. Vielleicht sollte ich jetzt endlich mal meine Zeit der
vorweihnachtlichen Besinnung widmen. Ob das ohne Liste klappt?

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Louis

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Herbst ist immer dann, wenn man sich endlich wieder bewusst
wird, dass es in München mehr gibt als die Isar, Lagerfeuerabende und riesige Open-Air-Pop-Up-Yoga-Sessions
im Englischen Garten, findet Louis. Und nimmt uns mit zum Kleidertausch und zum Nino aus Wien.

Dann nämlich ist die Zeit gekommen um gemütlich in der
Schlange vor überquellenden Konzertkellern zu stehen und die Trauer über den
verlorenen Sommer gegen ganz viel Tequila einzutauschen. Jedenfalls gilt es für
mich in dieser Woche wieder, all die Orte aufzusuchen, die man vor lauter
Sonnenliegen schon fast vergessen hatte.

Deshalb starte ich auch früh ins Wochenende. Am Freitag wird um 18:30 Uhr im Münchner
Filmmuseum die Produktion „Geschwister“
gezeigt. Der Film erzählt von einer schwierigen und tragischen Odyssee zweier
Moldawischer Flüchtlinge auf dem Weg nach Deutschland und wurde von Münchner
Studenten mitentwickelt. Keine leichte Kost. Ein Glück, dass für stärkstes
Kontrastprogramm bereits gesorgt
ist:  In der 089 Bar findet der
inzwischen schon traditionsreiche Comedy
City Battle
statt. Hier duellieren sich Münchner Comedians mit Mitstreitern
aus ganz Deutschland – diesmal ist Hamburg dran. Die Comedyszene in München ist
quicklebendig und so wird der Abend gewiss heiter und fröhlich enden.

Am Samstag möchte
ich mich mal wieder mit ein paar frischen Klamotten einkleiden. Allerdings
nicht in der Kaufingerstraße, sondern in der wunderbaren Glockenbachwerkstatt. Hier
findet heute ab 11 Uhr ein Kleidertausch
statt, bei dem ich mit Sicherheit den einen oder anderen gemütlich-warmen
Winterpulli ergattern werde. Im direkt daran angegliederten
Gemeinschaftsprojekt Bellevue Di Monaco beginne ich dann meinen Abend. Dort spielt
die Band „Terakaft“
aus Mali. Dessen Sänger Sanou Ahmed engagiert sich mit Musik für die Rechte der
Touaregs in seinem Heimatland. Das klingt wahnsinnig interessant, schließlich
gilt Mali als eines der Ursprungsländer von einem Großteil von Musikgenres wie Blues
oder Jazz. Im Anschluss sind die Beine aber noch lange nicht müde und so tanze ich,
wo es mich auch hinführt. Ins Unter
Deck
wahrscheinlich.

Den Sonntag gehe
ich erst einmal gemütlich an. Nach ausgiebigem Omelette-Frühstück besuche ich
die Pinakothek der Moderne. Hier ist die Ausstellung „Tokyo“
des japanischen Fotokünstlers Nobuyoshi Araki zu bewundern, in der er die
fieberhaften Kontraste seiner Heimatstadt provokant darlegen soll. Das reicht
auf alle Fälle aus um den übrigen Nachmittag in Gedanken verstreut Zuhause zu
verbringen, bevor es mich abends in einen meiner Lieblingsclubs, der Milla,
zieht. Der Nino aus
Wien gibt hier heute die Ehre
und bringt ein wenig Wiener Traurigkeit ins
frohlockende München.

Kein Tag ohne Musik denke ich mir gerne. Ein Glück also,
dass ich mich am Montag auf einem
ausgedehnten Herbstspaziergang plötzlich am Ostbahnhof wiederfinde und von
rauen Gitarrenklängen in das Rumours gelockt werde. Die innovative
Stoner-Rock-Band Humulus
aus Italien wird hier heute Abend die Wände zum Zittern bringen.

München zieht längst wieder Musiker aus aller Welt an. Das
lässt mich aus dem Rausch der Live-Konzerte gar nicht mehr herauskommen. Am
heutigen Dienstag zieht es mich in
das Sunny Red. In diesem lässigen Kellerschuppen findet immer dienstags das DIE.BASS.KAFÈ
statt. Veganes Essen und bester Reggae aus München von der „Nicetime
International“-Gruppe füllen heute bestens meinen aus Studentengründen immer
recht langen Abend.

Am heutigen Mittwoch
bleibe ich deshalb auch erstmal lange liegen. Der Herbst ist schließlich auch
die Jahreszeit der Entschleunigung. Ich will heute die Isar flußaufwärts entlanglaufen.
Kaum zu glauben wie schön und wild es gleich südlich von der Münchner
Stadtgrenze zugeht! Und wenn mir die Beine kalt werden, steige ich einfach in
die S-Bahn und freue mich auf  warmen Tee
daheim.

Am Donnerstag
zieht es mich wieder in ein Kino. Die Eröffnungsfeier der diesjährigen Lateinamerikanischen
Filmtage
im Werkstattkino zieht mich weit weg von kaltem Novemberregen. Der
Eröffnungsfilm „Adiós Entusiasmo“ verspricht sich als wirklichkeitsnahes
Kammerstück. Das ganze Filmfest, das sich in diesem Jahr auf Filme aus
Argentinien spezialisiert hat, ist bis zum 29. November angesetzt.

Freitag. Eine
weitere Woche voller Trubel, Kunst und Ruhe ist wieder einmal rum. Gibt es denn
einen schöneren Ort um das neue Wochenende einzuleiten als das magische Tollwood-Festival? Zwischen
Glühweindunst und Falafelbuden hindurchschlendern und den Winter zum ersten Mal
ein wenig schön finden, das habe ich mir heute vorgenommen. Wobei ich nun eines
berichtigen muss: auch der Herbst ist hier draußen, am Fuße der Bavaria, eindeutig
am schönsten.

So viel Liebe

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Große Pop-Poesie: Beim Stadt-Land-Rock-Festival von SZ und Tollwood zeigt sich, wie eng vernetzt die Münchner Musikszene mittlerweile ist und wie sehr man sich gegenseitig schätzt.

Es ist nur ein Fetzen Stoff, der vom rechten Hosenbein herunterhängt. Das Loch bildet ein Herz auf dem grauen Stoff, den Jordan Prince unter seiner Jeans trägt. Ein kleines Symbol, das sinnbildlich für den US-Amerikaner ist, der ein außergewöhnliches Händchen für Liebeslieder hat. Es ist aber auch sinnbildlich für das gesamte Stadt-Land- Rock-Festival in diesem Jahr. Zwölf Bands haben an drei Abenden auf dem Tollwood-Festival gezeigt, wie eng vernetzt die Münchner Musikszene mittlerweile ist, wie sehr man sich gegenseitig schätzt und interessiert an der künstlerischen Arbeit des anderen ist – und einmal mehr, wie spannend und vielfältig die Szene ist.

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Dieses Jahr steht das Festival ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Ob begleitet mit Band, Backgroundsängern oder solo ist es diese Musikergruppe, die die Münchner Musikszene in den vergangenen Jahren so stark gemacht hat. Mit Bob Dylan als Prototypen entwickelte sich Mitte der Sechzigerjahre dieses Genre, das sich bis heute gehalten hat, ohne sich in den vergangenen 50 Jahren groß weiterzuentwickeln. In München ist es so beliebt wie lange nicht: Singer/Songwriter füllen ähnlich viele und große Konzerthallen wie die neuesten Electro-Künstler. Gut hundert von ihnen versuchen derzeit, sich in München einen Namen zu machen.

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Einer von ihnen ist Chuck Winter. Er stammt aus der klassischen Songwriter-Tradition, für Studioaufnahmen und Livekonzerte hat er sich jetzt jedoch eine Band zusammengesucht: Die Steuerfahnder. „Mit anderen Musikern zusammenzuspielen, macht einfach mehr Spaß und hat mehr Drive. Jeder kann was zum Song beitragen, durch die verschiedenen Einflüsse kann man vielfältiger arrangieren“, sagt er. “Und was könnte es Logischeres geben, als die Band dann `Die Steuerfahnder` zu nennen”, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

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Über die drei Tage hinweg lässt sich bei allen Musikern ein schöner Trend erkennen: Die Künstler sagen sich gegenseitig an und bedanken sich bei der Vorband. Sie betonen den großen Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Bands. Nikolaus Wolf etwa, dessen Songs Filmmusik zu einem Roadmovie sein könnten, appelliert an die Zuhörer in der sehr gut besuchten Half Moon Bar: „Kauft euch von einer der Bands eine CD, muss auch gar nicht die Platte von uns sein. Jede der Bands hat es echt verdient.“ Und jede Band betont zudem, wie froh sie sind, hier spielen zu dürfen. Diese Dankbarkeit überträgt sich auch auf das Publikum: Wie schön, dass es so ein aufregendes, kostenloses Festival gibt.

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Beim Konzert von Jordan Prince kommt so fast eine Wohnzimmer-Atmosphäre auf. „Das ist das erste Konzert, das ich spiele, bei dem ich mit jedem Künstler befreundet bin“, sagt der aus Mississippi stammende Singer/Songwriter auf Englisch, „that’s so great!“ Normalerweise spielt er live mit einer Band, diesmal sind jedoch nur zwei von ihnen dabei – als Background-Sänger. Die gute halbe Stunde, die der große Mann mit Hornbrille auf der Bühne steht, verbringt er häufig scherzend mit seinen beiden Kollegen. Man merkt, der US-Amerikaner ist mittlerweile so richtig angekommen in München. Ob er solo
oder mit Band spielt, erzählt Jordan, hängt ganz von der Atmosphäre des
Konzertes ab. Bei kleinen Konzerten käme er alleine besser mit dem Publikum in
Kontakt, um vor großem Publikum zu begeistern, bräuchte es schon die ganze
Besetzung.

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Als einzige weibliche Solokünstlerin tritt Klimt auf. Barfuß
in Glitzer-Sterne-Kleid und mit blondiertem Pony, der ihr immerzu in die Augen
fällt, ist Verena Lederer an diesem Abend eine elfenartige Erscheinung.

Sie spielt träumerische Klaviermelodien, die sie mit souligem Gesang unterlegt. Da ist ganz viel Gefühl. Paare liegen sich in den Armen, die Gedanken kreisen. Auch Klimt ist Singer/Songwriterin, jedoch spielt sie nicht Gitarre, sondern Keyboard. Dass sie als Solomusikerin oft die einzige Frau ist, stört Verena Lederer. „Es gibt so viele Mädels auf der Bühne, aber die singen nur und machen sonst nichts“, echauffiert sie sich.

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Auch wenn Isabella Streifeneder, Sängerin der Band Mola in ihrem langen blaublümigen Sommerkleid die Style-Latte hochgesetzt hat, gegen die Alternative-Rocker von Matija kommt man schwer an. Stilmäßig erinnern die vier jungen Männer an eine englische Eliteklosterschule in den Sechzigerjahren. 20.11 Uhr, Bassist Johan Blake öffnet seinen obersten Hemdknopf. Jegliche Stilvorgaben sind über Bord geworfen. Die Band spielt ihren Klassiker „Mexico“, die Masse tobt. 20 Uhr 14, Bassist Johan Blake öffnet alle restlichen Hemdknöpfe. Die Masse kreischt. Zwischendurch Ansagen wie beim Meditationsseminar auf dem Yoga-Retreat: „Combine it with freedom, come on! Just let it out, yeah!“

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Andere setzen mehr auf Witz. Singer/Songwriter Liann fragt ins Publikum: „Gibt’s hier eine Eva?“ Um dann seinen nächsten Song „Eva“ mit den Worten „Sie hat mal wieder nicht geduscht und die halbe Nacht gesoffen“ anzufangen. Das zeugt von einer bemerkenswerten Lockerheit. Seine Trümpfe sind Ehrlichkeit und Direktheit, mit denen er an die Musik herangeht. Seine deutschen Texte sind frei von jeglicher uneindeutiger Pop-Philosophie und doch tiefgründig. Auch Akustik-Popper Flonoton ist den ganzen Abend bemüht, das Publikum bei Laune zu halten. Das schafft er tatsächlich hervorragend, indem er zu grandios schlechten Witzen ansetzt und diese dann auch noch bewusst versemmelt.

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Eliza wiederum spielt sehr düsteren, experimentellen Pop, der trotz des dafür viel zu schönen Wetters viele Interessierte ins Zelt lockt. Auch Wendekind ist nicht die Verkörperung von sommerlichen Hochgefühlen. Dafür macht der Blondschopf mit Hut schön melancholische Pop-Poesie, die er mit Gitarre und Laptop begleitet.

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Die zwei Künstler, die auf ihren Platten am elektronischsten klingen – About Barbara und Nick Yume –, gehen extrem unterschiedlich an das Konzert heran: Nick Yume versucht mit seinen zwei Mitmusikern und vielen elektronischen Elementen, dem Studio-Sound möglichst nahezukommen, was bemerkenswert gut klappt. About Barbara hingegen hat sich nur einen Gitarristen geholt und spielt all ihre Songs rein akustisch. So unterschiedlich klingt das zu ihren Aufnahmen, dass sie sich einfach nur mit „Ich bin die Babsi“ vorstellt.

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Das Muster der auf sich allein gestellten Musiker zieht sich über das ganze Festival, denn auch die Bands haben einen Protagonisten, um den sich alles dreht. Im Fall der Band Mola ist es Sängerin Isabella Streifeneder. Sie ist der kreative Kopf der Band. In ihren Texten bezieht sich vieles auf Herzensangelegenheiten: „Bei ’nem schlechten Date geht die Zeit furchtbar langsam rum. Ihr seid ein gutes Date“, sagt sie und strahlt. So viel Liebe.

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Text: Tilman Waldhier

Fotos: Käthe Dekoe

Von Freitag bis Freitag mit Anastasia

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Unsere Autorin zieht es kommende Woche aufs Glockenbachfest, zum Sprungbrett-Finale im Feierwerk und vor allem: aufs Tollwood für das StadtLandRock-Festival. Dort gibt es umsonst die Crème de la Crème der Münchner Newcomer-Band-Szene zu hören.

Ein jeder kann sich noch an die Zeit nach dem Abitur zurück erinnern. Wenn man erst realisiert hat, dass die Schulzeit tatsächlich vorbei ist und die große Erleichterung spürbar wird, dann folgt eine wichtige Feststellung: Du bist jetzt frei! Sommer, Sonne und unfassbar viel Zeit. Die Schulsachen werden ins letzte Eck des Zimmers verbarrikadiert. Nun sollen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um endlich wieder auszuspannen und die schönste aller Jahreszeiten in vollen Zügen zu genießen. Auf mich wartet eine Münchner Sommerwoche, und die beginnt an diesem Freitag:

Zuerst geht es für mich zum EAT WE Markt und zur Ausstellung an der Kunstakademie. Esswaren werden an Marktständen zum Verkauf angeboten, Teilnehmer des Markt- und Ausstellungsprojekts diskutieren am „Stammtisch“ mit dem Publikum und Kunstarbeiten werden in Kantine und Kiosk gezeigt. Kunst und Essen – super Kombi!

Abends treffe ich mich mit Freunden im Feierwerk. Hier findet das Finale des Wettbewerbs zur Band des Jahres statt. Beim Sprungbrett-Förderprogramm treten fünf Finalisten an: Stella Sezon, Delamotte, BETA, Paul Kowol und MULLEIN. Klar, dass ich meinen Favoriten unterstützen möchte! Doch ganz egal, wer am Ende zum Sieger auserkoren wird, ich freue mich über tolle
Künstler, vielseitige Musik und die Möglichkeit zu tanzen.

Auch der Samstag wird sehr künstlerisch. Die Akademie der Bildenden Künste lädt zur Performance MASSIVE KONFORMITÄT ein. Im Städtisches Atelierhaus am Domagkpark zeigen Studierende ihre eigens zum Thema „Fade“ entwickelte Performance. Zentrales Motiv ist das Stempeln. Abstempeln, den Stempel aufdrücken, Kategorisieren, in eine Schublade
stecken. Das Thema scheint sehr vielseitig und in meinen Augen auch sehr wichtig zu sein. Mal sehen, was mich dort erwartet.
Etwas später steht das Glockenbachfest auf dem Programm. Gemeinsam mit Freunden schlender ich von einem Infostand zum nächsten und erfreue mich an vielen beliebten Gastronomen des Glockenbachviertels.
Hier nimmt der Abend jedoch noch lange nicht sein Ende. Um 23 Uhr öffnet die Milla ihre Türen zur Moop Mama Aftershowparty. Nur einige Stunden zuvor spielte die Münchner Band auf dem Tollwood. Auch das hätte ich mir eigentlich nicht entgehen lassen wollen. Weil ich mein Wochenende aber so bunt und vielfältig wie möglich gestalten möchte und ich die Jungs einige Wochen zuvor bereits auf dem Festival im Grünen sehen durfte, meine ich, dass mir die
Aftershowparty für heute genügen dürfte.

Puh! Okay, das war am Samstag doch ein sehr breites Programm. Egal, auch ein Sonntag soll ausgekostet werden. Heute lasse ich es dennoch etwas ruhiger angehen. Das Kreativquartier München in der Dachauer Straße bietet heute einen spannenden Workshop zum Thema „Plastikfrei Leben“ an. Jedem dürfte klar sein, dass bewusster Konsum und Reduktion von Verpackungsabfällen wichtig sind. Mir scheint es trotzdem noch so zu sein, als ob man bei der Umsetzung noch etwas Hilfe gebrauchen könnte. Tipps können nie schaden! Neben vielen Informationen bietet der Workshop auch einige thematische DIYs an. Ich bin gespannt! Am Abend wird mit Freunden an der Isar ausgespannt. Schließlich wartet in einigen Stunden der …

Montagmorgen auf uns. Für viele meiner Freunde steht Arbeit und Uni auf dem Programm, während ich noch etwas länger liegen bleiben kann und ohne schlechtes Gewissen weiter faulenze. Gegen Nachmittag raffe ich mich dennoch hoch. Schließlich will die neu erworbene Freiheit gut genutzt werden! Ein filmreifer Tag steht mir bevor. Nur schwer kann ich mich zwischen zwei Veranstaltungen entscheiden. Zur Auswahl steht das „Fail Meets the Art – Epic Fail Night Filmfest“ und die Aufführung „Expedition Happiness“ im Open Air Kino, Mond & Sterne. Nach langem Überlegen entscheide ich mich dennoch für einen Besuch des Kulturstrands und somit der „Epic Fail Night“, bei der Menschen über das Scheitern reden, was schief gelaufen ist, und über
die Learnings daraus. Dieses Mal in Kooperation mit dem Filmfest München – denn in der Filmbranche geht oft was schief. Lernen wir daraus und feiern diejenigen, die darüber sprechen!

Okay, ich gönne mir einen Tag wirklicher Faulenzerei! Keine Veranstaltungen stehen an diesem Dienstag auf dem Programm. Ausgeschlafen schwinge ich mich aufs Fahrrad und treffe mich auf ein Picknick an der Isar. Hier wird den ganzen Tag in der Sonne gelegen und vor sich hin geschlemmert. Auch ohne Zeitplan und Veranstaltungen eine gut genutzte Alternative für einen Tag in München.

Mitte der Woche. Weil ich mich am Montag gegen das Open Air Kino entschieden hatte, nehme ich mir heute vor, zu der Preview von „Einmal bitte alles“ ins Kino, Mond & Sterne zu gehen. Mich erwartet ein Film über geplatzte Zukunftsträume und das Erwachsenwerden, alles verpackt in einer recht lebensnahen und spannenden Alltagsgeschichte. Schließlich hat München einige Open-Air-Locations zu bieten und ganz egal, ob man sich schlussendlich für einen Kinobesuch, einen Cocktail auf dem Tollwood oder einen Partyabend entscheidet, für mich steht Freiluft ganz weit oben auf der Sommer-To-Do-Liste.

Okay, okay, vergesst alle Dinge, die meine Woche bisher zu bieten hatte, denn heute ist Donnerstag und ab heute wird es erst so richtig spannend! Drei Tage Stadt Land Rock stehen auf dem Programm. Drei Tage, zwölf Künstler, und ganz viel Tollwood. Der Eintritt ist frei und ich freue mich sehr darauf, am heutigen Donnerstag ab 19 Uhr Chuck Winter Music, Nikolaus Wolf, Jordan
Prince
und KLIMT hören und sehen zu können.

Und gleich am Freitag geht`s schon wieder weiter. Nachdem ich traditionell Ofenkartoffeln auf dem Tollwood verspeist und die vielen kleinen Läden unersättlich abgeklappert habe, schlendere ich in Richtung Stadt-Land-Rock-Bühne. Selbe Uhrzeit, anderes Line-up. Heute erwarten mich Künstler wie WENDEKIND, MATIJA, MOLA und Liann. Erneut ein richtig guter Start ins Wochenende! Tanzend und der Musik lauschend blicke ich recht stolz auf meine Woche zurück: gut genutzt, vielseitig und frei.

Text: Anastasia Trenkler

Foto: Privat

Ein ganz normaler Sommer

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Nick Yume wird am 1. Juli zusammen mit vielen anderen Münchner Newcomern beim Stadt-Land-Rock-Festival auf der Bühne stehen. Im Junge-Leute-Interview erzählt er von seinem ersten Hit und dem Konzert mit Rihanna vor 30 000 Zuschauern.

Nick Yume ist 21 Jahre alt und pendelt regelmäßig zwischen London, wo er gerade seinen Master macht, und München, wo er seine Musikkarriere verfolgt. Hier erzählt er von seinen musikalischen Ambitionen, seinem Auftritt auf dem Stadt-Land-Rock-Festival und davon, wie es ist, mit der ersten Single gleich einen großen Hit zu landen.

SZ: Nick, deine erste Single „Allein, Allein“ war gleich sehr erfolgreich, steht momentan bei 500 000 Klicks bei Spotify. Wie kam es dazu?
Nick Yume: Das war ja das Remake vom gleichnamigen Song von Polarkreis 18. Das hat sich in einem Songwriting-Camp ergeben, wo ich zufällig über Amadeus (Amadeus Böhm von Nicks Label Flowerstreet, Anm. d. Red.) war. Die Idee dabei war, Songs neu zu interpretieren. Witzigerweise waren da sehr viele verschiedene Produzenten, aber das Lied habe ich mit meinem eigenen Produzenten Michael Schlump erstellt. Und dann hat ein großes Label das direkt veröffentlicht, von meiner Seite lief das echt easy.

Das Lied wurde dann ja auch sehr positiv aufgenommen.
Ich fand das klasse! Was mich dann besonders gefreut hat, war, dass der Sänger von Polarkreis 18 mir persönlich bei Facebook geschrieben hat: „Hey, wollte nur sagen, dass ich das Lied gehört habe und es voll feiere.“ Das fand ich super, denn er hätte auch sein Okay für das Remake geben und es trotzdem schlecht finden können.

Du hattest vorher noch nichts veröffentlicht, deine erste EP war gerade erst in Arbeit. War der Druck danach sehr hoch?
Mir war relativ klar, dass es was komplett anderes ist. Schließlich kannten die Leute „Allein, Allein“ ja schon und konnten sofort drauf reagieren. Meine eigenen Sachen waren für mich etwas Separates, das eine war mein Zeug und das andere eben ein Remake. Natürlich packt man da auch eigene Kreativität rein, aber es ist nicht das gleiche wie ein eigenes Lied. Mir war also schon klar, dass wir nicht die gleiche Anzahl von Klicks und Aufmerksamkeit bekommen. Dafür sind mir meine eigenen Sachen natürlich umso wichtiger. Kurz darauf warst du ja dann auch Vorband für Rihanna in Bukarest. Das war natürlich der Wahnsinn, schließlich ist das alles innerhalb von nur drei Monaten in meinen Sommerferien passiert. Erst das Remake, dann direkt danach Rihanna. Über einen Kontakt von meinem Label haben wir eine Agentur kennengelernt, die Vorbands für so große Konzerte vermittelt. Als dann die Anfrage für Rihanna kam, dachte ich, das wäre ein Witz, und habe erst einmal nur gelacht. Es war dann aber kein Witz. Natürlich habe ich sofort zugesagt. Dann hieß es, in zwei Tagen fliegt ihr.

Und wie lief der Auftritt?
Die Erfahrung war natürlich unglaublich, es war schließlich ein riesiges Open-Air-Konzert vor dem Parlamentspalast in Bukarest. Ich glaube, ich war selbst noch nicht einmal als Gast bei so einem großen Konzert. Es war also das erste Mal, dass ich überhaupt so etwas gesehen hab – geschweige denn von der Bühne aus. Natürlich war ich überwältigt!

Hitsingle, Rihanna: Wie kehrt man dann nach so einem Sommer wieder in seinen Alltag zurück?
Ich hatte da gerade meinen Bachelor fertig und habe dann in den Master gewechselt. Das war erst einmal im Vergleich ziemlich langweilig. Aber ich bin dann häufiger mal nach München geflogen für ein paar Gigs und habe direkt angefangen, meine zweite EP zu schreiben.

Langweilig?
Um das alles ein bisschen einzuschränken: Abgesehen davon, dass ich eine coole Erfahrung hatte in diesem Sommer, hat das nicht so riesig viel verändert. Musik kann man nicht planen. Man sollte das machen, was man gerne macht, und hoffen, dass es gut ankommt. Aber wenn ich wieder so eine Chance hätte, würde ich sie natürlich ergreifen.

Jetzt hat nicht jeder 21-jährige Musiker schon vor 30 000 Menschen gespielt. Was sagen denn deine Kommilitonen in London zu deiner Musikkarriere? Haben sie dich irgendwie anders behandelt nach diesem Sommer?
Nein, eigentlich gar nicht. Das war ja auch der Wechsel vom Bachelor zum Master und ich bin an eine andere Uni gegangen. Dann hatte ich da neue Leute. Um ehrlich zu sein, wusste von denen nicht einmal jemand was davon. Irgendwann viel später im Jahr hat jemand meine Facebookseite gefunden und das gesehen – und dann haben die Leute natürlich angefangen zu fragen.

Du studierst in London, einem der musikalischen Zentren schlechthin. Wieso treibst du deine musikalische Karriere in München voran und nicht dort?
Ich bin in München aufgewachsen und habe hier schon immer viel Musik gemacht, in einer Schülerband und mit verschiedenen Akustiksachen. Als ich angefangen habe zu studieren, hat das aber aufgehört. Komplett per Zufall bin ich in einer langweiligen Vorlesung meinen alten Mail-Account durchgegangen – da war dann eine Mail von Amadeus. Als ich wieder in München war, haben wir uns ein bisschen unterhalten. Ab da hatte ich den Gedanken daran, wieder Musik zu machen, die ganze Zeit im Hinterkopf.

Du kommst zu unserem Stadt-Land-Rock-Festival: Was kann das Publikum von deinem Auftritt erwarten?
Hm, jetzt muss ich überlegen: dass meine Band cool ist! (Lacht) Mein Projekt fing ja als Studioprojekt an und erst dann haben wir uns überlegt, wie wir das auf der Bühne umsetzen können. Wir haben dann zwei wahnsinnig gute Musiker gefunden, Jakob Arnu und Florian Balmer. Das ist für mich das Coolste an unseren Gigs, dass ich mit zwei super Freunden spiele, die es auch noch wahnsinnig drauf haben. Ich glaube, die Leute sollten wegen unserer außergewöhnlichen Bühnenpräsenz kommen!

Das Stadt-Land-Rock ist das Festival für junge Münchner Newcomerbands auf dem Sommertollwood. Es findet heuer vom 29. Juni bis zum 1. Juli in der Half Moon Bar statt. Es werden jeden Abend von 19 bis 22.30 Uhr je vier Liveacts zu sehen sein, von Gitarren-Pop bis hin zu Elektrobeats. Am Eröffnungstag spielen Chuck Winter, Klimt, Nikolaus Wolf und Jordan Prince. Am Freitag folgen Mola, Liann, Matija und Wendekind. Flonoton, About Barbara, Nick Yume und Eliza beschließen am Samstag das Festival, das es nun schon zum 14. Mal gibt. Der Eintritt ist frei.

Interview: Philipp Kreiter

Foto: Keno Peer

Stadt-Land-Rock-Festival 2017- Elektrosoul und ganz viel Bob Dylan

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Mit einer bunten Mischung aus natürlich-reduziertem Gitarren-Pop bis hin zu elektronisch-tanzbaren Klängen geht das Stadt-Land-Rock-Festival in die nächste Runde. 12 Bands machen sich auf, die Herzen der Zuhörer zu gewinnen.

München soll langweilig sein?
Kein Platz für Jugendkultur haben? Es Musikern unmöglich machen, Fuß zu fassen?
Stimmt nicht wirklich, das zeigen jedes Jahr eine Vielzahl von Festivals. Auch
das Stadt-Land-Rock-Festival ist seit 2004 Jahr für Jahr Beweis dafür, wie
spannend die Münchner Musikszene ist, welch tolle neue Bands darauf warten, die
Bühnen dieser Stadt zu erobern. Dort wird es heuer vom 29. Juni bis zum 1. Juli
an drei Abenden 12 verschiedene Münchner Newcomer-Bands zu hören geben.

Die drei Tage stehen dieses
Jahr ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Außerdem sorgen Bands wie Matija
oder Mola für die nötige Prise Tanzbarkeit.

Am Donnerstag, 29. Juni,
 wird es Singer/Songwriter Chuck Winter zu sehen geben, der am 1. Juni
seine erste EP rausbringen will. Mit seinem Mix aus den verschiedenen Popstilen
der vergangenen 60 Jahre, weiß der in München geborene Deutsch-Amerikaner, das
Publikum zu überzeugen. Der in der Tradition von 6 stehende Indie-Folker
Nikolaus Wolf wird den Abend träumerisch und voller Herzschmerz angehen.
Akustik-Gitarrist Jordan Prince wird Funken aus den Saiten schlagen und
Sängerin KLIMT wird mit souliger Stimme und Keyboard diesen ersten Abend als
Late-Night-Act beschließen.

Der Tag drauf verspricht ein
rockigeres Line-up: Der Pop-Poet Wendekind singt sich auf Deutsch die Seele aus
dem Leib – und das mit einem interessanten Mix aus Hip-Hop, Electronica und
Rock/Pop. Die Alternative-Rock-Band Matija, die mit neuem Namen (ehemals: The
Capitols) und neuer Frisur, aber mit altbekannter Kraft und Bühnenpräsenz
ausgestattet ist, wird die Raumtemperatur deutlich erhöhen. Die Gruppe Mola um
Sängerin Isabella Mola hat ihren ganz eigenen Stil gefunden: Er befindet sich
irgendwo zwischen Elektro, Deutschpop und Soul und klingt dabei so dermaßen
reif, als gäbe es ihn schon immer. Singer/Songwriter Liann wird den Abend mit
rührenden Texten über vergangene Kindertage und verlorene Liebschaften –
untermalt von seinem sanft-schönen Gitarrenpicking –  beenden.

Den dritten und letzten
Festivaltag bestreitet About Barbara, eine Sängerin, von der man in ihrer
Wahlheimat  München noch nicht so viel gehört hat. Das wird sich ändern:
Ihr Youtube-Hit „Bis der Himmel sich dreht“ hat schon jetzt knapp 650 000
Klicks. Eliza sorgt mit ihren stimmungsvollen Akustikliedern für träumerische
Atmosphäre, der Durchstarter Nick Yume gibt chartsverdächtige, mit souliger
Stimme unterlegte Elektrotunes zum Besten. Den Abschluss macht auf der
Late-Night-Bühne Singer/Songwriter Flonoton, der auf seiner Facebook-Seite bei
Auszeichnungen die Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen 2005 angibt – an
Humor mangelt es bei Flo und seinem sogenannten Flo-Zirkus schon mal nicht.

Text: Tilman Waldhier

Collage: SZ

Ein Abend mit: Martin Piehlmeier

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Der Akustikgitarrist Martin Piehlmeier tummelt sich wie die meisten Münchner wenn’s warm genug ist an der Isar und im Englischen Garten. Ob er dann auch immer seine Gitarre dabei hat, bleibt offen…

Name: Martin
Piehlmeier

Alter: 26

Beruf: Student

Internetseite:
www.martinpiehlmeier.com

 

Hier beginnt mein Abend:

Isar/Englischer Garten. Im Winter beim
Kumpel.

Danach geht’s ins/zu:

Am besten zu einem Konzert, aufs Tollwood oder
nach Schwabing.

Mit dabei ist immer:

Mein Hausschlüssel, hoffentlich.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Ein Weißbier.

Mein Lieblingsgesprächsthema:

Schlechte Witze in guter Gesellschaft.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Taro (Alt-J) / Bongo Bong (Manu Chao)

Mein Tanzstil in drei Worten:

Nicht so gut.

Meine dümmste Tat im Suff war:

… bestimmt witzig!

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten
Nacht gibt’s im:

Bett.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Bis jetzt keinem/keiner, es gibt in München
genug schöne Ecken!

Foto: Privat