Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Louis

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Herbst ist immer dann, wenn man sich endlich wieder bewusst
wird, dass es in München mehr gibt als die Isar, Lagerfeuerabende und riesige Open-Air-Pop-Up-Yoga-Sessions
im Englischen Garten, findet Louis. Und nimmt uns mit zum Kleidertausch und zum Nino aus Wien.

Dann nämlich ist die Zeit gekommen um gemütlich in der
Schlange vor überquellenden Konzertkellern zu stehen und die Trauer über den
verlorenen Sommer gegen ganz viel Tequila einzutauschen. Jedenfalls gilt es für
mich in dieser Woche wieder, all die Orte aufzusuchen, die man vor lauter
Sonnenliegen schon fast vergessen hatte.

Deshalb starte ich auch früh ins Wochenende. Am Freitag wird um 18:30 Uhr im Münchner
Filmmuseum die Produktion „Geschwister“
gezeigt. Der Film erzählt von einer schwierigen und tragischen Odyssee zweier
Moldawischer Flüchtlinge auf dem Weg nach Deutschland und wurde von Münchner
Studenten mitentwickelt. Keine leichte Kost. Ein Glück, dass für stärkstes
Kontrastprogramm bereits gesorgt
ist:  In der 089 Bar findet der
inzwischen schon traditionsreiche Comedy
City Battle
statt. Hier duellieren sich Münchner Comedians mit Mitstreitern
aus ganz Deutschland – diesmal ist Hamburg dran. Die Comedyszene in München ist
quicklebendig und so wird der Abend gewiss heiter und fröhlich enden.

Am Samstag möchte
ich mich mal wieder mit ein paar frischen Klamotten einkleiden. Allerdings
nicht in der Kaufingerstraße, sondern in der wunderbaren Glockenbachwerkstatt. Hier
findet heute ab 11 Uhr ein Kleidertausch
statt, bei dem ich mit Sicherheit den einen oder anderen gemütlich-warmen
Winterpulli ergattern werde. Im direkt daran angegliederten
Gemeinschaftsprojekt Bellevue Di Monaco beginne ich dann meinen Abend. Dort spielt
die Band „Terakaft“
aus Mali. Dessen Sänger Sanou Ahmed engagiert sich mit Musik für die Rechte der
Touaregs in seinem Heimatland. Das klingt wahnsinnig interessant, schließlich
gilt Mali als eines der Ursprungsländer von einem Großteil von Musikgenres wie Blues
oder Jazz. Im Anschluss sind die Beine aber noch lange nicht müde und so tanze ich,
wo es mich auch hinführt. Ins Unter
Deck
wahrscheinlich.

Den Sonntag gehe
ich erst einmal gemütlich an. Nach ausgiebigem Omelette-Frühstück besuche ich
die Pinakothek der Moderne. Hier ist die Ausstellung „Tokyo“
des japanischen Fotokünstlers Nobuyoshi Araki zu bewundern, in der er die
fieberhaften Kontraste seiner Heimatstadt provokant darlegen soll. Das reicht
auf alle Fälle aus um den übrigen Nachmittag in Gedanken verstreut Zuhause zu
verbringen, bevor es mich abends in einen meiner Lieblingsclubs, der Milla,
zieht. Der Nino aus
Wien gibt hier heute die Ehre
und bringt ein wenig Wiener Traurigkeit ins
frohlockende München.

Kein Tag ohne Musik denke ich mir gerne. Ein Glück also,
dass ich mich am Montag auf einem
ausgedehnten Herbstspaziergang plötzlich am Ostbahnhof wiederfinde und von
rauen Gitarrenklängen in das Rumours gelockt werde. Die innovative
Stoner-Rock-Band Humulus
aus Italien wird hier heute Abend die Wände zum Zittern bringen.

München zieht längst wieder Musiker aus aller Welt an. Das
lässt mich aus dem Rausch der Live-Konzerte gar nicht mehr herauskommen. Am
heutigen Dienstag zieht es mich in
das Sunny Red. In diesem lässigen Kellerschuppen findet immer dienstags das DIE.BASS.KAFÈ
statt. Veganes Essen und bester Reggae aus München von der „Nicetime
International“-Gruppe füllen heute bestens meinen aus Studentengründen immer
recht langen Abend.

Am heutigen Mittwoch
bleibe ich deshalb auch erstmal lange liegen. Der Herbst ist schließlich auch
die Jahreszeit der Entschleunigung. Ich will heute die Isar flußaufwärts entlanglaufen.
Kaum zu glauben wie schön und wild es gleich südlich von der Münchner
Stadtgrenze zugeht! Und wenn mir die Beine kalt werden, steige ich einfach in
die S-Bahn und freue mich auf  warmen Tee
daheim.

Am Donnerstag
zieht es mich wieder in ein Kino. Die Eröffnungsfeier der diesjährigen Lateinamerikanischen
Filmtage
im Werkstattkino zieht mich weit weg von kaltem Novemberregen. Der
Eröffnungsfilm „Adiós Entusiasmo“ verspricht sich als wirklichkeitsnahes
Kammerstück. Das ganze Filmfest, das sich in diesem Jahr auf Filme aus
Argentinien spezialisiert hat, ist bis zum 29. November angesetzt.

Freitag. Eine
weitere Woche voller Trubel, Kunst und Ruhe ist wieder einmal rum. Gibt es denn
einen schöneren Ort um das neue Wochenende einzuleiten als das magische Tollwood-Festival? Zwischen
Glühweindunst und Falafelbuden hindurchschlendern und den Winter zum ersten Mal
ein wenig schön finden, das habe ich mir heute vorgenommen. Wobei ich nun eines
berichtigen muss: auch der Herbst ist hier draußen, am Fuße der Bavaria, eindeutig
am schönsten.

So viel Liebe

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Große Pop-Poesie: Beim Stadt-Land-Rock-Festival von SZ und Tollwood zeigt sich, wie eng vernetzt die Münchner Musikszene mittlerweile ist und wie sehr man sich gegenseitig schätzt.

Es ist nur ein Fetzen Stoff, der vom rechten Hosenbein herunterhängt. Das Loch bildet ein Herz auf dem grauen Stoff, den Jordan Prince unter seiner Jeans trägt. Ein kleines Symbol, das sinnbildlich für den US-Amerikaner ist, der ein außergewöhnliches Händchen für Liebeslieder hat. Es ist aber auch sinnbildlich für das gesamte Stadt-Land- Rock-Festival in diesem Jahr. Zwölf Bands haben an drei Abenden auf dem Tollwood-Festival gezeigt, wie eng vernetzt die Münchner Musikszene mittlerweile ist, wie sehr man sich gegenseitig schätzt und interessiert an der künstlerischen Arbeit des anderen ist – und einmal mehr, wie spannend und vielfältig die Szene ist.

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Dieses Jahr steht das Festival ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Ob begleitet mit Band, Backgroundsängern oder solo ist es diese Musikergruppe, die die Münchner Musikszene in den vergangenen Jahren so stark gemacht hat. Mit Bob Dylan als Prototypen entwickelte sich Mitte der Sechzigerjahre dieses Genre, das sich bis heute gehalten hat, ohne sich in den vergangenen 50 Jahren groß weiterzuentwickeln. In München ist es so beliebt wie lange nicht: Singer/Songwriter füllen ähnlich viele und große Konzerthallen wie die neuesten Electro-Künstler. Gut hundert von ihnen versuchen derzeit, sich in München einen Namen zu machen.

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Einer von ihnen ist Chuck Winter. Er stammt aus der klassischen Songwriter-Tradition, für Studioaufnahmen und Livekonzerte hat er sich jetzt jedoch eine Band zusammengesucht: Die Steuerfahnder. „Mit anderen Musikern zusammenzuspielen, macht einfach mehr Spaß und hat mehr Drive. Jeder kann was zum Song beitragen, durch die verschiedenen Einflüsse kann man vielfältiger arrangieren“, sagt er. “Und was könnte es Logischeres geben, als die Band dann `Die Steuerfahnder` zu nennen”, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

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Über die drei Tage hinweg lässt sich bei allen Musikern ein schöner Trend erkennen: Die Künstler sagen sich gegenseitig an und bedanken sich bei der Vorband. Sie betonen den großen Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Bands. Nikolaus Wolf etwa, dessen Songs Filmmusik zu einem Roadmovie sein könnten, appelliert an die Zuhörer in der sehr gut besuchten Half Moon Bar: „Kauft euch von einer der Bands eine CD, muss auch gar nicht die Platte von uns sein. Jede der Bands hat es echt verdient.“ Und jede Band betont zudem, wie froh sie sind, hier spielen zu dürfen. Diese Dankbarkeit überträgt sich auch auf das Publikum: Wie schön, dass es so ein aufregendes, kostenloses Festival gibt.

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Beim Konzert von Jordan Prince kommt so fast eine Wohnzimmer-Atmosphäre auf. „Das ist das erste Konzert, das ich spiele, bei dem ich mit jedem Künstler befreundet bin“, sagt der aus Mississippi stammende Singer/Songwriter auf Englisch, „that’s so great!“ Normalerweise spielt er live mit einer Band, diesmal sind jedoch nur zwei von ihnen dabei – als Background-Sänger. Die gute halbe Stunde, die der große Mann mit Hornbrille auf der Bühne steht, verbringt er häufig scherzend mit seinen beiden Kollegen. Man merkt, der US-Amerikaner ist mittlerweile so richtig angekommen in München. Ob er solo
oder mit Band spielt, erzählt Jordan, hängt ganz von der Atmosphäre des
Konzertes ab. Bei kleinen Konzerten käme er alleine besser mit dem Publikum in
Kontakt, um vor großem Publikum zu begeistern, bräuchte es schon die ganze
Besetzung.

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Als einzige weibliche Solokünstlerin tritt Klimt auf. Barfuß
in Glitzer-Sterne-Kleid und mit blondiertem Pony, der ihr immerzu in die Augen
fällt, ist Verena Lederer an diesem Abend eine elfenartige Erscheinung.

Sie spielt träumerische Klaviermelodien, die sie mit souligem Gesang unterlegt. Da ist ganz viel Gefühl. Paare liegen sich in den Armen, die Gedanken kreisen. Auch Klimt ist Singer/Songwriterin, jedoch spielt sie nicht Gitarre, sondern Keyboard. Dass sie als Solomusikerin oft die einzige Frau ist, stört Verena Lederer. „Es gibt so viele Mädels auf der Bühne, aber die singen nur und machen sonst nichts“, echauffiert sie sich.

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Auch wenn Isabella Streifeneder, Sängerin der Band Mola in ihrem langen blaublümigen Sommerkleid die Style-Latte hochgesetzt hat, gegen die Alternative-Rocker von Matija kommt man schwer an. Stilmäßig erinnern die vier jungen Männer an eine englische Eliteklosterschule in den Sechzigerjahren. 20.11 Uhr, Bassist Johan Blake öffnet seinen obersten Hemdknopf. Jegliche Stilvorgaben sind über Bord geworfen. Die Band spielt ihren Klassiker „Mexico“, die Masse tobt. 20 Uhr 14, Bassist Johan Blake öffnet alle restlichen Hemdknöpfe. Die Masse kreischt. Zwischendurch Ansagen wie beim Meditationsseminar auf dem Yoga-Retreat: „Combine it with freedom, come on! Just let it out, yeah!“

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Andere setzen mehr auf Witz. Singer/Songwriter Liann fragt ins Publikum: „Gibt’s hier eine Eva?“ Um dann seinen nächsten Song „Eva“ mit den Worten „Sie hat mal wieder nicht geduscht und die halbe Nacht gesoffen“ anzufangen. Das zeugt von einer bemerkenswerten Lockerheit. Seine Trümpfe sind Ehrlichkeit und Direktheit, mit denen er an die Musik herangeht. Seine deutschen Texte sind frei von jeglicher uneindeutiger Pop-Philosophie und doch tiefgründig. Auch Akustik-Popper Flonoton ist den ganzen Abend bemüht, das Publikum bei Laune zu halten. Das schafft er tatsächlich hervorragend, indem er zu grandios schlechten Witzen ansetzt und diese dann auch noch bewusst versemmelt.

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Eliza wiederum spielt sehr düsteren, experimentellen Pop, der trotz des dafür viel zu schönen Wetters viele Interessierte ins Zelt lockt. Auch Wendekind ist nicht die Verkörperung von sommerlichen Hochgefühlen. Dafür macht der Blondschopf mit Hut schön melancholische Pop-Poesie, die er mit Gitarre und Laptop begleitet.

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Die zwei Künstler, die auf ihren Platten am elektronischsten klingen – About Barbara und Nick Yume –, gehen extrem unterschiedlich an das Konzert heran: Nick Yume versucht mit seinen zwei Mitmusikern und vielen elektronischen Elementen, dem Studio-Sound möglichst nahezukommen, was bemerkenswert gut klappt. About Barbara hingegen hat sich nur einen Gitarristen geholt und spielt all ihre Songs rein akustisch. So unterschiedlich klingt das zu ihren Aufnahmen, dass sie sich einfach nur mit „Ich bin die Babsi“ vorstellt.

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Das Muster der auf sich allein gestellten Musiker zieht sich über das ganze Festival, denn auch die Bands haben einen Protagonisten, um den sich alles dreht. Im Fall der Band Mola ist es Sängerin Isabella Streifeneder. Sie ist der kreative Kopf der Band. In ihren Texten bezieht sich vieles auf Herzensangelegenheiten: „Bei ’nem schlechten Date geht die Zeit furchtbar langsam rum. Ihr seid ein gutes Date“, sagt sie und strahlt. So viel Liebe.

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Text: Tilman Waldhier

Fotos: Käthe Dekoe

Von Freitag bis Freitag mit Anastasia

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Unsere Autorin zieht es kommende Woche aufs Glockenbachfest, zum Sprungbrett-Finale im Feierwerk und vor allem: aufs Tollwood für das StadtLandRock-Festival. Dort gibt es umsonst die Crème de la Crème der Münchner Newcomer-Band-Szene zu hören.

Ein jeder kann sich noch an die Zeit nach dem Abitur zurück erinnern. Wenn man erst realisiert hat, dass die Schulzeit tatsächlich vorbei ist und die große Erleichterung spürbar wird, dann folgt eine wichtige Feststellung: Du bist jetzt frei! Sommer, Sonne und unfassbar viel Zeit. Die Schulsachen werden ins letzte Eck des Zimmers verbarrikadiert. Nun sollen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um endlich wieder auszuspannen und die schönste aller Jahreszeiten in vollen Zügen zu genießen. Auf mich wartet eine Münchner Sommerwoche, und die beginnt an diesem Freitag:

Zuerst geht es für mich zum EAT WE Markt und zur Ausstellung an der Kunstakademie. Esswaren werden an Marktständen zum Verkauf angeboten, Teilnehmer des Markt- und Ausstellungsprojekts diskutieren am „Stammtisch“ mit dem Publikum und Kunstarbeiten werden in Kantine und Kiosk gezeigt. Kunst und Essen – super Kombi!

Abends treffe ich mich mit Freunden im Feierwerk. Hier findet das Finale des Wettbewerbs zur Band des Jahres statt. Beim Sprungbrett-Förderprogramm treten fünf Finalisten an: Stella Sezon, Delamotte, BETA, Paul Kowol und MULLEIN. Klar, dass ich meinen Favoriten unterstützen möchte! Doch ganz egal, wer am Ende zum Sieger auserkoren wird, ich freue mich über tolle
Künstler, vielseitige Musik und die Möglichkeit zu tanzen.

Auch der Samstag wird sehr künstlerisch. Die Akademie der Bildenden Künste lädt zur Performance MASSIVE KONFORMITÄT ein. Im Städtisches Atelierhaus am Domagkpark zeigen Studierende ihre eigens zum Thema „Fade“ entwickelte Performance. Zentrales Motiv ist das Stempeln. Abstempeln, den Stempel aufdrücken, Kategorisieren, in eine Schublade
stecken. Das Thema scheint sehr vielseitig und in meinen Augen auch sehr wichtig zu sein. Mal sehen, was mich dort erwartet.
Etwas später steht das Glockenbachfest auf dem Programm. Gemeinsam mit Freunden schlender ich von einem Infostand zum nächsten und erfreue mich an vielen beliebten Gastronomen des Glockenbachviertels.
Hier nimmt der Abend jedoch noch lange nicht sein Ende. Um 23 Uhr öffnet die Milla ihre Türen zur Moop Mama Aftershowparty. Nur einige Stunden zuvor spielte die Münchner Band auf dem Tollwood. Auch das hätte ich mir eigentlich nicht entgehen lassen wollen. Weil ich mein Wochenende aber so bunt und vielfältig wie möglich gestalten möchte und ich die Jungs einige Wochen zuvor bereits auf dem Festival im Grünen sehen durfte, meine ich, dass mir die
Aftershowparty für heute genügen dürfte.

Puh! Okay, das war am Samstag doch ein sehr breites Programm. Egal, auch ein Sonntag soll ausgekostet werden. Heute lasse ich es dennoch etwas ruhiger angehen. Das Kreativquartier München in der Dachauer Straße bietet heute einen spannenden Workshop zum Thema „Plastikfrei Leben“ an. Jedem dürfte klar sein, dass bewusster Konsum und Reduktion von Verpackungsabfällen wichtig sind. Mir scheint es trotzdem noch so zu sein, als ob man bei der Umsetzung noch etwas Hilfe gebrauchen könnte. Tipps können nie schaden! Neben vielen Informationen bietet der Workshop auch einige thematische DIYs an. Ich bin gespannt! Am Abend wird mit Freunden an der Isar ausgespannt. Schließlich wartet in einigen Stunden der …

Montagmorgen auf uns. Für viele meiner Freunde steht Arbeit und Uni auf dem Programm, während ich noch etwas länger liegen bleiben kann und ohne schlechtes Gewissen weiter faulenze. Gegen Nachmittag raffe ich mich dennoch hoch. Schließlich will die neu erworbene Freiheit gut genutzt werden! Ein filmreifer Tag steht mir bevor. Nur schwer kann ich mich zwischen zwei Veranstaltungen entscheiden. Zur Auswahl steht das „Fail Meets the Art – Epic Fail Night Filmfest“ und die Aufführung „Expedition Happiness“ im Open Air Kino, Mond & Sterne. Nach langem Überlegen entscheide ich mich dennoch für einen Besuch des Kulturstrands und somit der „Epic Fail Night“, bei der Menschen über das Scheitern reden, was schief gelaufen ist, und über
die Learnings daraus. Dieses Mal in Kooperation mit dem Filmfest München – denn in der Filmbranche geht oft was schief. Lernen wir daraus und feiern diejenigen, die darüber sprechen!

Okay, ich gönne mir einen Tag wirklicher Faulenzerei! Keine Veranstaltungen stehen an diesem Dienstag auf dem Programm. Ausgeschlafen schwinge ich mich aufs Fahrrad und treffe mich auf ein Picknick an der Isar. Hier wird den ganzen Tag in der Sonne gelegen und vor sich hin geschlemmert. Auch ohne Zeitplan und Veranstaltungen eine gut genutzte Alternative für einen Tag in München.

Mitte der Woche. Weil ich mich am Montag gegen das Open Air Kino entschieden hatte, nehme ich mir heute vor, zu der Preview von „Einmal bitte alles“ ins Kino, Mond & Sterne zu gehen. Mich erwartet ein Film über geplatzte Zukunftsträume und das Erwachsenwerden, alles verpackt in einer recht lebensnahen und spannenden Alltagsgeschichte. Schließlich hat München einige Open-Air-Locations zu bieten und ganz egal, ob man sich schlussendlich für einen Kinobesuch, einen Cocktail auf dem Tollwood oder einen Partyabend entscheidet, für mich steht Freiluft ganz weit oben auf der Sommer-To-Do-Liste.

Okay, okay, vergesst alle Dinge, die meine Woche bisher zu bieten hatte, denn heute ist Donnerstag und ab heute wird es erst so richtig spannend! Drei Tage Stadt Land Rock stehen auf dem Programm. Drei Tage, zwölf Künstler, und ganz viel Tollwood. Der Eintritt ist frei und ich freue mich sehr darauf, am heutigen Donnerstag ab 19 Uhr Chuck Winter Music, Nikolaus Wolf, Jordan
Prince
und KLIMT hören und sehen zu können.

Und gleich am Freitag geht`s schon wieder weiter. Nachdem ich traditionell Ofenkartoffeln auf dem Tollwood verspeist und die vielen kleinen Läden unersättlich abgeklappert habe, schlendere ich in Richtung Stadt-Land-Rock-Bühne. Selbe Uhrzeit, anderes Line-up. Heute erwarten mich Künstler wie WENDEKIND, MATIJA, MOLA und Liann. Erneut ein richtig guter Start ins Wochenende! Tanzend und der Musik lauschend blicke ich recht stolz auf meine Woche zurück: gut genutzt, vielseitig und frei.

Text: Anastasia Trenkler

Foto: Privat

Ein ganz normaler Sommer

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Nick Yume wird am 1. Juli zusammen mit vielen anderen Münchner Newcomern beim Stadt-Land-Rock-Festival auf der Bühne stehen. Im Junge-Leute-Interview erzählt er von seinem ersten Hit und dem Konzert mit Rihanna vor 30 000 Zuschauern.

Nick Yume ist 21 Jahre alt und pendelt regelmäßig zwischen London, wo er gerade seinen Master macht, und München, wo er seine Musikkarriere verfolgt. Hier erzählt er von seinen musikalischen Ambitionen, seinem Auftritt auf dem Stadt-Land-Rock-Festival und davon, wie es ist, mit der ersten Single gleich einen großen Hit zu landen.

SZ: Nick, deine erste Single „Allein, Allein“ war gleich sehr erfolgreich, steht momentan bei 500 000 Klicks bei Spotify. Wie kam es dazu?
Nick Yume: Das war ja das Remake vom gleichnamigen Song von Polarkreis 18. Das hat sich in einem Songwriting-Camp ergeben, wo ich zufällig über Amadeus (Amadeus Böhm von Nicks Label Flowerstreet, Anm. d. Red.) war. Die Idee dabei war, Songs neu zu interpretieren. Witzigerweise waren da sehr viele verschiedene Produzenten, aber das Lied habe ich mit meinem eigenen Produzenten Michael Schlump erstellt. Und dann hat ein großes Label das direkt veröffentlicht, von meiner Seite lief das echt easy.

Das Lied wurde dann ja auch sehr positiv aufgenommen.
Ich fand das klasse! Was mich dann besonders gefreut hat, war, dass der Sänger von Polarkreis 18 mir persönlich bei Facebook geschrieben hat: „Hey, wollte nur sagen, dass ich das Lied gehört habe und es voll feiere.“ Das fand ich super, denn er hätte auch sein Okay für das Remake geben und es trotzdem schlecht finden können.

Du hattest vorher noch nichts veröffentlicht, deine erste EP war gerade erst in Arbeit. War der Druck danach sehr hoch?
Mir war relativ klar, dass es was komplett anderes ist. Schließlich kannten die Leute „Allein, Allein“ ja schon und konnten sofort drauf reagieren. Meine eigenen Sachen waren für mich etwas Separates, das eine war mein Zeug und das andere eben ein Remake. Natürlich packt man da auch eigene Kreativität rein, aber es ist nicht das gleiche wie ein eigenes Lied. Mir war also schon klar, dass wir nicht die gleiche Anzahl von Klicks und Aufmerksamkeit bekommen. Dafür sind mir meine eigenen Sachen natürlich umso wichtiger. Kurz darauf warst du ja dann auch Vorband für Rihanna in Bukarest. Das war natürlich der Wahnsinn, schließlich ist das alles innerhalb von nur drei Monaten in meinen Sommerferien passiert. Erst das Remake, dann direkt danach Rihanna. Über einen Kontakt von meinem Label haben wir eine Agentur kennengelernt, die Vorbands für so große Konzerte vermittelt. Als dann die Anfrage für Rihanna kam, dachte ich, das wäre ein Witz, und habe erst einmal nur gelacht. Es war dann aber kein Witz. Natürlich habe ich sofort zugesagt. Dann hieß es, in zwei Tagen fliegt ihr.

Und wie lief der Auftritt?
Die Erfahrung war natürlich unglaublich, es war schließlich ein riesiges Open-Air-Konzert vor dem Parlamentspalast in Bukarest. Ich glaube, ich war selbst noch nicht einmal als Gast bei so einem großen Konzert. Es war also das erste Mal, dass ich überhaupt so etwas gesehen hab – geschweige denn von der Bühne aus. Natürlich war ich überwältigt!

Hitsingle, Rihanna: Wie kehrt man dann nach so einem Sommer wieder in seinen Alltag zurück?
Ich hatte da gerade meinen Bachelor fertig und habe dann in den Master gewechselt. Das war erst einmal im Vergleich ziemlich langweilig. Aber ich bin dann häufiger mal nach München geflogen für ein paar Gigs und habe direkt angefangen, meine zweite EP zu schreiben.

Langweilig?
Um das alles ein bisschen einzuschränken: Abgesehen davon, dass ich eine coole Erfahrung hatte in diesem Sommer, hat das nicht so riesig viel verändert. Musik kann man nicht planen. Man sollte das machen, was man gerne macht, und hoffen, dass es gut ankommt. Aber wenn ich wieder so eine Chance hätte, würde ich sie natürlich ergreifen.

Jetzt hat nicht jeder 21-jährige Musiker schon vor 30 000 Menschen gespielt. Was sagen denn deine Kommilitonen in London zu deiner Musikkarriere? Haben sie dich irgendwie anders behandelt nach diesem Sommer?
Nein, eigentlich gar nicht. Das war ja auch der Wechsel vom Bachelor zum Master und ich bin an eine andere Uni gegangen. Dann hatte ich da neue Leute. Um ehrlich zu sein, wusste von denen nicht einmal jemand was davon. Irgendwann viel später im Jahr hat jemand meine Facebookseite gefunden und das gesehen – und dann haben die Leute natürlich angefangen zu fragen.

Du studierst in London, einem der musikalischen Zentren schlechthin. Wieso treibst du deine musikalische Karriere in München voran und nicht dort?
Ich bin in München aufgewachsen und habe hier schon immer viel Musik gemacht, in einer Schülerband und mit verschiedenen Akustiksachen. Als ich angefangen habe zu studieren, hat das aber aufgehört. Komplett per Zufall bin ich in einer langweiligen Vorlesung meinen alten Mail-Account durchgegangen – da war dann eine Mail von Amadeus. Als ich wieder in München war, haben wir uns ein bisschen unterhalten. Ab da hatte ich den Gedanken daran, wieder Musik zu machen, die ganze Zeit im Hinterkopf.

Du kommst zu unserem Stadt-Land-Rock-Festival: Was kann das Publikum von deinem Auftritt erwarten?
Hm, jetzt muss ich überlegen: dass meine Band cool ist! (Lacht) Mein Projekt fing ja als Studioprojekt an und erst dann haben wir uns überlegt, wie wir das auf der Bühne umsetzen können. Wir haben dann zwei wahnsinnig gute Musiker gefunden, Jakob Arnu und Florian Balmer. Das ist für mich das Coolste an unseren Gigs, dass ich mit zwei super Freunden spiele, die es auch noch wahnsinnig drauf haben. Ich glaube, die Leute sollten wegen unserer außergewöhnlichen Bühnenpräsenz kommen!

Das Stadt-Land-Rock ist das Festival für junge Münchner Newcomerbands auf dem Sommertollwood. Es findet heuer vom 29. Juni bis zum 1. Juli in der Half Moon Bar statt. Es werden jeden Abend von 19 bis 22.30 Uhr je vier Liveacts zu sehen sein, von Gitarren-Pop bis hin zu Elektrobeats. Am Eröffnungstag spielen Chuck Winter, Klimt, Nikolaus Wolf und Jordan Prince. Am Freitag folgen Mola, Liann, Matija und Wendekind. Flonoton, About Barbara, Nick Yume und Eliza beschließen am Samstag das Festival, das es nun schon zum 14. Mal gibt. Der Eintritt ist frei.

Interview: Philipp Kreiter

Foto: Keno Peer

Stadt-Land-Rock-Festival 2017- Elektrosoul und ganz viel Bob Dylan

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Mit einer bunten Mischung aus natürlich-reduziertem Gitarren-Pop bis hin zu elektronisch-tanzbaren Klängen geht das Stadt-Land-Rock-Festival in die nächste Runde. 12 Bands machen sich auf, die Herzen der Zuhörer zu gewinnen.

München soll langweilig sein?
Kein Platz für Jugendkultur haben? Es Musikern unmöglich machen, Fuß zu fassen?
Stimmt nicht wirklich, das zeigen jedes Jahr eine Vielzahl von Festivals. Auch
das Stadt-Land-Rock-Festival ist seit 2004 Jahr für Jahr Beweis dafür, wie
spannend die Münchner Musikszene ist, welch tolle neue Bands darauf warten, die
Bühnen dieser Stadt zu erobern. Dort wird es heuer vom 29. Juni bis zum 1. Juli
an drei Abenden 12 verschiedene Münchner Newcomer-Bands zu hören geben.

Die drei Tage stehen dieses
Jahr ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Außerdem sorgen Bands wie Matija
oder Mola für die nötige Prise Tanzbarkeit.

Am Donnerstag, 29. Juni,
 wird es Singer/Songwriter Chuck Winter zu sehen geben, der am 1. Juni
seine erste EP rausbringen will. Mit seinem Mix aus den verschiedenen Popstilen
der vergangenen 60 Jahre, weiß der in München geborene Deutsch-Amerikaner, das
Publikum zu überzeugen. Der in der Tradition von 6 stehende Indie-Folker
Nikolaus Wolf wird den Abend träumerisch und voller Herzschmerz angehen.
Akustik-Gitarrist Jordan Prince wird Funken aus den Saiten schlagen und
Sängerin KLIMT wird mit souliger Stimme und Keyboard diesen ersten Abend als
Late-Night-Act beschließen.

Der Tag drauf verspricht ein
rockigeres Line-up: Der Pop-Poet Wendekind singt sich auf Deutsch die Seele aus
dem Leib – und das mit einem interessanten Mix aus Hip-Hop, Electronica und
Rock/Pop. Die Alternative-Rock-Band Matija, die mit neuem Namen (ehemals: The
Capitols) und neuer Frisur, aber mit altbekannter Kraft und Bühnenpräsenz
ausgestattet ist, wird die Raumtemperatur deutlich erhöhen. Die Gruppe Mola um
Sängerin Isabella Mola hat ihren ganz eigenen Stil gefunden: Er befindet sich
irgendwo zwischen Elektro, Deutschpop und Soul und klingt dabei so dermaßen
reif, als gäbe es ihn schon immer. Singer/Songwriter Liann wird den Abend mit
rührenden Texten über vergangene Kindertage und verlorene Liebschaften –
untermalt von seinem sanft-schönen Gitarrenpicking –  beenden.

Den dritten und letzten
Festivaltag bestreitet About Barbara, eine Sängerin, von der man in ihrer
Wahlheimat  München noch nicht so viel gehört hat. Das wird sich ändern:
Ihr Youtube-Hit „Bis der Himmel sich dreht“ hat schon jetzt knapp 650 000
Klicks. Eliza sorgt mit ihren stimmungsvollen Akustikliedern für träumerische
Atmosphäre, der Durchstarter Nick Yume gibt chartsverdächtige, mit souliger
Stimme unterlegte Elektrotunes zum Besten. Den Abschluss macht auf der
Late-Night-Bühne Singer/Songwriter Flonoton, der auf seiner Facebook-Seite bei
Auszeichnungen die Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen 2005 angibt – an
Humor mangelt es bei Flo und seinem sogenannten Flo-Zirkus schon mal nicht.

Text: Tilman Waldhier

Collage: SZ

Ein Abend mit: Martin Piehlmeier

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Der Akustikgitarrist Martin Piehlmeier tummelt sich wie die meisten Münchner wenn’s warm genug ist an der Isar und im Englischen Garten. Ob er dann auch immer seine Gitarre dabei hat, bleibt offen…

Name: Martin
Piehlmeier

Alter: 26

Beruf: Student

Internetseite:
www.martinpiehlmeier.com

 

Hier beginnt mein Abend:

Isar/Englischer Garten. Im Winter beim
Kumpel.

Danach geht’s ins/zu:

Am besten zu einem Konzert, aufs Tollwood oder
nach Schwabing.

Mit dabei ist immer:

Mein Hausschlüssel, hoffentlich.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Ein Weißbier.

Mein Lieblingsgesprächsthema:

Schlechte Witze in guter Gesellschaft.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Taro (Alt-J) / Bongo Bong (Manu Chao)

Mein Tanzstil in drei Worten:

Nicht so gut.

Meine dümmste Tat im Suff war:

… bestimmt witzig!

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten
Nacht gibt’s im:

Bett.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Bis jetzt keinem/keiner, es gibt in München
genug schöne Ecken!

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Louis

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Noch eine Woche, dann ist der diesjährige Weihnachts-Wahnsinn auch wieder überstanden. Doch wie jedes Jahr schafft unser Autor es erneut kurz vor Weihnachten, gefallen an den ganzen Lichtern zu finden. Wurde ja auch Zeit.

Stille Nacht, stressige Nacht: Weihnachten steht direkt vor der Tür, glückliche Paare schlendern genügsam unter den funkelnden Weihnachtsdekorationen der Geschäfte hindurch, während ich in regelmäßigen Abständen zum Opfer heimtückischer Panikattacken werde. Einerseits schlägt mir die seit Wochen ununterbrochene Dauerbeschallung dieser längst ausgewrungenen, als “klassisch” verdudelten Weihnachtssongs stark aufs Gemüt. Andererseits habe ich noch kein einziges Weihnachtsgeschenk besorgt- was in eine noch intensivere Auseinandersetzung mit diesem Weihnachtsklamauk zu münden droht.

Trotzdem- oder gerade deshalb- gehe ich dem ganzen erst einmal schön aus dem Weg. Den Freitagabend verbringe ich im ganz und gar unweihnachtlichen Feierwerk. Der Jugendradiosender M 94.5 stellt hier die Jahrescharts dieses musikalisch bunten Jahres vor- mit ordentlich Unterstützung. Die Münchner Indie-Rocker Die Sauna werden bei Laut Indie Stadt live spielen, genauso Leoniden aus Kiel, der Ringer aus Hamburg und der Rapper Mittelkill aus Berlin. Ich freue mich, den ganzen Weihnachtsstress in bester Gesellschaft mit bester Musik hinter mir zu lassen. Und dank der Afterschow-DJs vom ehemaligen Atomic und vom Cord muss ich heute auch auf keinen Fall früh heimkommen.

Doch alles rächt sich irgendwann, und so wache ich am Samstag mit Schädel und Justin Timberlake im Kopf auf- What goes around comes around. Ich beschließe, nun doch etwas für mein Charma zu tun und verbringe den Rest des Tages auf dem Tollwood– hier weihnachtet es zwar auch, aber immerhin international. Und originelle Weihnachtsgeschenke finde ich hier in Unmengen- von Marokkanischen Chillisaucen bis zu nepalesischen Ponchos werde ich sicher etwas für den Christbaum finden. Danach geht es gleich bunt weiter. Im Cord Club findet ein Charity-Konzert zugunsten der Forschung über Autoimmunerkrankungen statt. Susanne Augustin, Bassistin bei der Indie-Band Splashing Hill leidet selbst an zwei Autoimmunerkrankungen und hat sich deshalb entschlossen, diesen Abend gemeinsam mit den Singer-/Songwritern LIANN und Pour Elise auf die Beine zu stellen. Gute Musik für den guten Zweck- da bin ich dabei. Später geht’s noch in den Keller der Milla, wo der zweite Geburtstag der Fancy-Footwork-Partys mit viel Gin und sogar Zuckerwatte all night gefeiert wird. “Denn in der Nacht sind alle Katzen bunt”, verkünden die Veranstalter. In dieser auf jeden Fall.

Den Sonntag verbringe ich kuschelig warm eingewickelt mit Tee und Plätzchen daheim. Immerhin brennen inzwischen schon alle vier Kerzen auf dem Adventskranz und eigentlich ist es eh viel zu kalt zum Rausgehen. Wenn doch nur jeder tag in der Vorweihnachtszeit so schön ruhig und beschaulich wäre.

Am Montag wird mir wieder einmal bewusst, dass es bis Weihnachten keine Woche mehr hin ist, und so hetze ich mich zum -hoffentlich- letzten Mal durch die verschiedenen Weihnachtsmärkte. Für irgend wen aus der Familie muss man immer noch etwas besorgen… Ablenkung finde ich am Abend im Marstall-Theater. Vom Stück “Balkan Macht Frei” des Bosnischen Regisseurs  Oliver Frljić habe ich bereits viel gehört und gelesen- schockierte, überwältigte, verängstigte Zuschauer sollen das Theater regelmäßig vor Vorstellungsschluss verlassen haben. Der Regisseur hat wohl auch in der Vergangenheit selten ein Blatt vor dem Mund gehabt- ich bin gespannt.

Dienstag. So langsam finde ich Weihnachten eigentlich doch ganz schön-  zum Glück passiert das jedes Jahr wenige Tage vor dem Großen Fest, und nicht danach. Deshalb genieße ich die Kälte heute einfach einmal – mit einem dampfenden Glühwein zwischen den Händen fällt das ja auch nicht allzu schwer. Schließlich wird mir doch kalt. Ich spaziere die Isar entlang um mich warm zu halten und stoße auf das Museum Lichtspiele-Kino, in dem der neue Star-Wars-Film “Rogue One” anläuft. Warum nicht, denke ich mir und mache es mir mit einer großen Portion Popcorn auf den dicken Sesseln  gemütlich.

Kurz vor Weihnachten habe ich es tatsächlich geschafft, meine Geschenke-To-Do-Liste vollständig abzuarbeiten und so kann ich mich endlich einmal wieder so richtig entspannen. Deshalb schaue ich heute Abend, am Mittwoch, im Bahnwärther Thiel vorbei. Hier findet eine neue Ausgabe der wunderschönen Schienenbus-Konzerte statt. Und mit dabei sind gleich einige vertraute Gesichter: KLIMT kenne ich schon vom Freundschaftsbänd-Abend im Cord und auch Ziggy McNeill hat sich inzwischen in der Münchner Musikerszene etabliert.

Am Donnerstag bin ich dann den ganzen Tag über so sehr mit dem Einpacken von Weihnachtsgeschenken beschäftigt, dass ich erst kurz vor Sonnenuntergang vor die Tür trete. Aber das mit gutem Grund: Unter dem Motto “Angst- Sicher Ned! Wir sind alle von wo” lädt das Bündnis für Flüchtlinge Bellevue di Monaco auf den Max-Joseph-Platz ein, um gegen Hass und für Humanismus, Einheit und eine offene Gesellschaft zu demonstrieren. Und allein die musikalischen Zwischenspiele der Veranstaltung sind höchst vielversprechend: Keno von Moop Mama wird auftreten, ebenso die Alternative-Band The Notwist, der Syrische Friedenschor, der Rapper Maniac und Willy Astor. Noch einmal vor Weihnachten will auch ich dieser derzeit unumgänglichen Endzeitstimmung trotzen und zum Jahresende noch einmal ein positives Signal in die Welt setzen. Die Welt hat es sicher nötig.

Und dann ist die Woche schon rum, morgen ist Heiligabend. Und bevor es morgen ruhig und besinnlich wird, folge ich der guten alten Freitagabend-Maxime von Alex Turner, Sänger der Arctic Monkeys: “Put On Your Dancing Shoes!” Und dann ins Bahnwärter Thiel auf die Christmasdisko mit Bartellow? Oder ich entfliehe doch dieser schrecklich-allgegenwärtigen Kälte und tanze zu karibischen Off-Beats bei der Jamaican-Thing-Party im Backstage? Laute Nacht, heilige Nacht.

Text: Louis Seibert

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Matthias

Bevor sich unser Autor Matthias an die Vorweihnachtlichen Pflichten heranwagt, muss öfters mal mit der einen oder anderen Tasse Glühwein nachgeholfen werden. Doch zum Glück gibt es in München auch so einige Alternativen zu Lichterkette, Lebkuchen & Co. 

Ah, Weihnachtszeit. So schön, so kalt, so
verschneit – okay, dieses Jahr mal wieder nicht verschneit. Trotzdem: Zu kalt
für mich, schön ist anders – kurz, ich bin kein Fan von Weihnachten. Deswegen
versuche ich mich Dezember für Dezember aus der Weihnachtsatmosphäre
rauszuhalten. Also verschlägt es mich heute ins Feierwerk. Hier ist für die
einen immer Weihnachten, für andere nie – ganz nach eigenem Geschmack. Mit
Young Chinese Dogs herrscht für mich eine gute Art Feststimmung. Und zwar eine,
die ganz ohne Deko auskommt. Indie-Folk-Klänge aus München, was gibt es
schöneres an einem Freitagabend.
Dass der Heimweg trotzdem kalt wird, kann ich nicht verhindern.

In München eröffnet gefühlt jeden Tag eine
neue Bar. Aber, am heutigen Samstag
bin ich ausnahmsweise mal wieder gespannt. Ich muss heute arbeiten, deswegen
bin ich noch nicht in Wochenendstimmung. Aber das wird sich noch ändern, denn namensgerecht
eröffnet die Bikini Mitte Deli & Bar in der Sonnenstraße – Kleiderordnung
inklusive, hoffe ich. Dass es unter der Woche in der Mitte des Bikinis leckeres
Essen gibt, ist ein Bonus. Gefällt mir.

Der gestrige Abend drückt mir auf die
Stimmung. Nicht, dass ich keinen Spaß gehabt hätte, im Gegenteil. Aber
Sonnenstraße, Bikini Bar – all das erinnert mich an den Sommer, an einfachere
Tage, an Eis und Beachvolleyball, an warme Nächte, an…ich schweife ab. Es ist
Winter. Ich muss mich damit abfinden. Erstmal zurück ins Warme – ich wippe zum
HipHop Flohmarkt im Backstage. Ich bin eher wegen Schallplatten als wegen der
Mode da, aber man weiß ja nie. Und wer weiß – vielleicht ermuntert eine
Rap-Version von “Frosty, the Snowman” mich ja dazu, doch am Sonntagabend beim Weihnachtsmarkt im
Muffatwerk
vorbeizuschauen…

Heute arbeite ich – produktiv, effizient,
keine Ausreden. Das Arbeiten am Montag
ist für viele ja ein Horror. Ich sehe das nicht so duster – das Geheimnis ist doch,
sich auf das Abendprogramm zu freuen. Ich bin heute Abend tapfer – ich gehe zum
Tollwood. Mein Gewissen beruhige ich damit, dass das Tollwood ja eigentlich
kein “richtiger” Weihnachtsmarkt ist. Außerdem: Nach einer halben Stunde im
Bazar ist der Winter auch ganz weit weg. Dass ich insgeheim nur wegen den
Zimt-Zucker-Baumstriezeln da bin, behalte ich einfach mal für mich…

Ich habe den Weihnachtsrummel überstanden.
Mein Selbstvertrauen ist gestärkt, vielleicht schaffe ich es ja doch, mich mit
dem Fest anzufreunden. Aber nichts überstürzen – erstmal wieder Musik, und zwar
unweihnachtliche. Der Dienstag
wartet mit einem sehr interessanten Auftritt in der Glockenbachwerkstatt auf –
die Community QUEERTHING, die Kunst, Kultur und Musik mit queeren Inhalten
promoted, hat FaulenzA eingeladen. Die Trans*Frau ist nicht nur politische
Aktivisting, sondern rappt auch über Liebe und Hass, Freundschaft und “empowert
mit ihren Lyrics zu queeren/LSBTIQ Themen”. Ich bin sehr gespannt.

Hälfte der Woche ist geschafft, gleich ist
wieder Wochenende. Meine Taktik bleibt die gleiche – mit Vorfreude auf den
Abend geht alles leichter. Mein Mittwochabendprogramm ist nicht gut durchdacht,
es könnte stressing werden. Gegen 19 Uhr komme ich im Lost Weekend an – hier
liest Günter Fröhlich aus seinen philosophischen Etüden “Der Affe stammt vom
Menschen ab”
. Leider kann ich nicht bis zum Ende bleiben, denn im Milla ist
wieder Song Slam
. Ich hab die letzten beiden Ausgaben schon verpasst – heute
will ich unbedingt wieder auf schrägem Untergrund Musik hören. Ich hetze in die
U-Bahn. Ich hoffe, mein Plan geht auf.

Ich merke, dass Weihnachten so langsam
näher kommt. Trotz aller Abneigung gibt es in meinem Umfeld natürlich auch
Leute, die sich freuen – und denen will ich ja das Fest nicht vermiesen. Also
muss ich auch zum Geschenkekaufen losziehen – der Donnerstag scheint mir ein guter
Tag dafür zu sein. Ich tummel mich natürlich nicht in der Kaufingerstraße rum,
ich bin ja nicht ganz lebensmüde. Dafür schaue ich in der Maxvorstadt  beim FYFY & Friends X-Mas Market vorbei.
In der alten The Duke Distillerie machen die FYFY-Leute mir das Shoppen
deutlich einfacher – es gibt sogar Punch. Erst was trinken, dann Geschenke
kaufen. Was kann da schiefgehen?

Wieder eine Woche Weihnachtswahnsinn
überstanden, und Geschenke habe ich sogar auch besorgt. Ich bin ganz zufrieden
– in 10 Tagen ist die Sache ja wieder durch. Für heute habe ich einen Plan:
Zuhause bleiben. In meinen eigenen 4 Wänden fühle ich mich sicher, hier gibt es
keine Weihnachtsdeko, hier gibt es keine Lebkuchenplätzchen – nur einen
Adventskalender. Aber der darf auch bleiben, der ist sehr besonders. Zuhause
riskiere ich nicht, in die Verlockung vom Glühwein zu geraten. Glühwein bringt
mich auf dumme Ideen. Glühwein lässt mich meine Abneigung zu Weihnachten
manchmal etwas vergessen. Glühwein…wäre jetzt eigentlich auch ganz schön. Na
gut, eine Tasse! Aber nicht mehr! Sonst lande ich noch beim dritten Geburtstag
vom The Upper Club
. The Upper Club…wäre jetzt eigentlich auch ganz schön…

Text: Matthias Kirsch

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Sandra

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Christkindlmärkte schießen an jeder Ecke aus dem Boden. Doch so richtig in Weihnachtsstimmung will sich unsere Autorin noch nicht begeben. Bunt ist ihr Programm zwischen Konzerten, Surferfilmen und moderner Kunst auf jeden Fall.

Es ist die Woche, in der sich die Schaufenster mit
Weihnachtsdekoration füllen und die ersten an das Besorgen von Geschenken
denken. Bevor wir aber statt dem Feierabendbier den Feierabendglühwein auf den
Christkindlmärkten in einigen Tagen genießen können, versuche ich noch der
vorweihnachtlichen Stimmung ein wenig aus dem Weg zu gehen.

Das Filmschoolfest neigt sich am Freitag bereits dem Ende entgegen,
doch auch hier gilt: Das Beste kommt zum Schluss! Die „Hofbräu Trophy“ wird an
die beste Bierwerbung vergeben, die von Studenten oder Azubis gedreht wurde.
Mal schauen, ob es dort auch Freibier geben wird.

Bevor es am Samstagabend Elektro-Musik gibt, schaue ich im JustMusic gegenüber vom Olympiaeinkaufszentrum vorbei. Dort findet heute ein Singer/Songwriter-Contest statt und ich freue mich auf Poeten mit Gitarre und Piano. Am Abend feiere ich dann die Freiheit im Harry Klein. Ein
ganz besonderes Event wartet hier auf die Münchner: Der Film Raving Iran wird
gezeigt – und danach legen die Protagonisten des Films selbst auf.

Am Sonntag besuche ich das Ägyptische Museum. Jedoch nicht,
um mir Keramikschalen oder Grabfunde aus der Zeit vor Christus anzuschauen,
sondern Kunstwerke des 21. Jahrhunderts. Der Kunstsalon 2016 zeigt von einer
Jury ausgewählte Werke deutscher und internationaler Künstler unter dem Titel
“Farbe und Raum”. Ich bin gespannt, wie bunt es wird! 

Den Wochenbeginn gehe ich ruhig an und tauche ein
in die Surf-Film-Nacht. Der Streifen „Surfers Blood“ kommt von Patrick Trefz, Indie-Filmemacher
und ehemaliger Photo-Editor des amerikanischen Surfer Magazines. Er zeigt
wichtige Charaktere der Surfwelt abseits der Mainstream-Clips.

Am Dienstag tritt die Band The Lumineers im Zenith auf. Es ist eine von gerade einmal drei Shows, die sie in Deutschland spielen. Ich stimme mich schon mal mit den richtigen Worten ein und sage nur: “Ho Hey”. Das erinnert mich ohne die musikalische Begleitung doch ziemlich an das “Ho ho ho” des Weihnachtsmannes – und das werde ich im Radio oder TV noch früh genug zu hören bekommen.

Das führt mich auch schon zum nächsten Punkt: Die Weihnachtsmärkte beginnen nächstes Wochenende, zur Einstimmung besuche ich am Mittwoch das Winter-Tollwood. Ich
probiere mich durch indische, peruanische und marokkanische Gerichte und lande
am Ende des Abends an einem schnuckeligen Glühweinstand. Den gibt es hier sogar
mit Apfelgeschmack!

Vor wenigen Wochen war der Münchner

Felix Krull

unsere Band der Woche.

Am Donnerstag präsentiert er sein neues Album und zeigt, dass auch hier Hip Hop möglich ist – mit viel Kitsch und Grünwald-Image. Der Club Helene in der Occamstraße verspricht voll zu werden, bis 23:00 Uhr gibt es Jägermeister for free. Grünwald eben.

Und schon ist eine wirklich bunte und abwechslungsreiche Woche um. Damit das Wochenende gleich richtig los geht, tanze ich am Freitag im Neuraum zu Lost Frequencies. Seine Remixes versprechen gute Stimmung – optimal also, um die Tage des ersten Adventswochenendes zu genießen.  

Happy Birthday, Stadt Land Rock Festival!

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Zum 13. Mal findet 2016 das Stadt-Land-Rock Festival statt. In diesem Jahr gibt es an drei Abenden zwölf Bands und Künstler zu sehen – bei freiem Eintritt.  In den vergangenen Jahren etwa MarieMarie (Foto), die 2011 und 2013 Stimmung machte. Zur Einstimmung ein kleiner Rückblick. 

Wer über das Tollwood schlendert, findet wie jedes Jahr die Stände mit Crepes und Langosch, mit Schmuck und verträumter Hippie-Kleidung, die Skulpturen, die die jährlich neuen Themen des Tollwoods veranschaulichen und den Besucher jedes Mal wieder überraschen. Das alles gehört zum Tollwood – Genau wie die Musik. Schon seit Beginn spielen bekannte Bands auf Münchens beliebtestem Stadtfestival, große Namen sind jedes Jahr vertreten, aber vor allem die jungen Münchner haben seit 13 Jahren auch ein anderes Ziel: Das Stadt-Land-Rock-Festival.

Seit 2004 wird es vom Tollwood und der SZ-Junge-Leute Seite veranstaltet. Damals waren das einfach ein paar kleinere Bands aus München, aber auch von anderswo, die ohne wirkliches Festival-Feeling eher als Begleiterscheinung auf den verschiedenen Bühnen des Tollwood auftraten. Viele der damaligen Bands sagen heute kaum jemandem etwas, und trotzdem lohnt es sich, reinzuhören. Denn als Veranstaltung für junge, aufstrebende Musiker hat das Stadt-Land-Rock schon früh ein Gespür für die richtigen Bands bewiesen, die, genau wie das Festival selbst, einfach ein bisschen Zeit und Unterstützung brauchten, um größer zu werden.

Besonders wenn man sich die Bands der letzten Jahre anschaut, wird man einige davon wieder erkennen. Die Young Chinese Dogs beispielsweise, die man nicht nur auf dem Tollwood, sondern auf so ziemlich jeder Münchner Bühne treffen kann. Die beiden Schwestern von Sweet Lemon, die, obwohl noch sehr jung, dieses Jahr schon zum zweiten Mal das Publikum mit ihrem Mix aus Pop und Blues verzaubern. Oder MarieMarie, die mittlerweile über München hinaus ein bekannter Name ist. „Es war eine tolle Erfahrung auf dem Stadt Land Rock Festival zu spielen und die Stimmung war super“, erinnert sie sich an ihre Auftritte 2011 und 2013.

Genau wie die Szene, die Jugendseite und die Teilnehmer, ist das Stadt Land Rock mit seinen Bands gewachsen. Das Festival hat in der Tollwood tanzbar seinen Platz gefunden und repräsentiert mit dem diesjährigen Programm einen Querschnitt durch die junge Münchner Musik Szene. Es spielen Bands wie Line Walking Elephant, die mit ihrem Alternative-Rock die Fetzen fliegen lassen oder die Folk-Rock-Band The Charles, deren Namen längst keine Unbekannten mehr sind, aber auch Newcomer, wie Paul Kowol oder KLIMT, die sich beide als Solokünstler natürlicherweise ruhiger, aber nicht weniger spannend präsentieren.

Die Zeiten, als noch Umzugskisten voller Demo-CDs den Beginn der Auswahl für das Festival einläuteten, sind vorbei, doch Bewerbungen um auf dem Stadt-Land-Rock zu spielen kommen immer noch genug. Oder sollte man eher sagen jetzt erst Recht? München und seine Musik-Szene sind ein unteilbares Ganzes, und Gelegenheiten für junge Bands gibt es viele. Und doch ist das Festival auf dem Tollwood etwas besonderes geblieben. Weil es gewachsen ist, seinen Platz gefunden hat und weil man nach 13 erfolgreichen Jahren sicher sein kann, dass man den Sprung geschafft hat vom Trend zu einer der fest verankerten Institutionen, ohne die München nicht das wäre, was es ist.

Von: Marina Sprenger

Foto: Käthe Dekoe