Wo kann man… Kinofilme mit Niveau angucken?

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Sie sind nicht an jeder Straßenecke aufzufinden, aber es gibt sie: Münchner Programmkinos. Klassiker wie das Arena Kino, weniger etablierte wie das Werkstattkino und unbekannte wie das Ethnokino umfasst diese – unvollständige – Liste.

Werkstattkino
Das Werkstatt Kino in der Fraunhoferstraße ist vielleicht das Münchner Kino, auf das am stärksten der Name “Programmkino” zutrifft. Nicht mal international erfolgreiche Indie-Produktionen wie “The Salesman” sind hier anzutreffen, sondern Filme, dessen Name man davor schlichtweg noch nie gehört hat. Wie in etwa “Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes”.

Arena Kino
Das Arena Kino ist eine Institution für Indie-Filme. Seit 105(!) Jahren trotzt es in der Hans-Sachs-Straße jedem Krieg, jedem Sturm, jeder Besucherflaute. Besonderheiten wie die jährlich stattfindende Tschechische Filmwoche machen das Kino echt außergewöhnlich.

Neues Maxim
Wer eigentlich vorhatte, aus Gründen der Gemütlichkeit und Intimität lieber zu Hause einen Film anzugucken, ist mit dem Neuen Maxim mindestens genauso gut beraten. Seitdem das drittälteste Kino Münchens vor kurzem komplett renoviert wurde, ähneln die Kinosäle mehr an ein WG-Wohnzimmer als an öffentlichen Raum.

Viehhof Kino
Zugegeben, La La Land und Arrival sind auch dabei. Aber eben auch Kurzfilme der HFF und “Lommbock”, mit Moritz Bleibtreu und, aufgepasst, Mehmet Scholl. Außerdem werden im Programmkino-Zelt, ebenfalls auf dem Viehhofgelände, jede Woche von Montag bis Mittwoch ab 20:15 Uhr komplett unabhängige Kinoproduktionen gezeigt. Ab dem 9. Juli gibts dort im Rahmen der “Queer-Week” Filme zu sehen, die sich allesamt dem Thema sexuelle Identität annehmen.

Museum Lichtspiele
Seit gefühlten 15 Jahren will ich endlich mal in die legendäre “Rocky Horror Picture Show”, die hier seit genau 40 Jahren ohne Unterbrechung jede Woche gezeigt wird. Abgesehen von diesem Juwel der Filmgeschichte kann man sich das Kino aber programmtechnisch eher sparen.

U-Kino
Das Sommersemester-Programm des Universitäts-Kinos besteht diesmal aus sehr vielen Indie-Produktionen, wie zum Beispiel dem südkoreanische Film “Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling”. Alles wie gewohnt OmU.

Ethnokino
Die Ethnologie-Abteilung der LMU hat ein eigenes Kino, das zwar mit einem Vorlesungsraum als Spielstätte auskommen muss, dieses kleine Defizit aber mit umso besseren und aufschlussreicheren Dokus rund um den Globus wettmacht. Im Anschluss wird in gemütlicher Runde über den Film diskutiert.


Text: Tilman Waldhier

Foto: Massimo Fiorito

Von klein auf dickste Freunde

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Dorine Siegemund, 22, hat ein Kinderbuch zur Verständigung der Völker geschrieben: „Von Kibbeh und Knödeln”. Mithilfe von Crowdfunding will sie erreichen, Exemplare an jede Flüchtlingsunterkunft Münchens spenden zu können.

Kindern zu erklären, warum es Krieg gibt, ist nicht einfach. Wo die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Ländern liegen, aus denen Menschen fliehen, ebenso. Dieser Aufgabe hat sich nun Dorine Siegemund, 22, angenommen. In ihrem Kinderbuch „Von Kibbeh und Knödeln“ erzählt sie die Geschichte von Mina aus Syrien, die nach ihrer Flucht in eine deutsche Klasse kommt und sich mit Gustav anfreundet. Gegenseitig zeigen sie sich im Laufe des Buches ihre Familie, ihre Kultur, ihr Leben. Und werden zu dicksten Freunden.

„Gustav fragt Mina: ‚Warum bist du und deine Familie eigentlich nach Deutschland gekommen, du findest doch, dass Syrien ein schönes Land ist.‘ Mina erklärt sehr traurig: ,Ja, das ist es eigentlich auch. Aber wir mussten Syrien verlassen, weil dort seit einigen Jahren Krieg herrscht und das Leben dort sehr gefährlich ist. Man kann nicht einfach draußen spielen, wie hier in Deutschland.‘“

Mit vielen Details beschreibt Dorine die Annäherung zwischen den beiden Kindern, die in einem Umfeld aufgewachsen sind, das unterschiedlicher nicht hätte sein können. Während Gustav die Vorzüge einer gutbürgerlichen deutschen Familie genießt, war Minas Kindheit bis jetzt geprägt von Angst und Unterdrückung. Trotzdem, oder gerade weil sie in solch unterschiedliche Welten hineingeboren wurden, haben sie sich viel zu erzählen. Die Geschichte von Gustav und Mina ist das Musterbeispiel dafür, wie selbstverständlich Integration funktionieren kann.

Rückblick: Als Dorine nach dem Abitur eine längere Auslandsreise nach Ostasien unternimmt, trifft sie auf ihre spätere Freundin Donghee. Die Münchnerin ist fasziniert von der Koreanerin, weil sie gerade in zwei Jahre langer Arbeit ein Mathematikbuch für Kinder in Afrika geschrieben hat. Zu dieser Zeit ist Dorine auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, vor allem nach dem Sinn ihres ganz persönlichen Lebens. Und sie ist genervt. Genervt von der politischen Situation im eigenen Land, von der großen Ablehnung, die vielen Geflüchteten entgegenkommt, wenn sie Deutschland erreichen.

Durch Donghees Zureden und das Bewusstsein, etwas verändern zu können, kommt Doreen nach München zurück mit einer Vision: Sie will ein Buch zur Verständigung der Völker schreiben, und zwar für Kinder. Für die Recherche trifft sie sich zum langen Gespräch mit Salim aus Damaskus. Viel Wissen über die syrische Kultur hat sie zudem bereits bei der Arbeit in einer Flüchtlingsunterkunft mitgenommen. Ein Jahr soll es von da an dauern, bis sie das fertige Werk in den Händen hält. 53 Seiten hat es am Ende, liebevoll illustriert von einer Bekannten Dorines, der Designerin Kerstin Simon.

Die junge Münchnerin, die aktuell Kommunikationspsychologie in Leipzig studiert, will mit ihrem Projekt dafür sorgen, dass Kinder in den oft aufs Nötigste reduzierten Flüchtlingsheimen etwas zum Lesen haben. Die Lektüre soll ihnen die deutsche Kultur näherbringen und obendrein ein bisschen glücklich machen.

Bei ihrer langjährigen Arbeit in einer Krippe und dem ehrenamtlichen Engagement in einer Flüchtlingsunterkunft wurde sie auf den Mangel von sinnvollem Lesestoff aufmerksam. Gleichzeitig spürte sie jedoch, wie viel Interesse von den Kindern ausging, auch mal was vorgelesen zu bekommen, nicht immer nur raus zum Spielen geschickt zu werden. Dorine erinnert sich an ihre eigene Kindheit: „Für uns Geschwister war es immer das Größte, vorgelesen zu bekommen“, sagt sie.

Dieses Erlebnis will sie für alle Münchner Flüchtlingskinder im Alter von sieben bis zwölf möglich machen. Denn jede Unterkunft in München soll so viele Exemplare des Buches gespendet bekommen, wie sie Kinder in diesem Alter beherbergt. Finanzieren will Dorine die Produktion durch eine Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Circa 2150 Euro benötigt sie für die Realisierung. Doch nicht nur Flüchtlingskinder will die Studentin ansprechen. Ebenso ist das Buch für deutsche Kinder gedacht, die so schon im jungen Alter für das Thema Migration sensibilisiert werden. Außerdem können sie etwas über die syrische Kultur lernen: über das Zuckerfest, das „für uns so, wie für euch sicher Weihnachten“ ist, über die syrische Flora und Fauna, über die Rolle des Glaubens im Alltag.

Um das erste Feedback zum Buch zu bekommen, hat es Doreen ganz am Anfang an einen Münchner Kindergarten geschickt, der es in der Gruppe besprochen hat. Weil die Resonanz sehr positiv war, kann sie sich vorstellen, das Buch in näherer Zukunft neben den Flüchtlingsunterkünften auch in Kindergärten zu verbreiten.

Mit ihrem Projekt einmal Geld zu verdienen, sei nie Hintergedanke der jungen Münchnerin gewesen. Das Projekt wäre ausschließlich aus dem Wunsch nach einer gerechteren und aufgeschlosseneren Gesellschaft heraus entstanden. Das eindeutige Ziel sei es schlichtweg, das Buch an das Kind zu bekommen. Deshalb möchte sie jetzt erst einmal das nötige Geld für die Produktion der Exemplare einsammeln, bevor sie sich groß über die Zukunft Gedanken macht.

Zurück bleibt die Frage: Wie sollen Flüchtlingskinder das bisher nur auf Deutsch erschienene Buch überhaupt verstehen, geschweige denn ihre Eltern es ihnen vorlesen? Dafür wäre dann wohl eine zweite Edition notwendig, in etwa eine arabische Version von „Von Kibbeh und Knödeln“. Oder, und das wäre Dorine natürlich am liebsten, der Sprachunterricht ist so gut, dass die Kinder das Buch auch auf Deutsch verstehen.


Text: Tilman Waldhier

Foto: Privat

Raus aus München

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Beim “White Paper Festival” sollen

Designmarkt, Kurzfilme und Bands Besucher von München nach Dachau locken – und gleichzeitig die lokale Kulturszene bereichern.

Eine überwucherte Freifläche. Dahinter eine runtergekommene, zur Seite hin offene Fabrikhalle. Eine steife Brise weht übers Gelände. Donnergrollen. Annika Wenzel hat ihre Hände ganz tief in den Manteltaschen vergraben. „Wir waren schon so viel bei Regen hier, wenn an den Festivaltagen kein schönes Wetter ist, dann weiß ich auch nicht weiter“, sagt sie. Hier, auf dem Gelände einer ehemaligen Papierfabrik in Dachau, soll Mitte Juni ein zweitägiges Benefiz-Festival stattfinden mit dem Namen: „The White Paper“. Kurzfilme, Workshops, ein Designmarkt, lokale Essensstände und viele Bands sollen die Besucher nach Dachau locken. Hinter der Organisation stecken fünf junge Frauen, die seit Monaten in Eigenregie auf die Eröffnung hinarbeiten.

Warum in Dachau und nicht in der nahegelegenen Großstadt? „Wir wollten hier mal was für Dachau machen“, sagt Mitorganisatorin Lina Homann. Sie würden vor allem jungen Menschen gerne eine Alternative bieten, die normalerweise jedes Wochenende zum Feiern nach München fahren. Die Resonanz und die Wertschätzung für die Leistung, die man bringt, seien in Dachau außerdem viel größer. Und die Konkurrenz sei ihnen in München einfach zu groß gewesen. Eine viel umfangreichere Marketingmaschinerie wäre nötig gewesen, auf die sie, plump gesagt, einfach keinen Bock gehabt hätten. 

Denn bei all der Energie und Liebe zum Detail, die die Freundinnen in das Festival stecken, ist ihnen anzumerken: Da sind fünf junge Frauen am Werk, die nicht viel halten von Businessplänen, ausufernden Werbekampagnen und Selbstdarstellung. Da sind fünf Frauen, die lieber anpacken.

Und das tun sie seit einigen Jahren mit ihrem Verein „Wir sind Paul“. Packende Aktionen, Unterstützung, Leben, kurz Paul, lautet ihr Slogan, mit dem sie schon einen Kleidertausch und einen alternativen Weihnachtsmarkt im Dachauer Wasserturm organisiert haben. „Es gibt so viele schlechte Meldungen jeden Tag, man muss einfach anfangen, was im Kleinen zu tun“, sagt Mitgründerin Lina. Die Reaktionen auf die ersten Aktionen seien überwältigend gewesen: „Immer wieder wurden wir danach gefragt, wann wir denn wieder so etwas organisieren würden“, sagt sie. Die Idee für ein großes Festival stand sofort im Raum: „Das war wie ein Schneeball, den du runterrollst und der irgendwann nicht mehr zu bremsen ist.“

Über den Standort waren sich alle sofort einig: Es musste die alte Dachauer Papierfabrik werden, die 2006 stillgelegt wurde und seitdem keine Verwendung gefunden hat. Das Gelände ähnelt dem Münchner Viehhof, an dem sich die Jugend mit Graffiti und Streetart austobt. Etwas Geheimnisvolles, Verbotenes strahlt es aus. Die Initiatorinnen und ihre mehr als 40 ehrenamtlichen Helfer stapfen nun seit Monaten immer wieder bei Wind und Wetter auf dem alten Fabrikgelände umher, versuchen die während der vergangenen zehn Jahre überwucherte Freifläche in den Griff kriegen, zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie die Fabrikdecke dicht bekommen, bauen eine Infrastruktur auf. „Man muss sich mal vorstellen: Hier ist kein Wasser, hier ist kein Strom, hier ist nichts“, sagt Annika ein wenig entsetzt. Sie ist trotzdem voller Zuversicht, dass sie mit den nötigen Vorbereitungen rechtzeitig fertig werden.

Dass das Festival keine bestimmte Zielgruppe hat, sondern jeden ansprechen soll, sieht man am besten am geplanten Musik-Programm: Auf einer Open-Air- und einer Indoor-Bühne werden zwölf bunt durchgemischte Musikgruppen zu hören sein. So spielen die Neo-Volksmusikanten von Kofelgschroa, die Express Brass Band und Ami, die Tochter von Wally Warning.

Als eine Art Vorbild sehen die Organisatorinnen Tobias Schneider, den Kulturreferenten der Stadt Dachau, der „rührig und engagiert“ die Festivalplanung unterstütze. Eigentlich organisiert er regelmäßige Veranstaltungen wie den Dachauer Musiksommer. Dabei steckt er viel Geld in attraktive Line-ups und hat es so geschafft, selbst Publikum aus München in die vorgelagerte Kleinstadt zu locken – normalerweise funktioniert das nur umgekehrt. 

 Es ist noch nicht sicher, ob die jungen Frauen genug Geld zusammenkriegen, um überhaupt die Festivalkosten zu decken. Wenn aber im besten Fall etwas übrigbleibt, wissen Lina, Annika, Alice, Ines und Lena schon, wem sie das Geld spenden werden: an ein Straßenkinderprojekt in Bulgarien und die Organisation „Ein-Dollar-Brille“. 

Die Frage, ob es das Festival nächstes Jahr wieder geben soll, fällt den Frauen nicht leicht zu beantworten. „Das ist gerade schwer vorstellbar“, gibt Annika zu. Zu kräftezehrend seien die vergangenen Monate gewesen, zu viel Energie hätten sie für die Organisation aufbringen müssen. Auch sei es fragwürdig, ob der Standort alte Papierfabrik für ein weiteres Jahr in Frage komme. Ein Architekturwettbewerb zur zukünftigen Nutzung des Geländes hat schon stattgefunden, die Stadt Dachau erkennt so langsam das Potenzial dieses verwunschenen Ortes.  

Text: Tilman Waldhier

Foto: Niels Peter Joergensen

Stadt-Land-Rock-Festival 2017- Elektrosoul und ganz viel Bob Dylan

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Mit einer bunten Mischung aus natürlich-reduziertem Gitarren-Pop bis hin zu elektronisch-tanzbaren Klängen geht das Stadt-Land-Rock-Festival in die nächste Runde. 12 Bands machen sich auf, die Herzen der Zuhörer zu gewinnen.

München soll langweilig sein?
Kein Platz für Jugendkultur haben? Es Musikern unmöglich machen, Fuß zu fassen?
Stimmt nicht wirklich, das zeigen jedes Jahr eine Vielzahl von Festivals. Auch
das Stadt-Land-Rock-Festival ist seit 2004 Jahr für Jahr Beweis dafür, wie
spannend die Münchner Musikszene ist, welch tolle neue Bands darauf warten, die
Bühnen dieser Stadt zu erobern. Dort wird es heuer vom 29. Juni bis zum 1. Juli
an drei Abenden 12 verschiedene Münchner Newcomer-Bands zu hören geben.

Die drei Tage stehen dieses
Jahr ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Außerdem sorgen Bands wie Matija
oder Mola für die nötige Prise Tanzbarkeit.

Am Donnerstag, 29. Juni,
 wird es Singer/Songwriter Chuck Winter zu sehen geben, der am 1. Juni
seine erste EP rausbringen will. Mit seinem Mix aus den verschiedenen Popstilen
der vergangenen 60 Jahre, weiß der in München geborene Deutsch-Amerikaner, das
Publikum zu überzeugen. Der in der Tradition von 6 stehende Indie-Folker
Nikolaus Wolf wird den Abend träumerisch und voller Herzschmerz angehen.
Akustik-Gitarrist Jordan Prince wird Funken aus den Saiten schlagen und
Sängerin KLIMT wird mit souliger Stimme und Keyboard diesen ersten Abend als
Late-Night-Act beschließen.

Der Tag drauf verspricht ein
rockigeres Line-up: Der Pop-Poet Wendekind singt sich auf Deutsch die Seele aus
dem Leib – und das mit einem interessanten Mix aus Hip-Hop, Electronica und
Rock/Pop. Die Alternative-Rock-Band Matija, die mit neuem Namen (ehemals: The
Capitols) und neuer Frisur, aber mit altbekannter Kraft und Bühnenpräsenz
ausgestattet ist, wird die Raumtemperatur deutlich erhöhen. Die Gruppe Mola um
Sängerin Isabella Mola hat ihren ganz eigenen Stil gefunden: Er befindet sich
irgendwo zwischen Elektro, Deutschpop und Soul und klingt dabei so dermaßen
reif, als gäbe es ihn schon immer. Singer/Songwriter Liann wird den Abend mit
rührenden Texten über vergangene Kindertage und verlorene Liebschaften –
untermalt von seinem sanft-schönen Gitarrenpicking –  beenden.

Den dritten und letzten
Festivaltag bestreitet About Barbara, eine Sängerin, von der man in ihrer
Wahlheimat  München noch nicht so viel gehört hat. Das wird sich ändern:
Ihr Youtube-Hit „Bis der Himmel sich dreht“ hat schon jetzt knapp 650 000
Klicks. Eliza sorgt mit ihren stimmungsvollen Akustikliedern für träumerische
Atmosphäre, der Durchstarter Nick Yume gibt chartsverdächtige, mit souliger
Stimme unterlegte Elektrotunes zum Besten. Den Abschluss macht auf der
Late-Night-Bühne Singer/Songwriter Flonoton, der auf seiner Facebook-Seite bei
Auszeichnungen die Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen 2005 angibt – an
Humor mangelt es bei Flo und seinem sogenannten Flo-Zirkus schon mal nicht.

Text: Tilman Waldhier

Collage: SZ

Neuland: Christina Schmid

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Die ursprünglich aus einem kleinen Ort bei Regensburg stammende Christina Schmid hat mit ihren 18 Jahren schon eine beachtliche Filmkarriere vorzuweisen. Nun arbeitet sie an ihrem bislang größten Projekt.

Einige selbstgedrehte Kurzfilme und zwei Langfilme hat Christina Schmid, 18, aus Allach schon vorzuweisen. Nun steht ihr nächstes Projekt in den Startlöchern: in 14 Drehtagen soll im August 2017 ihr dritter großer Film entstehen. Dafür hat sie sich prominente Unterstützung geholt: Doreen Dietel, die „Dahoam is dahoam“-Darstellerin, soll eine der Hauptrollen spielen, außerdem konnte sie als Co-Produzenten den Theaterschauspieler und Regisseur Marc Neumeister sowie einen professionellen Kameramann für das Projekt gewinnen. Es soll ein Drama mit Thriller-Einschlag werden und in München spielen. Bis zur Fertigstellung dauert es noch ein wenig: Die Premiere wird voraussichtlich erst in zwei Jahren sein.

Text: Tilman Waldhier

Zeichen der Freundschaft: Analog connected

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Seitdem der technikverweigernde Jugendfreund unseres Autors nach Leipzig gezogen ist, herrscht so gut wie Funkstille zwischen den beiden. Trotzdem schaffen sie es, ihre Freundschaft am Leben zu halten – durch eine eher analoge Herangehensweise.

Er ist mehr Neandertaler als Weltenbürger des 21. Jahrhunderts. Einen
Computer besitzt er nicht, auch keinen Laptop, geschweige denn ein Tablet oder
ähnlich smarte Scheiben. Sein Mobilfunkgerät stammt noch aus Zeiten, in denen
dieser altertümliche Begriff noch üblicher war als das Wort Handy oder gar
Smartphone. Aus einer Zeit weit vor der Erfindung des World Wide Web. Einen
Festnetzanschluss besitzt er auch nicht, und somit bleibt im Grunde nur der
Briefkasten als Pforte zur Außenwelt.

Und auf den
bin ich im Fall meines Freundes Philipp ziemlich angewiesen, um mit ihm nur
irgendwie in Kontakt zu bleiben. Denn er ist weggezogen, nach Leipzig, um dort
seinen Weg als Theaterschauspieler zu machen.

Damals,
bevor er aus meinem Leben so plötzlich verschwand, wie die Sonne hinter den
Wolken an einem windigen Oktobertag, taten wir beide nie viel um uns zu sehen.
Es geschah einfach. Man traf sich zufällig im Viertel und ging spontan Eis
essen. Man sah sich auf Jamaram-Konzerten, zu denen eh der gesamte
Freundeskreis pilgerte. Man klingelte mal schnell an die Haustüre, wenn man
gerade zu hochgradig lebensentscheidenden Themen einen engen Vertrauten brauchte.
Wie viele laue Sommernächte verbrachten wir gemeinsam an den verschiedensten
Lagerfeuern dieser Welt. Mal ganz stumm, jeder für sich in den Bann des Meeres
aus Flammen, Glut und Funken gezogen. Mal lauthals johlend: „Country roads,
take me to my sweet home Alabama, on a stairway to heaven“. Er über seine
Cajon, ich über meine hoffnungslos verstimmte Gitarre gebeugt. Unendlich
glücklich. Und wissend, dass auch diese Phase unseres Lebens mal vorbei sein
wird.

Kennengelernt
hatten wir uns mit 14 in der Konfirmationsgruppe, in einer Phase voller
pubertärer Verwirrung und geistiger Umbrüche, und ich denke wir halfen uns
damals gegenseitig, in dieser zunehmend absonderlich erscheinenden Welt Fuß zu
fassen. Von daher rührt noch dieses Urvertrauen, das wir seitdem ineinander
hatten und ihn zu einem meiner engsten Freunde machte.

Doch seit uns
diese eigentlich läppischen 430 Kilometer trennen, existiert unsere
Freundschaft in der Praxis so gut wie gar nicht mehr. Unser, jedoch vor allem
sein Alltag, hat mich einfach aus dem Kalender gestrichen. Ich verliere so
langsam die Hoffnung auf einen Brief, eine Mail oder zumindest eine
klitzekleine SMS von meinem guten alten Freund – und frage ich mich, was ich
wohl falsch gemacht habe, um nach Jahren voller Dauerpräsenz scheinbar so
austauschbar geworden zu sein.

Und doch,
während ich so in meinem Gedächtnis grabe und dem Menschen Philipp nachforsche,
fällt mir etwas auf: Es musste so kommen. Und es ist gut so. Denn ein
gezwungenes Kontakt-Aufrechterhalten durch regelmäßiges Schreiben und Telefonieren
hätte unsere Freundschaft auf Dauer nur belastet. Er ist einfach ein ewiger
Eigenbrötler, und ich bin es vermutlich auch. Sobald beide Seiten diesen
Charakterzug nicht allzu persönlich nehmen, kann auch solch eine Freundschaft
gleiche Intensität behalten – nur eben ist sie die meiste Zeit im
Stand-by-Modus.

Und je öfter
Philipp mal eben ganz spontan nach vier Monaten ohne jegliches Lebenszeichen im
eigenen Wohnzimmer auftaucht, die Stimmung zwischen uns genauso ausgelassen ist
wie vor fünf Jahren, er ebenso schnell wieder nach Leipzig abhaut und für eine
Zeit lang komplett abtaucht, bis sich das Ganze nach fünf Monaten wiederholt;
ja, desto weniger Sorgen mache ich mir um unsere Freundschaft. Denn es ist ein
Irrglaube, permanente gegenseitige Informationsflut über WhatsApp, Facebook
oder Skype würde eine echte, mit Händen zu greifende Freundschaft nur
ansatzweise ersetzen. Die sozialen Medien helfen dabei, gegenseitig auf dem
Stand zu halten, manchmal auch sich nicht komplett aus den Augen zu verlieren.
Doch tiefe freundschaftliche Verbundenheit können sie auch nicht erhalten –
darum muss man sich schon selber kümmern.

Und bei all
dem Sinnieren überwiegt dann doch immer wieder die Vorfreude auf den Moment,
wenn Philipp urplötzlich vor mir steht und ich erst mal drei Sekunden brauche,
um die Erscheinung vor mir zu begreifen.

Er ist meine
Sonne an einem windigen Oktobertag.


Text: Tilman Waldhier

Foto: Yunus Hutterer

10 im Quadrat: Wohlfühl-Songs und moderne Lyrik

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Das zweite
Wochenende der „10 im Quadrat“-Ausstellung im Farbenladen verspricht
neben den immer noch fantastischen knapp 100 Fotografien Münchner
Nachwuchsfotografen wieder ein umfangreiches, spannendes und vielleicht sogar erhellendes
Rahmenprogramm.

Am Samstag,
13. Mai
, wird es ein entspanntes Doppelkonzert geben:
Indie-Folk-Sänger Nikolaus Wolf schafft Wohlfühl-Atmosphäre mit Songs im Stile
von Oasis oder Feist.
Singer/ Songwriter Paul Kowol mit seiner extrem sanften und im positivsten
Sinne lagerfeuertauglichen Stimme zieht Freunde von Jason Mraz oder James Blunt
an.

Außerdem gibt es unter dem Namen Modern Reclam Lyrik des 21.
Jahrhunderts von jungen Münchner Nachwuchsdichtern und –literaten zu hören.
Mit am Start: Rahmatullah Hayat, Alisha Gamisch, Johannes
Lenz u.a.

Auch am
Sonntag, 14. Mai
, spielt bei uns die Musik:
Flo und sein Flo-Zirkus von Flonoton sind bereit, den gesamten Farbenladen mal
mit nachdenklichen, mal mit gewitzten Songs in ihren Bann zu ziehen.

Die Diskussionen sind endlos: Gibt es in München Platz für Kultur jenseits der Staatsoper? Kann man hier erfolgreicher Musiker werden? Ist diese Stadt nicht viel zu versnobt für Subkultur?
Vor diesem Hintergrund haben wir es gewagt, verschiedene Münchner Blogger einzuladen, um über dieses Thema zu diskutieren.
Mit dabei: Blog in Orange, Mit Vergnügen München, MunichMag, Untypisch München,
T U N E A R  T und TunefulBlog.

Anschließend noch ein kurzer Ausblick über das Rahmenprogramm
der zwei letzten Farbenladen-Wochenenden:

Samstag, 20. Mai:
Studenten in Wohnungsnot – Endstation
Matratzenlager Audimax?
Eine Gesprächsrunde mit Journalisten von den Uni-Magazinen UNIKAT, CampusZeitung LMU München, kon-paper, Nomen Nominandum – Studentisches Magazin des Historischen Seminars
(LMU)
, Philtrat und Cogito
Doppelkonzert: Alisha Prettyfields & Chuck Winter Music

Sonntag, 21. Mai:
Schluss mit granteln! – Mit Münchner
Comedians und Kabarettisten die Lachmuskeln trainieren
Mit: ALEX DÖRING, Julian Wittmann – Liada und Kabarettt und Michael Mauder
Und: Powerpoint-Karaoke – Für Rampensäue und die, die es werden wollen
Konzert: Liann

Samstag, 27. Mai:
Junge Münchner Prosa
Mit: Desiree Opela, Julian C. Betz, Carolina Heberling u.a.
Doppelkonzert: KLIMT & Spring –
Music

Sonntag, 28. Mai:
Wer die Wahl hat – eine Gesprächsrunde über
PolitikverdrossenheitDoppelkonzert: Xavier Darcy & Matthew
Matilda

Die Öffnungszeiten: samstags von 16
– 22 Uhr, sonntags von 16 – 20 Uhr.
Der Eintritt ist frei.

Text: Tilman Waldhier

Foto: Amelie Satzger