Musikalischer Umbruch

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Wir porträtieren an dieser Stelle bis zur Vernissage alle 20
mitwirkenden KünstlerInnen unserer Ausstellung
“10 im Quadrat Reloaded”
 im Farbenladen – mal Fotograf, mal
Modell. Heute: Musikerin Amira Warning.

Amira Warning, geboren 1995, schreibt deutschsprachige
Lieder und ist gespannt, wie das bei ihren Fans ankommen wird. Bisher hat sie auf
Englisch gesungen. Englisch versteht schließlich jeder und würde deshalb auch
eine potentielle internationale Karriere nicht behindern. Doch inzwischen ist
Amira das nicht mehr wichtig: „Wenn ich in Deutschland spiele, versteht mich
jeder und auf Deutsch kann ich mich besser und natürlicher ausdrücken.“ Der
Musikstil ist auch neu: „Singer-Songwriter und vom Beat her Hip-Hop und
Groove.“ Neben ihrem Soloprojekt Ami ist sie auch mit ihrem Vater Wally Warning
als Duo unterwegs. Gemeinsam bespielen sie Kulturplätze und wechseln sich ab
mit Gesang und Bass. Diesen Musikstil beschreibt Amira als Weltmusik mit ein
bisschen Reggae und Soul. Für sie ist es wichtig, dass beide Seiten
nebeneinander existieren. So kann sie einerseits ihr „eigenes Ding“ machen und
es andererseits genießen, wenn die ganze Familie bei den Auftritten mit ihrem
Vater dabei ist.

Text: Lena Schnelle

Foto: Diego Reindel

Magische Momente, authentische Auftritte

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Welche Musiker fallen in München auf? Jeden Montag stellen wir auf der Junge-Leute-Seite die „Band der Woche” vor. Zehn Bands, die in den vergangenen Monaten von sich reden machten, stehen nun zur Wahl für die „Band des Jahres” – ein Überblick:

Für Pop aus München sind wir regelmäßig unterwegs: Wir schauen bei den Konzertbühnen dieser Stadt vorbei. Wir besuchen Proberäume und durchkämmen das Internet. Von daher wissen wir meist, welche Bands in München auffallen und von welchen Bands man in Zukunft hören wird – nachzulesen jeden Montag in unserer Rubrik „Band der Woche“. Ende des Jahres gehen wir einen Schritt weiter. Wir haben zehn Bands, die uns in diesem Jahr aufgefallen sind, ausgewählt für die Wahl zur „Band des Jahres“. Die Facebook-Abstimmung läuft bis Ende Januar. Hier die zehn Bands im Überblick:

Matija
Indie-Pop

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Das Gefühl kennen die Musiker noch aus ihrer Anfangszeit, als sie sich noch The Capitols nannten: Die Stimmung im Münchner Club Strom kocht, junge Frauen stehen in der vordersten Reihe und schmachten den Frontmann an, der sich betont cool inszeniert; der Traum von präpotenten Jungs. Neu ist: Sänger Matija, nach dem jetzt die Band benannt ist, wird gerade auf den Armen der Fans durch die Halle getragen. Matija wird als das nächste große Münchner Indie-Ding gehandelt. Die Songs haben Hit-Potenzial, poppige Melodien treffen auf einprägsame Gitarrenriffs – die Fanliebe scheint nicht zu erlöschen.
Foto: Rue Novelle


Klimt
Soul-Pop / Singer-Songwriter

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„Um sich weiterzuentwickeln, muss man manchmal allein sein.“ Das sagt Verena Lederer, Sängerin von The New Colossus, die man mittlerweile viel häufiger mit ihrem Soloprojekt Klimt auf Münchens Bühnen bestaunen kann. Melancholische Melodien am Klavier treffen auf eine soulige Stimme, verraucht und auch ein bisschen verrucht, brechend, aber dennoch immer sicher. Um sich weiterzuentwickeln, muss man auch Risiken in Kauf nehmen. Dieses Jahr hat die 25-Jährige ihre Festanstellung als Beauty-Redakteurin gekündigt, um Musik zu studieren. Foto: Ar Hart

King Pigeon
Indie-Pop

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Das Atomic Café gibt es nicht mehr. Das ist schade. Aber immer wieder tauchen junge Musiker auf den Münchner Bühnen auf, die in dem ehemaligen Britpop-Club ihre musikalische Unschuld verloren haben und dort mit der Musik sozialisiert wurden, die sie heute selbst spielen. Bei King Pigeon heißt das: treibendes Schlagzeug samt Bass, funkig-kratzige Gitarrenriffs, ein etwas aufgerauter Grundklang, melodiöser Gesang und vor allem live viel Druck und Energie. Dazu erzählen die Musiker etwas vertrackte Liebesgeschichten. Wie damals im Atomic Café – nur hier von Dauer. Und das ist gut so. Foto: Sebastian Menacher

Ni Sala
Bluesrock

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Auf einmal steht die Welt Kopf. Auf dem Boden sind ein Schlagzeug, der Bass, die E-Gitarren zu sehen, an der Decke hängen auf diesem Bandfoto die Musiker. Oder anders herum. Eine Täuschung, und das passt sehr gut zu Robert Salagean. Vor noch gar nicht so langer Zeit wollte er weg aus München, weg aus dem spießigen Deutschland mit all seinen Verpflichtungen. Längst ist er wieder zurück – mit neuer Musik und seiner neuen Band Ni Sala, die diese Stadt um einiges spannender macht: Post-Weltenbummler-Bluesrock mit ausladenden Hippie-Phrasen und fetten Gitarren-Riffs. Foto: Luis Zeno Kuhn

Liann
Singer-Songwriter

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Kilian Unger ist alles, nur kein Punkrocker. Als Singer-Songwriter nennt er sich Liann, er singt deutschsprachige Lieder, einfache, aber poetische Texte über sein Viertel, seine Freunde, seine Kindheit, seine Kneipen. Sein Auftreten, seine Texte, seine Musik – all das macht Liann zu einer Figur, die nicht unnahbar erscheint. Ein bisschen holt er so eine nostalgische Schlager-Ästhetik in den Indie-Lifestyle. Authentisch könnte man das aber auch nennen – ein Wert, für den Plattenfirmen viel Geld ausgeben, eine Ausstrahlung, die man zum Glück nicht kaufen kann. Mit seinem Lied „Eismann“ hat er zum Beispiel das Herz von Sportfreunde Stiller-Manager Marc Liebscher berührt, es folgten Auftritte im Vorprogramm der Sportfreunde und der Rapperin Fiva. Aber auch sein Auftritt beim Festival „Sound Of Munich Now“ war umjubelt – auch von Tobias, Gitarrist der Punkrock-Band Todeskommando Atomsturm. An sich höre er nur Punkrock, sagt der, aber die Musik von Liann, „die hat mich berührt“. Foto: Victoria Schmidt

Beta
Hip-Hop

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Weg vom Wilde-Kerle-Image, raus aus der Komfortzone. Als nach dem dritten Album – der Debüt-Platte bei Sony – die Karrierechancen von Exclusive eher als gering eingeschätzt wurden, starteten Schlagzeuger Christian Rehländer und Bassist Markus Sebastian Harbauer mit der herrlich störrischen Hip-Hop-Band Beta. Eine Bandbesetzung aus Gitarre, Bass, Elektronik und Schlagzeug trifft dabei auf den Aggro-Berlin-sozialisierten Rapper Sebastian Grünwald. Funk-Licks, dröhnende Elektro-Bässe und Gitarren-Soli sind genauso Teil des Konzepts wie Raps und die dem Hip-Hop so eigene Überheblichkeit: „Ich hab’ lieber kein Style als Dein’ Style“, lautet die erste Punchline, mit der das Quartett aufbricht und die konsensverwöhnte Münchner Szene ein bisschen aufwirbelt. Das macht in erster Linie großen Spaß und kann erfolgreich werden – im kommenden Jahr gehört die Aufmerksamkeit trotzdem wieder Exclusive, die jetzt doch eine weitere Platte bei dem Major-Label veröffentlichen. Foto: privat

Zum Video

Eliza
Alternative-Pop

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Feen-Pop mit sphärischen Klängen. Melancholischer Alternative, märchenhaft und düster, laut und leise, süß und sauer. Die Musik von Eliza verbindet Elemente, die auf den ersten Eindruck nicht zusammenpassen – und doch öffnet sich mit jedem Song eine gewisse Magie, vorausgesetzt, man lässt sich darauf ein. Im Mittelpunkt steht Sängerin Elisa Teschner. Auf einem der Bandfotos steht die Sängerin in schwarz-rotem Spitzen-Outfit vor einem See, gesäumt von Tannen und einem etwas verhangenen Himmel – „Game of Thrones“ lässt grüßen. Dieses groß angelegte Fantasy-Reich findet sich auch in der Musik – und muss jetzt noch den Weg aus dem Labyrinth finden. Dafür setzt die Musikerin auf Neuausrichtung: In der zweiten Jahreshälfte 2017 wurden der Produzent und Musiker ausgetauscht, die Musik klingt nun elektronischer. Dementsprechend wird sich 2018 auch abseits der Musik einiges ändern. Es soll einen neuen Look geben, verspricht Elisa. Und auch der Bandname wird sich verändern, Eliza heißt dann were here. Foto: Conny Mirbach

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Paul Kowol
Singer-Songwriter

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Die Namensänderung ist noch nicht vollzogen. Aber da sich neben Gerald Huber (Cat Sun Flower, Triska) nun auch Sportfreunde-Manager Marc Liebscher um die Zukunft von Singer-Songwriter Paul Kowol kümmert, wird das nicht mehr lange dauern. Liebscher ist ein Freund prägnanter Bandnamen, so wurde aus Spunk später die erfolgreiche Formation Fertig, Los!, und aus der List-Nachfolgeband die Combo 50/50. Das ist alleine schon deswegen erwähnenswert, weil sich Paul Kowol als Künstler schon einprägen soll, wenn seine Songs im Radio gespielt werden – und das wird wohl in nicht allzu später Zukunft passieren. Paul Kowol umgarnt mit klassischen Popsongs und überbordenden Liebesliedern sein Publikum. Der Grat ist schmal, auf dem er sich bewegt, er macht Mainstream-Musik, die auch nichts anderes als das sein will. Doch sein musikalisches Niveau ist hoch. Er lässt seinen Gesang vom Singen ins Erzählen kippen, so etwas kann man nicht trainieren, so etwas kann man nicht lernen. Das ist ein Grundgespür, das hoch begehrt ist. Zuletzt kamen immer wieder Produzenten für ein paar Tage in einen Münchner Vorort, um mit Paul an Songs zu arbeiten, um Songs aufzunehmen. Bald soll es an die Öffentlichkeit gehen. Der zuletzt favorisierte Bandname: Paul. Einfach und prägnant. Foto: Walter Hämmerle

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Swango
Hip-Hop

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Es lässt sich jetzt nicht überprüfen, aber vielleicht ist Swango in China die erfolgreichste Münchner Band – zumindest, was die Anzahl der verbreiteten Videos betrifft. Und das kam so: Die drei Musiker von Swango spielten diesen Jahr beim Festival „Sound Of Munich Now“. Die Besucher lauschten dem mitreißenden Hip-Hop der Band und wunderten sich, woher der Beat kommt. Links auf der Bühne stand Skill-Gott Heron, ein Stepptänzer und in diesem Fall ein menschlicher Beat-Generator. Das hat man in München zuvor nicht gesehen, ebenso wenig die Gäste aus Hongkong – erstmals spielten internationale Bands bei diesem Festival. Die holten bereits beim Soundcheck ihre Kameras hervor und drehten Videos von den Rap-Stücken mit der Stepp-Einlage, die vielleicht seitdem in China viral gehen. Aber Swango ist mehr als eine musikalische Zirkusnummer. Mänekin Peace, englischer Muttersprachler, ist einer der besten Rapper Münchens, flankiert durch Akustikgitarre und Stepp-Beats kommt sein Ausnahmetalent umso mehr zur Geltung. Foto: David Weichelt

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Chaem
Art-Pop

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Zwischen diesen beiden Momenten liegt fast ein Jahr: Im Januar stand die Musikerin Chaem auf der Bühne im Muffatwerk, sprang als Sängerin von Flor and the Sea barfuß über die Bühne, eine Pop-Elfe. Nun, im Dezember ihr erster Auftritt mit ihrem Soloprojekt. Nein, sie steht in ihrem roten Kleid nicht starr auf der Bühne – sehr präsent ist sie, aber bei weiten nicht mehr so ausgelassen wie früher. Das liegt auch an ihrer Musik, die man derart vertrackt und gleichzeitig modern selten in München erlebt. Ihr Elektro-Pop ist versponnen, unter vereinzelte Klavier-Klänge legt sie Beats. Keine schnellen Beats. Vielmehr zähmt Chaem die Drum ’n’ Bass-Beats und fügt sie ganz zärtlich zu den harmonisch suchenden Akkord-Welten hinzu. Und auch ihren Up-Tempo-Song „Carrousel“ bremst sie. Die Ausgelassenheit wird nur angedeutet, aber am Ende bleibt die Melancholie. Foto: Christin Büttner

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Text: Rita Argauer und Michael Bremmer

Band der Woche: LaPrêle

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Alex Laprell geht für sein Debütalbum “The Mirror” den klassischen Singer-Songwriter-Weg. Der war jedoch nicht ganz absehrbar: eigentlich wollte er Operngesang studieren. Wie gut, dass er sich irgendwann eine Gitarre zugelegt hat.

Graf von Krolock ist ein finsteres Wesen. Klar, immerhin ist der auch so etwas wie der Anführer im „Tanz der Vampire“. Das bringt die Figur dann allerdings auch in einen kleinen Konflikt, denn Krolock ist in seiner ganzen Blutgier und Finsternis auch ein bisschen komisch. In Roman Polanskis Film genauso wie im darauf basierenden Musical. Der„ Tanz der Vampire“ ist ein Extremfall, dort wird das Horror-Genre mit einer Komödie vermischt. Doch darin zeigt sich auch bisschen das allgemein Seltsame an Musicals. Diese Nachfolger der Operetten vermischen einfache Musik mit größtem Drama, was – wenn es gelingt – die höchste Kunst der Popmusik ist. Doch wenn es daneben geht, kippt die Musik schnell in künstliche Theatralität und Kitsch.

Wenn man sich das Debütalbum „The Mirror“ von Alex Laprell, alias LaPrêle, anhört, ist das Komischste daran die Vorstellung, dass diese feine Stimme einst besagten Grafen von Krolock sang. In einer Schulaufführung des Musicals sang er das Vampir-Oberhaupt. Zu dieser Zeit hatte Alex im Gymnasium Musikleistungskurs mit dem Schwerpunkt Gesang, eine Ausbildung im klassischen Fach folgte. Doch dann entschied sich Alex, der ursprünglich auch Operngesang studieren wollte, aber doch für Jura. „Nach dem Abi stand ich kurz davor, Operngesang zu studieren, aber mein Herz hat einfach nicht genug für die Klassik geschlagen. Und mir war auch der Erwartungsdruck in der Branche zu hoch“, sagt er. Erst viel später, während des Studiums, habe er sich dann eine Gitarre zulegt und sich das Spielen selbst beigebracht. Jetzt schreibt er Popsongs, die aber den theatralischen Geist seiner früheren musikalischen Prägung in sich tragen. Dabei ist es jedoch nicht so, dass Alex über seine Musik groß angelegte Geschichten erzählen würde. Er schreibt Musik mit lyrischen Texten, die mehr eine Stimmung hervorrufen, als durch eine konkrete Handlung tragen.

Die Theatralität liegt bei Alex im Detail, genauer in seiner Stimme. Denn dieser hört man an, dass sie einst dafür ausgebildet wurde, über kleine Nuancen und das Timbre zu psychologisieren, ja, mit der Stimme eine Rolle zu erschaffen. Alex kann so etwa seine Stimme zittern lassen, dass sich sofort eine große Unsicherheit in der Musik verbreitet, wie von jemandem, der mit der Welt hadert. Nie jedoch klingt es, als sei Alex in seiner Gesangstechnik unsicher. Diese feine Differenzierung zwischen dem Sänger Alex und der Stimmung, die der Sänger über seinen Gesang transportieren will, gelingt ihm dabei ziemlich gut.

Auf seinem Album, dass er gemeinsam mit seinem Freund Dominik Schmidt produziert hat, dient das besonders dazu, eine recht düstere Stimmung zu erzeugen. „Ich bin ein nachdenklicher Typ, und viel von der Düsterheit der Melodien und Texte spiegelt innere Themen wider, die ich in den vergangenen Jahren bearbeitet und aufgelöst habe“, sagt er. Textlich zeigt sich das dann etwa im Song „Home“, der auf den Satz hinaus läuft, das Gefühl von Heimat oder Zuhause sei ihm unbekannt. Oder „The coin has two sides“, in dem die Zeile „Enjoy the pain“ wieder und wieder gesungen wird. Am Anfang erscheint das etwas seltsam, weil er die Emotionen in seine Stimme presst, die dann bisweilen ein wenig jaulend klingt. Sobald man sich daran jedoch gewöhnt hat, entwickelt die Musik einen ähnlich wohlig-leidenden Sog wie das Conor Oberst bei den Bright Eyes hatte. Wenn die Arrangements, deren Grundgerüst meist aus einer einfach geschlagenen Akustik-Gitarre bestehen, dann mit Saxofon, Horn und E-Gitarre, sowie um zweite Stimmen ergänzt werden, bekommt die Musik eine Dimension, die über einfache Songwriter-Strukturen weit hinausgeht. 

Stil: Düster-Folk
Besetzung: Alexander Laprell (Songwriting, Gesang, Gitarre, Synthesizer), Dominik Schmidt (Produktion, Mixing, E-Gitarre, E-Bass, Drums, Synthesizer), und Gastmusiker
Aus: München
Seit: 2013
Internet: www.laprele.de

Text: Rita Argauer

Foto: Denise Stock

„Wir sind die neuen Alten“

John Christopher Lack animiert mit seinem Song “Deine Stimme zählt” zum Wählen.
Ein Gespräch über Politikverdrossenheit, den Umgang mit anderen
Meinungen und den Zusammenhang von Kunst und Politik, gerade jetzt vor
der Bundestagswahl:

Sein Song beginnt groovig und hört sich nach Gute-Laune-Musik an. Das Lied und das zugehörige Musikvideo von John Christopher Lack, Student der Kulturwirtschaft in Passau, der sich selbst „Topher“ nennt, klingen zuerst nach „Love, Peace and Happiness“: Ein junger Mann mit Hippie-Attitüde, Bart und zusammen gebundenem Haar fährt mit seiner umgeschnallten Gitarre Fahrrad. Eine Gruppe gut gelaunter Jugendlicher begleitet ihn bei seinem Sprechgesang. Hinter Tophers Lied steckt jedoch mehr als bloße Unterhaltung. Der Titel des Liedes ist auch sein Programm. „Deine Stimme zählt“ nennt sich der Song des 21-jährigen Münchners. Er soll junge Menschen zum Wählen animieren. Ein Gespräch über Politikverdrossenheit, den Umgang mit anderen Meinungen und den Zusammenhang von Kunst und Politik, gerade jetzt vor der Bundestagswahl.

SZ: Andere Singer-Songwriter schreiben Lieder über Partyexzesse und Herzschmerz, du über Politik. Warum?
John Christopher Lack: Ich mache auch Songs zu anderen Themen. Liebe spielt da immer eine große Rolle, auch gute Abende mit Freunden, Feierei oder Schlagsahne. Auch Mal Dinge, die wenig Sinn machen. Dennoch mache ich gerne Musik, die zum Denken und Handeln anstößt.

Du möchtest junge Menschen zum Wählen auffordern. Wieso mit Musik?
Musik ist meine Sprache. Andere Menschen drücken sich durch Kunst oder Texte aus. Musik ist ein prima Mittel, um gerade junge Menschen anzusprechen.

Wirklich? Mit Zeilen wie: „Weg von später und nie, entflieh der Lethargie“ oder „Lassen wir Rechts-Populisten und Faschisten in die Parlamente rein? – Nein!“ Wie ist denn dieses Lied entstanden?Gar nicht direkt für die Bundestagswahl jetzt, sondern ich wollte grundsätzlich an jeden appellieren, an sich und seine Ideen zu glauben und sich auch einzumischen, denn es ist doch einfach so: Jede Stimme zählt.

Und wie kam es zu dem Video?
Im März war ich bei einer Jugendleiterfortbildung und habe dort meinen Song am Lagerfeuer gespielt. Eine junge Frau hat mir vorgeschlagen, mich bei dem Bundesjugendring zu melden. Die veranstalten immer die U-18 Wahlen. Das habe ich getan. Es folgte eine Aufnahme im Tonstudio und der Videodreh.

Wieso sollten deiner Meinung nach gerade junge Menschen wählen gehen?
Dazu fällt mir dieser Spruch ein: „Die Alten meinen, dass mit ihnen die Welt aufhört, und die Jungen, dass sie mit ihnen beginnt.“ Wenn aber eines von beiden fehlt, entsteht ein Ungleichgewicht. Schließlich sind wir die neuen Alten. Man sollte nie seinen Optimismus verlieren und denken, man sei gegenüber dem Leid der Welt völlig ohnmächtig. Schließlich kann man sich zumindest mit einem Kreuzchen politisch engagieren.

Reicht das aus?
Wählen zu gehen, das ist für mich das Mindestmaß an Dankbarkeit dafür, dass wir in einer Demokratie leben dürfen. Allerdings gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren.

Der Jugend ist Politik angeblich egal.
In meinem eigenen Umfeld sind viele engagierte Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen. Allerdings gilt das nicht für jeden. Oft bekomme ich auch das Gegenteil mit, Menschen, die sich mehr Gedanken um ihre Kleidung machen als darüber, wie es den Menschen in ihrer Nachbarschaft geht. Viele junge Leute nutzen ihre Stimme nicht, da ist schon was dran.

Woran liegt das deiner Meinung nach?
Ich denke, dass Politik für viele Menschen einfach unsexy ist. Wenn die Thematik aber gut aufgearbeitet wird, zum Beispiel durch ein künstlerisches Projekt, dann fängt man an, sich darüber Gedanken zu machen und es wird cool. Ein anderer Punkt ist mit Sicherheit die Tatsache, dass in den Augen vieler Leute die Versprechen der Politik zu langsam umgesetzt werden. Dann denkt man: Lass mal die da oben machen!

Wie gehst du mit politischen Meinungen um, die deiner eigenen widersprechen?
Man kann niemandem das Wort verbieten. Wichtig ist, sich nicht vor den Meinungen anderer Menschen zu verschließen. Man sollte nie pauschal abstempeln. Die Konfrontation und das Gespräch sind wichtig, auch wenn man am Ende nach wie vor mit unterschiedlichen Meinungen auseinander geht. Es sollte auch möglich sein, dem Gegenüber mit guten Argumenten entgegen zu kommen, anstatt mit polemischen Parolen.

Hast du darüber nachgedacht, deinen Song aus Werbezwecken an eine Partei zu verkaufen?
Ich möchte mich zwar politisch positionieren, allerdings ohne Parteifarbe zu bekennen. Der Grundgedanke ist: Demokratie stärken und schützen. Dieses Ziel verfolgen viele etablierte Parteien.

Das Musikvideo sieht dennoch so aus, als könnte es eine Werbekampagne sein.
Es entstand in einer Kooperation mit dem Deutschen Bundesjugendring und „jup! Berlin.“ Die beiden Organisationen haben mich finanziell unterstützt.

Und wie waren die Rückmeldungen bislang?
Auf Facebook hat das Video mittlerweile mehr als 16 000 Aufrufe. In den Kommentaren habe ich durchgehend viel Positives gelesen. Menschen haben sich verstanden gefühlt und mich und die Botschaft des Projekts unterstützt.

Interview: Anastasia Trenkler

Foto: Patrice Grosskreuz

Musikalischer Paradiesvogel

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In wenigen Tagen ist Stadt Land Rock 2017. Hier geben wir Einblicke
in die Tiefen des diesjährigen Kosmos aus Britpoppern, Traumwandlern und
Chartstürmern. Heute im Kurzportrait: Chuck Winter.

Bei manchen
Musikern bieten sich Vergleiche einfach sehr gut an. Chuck Winter ist so einer.
Beispielsweise haben die Songs des Singer/Songwriters, der mit seiner Band Die Steuerfahnder gerade seine neue EP „Morning Calling“ herausgebracht hat, oft etwas Treibendes von Mumford and Sons. Etwas Friedliches von Jack Johnson. Etwas Ehrwürdiges von Deep Purple. Etwas Stümperhaftes von Crosby, Stills, Nash and Young. Etwas Wahres von Leonhard Cohen. Die Liste ist endlos. Da
erklingen bluesige Orgeln über Sixties-Gitarren, während Glam-Rock-Soli der
Siebzigerjahre durch ein Neunzigerjahre-Ambiente schallen. Und trotz all der
Vergleiche, die einem spontan so in den Sinn kommen, hat Chuck Winter seinen
ganz eigenen Sound gefunden. Weil er alles und jeden miteinander kombiniert,
ist er nie nur eines. Er ist immer vieles. Und das zu sein, ist in unserer
heutigen Schubladengesellschaft gar nicht so einfach. Erst kürzlich hatte er
die Ehre, als Vorgruppe der Kölner Band AnnenMayKantereit
zu spielen. Und wenn er so weiter macht, darf Chuck Winter ja vielleicht mal
eine der oben genannten Pop- und Rockgrößen supporten – natürlich vorausgesetzt,
sie existieren überhaupt noch.

Das Stadt Land Rock Festival findet dieses Jahr vom 29. Juni bis
zum 1. Juli statt, täglich von 19 bis 22:30 Uhr in der Half Moon Bar auf
dem Sommertollwood. Chuck Winter spielt am 29. Juni zusammen mit Nikolaus Wolf, Jordan Prince und Klimt.


Text: Tilman Waldhier

Foto: Christin Büttner

Band der Woche: Melli Zech

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Melli Zech macht ihre Musik ganz der Nase nach: sie singt und spielt was ihr gerade so einfällt und richtet sich nicht nach bestimmten musikalischen Idealen. Das macht ihre Musik umso schöner.

Idealismus wird im Popgeschäft oft belächelt. Schlicht, weil derjenige, der sich ernsthaft mit seiner Musik für etwas einsetzt, eben bisweilen nicht sonderlich cool rüberkommt. Die Coolen, das sind die Abgebrühten, die sich nicht aus der Gelassenheit bringen lassen. Und cool ist nun einmal spätestens seit den Siebzigerjahren zum doch recht präsenten Diktum der Popwelt geworden. Natürlich gibt es Ausreißer wie die Wut der Punks oder die oft beißende Sozialkritik mancher Hip-Hop-Acts. Doch das bisweilen etwas naive Hoffen und gleichzeitige Pochen auf eine bessere Welt, das die Hippies in den Sechzigerjahren noch voller Überzeugung aufs Tableau gebracht haben, das ist dahin.

Vielleicht überrascht auch deshalb die Attitüde von Melli Zech (Foto: Tobias Windfeldt-Schmid). Die erst 17-jährige Münchner Songwriterin wirkt auf den ersten Blick naiv. Sie liebe die Musik, wie sie nicht müde wird, zu betonen. „Für mich ist Musik alles. Mein ganzes Leben dreht sich um sie.“ So einfach drückt sie das aus. Und so einfach geht sie auch an ihre Musik heran. Mit sechs Jahren bekam sie ihre erste Gitarre geschenkt, seitdem hat sie Unterricht. Später brachte sie sich noch selbst das Klavierspielen bei und probierte sich an anderen Instrumenten. Doch vor allem begann sie, Songs zu schreiben. Und auch hier ist eine gewisse Unbefangenheit spürbar: Melli macht nicht Musik, weil sie sich irgendeinen Stil von einem bekannten Künstler abgeschaut hätte, sie schreibt Songs, die ihr gerade so einfallen. Wild ist natürlich die Mischung bisweilen. Etwa, wenn das mit ruhiger und belegter Sprechstimme vorgetragene „Addiction“ von dem im hüpfenden Reggae-Off-Beat gehaltenen „Memories“ abgelöst wird. „Was ist ein eigener Sound eigentlich?“, fragt Melli hingegen, denn irgendwie sei doch alles schon einmal da gewesen. Deshalb gar nicht weiter über so etwas nachdenken, sondern eben einfach Songs schreiben, die stimmig sind, überzeugend.

Doch ganz so leichtfüßig, wie diese Herangehensweise ist, ist Mellis Weg zur Musik dann doch nicht vonstatten gegangen. Als Kind habe sie eine ernste Blut-Erkrankung gehabt, die sie glücklicherweise besiegen konnte. Allerdings mit dem Ergebnis, dass sie in der ersten Klasse fast taub gewesen sei. Eine Operation half, aber auch der Tipp eines Lehrers ihrer Sprachförderschule, dass Melli doch ein Instrument lernen sollte, um über die Musik das normale Hören und vor allem auch Lesen und Schreiben zu lernen. Eine dementsprechend enge Bindung hat Melli zu ihrer ersten Gitarre aufgebaut. Dass Musik also ein Teil ihres Lebens bleiben sollte, war klar. Sie absolvierte eine Tontechnik-Ausbildung und schloss ein paar weitere Kurse über Popmusik an. Später möchte sie jedoch eine Ausbildung zur Sozialpädagogin machen, um Kindern Musik nahezubringen und ihnen zu helfen. Das ist idealistisch und im bisweilen oberflächlichen Pop-Geschäft auch richtig mutig. 

Stil: Songwriter / Pop
Besetzung: Melli Zech (Gitarre, Gesang)
Aus: München
Seit: 2015
Internet: www.soundcloud.com/melli-zech

Text: Rita Argauer

Foto: Tobias Windfeldt-Schmid

Stadt-Land-Rock-Festival 2017- Elektrosoul und ganz viel Bob Dylan

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Mit einer bunten Mischung aus natürlich-reduziertem Gitarren-Pop bis hin zu elektronisch-tanzbaren Klängen geht das Stadt-Land-Rock-Festival in die nächste Runde. 12 Bands machen sich auf, die Herzen der Zuhörer zu gewinnen.

München soll langweilig sein?
Kein Platz für Jugendkultur haben? Es Musikern unmöglich machen, Fuß zu fassen?
Stimmt nicht wirklich, das zeigen jedes Jahr eine Vielzahl von Festivals. Auch
das Stadt-Land-Rock-Festival ist seit 2004 Jahr für Jahr Beweis dafür, wie
spannend die Münchner Musikszene ist, welch tolle neue Bands darauf warten, die
Bühnen dieser Stadt zu erobern. Dort wird es heuer vom 29. Juni bis zum 1. Juli
an drei Abenden 12 verschiedene Münchner Newcomer-Bands zu hören geben.

Die drei Tage stehen dieses
Jahr ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Außerdem sorgen Bands wie Matija
oder Mola für die nötige Prise Tanzbarkeit.

Am Donnerstag, 29. Juni,
 wird es Singer/Songwriter Chuck Winter zu sehen geben, der am 1. Juni
seine erste EP rausbringen will. Mit seinem Mix aus den verschiedenen Popstilen
der vergangenen 60 Jahre, weiß der in München geborene Deutsch-Amerikaner, das
Publikum zu überzeugen. Der in der Tradition von 6 stehende Indie-Folker
Nikolaus Wolf wird den Abend träumerisch und voller Herzschmerz angehen.
Akustik-Gitarrist Jordan Prince wird Funken aus den Saiten schlagen und
Sängerin KLIMT wird mit souliger Stimme und Keyboard diesen ersten Abend als
Late-Night-Act beschließen.

Der Tag drauf verspricht ein
rockigeres Line-up: Der Pop-Poet Wendekind singt sich auf Deutsch die Seele aus
dem Leib – und das mit einem interessanten Mix aus Hip-Hop, Electronica und
Rock/Pop. Die Alternative-Rock-Band Matija, die mit neuem Namen (ehemals: The
Capitols) und neuer Frisur, aber mit altbekannter Kraft und Bühnenpräsenz
ausgestattet ist, wird die Raumtemperatur deutlich erhöhen. Die Gruppe Mola um
Sängerin Isabella Mola hat ihren ganz eigenen Stil gefunden: Er befindet sich
irgendwo zwischen Elektro, Deutschpop und Soul und klingt dabei so dermaßen
reif, als gäbe es ihn schon immer. Singer/Songwriter Liann wird den Abend mit
rührenden Texten über vergangene Kindertage und verlorene Liebschaften –
untermalt von seinem sanft-schönen Gitarrenpicking –  beenden.

Den dritten und letzten
Festivaltag bestreitet About Barbara, eine Sängerin, von der man in ihrer
Wahlheimat  München noch nicht so viel gehört hat. Das wird sich ändern:
Ihr Youtube-Hit „Bis der Himmel sich dreht“ hat schon jetzt knapp 650 000
Klicks. Eliza sorgt mit ihren stimmungsvollen Akustikliedern für träumerische
Atmosphäre, der Durchstarter Nick Yume gibt chartsverdächtige, mit souliger
Stimme unterlegte Elektrotunes zum Besten. Den Abschluss macht auf der
Late-Night-Bühne Singer/Songwriter Flonoton, der auf seiner Facebook-Seite bei
Auszeichnungen die Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen 2005 angibt – an
Humor mangelt es bei Flo und seinem sogenannten Flo-Zirkus schon mal nicht.

Text: Tilman Waldhier

Collage: SZ

EP-Kritik: Liann – Goldjunge

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Lianns neue EP “Goldjunge” hat das Zeug dazu, Vorbild für eine neue Generation deutscher Singer/Songwriter sein – mithilfe von klugen, nachdenklichen und vor allem sehr ehrlichen Texten.

Die Zeiten für junge Singer/Songwriter sind bei Leibe nicht
einfach momentan – zumindest nicht aus einer künstlerischen Perspektive. Hat
doch Jan Böhmermann in einer genialen Persiflage all das
menschenlebentanzenwelthafte der deutschen Popmusikszene seziert, durchgespielt
und beendet. Wie kann man da jetzt künstlerische Akzente setzen, ja ernst
genommen werden? Schön singen allein reicht nicht, denn das können sie ja alle,
die sie nur mal kurz die Welt retten wollen oder nur einer von achtzig
Millionen sind.

Vielleicht führt der Weg zurück ins Kleine, ins Private, ins Autobiografische? Zumindest zeigt die kürzlich erschienene zweite EP „Goldjunge“
des Münchner Singer/Songwriters Kilian Unger alias Liann, wie man es richtig
machen könnte. Nur mit einer Gitarre,
reduzierter Begleitung und einer fantastisch-sanften Stimme gelingt Liann das,
was viel von der aktuellen Chartmusik nicht gelingt: echt und glaubhaft Gefühle
auszudrücken und zu erzeugen. Die Platte
beginnt unaufgeregt mit dem Titel Memoiren,
einer kleinen Abhandlung über das Erwachsenwerden, Erwartungsdruck und das
Scheitern, „auf einmal volljährig, aber meistens nur voll“. Auch Chicago – szenisch, der Rauch von
Feuerwerkskörpern, die ein vergangenes Spektakel nur erahnen lassen und der
Kater setzt schon ein – bremst das Tempo der heutigen Zeit, lässt Wehmut und
Fernweh verschmelzen, ein bisschen „Ich war noch niemals in New York“, ein
bisschen „Don’t look back in Anger“. Und in Felix
stirbt die Hoffnung nicht zuletzt, nein, die „Hoffnung tut noch weh“. Natürlich geht es um Liebe, natürlich ist der Protagonist noch betrunken oder
schon verkatert – so sicher kann man sich da bei Liann nie sein. Im titelgebenden Goldjunge erzählt er eine Geschichte, die auch die Rapcombo K.I.Z.
regelmäßig erzählt, naturgemäß mit deutlich drastischeren Worten. Liann schafft
es dabei ganz subtil, vorsichtig Emotionen zu wecken, doch mehr zwischen den Zeilen
oder durch die Musik. Die Fäden der EP laufen schließlich in Peter Pan zusammen, erwachsen obwohl man
das nie wollte – „halb noch ein Kind, halb Veteran“.

Und so hinterlässt einen die viel zu kurze Platte
melancholisch, nachdenklich, irgendwie berührt. Vielleicht ist das tatsächlich
die Lösung für die deutsche Popmusik, nicht die großen, allumfassenden Topoi
aufgreifen, sondern die eigenen Geschichten erzählen und dabei echt bleiben –
auch wenn es sich dann als Fehlalarm herausstellt.

Text: Philipp Kreiter

Foto: Victoria Schmidt