Von Freitag bis Freitag mit Serafina

Unsere Autorin zieht es kommende Woche unter anderem zur Braunauer Brücke zu einem großen Picknick, organisiert von Mit Vergnügen München. Außerdem: die Whiskey Foundation im Strom und der Weltflüchtlingstag mit Bellevue di Monaco.

Als
zurgroaster Saupreiß freue ich mich immer wieder aufs Neue auf die bayerischen
Feiertage. Fronleichnam kenne ich aus Niedersachsen nicht. Heißt also, dass ich
mir am Freitag freigenommen hab und
das bedeutet: verlängertes Wochenende! Dies zelebriere ich mit dem Forward
Festival
in der Alten Kongresshalle. Die Idee hinter dem Forward
Festival besteht darin, dass die „kreative Community Meinungen
austauschen, sich gegenseitig inspirieren und voneinander lernen kann“. Klingt
spannend, vor allem freue ich mich auf die Diskussionen mit den Künstlern,
Redakteuren oder Musikern. Danach geht es ins geliebte Strom: Das Momentum findet wieder
statt, meine Lieblingsparty. Viel Indie, viel Alternative und Electro, ich freu
mich drauf!

Für den Samstag hab ich mir sehr viel
vorgenommen: Mittags geht es ins Feierwerk. Dort findet die dritte Runde des Hip-Hop-Flohmarkts statt: CDs
(ich liebe retro), Collegejacken und Sneaker kann man ergattern. Ich freue mich
auf die Schätze, die darauf warten, von mir entdeckt zu werden. Später geht es
auf das Icecream
Festival
in den Mars Markt. Ein Eisjunkie wie ich freut sich
natürlich auf die vielen verschiedenen Eissorten vor allem bei dem tollen
Wetter. Abends geht es wieder ins Strom. The Whiskey
Foundation
treten auf mit Matthew
Matilda
als Support und im Anschluss ist wieder die Visions
Party
. Besser kann der Abend nicht laufen!

Nach diesem
ereignisreichen und vor allem musikalischen Wochenende lasse ich den Sonntag entspannt angehen. Auf der
Braunauer Eisenbahnbrücke organisiert Mit Vergnügen München ein großes
Picknick. Mit einem
kühlen Radler in der Hand hocke ich an der Isar und lasse den Sonntag entspannt
ausklingen.

Nach so
viel Action in den letzten Tagen kam die Uni etwas zu kurz. Die Bib und die
Arbeit rufen, am Montag bin ich also
ganz produktiv.

Am Dienstag ist Weltflüchtlingstag. Das
Bellevue di Monaco lädt abends zu einem Fest unter dem Motto „Mia san ned
nur mia
!“ ein. Es gibt Musik, Tanzperformances, Fotoausstellungen
sowie Filmvorführungen und Kulinarisches, der Eintritt ist frei.

Am Mittwoch geht es endlich wieder los mit
dem Sommertollwood: 25 Tage
Konzerte, Essen und der Geruch nach Räucherstäbchen. Da es wahrscheinlich sehr
überlaufen sein wird und die Konzerte, die ich besuchen möchte, an anderen
Tagen stattfinden, fahr ich ins Theater LEO 17. Lea Gockel und Amy
Brinkmann-Davis von der Studiobühne TWM inszenieren „Hedda“, ein Stück
von Henrik Ibsen, das seine Uraufführung im Residenztheater 1891 hatte, aber
bis heute nicht an Aktualität verloren hat: Wie können wir unser Potenzial voll
ausschöpfen und inwiefern sind wir für unser Schicksal selbst verantwortlich?
Ich bin gespannt auf die Antworten!

Am Donnerstag beginnt wieder das Filmfest München, bei der
bis 1. Juli über 180 Premieren aufgeführt werden. Dieses Jahr gibt es zwei
Themen: „Youth on the Move“, bei der Jugendliche „gegen politische
Ignoranz und kapitalistische Denkmuster aufbegehren“, sowie „Kreativer
Widerstand“, bei dem das politische Autorenkino sein Comeback feiert. Da ich
leider für den Eröffnungsfilm „Un Beau Soleil Intérieur“ von Claire Denis leider
keine Karten mehr ergattern konnte, gehe ich ins Milla zum JazzJam.

Und am Freitag ist wieder eine Woche vorbei
und ich durchforste Facebook nach coolen Veranstaltungen. Ich entscheide mich für
das Geh tanzen
– U better move
im Ampere. Tanzen zu Funk, Soul, Oldschool Hip Hop,
Latin und Electro mit Rawnfunkie, DJ Bobby Evs und Saman. Die Eventbeschreibung
orakelt die „ersehnte Abwechslung zur musikalisch vorherrschenden Monotonie in
der Münchner Clubkultur“. Ganz so monoton finde ich die Clubkultur zwar nicht
(wenn man von den üblichen 08/15-Bars absieht), aber bin sehr gespannt, ob die
ersehnte Abwechslung tatsächlich herbeigeführt wird…

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Privat

Zeichen der Freundschaft: Stangenfreundinnen

Unsere Autorin und ihre Freundin verbindet ein besonderes Hobby: der Poledance. Sie zeigen sich die neuesten Moves, die schmerzendsten blauen Flecken – und ihre jeweiligen Kochkünste.

Elegant
läufst du zur Stange hin. Du machst zunächst den „Polestep“, auf den der
„Flamenco“ folgt, bevor es dann zum „Bodenwischer“ geht und du wieder
aufstehst. Unsere erste gemeinsame
Stunde Poledance. Immer den Anweisungen der Trainerin folgend setzen wir
synchron die Choreographie zusammen. Ich habe mir gleich gedacht, dass du
bereits mehrere Kurse besucht haben musst, da die Bewegungen bei dir so mühelos
aussahen. Ich hatte recht: Auf dem Weg zur U-Bahn habe ich dich gefragt, den
wievielten Kurs du besuchst – eine obligatorische Frage, die sich alle
Teilnehmerinnen stellen, wenn sie sich das erste Mal sehen. Dies wäre dein
sechster Anfängerkurs, wir hatten also Gleichstand. Ich bewunderte dich, wie gut
du schon warst: Du hast schließlich schon „Spinning“-Kurse besucht, bei der man
Choreographien an der rotierenden Stange übt und standest kurz vor einem
Aufbaukurs, mit dem man schon zu den Fortgeschrittenen gehört.

In der U-Bahn
haben wir uns dann sofort darüber ausgetauscht, welche Kopfüber-Figuren wir
bereits können und welche wir unbedingt noch lernen möchten. Du hast mir Tipps
gegeben, wie der „Cross Ankle Release“ funktioniert und ich habe dir von den
unendlichen vielen blauen Flecken vom „Gemini“ berichtet. Immerhin sind wir
beide uns einig, dass uns noch ein langer und schmerzhafter Weg bis zum Spagat
bevorsteht.

Aline und ich
wurden schnell zu Poledance-Buddies. Drei Tage nach unserer ersten gemeinsamen
Stunde trafen wir uns in einem anderen „Floor and Pole“-Kurs wieder, bei dem
der tänzerische Aspekt im Vordergrund steht – zufällig. Wir freuten uns riesig
und von da an teilten wir uns immer gemeinsam eine Stange. Wir übten gemeinsam
die Choreos und gaben uns gegenseitig Feedback. Gemeinsam regten wir uns auf,
dass uns einfache Figuren wie der „Stand up“ oder „Ballerina“ einfach nicht
gelingen wollten. Und nach jeder Woche tauschten wir uns darüber aus, wo man
überall Muskelkater bekommen hat und welcher blaue Fleck besonders schmerzvoll
war.

Nach den
Kursen fuhren wir immer gemeinsam bis zum Sendlinger Tor. Wir verstanden uns
immer besser, tauschten Nummern aus und irgendwann hast du mich zum Crepes-Essen
eingeladen und meintest, dass du selbstgemachten Schokoaufstrich hättest. Ein
Schokojunkie wie ich sagt da natürlich nicht nein. Wenn ich an die Crepes mit
dem Aufstrich denke, läuft mir heute noch das Wasser im Munde zusammen. Bis
spät am Abend haben wir Crepes gegessen und du hast mir stolz deine
selbstgenähten Kleider gezeigt und erklärt, welche Stoffe du benutzt hast und
was du noch planst. Ich bleibe der Überzeugung treu, dass aus dir irgendwann
eine berühmte Designerin werden wird.

Ein paar
Wochen später stehe ich in der Küche und lege Paprika ein. Nun bin ich an der
Reihe, dich zu bekochen und möchte dir die albanische Küche näherbringen. Als du
ankommst, fällt dir lachend auf, dass der ganze Gang nach Paprika riecht und
wir müssen beide grinsen. Immerhin schmecken dir die Paprika, wenn sie
auch mit Joghurt leckerer waren als pur. Bis spät am Abend unterhalten wir uns.
Über viele persönliche Dinge. Über das, was wir für die Zukunft planen. Und
welches französische Gericht du für den nächsten Kochabend planst.

Neulich trafen
wir uns zufällig in der Uni wieder. Und siehe da: Ohne sich abgesprochen zu
haben, haben wir beide denselben Aufbaukurs gebucht – ganz zufällig.
Ich freue mich schon sehr darauf, mit dir wieder eine Stange zu teilen und sie
zu rocken.

Irgendwann
werden wir beide so gut sein, dass wir unseren eigenen Kurs halten und bringen
den Teilnehmerinnen den „Gemini“ und den „Cross Ankle Release“ gemeinsam bei.

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Yunus Hutterer

Neuland: halloDeutsch-App

Mit der App halloDeutsch haben drei Studenten der TU München zusammen mit ihrem Professor ein kinderleichtes Programm zum Deutschlernen erfunden.

„Wie ein Kind Deutsch lernen“ – mit der App halloDeutsch haben Johannes Ismair, 22, Robin Jespersen, 26, und Yaroslav Dushko, 25 für ihre Bachelorarbeiten eine App entwickelt, mit der die Nutzer – nach eigener Angabe – in nur acht Minuten pro Tag spielerisch Deutsch lernen können. „Wir möchten jedem die Möglichkeit geben, sich in Deutschland bestmöglich zu integrieren“, geben sie als Motivation für das Projekt an. Sie haben die App so programmiert, dass sie sich für den Benutzer je nach Lieblingsthemenfeld alltägliche Sätze ausdenkt, die dieser dann gezielt lernen kann. Es werden außerdem zahlreiche Spiele angeboten, um die gelernten Inhalte festigen zu können. Stupides Auswendiglernen soll mit halloDeutsch komplett vermieden werden können, sagen sie. Die App hat Erfolg und bekommt sehr gute Bewertungen. 

Text: Serafina Ferizaj

Foto: halloDeutsch

Von  Worten, die Mut machen, Eintagsfliegen, Döner-Freundschaften und Shopping-Wahn

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Nach einem erfolgreichen und gut besuchten Auftakt unserer Vernissage
zu „10 im Quadrat“, startete am gestrigen Sonntag das Rahmenprogramm
im Farbenladen. 

Etwas ruhiger und gemütlicher war
es am ersten Ausstellungssonntag im Farbenladen. Die Besucher schlenderten
gemütlich von Bild zu Bild, während es draußen regnete. Aber nicht nur die
Porträts gab es an diesem Tag zu betrachten. Bei den Fototalks mit den
Fotografen Laura Zalenga, Michael Färber und Model Rosa Kammermeier (Blue Haze)
bekam das Publikum einen persönlichen Eindruck von der Kreativität und den
Ideen der Fotokünstler. „Es ist sehr spannend, wie verschiedene Menschen die
gleiche Person sehen und komplett anders interpretieren,“ erklärte Laura
Zalenga, die ihre Models mit einem Spiegel porträtierte. Sie wollte, dass die
einzelnen Fotos visuell miteinander verbunden sind. Außerdem, so die junge
Fotografin, eröffnen sich durch den Spiegel viele neue Perspektiven mit denen
man fotografisch spielen kann.

Aus Sicht der Porträtierten erzählte
Rosa. Alle Shootings haben ihr Freude bereitet, ganz besonders Spaß gemacht
habe ihr aber das mit Sophie Wanninger. Auf den bunten Fotos von Wanninger hatten
die Models die Vorgabe zu Schielen.

Und noch eine weitere Fotografierte
war an diesem Tag im Farbenladen: Felicia Brembeck, auch bekannt unter dem
Künstlernamen Fee. Die Poetry-Slammerin hat sich passend zur Ausstellung
Gedanken zum Thema Schönheit gemacht. Herausgekommen ist dabei der Text „Was
wäre, wenn schlau das neue schön wäre?“, den sie dem Publikum vortrug. „Wenn Schlau das neue Schön wäre, dann würde die Lyrik gefeiert und in alternativen Clubs
gespielt werden, weil in Mainstream-Discos die ganze Zeit nur Ingeborg Bachmann
oder Heinrich Heine laufen würde.“ 

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Nachdem Fee das Farbenladen-Publikum zum
Schmunzeln gebracht hatte, slammte sie noch ein paar Mut machende Zeilen aus ihrem Text „Schau dich an“: „Ja du lagst am Boden, ja man hat dir
ein Bein gestellt, mehr als eins (…) aber hey, schau dich an, du standest auch
wieder auf und jetzt bist du hier. Ich sag: sei stolz auf dich.“ Spätestens
jetzt waren alle gerührt von der Macht der Worte der jungen Poetry Slammerin
Fee, und auch Singer-Songwriterin Isabella der Band Mola war sehr angetan. Für
“10 im Quadrat” stand Isabella ebenfalls vor der Linse. An diesem Ausstellungstag
spielte sie mit ihrer Band ein wunderbar gemütliches Konzert.

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Während die Besucher weiter die Arbeiten
der Fotografen im Farbenladen betrachteten, lasen Katharina Hartinger, Barbara
Forster, Louis Seibert und Ornella Cosenza von der SZ Junge Leute aus ihren
besten Kolumnen vor und nahmen das Publikum mit auf Shopping-Tour, nach Berkeley und Italien. Auch eine Hommage an den Döner als Symbol für eine besondere Freundschaft, gab es zu hören.

Den Abschluss an diesem Tag
machte das Duo aus Sascha Fersch und Ferdinand Schmidt-Modrow. Sascha schreibt
Gedichte, Dramentexte und Monologe, Ferdinand ist Schauspieler und
interpretierte seine vorgetragenen Texte für die Zuschauer. Das alles gepaart mit
Gitarrenklängen und einer großen Portion Witz. So verwandelte sich Ferdinand etwa in
eine Eintagsfliege und monologisierte über das Fortpflanzen – dieses sei nämlich extrem
wichtig im Leben einer Eintagsfliege. 

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Da die sie aber noch am Ort des
Geschehens verstarb, wird das Farbenladen-Publikum vom Sonntag leider nie
erfahren, wie der Monolog der Eintagsfliege, den Sascha geschrieben hat, wohl
weitergeht. Man kann im Leben eben nicht alles haben.

Die Moderation führte an diesem
Tag unsere Autorin Katharina Hartinger.

Text: Ornella Cosenza

Fotos: Serafina Ferizaj

Zeichen der Freundschaft: Diktate und Diddl-Blätter

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Die frühere Konkurrentin in der Schule entpuppt sich im Laufe der Jahre als sehr gute Freundin. Unsere Autorin beschreibt eine Reise

über Umwege

hin zu einer Freundschaft, die auch trotz Entfernung immer noch standgehalten hat.

Erste
Klasse, Deutschunterricht. Die Lehrerin teilt die verbesserten Diktate aus und
du bekommst ein großes Lob. Nur ein Fehler, Klassenbeste. Dein Blick geht in
meine Richtung und du schaust mich triumphierend an. Ich schaue mit bösem Blick
zurück. Auch ich bekomme ein Lob, bei mir sind es aber zwei Fehler. Dieses
Erlebnis war der Auftakt eines vierjährigen Kampfes in der Grundschulzeit: Wer schreibt
die besseren Diktate? Mal hast du gewonnen, mal ich. Einmal waren wir beide die
Besten: „Helene und Serafina, ihr könnt stolz auf euch sein, ihr habt keinen
einzigen Fehler gemacht.“ Anstatt vor Freude zu strahlen, haben wir uns aber wieder
gegenseitig böse angeschaut, weil dieses Mal keine über die andere triumphieren
konnte.

Irgendwann
haben wir dann gemerkt, dass wir beide Diddl-Blätter lieben. Wir trafen uns
mehrere Nachmittage in der Woche, tauschten bunte Blätter aus und diskutierten
fachmännisch, welche davon mehr Wert hätten und welche man nicht gebrauchen
könnte. Natürlich kam der ein oder andere neidvolle Blick, wenn ich den neusten
Diddl-Radiergummi hatte oder du deinen neuesten Diddl-Kalender gezeigt hast.
Aber wir fingen an uns zu mögen und haben dann auch eine andere gemeinsame Leidenschaft
entdeckt: Das Tanzen. Jeden Dienstagnachmittag sind wir zur Tanzschule gefahren
und waren immer bei Auftritten oder während des Trainings Tanzpartnerinnen.
Noch heute hab ich die Anweisungen der Tanzlehrerin im Kopf: „Vor, rück, cha
cha cha, rück, Platz, cha cha cha, Drehung kommt, cha cha cha…“.

Auf dem
Gymnasium haben wir beide jeweils einen eigenen Freundeskreis gefunden. Wir
haben dadurch zwar wenig miteinander unternommen, uns aber nie aus den Augen
verloren. Sei es wegen eines gemeinsamen Referats, um unsere Geschichtsnote mit
Napoleon aufzubessern, oder weil wir auf Geburtstagspartys Klingelstreiche
gemacht haben. Mal haben wir uns fürchterlich gestritten und dann waren wir die
besten Freundinnen. Diese Freundschaft wurde auch nach der zehnten Klasse
weitergeführt, als wir beide die Schule wechselten. Wir haben uns nicht mehr
täglich gesehen, doch wir konnten uns immer auf die Andere verlassen.

Nach dem
Abitur ging jede ihren eigenen Weg. Du bist zum Studieren nach Hessen gezogen
und ich in die bayerische Landeshauptstadt. Wir haben uns deutlich seltener
gesehen. Doch trotz der größeren Distanz wurde die Freundschaft enger als je
zuvor, was daran lag, dass wir uns über mehrere Jahre seitenlange Briefe
geschrieben haben – der Rekord liegt bei 70 Seiten. Gerne denke ich an meinen
Weg zum Briefkasten zurück: Mit der Hoffnung, dass der Postbote den sehnlichst
erwarteten Umschlag dabei hat. Die Freude, wenn die „Lach-
und Sachgeschichten“ dann endlich angekommen waren und ich dazu kleine
Geschenke in Form von Fotos, Karten oder Süßigkeiten bekommen hatte. Jedes Mal
habe ich mich auf deine Geschichten gefreut: Seltsame Begegnungen,
Missgeschicke oder Flüche, weil der Lieblingskugelschreiber beim Schreiben seinen
Geist aufgegeben hatte. Dank dieser Briefe hat es sich nie danach angefühlt,
dass 300 Kilometer zwischen uns lagen.

Nun hat es
dich auch nach Bayern verschlagen (auch wenn ich dank dir gelernt habe, dass die
Franken keine Bayern sind): Wir sehen uns endlich wieder häufiger und stoßen
mit Weinschorle auf unsere Freundschaft an. Wir ernten entgeisterte Blicke vom
Türsteher, wenn wir bei der Taschenkontrolle vor einer Bar unsere vollen Tüten
mit den Schuhen von unserer Shoppingtour zeigen. Nachts um drei gönnen wir uns
dann Pommes. In solchen Momenten bin ich dankbar für diese wertvolle
Freundschaft und die vielen gemeinsamen Erinnerungen. Ich kann es kaum glauben,
dass wir uns vor 17 Jahren mal böse angeschaut haben.

Wir haben
uns beide weiterentwickelt, aber eine Sache ist gleich geblieben und wird
hoffentlich immer gleich bleiben: unsere Begrüßung. Wir schauen uns damals wie
heute beim verabredeten Treffpunkt verwirrt um, laufen ein paar Mal aneinander
vorbei. Nach einigen Minuten sehen wir uns dann endlich, brüllen zeitgleich
„Sirraaaa“, „Heliiii“ und rennen aufeinander zu. Wer hätte gedacht, dass aus zwei
Konkurrentinnen mal so gute Freundinnen werden können?

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Yunus Hutterer

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Serafina

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Um in die richtige

Prokrastinations-Laune zu kommen, tummelt sich unsere Autorin diese Woche nicht nur im BobBeamanClub, Bahnwärter Thiel oder auf dem St. Patrick’s Day, sondern lässt sich auch von dem Grundsatz des Schlaraffenlandes inspirieren.

Als Geisteswissenschaftlerin hab ich das Glück,
keine Klausuren schreiben zu müssen. Semesterferienzeit ist Hausarbeitenzeit.
Die ideale Zeit also, um zu prokrastinieren, vor allem wenn am Freitag mit dem Starkbierfest am Nockherberg die fünfte Münchner Jahreszeit beginnt. Da ich als
Norddeutsche mit der bayerischen Blasmusik allerdings nicht viel anfangen kann,
zelebriere ich dies im Bahnwärter Thiel bei DIE
Königin DER NACHT
mit
elektronischen Klängen zu F.I.E.L.D.Y, EINMUSIK, Sam Goku oder Julius Blank.
„Immer verloren zwischen Zeit und Raum“. Klingt verlockend, um den Gedanken an
den Abgabetermin zu verdrängen.

Der Samstag beginnt
mit einem Brummschädel. Da ich so nichts Gescheites auf‘s Papier bringen kann,
gehe ich mittags also ins Arri Kino in die Türkenstraße. Dort zeigt Femmes
Totales den Dokumentarfilm „Yulas
Welt“
von Hanna Polak. In
diesem Film geht es darum, wie Yula und ihre Mutter in einer der größten
Müllhalden Europas versuchen, ein ganz normales Leben zu leben. Polak hat die
beiden dafür 14 Jahre lang mit der Kamera begleitet. Klingt spannend!
Nachmittags geht es dann zum Mädelsflohmarkt ins Feierwerk. Noch einmal in Ruhe über die Stände
flanieren, bevor es laut wird. Sehr laut: Elektric
Kezy Mezy
und The
Leprechauns Band
spielen im Cord.
Bin gespannt, wer es schneller schafft, mir einen Hörsturz zu verpassen.

Am Sonntag
nehme ich mir vor, wirklich produktiv zu sein, doch da erinnert mich Facebook
an den St. Patrick’s Day.
Da ich ihn die letzten Male immer verpasst habe, will ich dieses Jahr am
Odeonsplatz endlich dabei sein. Anschließend geht es abends ins Substanz zum geliebten
Poetry Slam.

Am Montag
muss ich wirklich was schaffen und fahre tagsüber brav in die Bib. Meine
Produktivität wird am Abend mit You Me At Six
im Backstage belohnt. Ich kann es kaum erwarten, das Lied „Night People“ live
zu hören und mitzubrüllen!

Am Dienstagabend
pilgere ich wieder ins Bahnwärter Thiel. Zunächst gibt es Stand-Up Comedy
vom Feinsten und anschließend die wöchentlichen Dublab Sessions
mit den Toy Tonics. Dublab wurde Ende der Neunziger in den USA als erstes
Onlineradio gegründet und es geht darum, „Nischen, Labels, Produzenten und
Genres aufzuspüren und diese den interessierten Hörern weltweit näherzubringen“. Kannte ich bisher noch nicht, ich freue mich
darauf!

Nach so viel Musik in den letzten Tagen wird es am Mittwoch sehr künstlerisch. In der
Galerie arToxin findet der Artist
Talk
mit den Münchner
Künstlerinnen Sybille Rath und Alix Stadtbäumer statt. Für ihre Arbeit haben
sie sich vom Bild des „Schlaraffenlands“ inspirieren lassen: Genießen ist die größte Tugend der Bewohner
des Schlaraffenlandes, harte Arbeit und Fleiß werden als Sünde betrachtet.
Top!
Genau so mache ich es heute Abend und prokrastiniere fleißig weiter.

Als Bücherwurm freue ich mich am Donnerstagabend auf das Lost Weekend.
Dort liest der Musiker und Autor Hendrik Otremba aus seinem Debütroman „Über
uns der Schaum“

. In dem geht es
um einen drogensüchtigen Detektiven, der ums Überleben kämpft. Musikalisch wird
Otremba dabei von Persona begleitet. Eine musikalisch untermauerte Lesung mit
einem Popmusiker, der einen düsteren Zukunftsroman schreibt. Klingt sehr interessant!

Und am Freitag
ist wieder eine Woche rum und der Abgabetermin ist um eine Woche näher gerückt.
Egal, Studenten bekommen unter Druck bekanntlich ungeahnte Superkräfte. Daher
geht es mit einem minimal schlechten Gewissen zum Monticule
Kick-Off
als Einstimmung auf
das Monticule Festival im Juni. Vier Künstler aus Barcelona, Berlin und München
spielen im BobBeamanClub. Ich freue mich auf den unterschiedlichen Sound dieser
drei Städte und dann heißt es Hausarbeit weiterschreiben und dieses Mal aber wirklich…

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Serafina

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Für unsere Autorin heißt es Abschied nehmen: Abschied von der Wiesn, dem Sommer und den Open-Airs. Doch auch Neuanfänge gibt es einige: die Ausstellung von Douglas Coupland, Tanz der Vampire im Deutschen Theater und die Hip-Hop-Poetry-Slams in der Glockenbachwerkstatt.

Nur noch ein Wochenende,
dann ist der Wiesn-Wahnsinn überstanden. Als Nicht-Wiesngänger ist es leider
nicht ganz so einfach, dem größten Volksfest der Welt zu entkommen. Es lauert
an jeder Ecke: Lederhosen, Wiesn-Specials in der Kantine und natürlich die Urbayern,
die lauthals über die Saupreißn schimpfen, die zu kurze, neongrüne Dirndl tragen
oder Chucks mit Lederhosen kombinieren. Auch Facebook ist da keine große Hilfe:
Wiesn 2016-Finale, Wiesn
Finale 2016
oder die Große Uniparty-Wiesn Gaudi im Gecko. Nach längerem Suchen werde ich fündig und begebe
mich freitags als großer
Literaturfan nach Haidhausen in die Villa Stuck. Dort gibt es die Ausstellung „Bit
Rot“
von Douglas Coupland. Der
Autor stellt dort einzelne Worte von seinen Büchern zu Themen wie
Globalisierung, Internet oder Popkultur vor. Gezeigt werden dabei Kunstwerke,
Bilder oder Objekte von anderen Künstlern, die diese Themen behandeln. Nach so
viel Ernsthaftigkeit gehe ich auf Monsterjagd in den Item Shop, für die ich mir hoffentlich irgendwo
eine Nintendo 3DS schnorren kann…

Am Samstag haben wir schon den ersten Oktober – wie schnell das Jahr
vergeht! Daher nutze ich die Gelegenheit aus, die letzten Sonnenstrahlen zu genießen
und gehe als großer Open Air-Fan zum Great Bavarian Reef auf der Museumsinsel.
Dort findet (leider zum letzten Mal) das Eisbach
Callin‘
statt. Dort legen Münchner
DJs noch einmal Techno, Drum und Bass auf – ideal, um draußen noch einmal so
richtig feiern zu können.

Am Sonntag heißt es dann nach so viel Party erst einmal ausnüchtern.
Ich freue mich, mal wieder den ganzen Tag zu gammeln und auf dem Sofa Serien zu
gucken. Abends geht es dann zum Rage
against Abschiebelager
ins Feierwerk. Neben
verschiedenen Indie-, Punk- und Elektrobands gibt es mehrere Ausstellungen zu
Sonderlagern. Konzerte für den guten Zweck. Gefällt mir!

Und schon haben wir wieder Montag, auf den sich ausnahmsweise
jeder freut: Es ist Feiertag und alle können ausschlafen! Um den Tag der Deutschen
Einheit zu feiern, geht es ins Backstage, das in letzter Zeit mein zweites
Zuhause zu werden scheint. Ich hab die Qual der Wahl, ob ich zu The
Rifles
oder zur 3.
Geburtstagsfeier von DLTTLLY,
entscheide mich aber doch für letzteres. Ich hab länger schon kein Hip Hop mehr
gehört und da ich immer mal die Battles sehen wollte, bin ich echt gespannt,
wie das sein wird.

Am Dienstag ist das Oktoberfest vorbei und ganz München verkatert. Auf
dem Weg zur Arbeit blicke ich in der U-Bahn in viele müde Gesichter und nachmittags
jogge ich an den Wiesnleichen im Englischen Garten vorbei. Langsam aber sicher
kehrt nun wieder die Normalität zurück. Nach einem relativ ereignislosen
Nachmittag freue ich mich umso mehr auf den Mittwochabend. Ab heute läuft im Deutschen Theater endlich der
Musicalklassiker Tanz der Vampire
an! Ich kann es kaum erwarten, die Lieder live zu hören sowie das imposante
Bühnenbild und vor allem die coolen Kostüme zu bestaunen! Da ist es für mich
als Verfechterin von Originalfassungen im Theater und Film ausnahmsweise völlig
egal, dass alle Dialoge und Lieder auf Deutsch übersetzt wurden.

Nach so viel Musik in den
letzten Tagen wird es mal wieder Zeit für eine Ausstellung. Am Donnerstag werden im Köşk klassische Pop
Art-Kunstwerke
im Stil der 1960er Jahre
von jungen Grafikern, Illustratoren oder Graffiti-Künstlern präsentiert. Später
geht es in die Glockenbachwerkstatt. Dort findet der Hip Hop-Poetry Slam Bless the Mic
statt, wo das Publikum entscheiden, wer der stolze Träger der goldenen
Winkekatze sein wird.

Und dann ist schon wieder Freitag, wieder eine Woche vorbei. Nach
so viel Indie und Hip Hop in den vergangenen sieben Tagen wird es nun Zeit für
Swing. Also gehe ich zur Swango
Releaseparty
im Eine Welt Haus und
klicke mich mal wieder durch alle Facebook-Veranstaltungen, um mir den Plan für
die nächsten Wochen zurechtzulegen.

Von:
Serafina Ferizaj

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Serafina

Bevor es für unsere Autorin in den Urlaub nach Valencia geht, genießt sie sieben Tage  Kultur in München. Sie geht zum Hans-Sachs-Straßenfest im Glockenbachviertel, zum Konzert von The Whiskey FoundationThe Charles und The Black Submarines auf dem Theatron Musiksommer und zur Fotoausstellung “Das Bild von München” von jungen Fotografen am Praterstrand. 

Endlich Freitag! Sobald man ins Arbeitsleben schnuppert und keine Uni hat, lernt man diesen Tag wieder sehr zu schätzen: Es ist ruhig, alle freuen sich aufs Wochenende und es ist ganz entspannt. Deswegen gehe ich in mein Lieblingscafé Reed an der Hohenzollernzollernstraße (es soll heute ja eh wieder regnen). Dort trinke ich Smoothies, gönne mir den leckersten Zitronenkuchen der Welt und lasse mich von der guten Laune von der Inhaberin Jules anstecken. Dabei schmökere ich in den vielen Zeitschriften, die es dort gibt (richtige Schätze!) und tanke viel Energie für den nächsten Tag.

Denn für den Samstag habe ist einiges geplant: Zunächst geht es zum Hans-Sachs-Straßenfest ins Glockenbachviertel. Dieses Jahr lautet das Motto “Liberté, Égalité, Fraternité”. Das schöne Frankreich also. Ich schlendere durch die Straße, lausche der Musik und halte Ausschau nach französischem Käse und französischen Wein. Anschließend geht es abends zum Abschlussfest in den Wannda Circus in Freimann. Dort erwarten mich nicht nur Künstler aus München, sondern auch Musiker aus Berlin, Halle und Dresden, die  Electro, Pop und Dance auflegen. Genau die richtige Musik, um die Nacht durchzufeiern.

Deswegen lasse ich den Sonntag ruhiger angehen. Ich schlafe aus, jogge gemütlich eine Runde durch den Englischen Garten und bin den ganzen Tag ganz hibbelig, weil ich mir diesen Abend fett im Kalender markiert habe: Auf dem Theatron im Olympiapark spielt eine meiner Lieblingsband: The Whiskey Foundation!!! Nachdem ich sie vor einem Jahr als Vorband von AC/DC kennenlernen durfte, freue ich mich meeega, sie wieder live zu hören. Gemeinsam mit den Auftritten von The Charles und The Black Submarines wird es ein musikalisch richtig guter Abend. Der perfekte Abschluss des Wochenendes.

Der Montag wird bei mir relativ ereignislos: Nachdem ich an diesem vollgepackten Wochenende erfolgreich prokrastiniert habe, wird es Zeit, an meiner Hausarbeit weiterzuschreiben. Die Abgabefrist rückt immer näher.

Um den Gedanken daran zu verdrängen geht es am Dienstag zur Fotoausstellung Das Bild von München am Praterstrand. Bei dieser Ausstellung werden Bilder von jungen Fotografen gezeigt, die ihr persönliches Bild von München zeigen. Am Ende entscheidet dann das Publikum selbst, welches Foto gewinnt. Anschließend gibt es eine Party mit Electro und Dance. Mission accomplished, würde ich sagen.

Visuell geht es am Mittwoch weiter. In der Kunsthalle gibt es wieder eine neue Ausstellung, die wieder sehr vielversprechend ausschaut. Das Motto lautet dieses Mal „Inszeniert“. Gezeigt werden nicht nur Fotografien, sondern auch Filme oder Skulpturen aus der Sammlung Goetz von 1972 bis 2013. Diese setzen sich mit der Thema Schein oder Sein auseinander und beziehen sich dabei auf Theater, Oper oder Ballett.

Den Donnerstag nutze ich aus, um meine Hausarbeit fertig zu stellen. Daher belohne ich mich mit einem kostenlosen Bio-Eis bei Ice & Creme im Bean Store auf der Theresienstraße und stöbere durch die Klamotten. Später setze ich mich mit Freunden in den Biergarten, trinke einen kühlen Radler und freue mich auf den nächsten Tag. Aber auch nicht zu lang, denn am Freitag muss ich um sechs Uhr in der Früh im Flieger sitzen: Es geht nach Valencia, mein Höhepunkt in  dieser Woche. Erst einmal heißt es richtig Sommer, Sonne, Strand und Fiesta. Aber auch nur für ein paar Tage. In München gibt es viele weitere coole Veranstaltungen, die ich ungern verpassen möchte.

Von:  Serafina Ferizaj

Zufallststudium: Keine Spur von Karohemden

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Was studiert der Junge mit den Dreadlocks eigentlich? Welchen Kurs besucht das Mädchen, das in der U-Bahn neben uns saß? Woche für Woche folgen wir fremden Studenten zum „Zufallsstudium“. Dieses Mal: Serafina landet im zweiten Anlauf in einer Informatik-Vorlesung und fühlt sich an quälenden Mathe-Unterricht aus ihrer Schulzeit erinnert. Am Ende ist sie positiv überrascht vom Dozenten, vom Fach, von den Mitstudenten und auch von sich selbst.

Mittags an der Uni,
Stoßzeit: Volle U-Bahn und ein hektisches Treiben unter den Studierenden am
Geschwister-Scholl-Platz. Ich schaue mich nach einer Person um, der ich folgen
könnte, und die schnell gefunden ist: ein Student in Dreadlocks, Hornbrille und
kurzen Hosen mit Flip Flops, der im kalten Regen unter den vielen Kapuzen- und
Regenschirmträgern auffällt. Während ich ihm folge, frage ich mich, was er
studiert, und merke dabei, dass ich selbst nicht frei von Klischees bin: Ich
vermute ein Studium der Kunstgeschichte, der Philologie oder Philosophie. Im Audimax
der LMU angekommen erwarte ich hingegen einen Massenstudiengang wie BWL oder
Medizin.

Der Saal ist relativ
leer, doch da der Vorlesungsbeginn erst in einer halben Stunde ist, denke ich
mir, dass sich der Raum bald mit wissbegierigen Studenten füllt. Um die Zeit
bis dahin zu überbrücken, werfe ich einen Blick auf die Anwesenden, um
herauszufinden, in welcher Vorlesung ich mich gerade befinde: Drei Reihen vor
mir sehe ich drei Studentinnen, die über die letzte Party tratschen, ein paar
Plätze links neben mir liest eine ältere Frau eine Zeitung und hinter mir
blättert eine in ihrem StGB, sodass ich glaube, eine Antwort gefunden zu haben:
Jura.

Weil nach einer halben
Stunde immer noch kein Dozent erscheint und der Saal nicht voller, sondern
leerer wird, dämmert mir, dass keine Vorlesung stattfinden wird. Als ich
rausgehe und mir überlege, wo ich jetzt noch hingehen könnte, hetzt eine
Rothaarige mit einer roten Jacke und roten Hose an mir vorbei (welcher Student
kennt das nicht?). Spontan beschließe ich, ihr zu folgen. Wir hetzen gemeinsam
zur Vorlesung und machen ein bisschen Smalltalk („na, auch mal wieder zu spät?“).
Ich setze mich erneut in einen nicht allzu vollen Saal. Immerhin ist nun ein
Dozent anwesend. Während dieser noch an der Technik für seine Bildschirmpräsentation
bastelt, sehe ich mich neugierig um und bin gespannt, um welche Vorlesung es
sich handelt und was ich alles lernen werde.

Die Ernüchterung lässt
nicht lange auf sich warten: „Relationale Algebra, Kap. 3: Datenbanksysteme,
Einführung in die Informatik“, ein Fach, das mir sehr fern ist. Alte
Erinnerungen an Algebra aus der Schulzeit werden wach: PQ-Formel, natürliche
und reelle Zahlen, Vektorgleichungen und die vergebliche Suche nach dem x. In
dieser Vorlesung ist es noch komplizierter: Lauter Hieroglyphen wie SQL, pname
oder oespr und Klauseln, die select, from
und where heißen. Sogar die Syntax
scheint eine ganz andere zu sein, die ich aus meinem Linguistikstudium kenne.
Anstelle von Nominal- und Verbalphrasen finden sich hier Formeln wie select * from oder select A1, A2 distinct. In meinem Kopf: ein großes
Fragezeichen.

Aus Sorge, dass der
Dozent mich drannehmen könnte und ich vor allen stammle, wie ich das vom Matheunterricht
gewohnt war, mache ich mich ganz klein. Doch davon werde ich verschont. Nach
anfänglicher Verwirrung kann ich irgendwann dem Dozenten sogar (halbwegs) folgen,
was mit seiner sehr guten Vortragsweise zusammenhängt: Ich weiß nun, dass SQL
für Structured Query Language steht und wie man beispielsweise mithilfe der
relationalen Algebra schnell herausfinden kann, welche Lieferanten Mehl oder
Milch liefern. Auch die gängigen Klischees eines nerdigen Informatikstudenten
haben sich nicht bestätigt: Der Anteil der männlichen und weiblichen
Studierenden ist ungefähr gleich groß, die Männer tragen Hipster-Brillen, die
Frauen teure Handtaschen und weit und breit keine Spur von Karohemden. Am Ende
der Vorlesung bin ich nicht unbedingt viel schlauer geworden, aber das Interessanteste
war zu sehen, wie ähnlich unterschiedliche Fachrichtungen arbeiten können. Der
Dozent hat mit Hingabe jeden kleinsten Schritt erläutert, bis aus diesen
kleinen Stücken ein Ganzes wurde, ähnlich wie bei einem Puzzle. Auch aus meinem sprachwissenschaftlichen Studium bin ich
gewohnt, dass der Inhalt eines Satzes zunächst auseinandergenommen,
interpretiert und anschließend wieder zusammengesetzt wird, sodass der Kern
einer Aussage ersichtlich wird. Da freut man sich doch über die
Gemeinsamkeiten, die man in diesem Fall nicht erwartet hätte.

Von: 

Serafina Ferizaj

Foto: Lukas Haas

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Serafina

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Ob Stustaculum, Münchner Biennale oder Open-Air-Kino, auch nächste Woche ist wieder einiges geboten in München. Serafina sagt euch, wie ihre Woche aussehen könnte.

Am Mittwoch ging es
endlich los: Das heiß ersehnte Stustaculum hat begonnen. Vier Tage lang Spaß und coole Bands
aus Bayern. Nachdem ich die ersten beiden Tage von einer Bühne zur anderen
gehetzt bin, um ja keinen Künstler zu verpassen, lasse ich den Freitag langsamer angehen. Ich gönne
mir Crêpes, schlendere gemütlich durch den Englischen Garten und genieße die
Sonne. Nachmittags geht es zum Impro-Theater ins Café Dada, bei der das
Publikum den Verlauf des Stücks mitbestimmt. Später höre ich mir bayrischen Pop
von BEISSER
an und verstehe leider als „zugroaster Saupreiß“ (falls man das so schreibt)
gar nichts. Daraufhin flüchte ich zur Hip-Hop-Band Random
Entertainment
und freue mich auf
Texte, bei denen sich die Künstler selbst nicht so ernst
nehmen – und die ich verstehe.

Nach drei Tagen
Stustaculum habe ich am Samstag erstmal
genug von der Studentenstadt und wage mich wieder in die Stadt. Als großen
Filmfan zieht es mich zum chinesischen Filmfest, das noch bis Sonntag im
Gasteig stattfindet. Später treffe ich mich mit Freunden am Flaucher zum
Grillen (endlich passt das Wetter…). Abends gönne ich mir noch ein letztes Mal
Stustaculum, bevor dann wieder ein Jahr (mehr oder weniger) Ruhe in die
Studentenstadt einkehrt.

Nach so viel Action in
den vergangenen Tagen lasse ich den Sonntag
ruhiger angehen. Ich schlafe aus, schaue etwas wehmütig dem Abbau des
Stustaculums zu und gehe nachmittags in die Leica-Ausstellung im Kunstfoyer,
die ich seit Ewigkeiten besuchen wollte. Mehr als dreihundert Bilder der letzten
hundert Jahre werden vorgestellt, die mein Retro-Herz höher schlagen lassen, und
ich hoffe, mir ein paar Tricks für meine eigenen Fotografien abgucken zu
können.

Am Montag beginnt wieder der Alltag. Ich gehe brav in die Seminare und
hole mir Bücher für meine Hausarbeiten. Abends geht es dann (wirklich) los mit
der Blade Night, nachdem diese die vergangenen beiden Wochen wegen schlechten
Wetters abgesagt wurde. Dieses Mal werden die Straßen im Herzen Schwabings
abgesperrt und warten darauf, von tausenden Skatern befahren zu werden.

Dienstags
geht es zur Münchner Biennale.
Mit dem Motto „OmU-Original mit Untertitel“ versuchen Münchner
Nachwuchskünstler eine Antwort zu finden, was genau „Original“ bedeutet, indem
sie Musik und Theater miteinander verbinden: Schafft der Künstler das Original
oder diejenigen, die sie „ausführen“? Was sind die Eigenschaften eines
Originals? Ich bin gespannt, welche Antworten mir die Vorstellung „Phone Call
to Hades“ von Blanka Radoczy in der Muffathalle dabei liefert.

Nach einem langen Tag
in der Bib freue ich mich am Mittwochabend
auf Lichtspiele, denn es geht endlich wieder los mit „Kino, Mond und Sterne“ auf
der Seebühne im Westpark. Der bayerische Erfolgsfilm „Wer früher stirbt ist
länger tot“ macht den Anfang, eine Komödie im Stil der guten alten Heimatfilme
und laut meiner Kommilitonen ein Must-See für alle, die nicht aus dem Umkreis
des Weißwurst-Äquators stammen. Die asiatischen Gärten im Westpark sind der
ideale Ort, um mich auf den allseits geliebten bairischen Dialekt einzustellen.

Am Donnerstag besuche ich die Artmuc-Kunstmesse
auf der Praterinsel. Diese bietet eine Plattform für junge Künstler, damit sie
ihre Bilder, Skulpturen oder Fotografien einem breiten Publikum präsentieren
können. Die Isar lädt danach auf einen langen Spaziergang ein, um alle
Eindrücke auf mich wirken zu lassen. Später geht es auf die Theresienwiese zu
den 9. Afrika-Tagen.
Ich freue mich darauf, über die Basare zu schlendern und viel Kulinarisches zu
entdecken. Die exotische Musik trägt ihr übriges bei, um mich voll und ganz „hakuna
matata“ zu fühlen.

Der Freitag ist da und wieder ist eine
Woche rum. Bin gespannt, welche Veranstaltungen mir Facebook für die kommende
Woche zeigt. Das „Opening
Weekend St. Paul Roofbar
“ hört sich doch ganz interessant an…

Von: 

Serafina Ferizaj