Neonschwarz Bandfoto
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Die SZ Junge Leute Spotify-Playlist des Jahres 2018

In München war 2018 musikalisch einiges los. Nachdem wir gestern schon einen Blick auf die Bands und Künstler dieser Stadt geworfen haben, wagen wir heute den Schritt über die Stadtgrenzen hinaus. Denn auch national und international gab es Hochqualitatives auf die Ohren. Welche Songs unsere Redaktionsmitglieder im vergangenen Jahr bewegt haben  und warum auch ein Klassiker von Kylie Minogue dabei ist  das zeigen wir euch in dieser Playlist.

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Die SZ Junge Leute Münchner Spotify-Playlist des Jahres 2018

Zugegeben, eigentlich sind Jahresrückblicke nur eine kostengünstige Möglichkeit für Privatfernsehsender, altes Archivmaterial wiederzuverwerten und eingeschoben zwischen Werbeblöcken C-Prominente ihren Senf diesem zugeben zu lassen. In einer Sparte, finden wir, ist ein Jahresrückblick aber absolut gerechtfertigt: Musik. Vor allem, wenn sie aus München kommt. Mit dieser Playlist wollen wir all jene Bands feiern, die die Münchner Musikszene dieses Jahr ein wenig bunter gemacht haben. Und das sind noch viele mehr als wir in dieser Liste aufzählen können.

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Magische Momente, authentische Auftritte

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Welche Musiker fallen in München auf? Jeden Montag stellen wir auf der Junge-Leute-Seite die „Band der Woche” vor. Zehn Bands, die in den vergangenen Monaten von sich reden machten, stehen nun zur Wahl für die „Band des Jahres” – ein Überblick:

Für Pop aus München sind wir regelmäßig unterwegs: Wir schauen bei den Konzertbühnen dieser Stadt vorbei. Wir besuchen Proberäume und durchkämmen das Internet. Von daher wissen wir meist, welche Bands in München auffallen und von welchen Bands man in Zukunft hören wird – nachzulesen jeden Montag in unserer Rubrik „Band der Woche“. Ende des Jahres gehen wir einen Schritt weiter. Wir haben zehn Bands, die uns in diesem Jahr aufgefallen sind, ausgewählt für die Wahl zur „Band des Jahres“. Die Facebook-Abstimmung läuft bis Ende Januar. Hier die zehn Bands im Überblick:

Matija
Indie-Pop

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Das Gefühl kennen die Musiker noch aus ihrer Anfangszeit, als sie sich noch The Capitols nannten: Die Stimmung im Münchner Club Strom kocht, junge Frauen stehen in der vordersten Reihe und schmachten den Frontmann an, der sich betont cool inszeniert; der Traum von präpotenten Jungs. Neu ist: Sänger Matija, nach dem jetzt die Band benannt ist, wird gerade auf den Armen der Fans durch die Halle getragen. Matija wird als das nächste große Münchner Indie-Ding gehandelt. Die Songs haben Hit-Potenzial, poppige Melodien treffen auf einprägsame Gitarrenriffs – die Fanliebe scheint nicht zu erlöschen.
Foto: Rue Novelle


Klimt
Soul-Pop / Singer-Songwriter

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„Um sich weiterzuentwickeln, muss man manchmal allein sein.“ Das sagt Verena Lederer, Sängerin von The New Colossus, die man mittlerweile viel häufiger mit ihrem Soloprojekt Klimt auf Münchens Bühnen bestaunen kann. Melancholische Melodien am Klavier treffen auf eine soulige Stimme, verraucht und auch ein bisschen verrucht, brechend, aber dennoch immer sicher. Um sich weiterzuentwickeln, muss man auch Risiken in Kauf nehmen. Dieses Jahr hat die 25-Jährige ihre Festanstellung als Beauty-Redakteurin gekündigt, um Musik zu studieren. Foto: Ar Hart

King Pigeon
Indie-Pop

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Das Atomic Café gibt es nicht mehr. Das ist schade. Aber immer wieder tauchen junge Musiker auf den Münchner Bühnen auf, die in dem ehemaligen Britpop-Club ihre musikalische Unschuld verloren haben und dort mit der Musik sozialisiert wurden, die sie heute selbst spielen. Bei King Pigeon heißt das: treibendes Schlagzeug samt Bass, funkig-kratzige Gitarrenriffs, ein etwas aufgerauter Grundklang, melodiöser Gesang und vor allem live viel Druck und Energie. Dazu erzählen die Musiker etwas vertrackte Liebesgeschichten. Wie damals im Atomic Café – nur hier von Dauer. Und das ist gut so. Foto: Sebastian Menacher

Ni Sala
Bluesrock

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Auf einmal steht die Welt Kopf. Auf dem Boden sind ein Schlagzeug, der Bass, die E-Gitarren zu sehen, an der Decke hängen auf diesem Bandfoto die Musiker. Oder anders herum. Eine Täuschung, und das passt sehr gut zu Robert Salagean. Vor noch gar nicht so langer Zeit wollte er weg aus München, weg aus dem spießigen Deutschland mit all seinen Verpflichtungen. Längst ist er wieder zurück – mit neuer Musik und seiner neuen Band Ni Sala, die diese Stadt um einiges spannender macht: Post-Weltenbummler-Bluesrock mit ausladenden Hippie-Phrasen und fetten Gitarren-Riffs. Foto: Luis Zeno Kuhn

Liann
Singer-Songwriter

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Kilian Unger ist alles, nur kein Punkrocker. Als Singer-Songwriter nennt er sich Liann, er singt deutschsprachige Lieder, einfache, aber poetische Texte über sein Viertel, seine Freunde, seine Kindheit, seine Kneipen. Sein Auftreten, seine Texte, seine Musik – all das macht Liann zu einer Figur, die nicht unnahbar erscheint. Ein bisschen holt er so eine nostalgische Schlager-Ästhetik in den Indie-Lifestyle. Authentisch könnte man das aber auch nennen – ein Wert, für den Plattenfirmen viel Geld ausgeben, eine Ausstrahlung, die man zum Glück nicht kaufen kann. Mit seinem Lied „Eismann“ hat er zum Beispiel das Herz von Sportfreunde Stiller-Manager Marc Liebscher berührt, es folgten Auftritte im Vorprogramm der Sportfreunde und der Rapperin Fiva. Aber auch sein Auftritt beim Festival „Sound Of Munich Now“ war umjubelt – auch von Tobias, Gitarrist der Punkrock-Band Todeskommando Atomsturm. An sich höre er nur Punkrock, sagt der, aber die Musik von Liann, „die hat mich berührt“. Foto: Victoria Schmidt

Beta
Hip-Hop

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Weg vom Wilde-Kerle-Image, raus aus der Komfortzone. Als nach dem dritten Album – der Debüt-Platte bei Sony – die Karrierechancen von Exclusive eher als gering eingeschätzt wurden, starteten Schlagzeuger Christian Rehländer und Bassist Markus Sebastian Harbauer mit der herrlich störrischen Hip-Hop-Band Beta. Eine Bandbesetzung aus Gitarre, Bass, Elektronik und Schlagzeug trifft dabei auf den Aggro-Berlin-sozialisierten Rapper Sebastian Grünwald. Funk-Licks, dröhnende Elektro-Bässe und Gitarren-Soli sind genauso Teil des Konzepts wie Raps und die dem Hip-Hop so eigene Überheblichkeit: „Ich hab’ lieber kein Style als Dein’ Style“, lautet die erste Punchline, mit der das Quartett aufbricht und die konsensverwöhnte Münchner Szene ein bisschen aufwirbelt. Das macht in erster Linie großen Spaß und kann erfolgreich werden – im kommenden Jahr gehört die Aufmerksamkeit trotzdem wieder Exclusive, die jetzt doch eine weitere Platte bei dem Major-Label veröffentlichen. Foto: privat

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Eliza
Alternative-Pop

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Feen-Pop mit sphärischen Klängen. Melancholischer Alternative, märchenhaft und düster, laut und leise, süß und sauer. Die Musik von Eliza verbindet Elemente, die auf den ersten Eindruck nicht zusammenpassen – und doch öffnet sich mit jedem Song eine gewisse Magie, vorausgesetzt, man lässt sich darauf ein. Im Mittelpunkt steht Sängerin Elisa Teschner. Auf einem der Bandfotos steht die Sängerin in schwarz-rotem Spitzen-Outfit vor einem See, gesäumt von Tannen und einem etwas verhangenen Himmel – „Game of Thrones“ lässt grüßen. Dieses groß angelegte Fantasy-Reich findet sich auch in der Musik – und muss jetzt noch den Weg aus dem Labyrinth finden. Dafür setzt die Musikerin auf Neuausrichtung: In der zweiten Jahreshälfte 2017 wurden der Produzent und Musiker ausgetauscht, die Musik klingt nun elektronischer. Dementsprechend wird sich 2018 auch abseits der Musik einiges ändern. Es soll einen neuen Look geben, verspricht Elisa. Und auch der Bandname wird sich verändern, Eliza heißt dann were here. Foto: Conny Mirbach

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Paul Kowol
Singer-Songwriter

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Die Namensänderung ist noch nicht vollzogen. Aber da sich neben Gerald Huber (Cat Sun Flower, Triska) nun auch Sportfreunde-Manager Marc Liebscher um die Zukunft von Singer-Songwriter Paul Kowol kümmert, wird das nicht mehr lange dauern. Liebscher ist ein Freund prägnanter Bandnamen, so wurde aus Spunk später die erfolgreiche Formation Fertig, Los!, und aus der List-Nachfolgeband die Combo 50/50. Das ist alleine schon deswegen erwähnenswert, weil sich Paul Kowol als Künstler schon einprägen soll, wenn seine Songs im Radio gespielt werden – und das wird wohl in nicht allzu später Zukunft passieren. Paul Kowol umgarnt mit klassischen Popsongs und überbordenden Liebesliedern sein Publikum. Der Grat ist schmal, auf dem er sich bewegt, er macht Mainstream-Musik, die auch nichts anderes als das sein will. Doch sein musikalisches Niveau ist hoch. Er lässt seinen Gesang vom Singen ins Erzählen kippen, so etwas kann man nicht trainieren, so etwas kann man nicht lernen. Das ist ein Grundgespür, das hoch begehrt ist. Zuletzt kamen immer wieder Produzenten für ein paar Tage in einen Münchner Vorort, um mit Paul an Songs zu arbeiten, um Songs aufzunehmen. Bald soll es an die Öffentlichkeit gehen. Der zuletzt favorisierte Bandname: Paul. Einfach und prägnant. Foto: Walter Hämmerle

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Swango
Hip-Hop

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Es lässt sich jetzt nicht überprüfen, aber vielleicht ist Swango in China die erfolgreichste Münchner Band – zumindest, was die Anzahl der verbreiteten Videos betrifft. Und das kam so: Die drei Musiker von Swango spielten diesen Jahr beim Festival „Sound Of Munich Now“. Die Besucher lauschten dem mitreißenden Hip-Hop der Band und wunderten sich, woher der Beat kommt. Links auf der Bühne stand Skill-Gott Heron, ein Stepptänzer und in diesem Fall ein menschlicher Beat-Generator. Das hat man in München zuvor nicht gesehen, ebenso wenig die Gäste aus Hongkong – erstmals spielten internationale Bands bei diesem Festival. Die holten bereits beim Soundcheck ihre Kameras hervor und drehten Videos von den Rap-Stücken mit der Stepp-Einlage, die vielleicht seitdem in China viral gehen. Aber Swango ist mehr als eine musikalische Zirkusnummer. Mänekin Peace, englischer Muttersprachler, ist einer der besten Rapper Münchens, flankiert durch Akustikgitarre und Stepp-Beats kommt sein Ausnahmetalent umso mehr zur Geltung. Foto: David Weichelt

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Chaem
Art-Pop

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Zwischen diesen beiden Momenten liegt fast ein Jahr: Im Januar stand die Musikerin Chaem auf der Bühne im Muffatwerk, sprang als Sängerin von Flor and the Sea barfuß über die Bühne, eine Pop-Elfe. Nun, im Dezember ihr erster Auftritt mit ihrem Soloprojekt. Nein, sie steht in ihrem roten Kleid nicht starr auf der Bühne – sehr präsent ist sie, aber bei weiten nicht mehr so ausgelassen wie früher. Das liegt auch an ihrer Musik, die man derart vertrackt und gleichzeitig modern selten in München erlebt. Ihr Elektro-Pop ist versponnen, unter vereinzelte Klavier-Klänge legt sie Beats. Keine schnellen Beats. Vielmehr zähmt Chaem die Drum ’n’ Bass-Beats und fügt sie ganz zärtlich zu den harmonisch suchenden Akkord-Welten hinzu. Und auch ihren Up-Tempo-Song „Carrousel“ bremst sie. Die Ausgelassenheit wird nur angedeutet, aber am Ende bleibt die Melancholie. Foto: Christin Büttner

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Text: Rita Argauer und Michael Bremmer

Neuland: Snowfall

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Die Münchner Band Young Chinese Dogs ist einfach zu produktiv. Deswegen gründen die Bandmitglieder einfach ein Nebenprojekt. Bei Snowfall bringen sie die etwas dunkleren Songs unter.

Da regnet es seit Wochen, dann ist es einen Tag lang schön, und schon meldet sich eine neue Band: Hey, wir sind Snowfall. Im Sommer. Nicht irgendeine neue Band, es ist das Nebenprojekt der Young Chinese Dogs. „Dunkler, mit mehr E-Gitarre, mit mehr Elektronik, mehr Beat, mehr Sphäre“ als der fröhlich-folkige Sound der Hauptband soll es werden, erklärt Oliver Anders Hendriksson. 

Und mehr Birte Hanusrichter, die hier als Sängerin in den Mittelpunkt rückt. Young-Chinese-Dogs-Fans müssen sich nicht sorgen. „Erst mal soll beides nebeneinander laufen“, sagt Birte. Aus einer Laune heraus ist das Projekt nicht entstanden, sondern lange geplant: Oliver hat die Facebook-Seite der Band bereits im Januar 2015 eröffnet. 

Von: Michael Bremmer

Foto: Birte Hanusrichter

Band des Jahres

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Welche Bands fallen in München auf? Von welcher Band wird man in Zukunft garantiert hören? Jeden Montag stellen wir an dieser Stelle die “Band der Woche” vor. Zehn Bands von ihnen haben wir nun für die Wahl zur “Band des Jahres” ausgewählt.

Uns entgeht so gut wie nichts. Wir schauen regelmäßig bei den Konzertbühnen dieser Stadt vorbei. Wir besuchen Proberäume und durchkämmen das Internet. Von daher wissen wir, welche Bands in München auffallen und von welchen Bands man in Zukunft garantiert hören wird – nachzulesen jeden Montag in unserer Rubrik „Band der Woche“.

Wir gehen jetzt noch einen Schritt weiter. Wir haben zehn Bands, die in diesem Jahr „Band der Woche“ waren, ausgewählt und ins Rennen geschickt zur Wahl zur „Band des Jahres“. Die Abstimmung läuft bis zum 15. Januar, 12 Uhr,  auf unserer Facebook-Seite. Hier die zehn Bands im Überblick:

Dicht & Ergreifend
Hip-Hop

Dicht & Ergreifend sind Rapper und ihre Musik ist Hip-Hop: Beats, Hooks und Sprechgesang. Nur eben mit einer etwas eigenen Färbung. Mundart-Pop ist nichts Neues – nur haben Dicht & Ergreifend eben das Konzept Volkstümlichkeit auf die Beats ausgeweitet. Das Akkordeon vermischt Balkan-Melancholie mit Stub’n-Musi-Gemütlichkeit, die Tuba drückt genauso wie der Bass eines Synthesizers. 

Ella Josaline
Singer-Songwriter-Folk

Ella Josaline ist vielleicht die größte Pophoffnung, die München derzeit zu bieten hat. Sie ist gerade einmal 16 Jahre alt, große Plattenfirmen haben schon Kontakt mit ihr aufgenommen. Ella hat eine besondere Stimme, die sie vor allem besonders einzusetzen weiß, um Lebensgefühle bei ihren Zuhörern auszulösen.

Fatoni
Hip-Hop

Fatoni setzt noch einmal alles auf eine Karte, fürs Musik-Machen. Auf seiner aktuellen Platte „Yo-Picasso“ macht er alles andere als Wohlfühl-Pop: Horror und Spaß, Selbsterkenntnis und Größenwahn. Und das ist so verführend, wie es lange keine deutsche Pop-Produktion mehr war – und gibt gleichzeitig der Popmusik gesellschaftspolitische Relevanz zurück.

Kytes
Indie-Pop

Sie drehten die Bandgeschichte auf Anfang: neue Ambitionen, neues Konzept, ein neuer Style und ein neuer Name – nur die Besetzung blieb die alte. Und das ist auch gut, immerhin greifen die Jungs von Kytes auf das eingespielte Vertrauen einer lange existenten Band zurück; etwas, das nicht künstlich reproduzierbar ist. Und so schallt ihr groovender Indie-Pop durch die Kopfhörer der Großstadt-Popper. 

Matthew Austin
Akustik / Blues / Folk

Matthew Austin kommt ursprünglich aus Manchester, mittlerweile hat es den Singer-Songwriter nach München verschlagen. Seine Musik: sanfte Pickings an einer halbakustischen Gitarre, bluesige Harmonien, und eine weiche Stimme darauf, ab und an kommt eine Mundharmonika dazu. Das ähnelt eher Bob Dylan in seinen Folk-Phasen – nach dem Klischee britischer Musik klingt das zum Glück nicht.

Monday Tramps
Brit-Rock

Die Musik der Monday Tramps vereint ziemlich viel von dem, was die alternativ angehauchte britische Popmusik so hervorgebracht hatte: der mehrstimmige Gesang der Beatles, die Coolness des Brit-Pops und die Jugendlichkeit der Arctic Monkeys. Die klischeehafte Liebes-Lyrik hat die Band mittlerweile aufgegeben.


Taiga Trece
Hip-Hop

„Die Straße liebt mich“, rappt Taiga Trece. Da sie sich anders als die Aggro-Berlin-Version des deutschen Gangster-Raps nicht auf grauen Berliner-Proll-Alltag bezieht, sondern auf Mexiko, ist auch die Musik ein wenig bunter, ein wenig gewitzter und ein wenig leichter geraten. Kinderchöre treffen auf Soul-Refrains, harte Rap-Strophen auf Neunzigerjahre-Synthies.


The King Of Cons
Folk/Neo-Soul

Franko van Lankeren, The King of Cons, vertraut auf gut gemachte Popmusik. In einer Zeit, in der wild zusammengestückelt und collagiert wird, sticht er heraus. Neuerdings trifft sein Folk auf Elektro-Soul und R’ n’ B. Mit Kopfstimme singt er nun zu E-Gitarre über das satte Beat-Bett.

Sara Lugo
Reggae

Der Reggae-Pop von Sara Lugo ist weder wirklich innovativ noch versucht sie, angesagte musikalische Stile einzubauen. Dennoch haben Videos von ihr die Millionen-Grenze bei Youtube überschritten. Sara Lugo gibt der Pop-Welt ein lange nicht mehr gesehenes Gutmenschentum zurück.

Zoo Escape
Punkrock / Pop

Zoo Escape hat alles zu bieten, was man für zeitgenössische Rebellionsmusik benötigt: mitreißende Melodik und Energie. Dazu beherrschen sie das Spiel mit Symbolen und verwandeln dadurch ihren Pop-Cocktail zum Punkrock.

Rita Argauer, Michael Bremmer

Musikalische Fundgrube

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“Das  heftigste Festival, das  Minga je gesehen hat. 18000 Bands an einem Tag ins G’sicht.” Sagt Rainer Gärtner, Sänger von “Impala Ray”. Natürlich übertreibt er ein bisschen. Aber im 15-Minuten-Takt zeigt sich beim Sound Of Munich Now, wie spannend die junge Bandszene der Stadt ist (Fotos: Käthe deKoe).

Von Theresa Parstorfer

Es hätte auch regnen können. Dann wären die Gesichter der Wartenden in der Schlange vor dem Feierwerk mit Sicherheit weniger entspannt, weniger gut gelaunt. Es hätte auch zehn Grad kälter sein können, schließlich ist schon November. Aber die Luft ist angenehm, irgendwo zwischen Herbstfrische und Spätsommerbrise. Es ist 17.45 Uhr, Samstagabend, die Türen zur Hansa 39 sind noch nicht einmal geöffnet, aber die Menschenschlange reicht schon fast bis zur Straße.

Einmal im Jahr trifft sich beim Sound-Of-Munich-Now-Festival, veranstaltet vom Feierwerk und der SZ, die Münchner Musikfamilie. 21 junge Bands spielen im 15-Minuten-Takt auf zwei Bühnen in einer Halle. Hat man einmal einen guten Platz ergattert, genügt eine kleine Körperdrehung, um abwechselnd beschallt zu werden. Hüftschwung rechts, Hüftschwung links ist das Motto des Abends. Zudem ist es ratsam, einen guten Zeitplan zu haben. Denn ist man einmal draußen aus der Halle, könnte es ein wenig dauern, bis man wieder hineinkommt, sodass ein Toilettenbesuch bedeuten könnte, die Lieblingsband zu verpassen.

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„Das heftigste Festival, das Minga je gesehen hat“, begrüßt Rainer Gärtner um 22.10 Uhr das schon schwitzende, aber immer lauter jubelnde Publikum und lacht, „18 000 Bands an einem Tag ins G’sicht.“ Als seine Band Impala Ray, die sich in diesem Sommer durch die beliebtesten Open-Air-Festivals Bayerns gespielt hat, auf die Bühne kommt, wird niemand mehr in die Halle gelassen, ob Bändchen oder nicht. Einlassstopp. Ein wenig gegrummelt wird da vor der Tür schon, von denen, die die lebensfrohen, bunten Folk-Klänge von Tuba, Hackbrett und Banjo nun lediglich von der Vorhalle aus hören können.

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Aber es gibt noch so viel mehr zu entdecken auf diesem Festival. Etwa bei der Electronica-Nacht und beim Show-Case von Alpinerecords am Freitag. Am Samstag treten in den beiden benachbarten Hallen weitere zehn Bands auf. Die beiden Münchner Plattenfirmen „Redwinetunes“ und „Gutfeeling Records“ stellen „handverlesene Acts“ vor. So kann im Orangehouse gleich zu Anfang ein bisschen geschwelgt werden, als Paul Kowol mit seiner Gitarre, einem schmachtenden Hundeblick und einer Stimme, die an Jesper Munk erinnert, süß-melancholische Liebeslieder singt.

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20.45 Uhr, die Schlange der Wartenden vor der Halle wird immer länger. Viele der Menschen, die vor dem Feierwerk warten, sind zum ersten Mal dort, kennen auch keine der Bands, aber harren aus. „Eine halbe Stunde“, sagen zwei junge Frauen aus Aachen, die für ein Wochenende zu Besuch sind – der Ruf des Festivals eilt schon über die Grenzen der bayerischen Hauptstadt hinaus. „Eine halbe Ewigkeit“, wartet hingegen eine Gruppe junger Männer, die schon öfter hier waren, und sich heute wieder von der Münchner Bandvielfalt überraschen lassen wollen. Dafür müssen sie geduldig sein.

Auf einmal ist es aber gar nicht mehr so schlimm, in der Schlange zu stehen, denn plötzlich gibt es auch hier Musik. Les Millionnaires, die das Festival und das Publikumsinteresse kennen, nutzen die Situation für ein Spontankonzert im Freien. Gut, dass Christian Höck und Fredo Ramone nicht mehr unter ihrem alten Bandnamen Phonoboy unterwegs sind, denn streng genommen darf jede Band nur einmal bei „Sound Of Munich Now“ auftreten, und mit Phonoboy waren sie schon vor zwei Jahren dabei – damals in der Halle.

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Jakob Arnu, Philip-Maximilian Meier und Pia Kreissl von Swallow Tailed empfinden es „schon als Ehre, heute spielen zu dürfen“. Schließlich ist das „so ein bisschen die Münchner Musik-Elite, die sich heute hier trifft. Und zu wissen, dass man da dazugezählt wird, ist schön“, sagt Jakob. Auch Lukasz Kolny, Bassist von Chinese Silk and Videotape, freut sich total, hier zu sein. Seine Band wartet schon seit ein paar Jahren auf eine Einladung – und auch wenn sie dieses Jahr sehr kurzfristig eingesprungen sind, versetzen sie um 22.40 Uhr 500 Zuhörer mit den drei Songs, die sie zum Besten geben, in einen elektronischen Indie-Rausch. Das ist eine weitere Folge des strikten Zeitplans: Jede Band hat 15 Minuten, in die kann gepackt werden, was an Liedern reingeht.  Drei bis vier Songs, das ist der Mittelwert.

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Lost Name aka Andreas Langhammer entscheidet sich hingegen für nur zwei Lieder. Das macht auch Sinn, denn seine Musik lebt von den unzähligen Loops, die er strumpfsockig bedient, während er gleichzeitig sehnsuchtsvolle Melodien auf der Gitarre zupft. Seine Musik ist ein bisschen wie wenn der Wind durch buntes Herbstlaub fährt, wie ein Sich-fallen-Lassen in süße oder auch schmerzhafte Erinnerungen. Dann heißt es aber auch schon wieder Hüftschwung rechts, denn auf der großen Bühne hat AMI bereits die Gitarre umgeschnallt. Sie ist derzeit „mit Sicherheit eine der aufregendsten jungen Künstlerinnen in München“, sagt SZ-Moderator Michael Bremmer. Als die junge Amira Warning, unterstützt von ihrem Vater, dem Reggae-Musiker Wally Warning, ihre rauchige Stimme erklingen lässt, ist ihr die Aufmerksamkeit in der ganzen Halle gewiss – und nach ihren vier Songs tobt das Publikum. 

Hüftschwung links: Eine weitere Neuentdeckung steht auf der kleinen Bühne in den Startlöchern. Ella Josaline ist 16 Jahre alt. In zwei Wochen wird ihre erste Platte veröffentlicht, nachdem Musikmanager Gerald Huber vor einem Jahr ein Video von ihr bei Youtube gesehen hat. Ihre verträumte, aber durchaus mitreißende Folk-Musik steht in starkem Kontrast zu den wahrscheinlich experimentellsten Künstlern des Abends: Nalan 381. Improvisierter, sirenenhaft-klagender Gesang auf teilweise gar nicht mehr an Musik erinnernden Geräuschen. Aber gerade diese Mischung schätzt das Publikum, niemand verlässt die Halle. Auch das ist „Sound Of Munich Now“: im 15 Minuten-Takt Einblicke in fremde Musikwelten erhalten.

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Neugierig geworden treibt es einige Zuschauer nach den Auftritten zum Merchandise-Stand neben der Bar. Zwei Damen begutachten den Musik-Sampler des diesjährigen Festivals. „Wer war das ganz junge, blonde Mädchen?“ Ja, das war Ella Joseline. Von ihr und AMI, von Timothy Auld, der um 22.40 Uhr eine locker-coole Show zwischen R ’n’ B, Pop und Hip-Hop abliefert, und von vielen anderen der an diesem Abend zu bestaunenden Bands wird noch zu hören sein. „Sound Of Munich Now“ bietet nicht nur einen Schnelldurchlauf durch alle derzeit möglichen Musikrichtungen, sondern ist Fundgrube und Aussichtsplattform zugleich – und dafür lohnt es sich sogar, eine kleine, halbe Ewigkeit in einer Warteschlange zu verbringen. Vor allem, wenn die Herbstnacht so mild ist.