Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Ornella

Unsere Autorin verbringt die Woche mal durch die Nächte tanzend, mal mit Yoga und Kunst. Aber auch Poetry Slam und Comedy kommen nicht zu kurz. Das Jahr hat gerade erst angefangen, man könnte meinen die Stadt sei noch im Winterweihnachtsschlaf: Wer das denkt täuscht sich und außerdem bestätigte die New York Times neulich erst, was sich viele vielleicht schon gedacht haben: München wird cool. Langsam. Aber es wird

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Band der Woche: Uschi

Die Musik des Münchner Alternative-Rock-Quartetts Uschi reißt erst einmal ziemlich mit. Und sie ist dabei einen guten Tick rauer und unzugänglicher als man es in der aktuellen Popwelt vorgelebt kommt. „Unser Konzept ist: Einfach drauf los!“, erklären sie. Thematisch sind die „Uschis“ gesellschaftspolitisch. Im Oktober treten sie in München im Sunny Red und in der Glockenbachwerkstatt auf.

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Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Jana

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Unsere Autorin Jana ist am liebsten im Theater: Entweder sie steht selbst auf der Bühne oder schaut sich ein anderes Theaterstück an – wie “Die Stühle”. Zwischendurch trifft sie sich mit Freunden bei der Feuerzangenbowle, besucht das Filmfestival KINO ASYL oder rockt zur Musik von “LVNG” ab.

Endlich Freitag! Ein Ausruf, den man als Studentin mitten im Semester nicht zu laut von sich geben sollte. Zumindest komme ich mir etwas seltsam dabei vor, denn im Moment scheint die ganze Woche über Wochenende zu sein.
Den Freitagabend läute ich im Hoch X ein. Die Stühle wurde von Amrei Scheer mit Philipp Schulze und Fiona Grün inszeniert. Alle drei sind gerade mal 20 Jahre alt und ich frage mich, was wohl dabei herauskommt, wenn sich drei junge Menschen in die Lage eines alten, seit Jahrzehnten in einem Turm eingesperrten Paares versetzen und über das Leben und dessen Sinn nachdenken. Trotz des schweren Stoffs – oder gerade deswegen – ist mir nach der Vorstellung nach etwas Fröhlichkeit zumute und ich mache mich auf den Weg ins Import Export, wo sie heute das KINO ASYL begießen. Ein Filmfestival, das die vergangene Woche Filme von und mit Menschen mit Fluchterfahrung zeigte. Die Abschlussparty geht bis in die frühen Morgenstunden und ich schlafe bis weit in den Samstagmittag hinein.

Als ich am Samstag aufwache, erwarten mich ein Dutzend verpasster Anrufe meiner Freunde, die schon am Isartor auf mich warten. Ein Glück haben sie noch nicht den ganzen Kessel Feuerzangenbowle ausgetrunken, als ich endlich ankomme, und ich darf mich mit einer heißen Tasse Hochprozentigem auf unseren gemeinsamen Abend einstimmen. Der führt uns heute ins Munich
Center of Community Arts – das MUCCA und wir sehen uns dort das Theaterstück Reine Kopfsache an. Die beiden Schauspieler machen sich darin auf die Suche nach sich selbst, dem Anderen, dem Du, dem Ich, dem Wir und fragen sich, was in den Köpfen der Menschen wohl so passiert. So viel Tiefgründigkeit lässt uns in geradezu melancholische Stimmung verfallen und wir enden in einer philosophischen Diskussion über das Leben und das Sein.

Dieser Abend motiviert mich, am Sonntag einmal selbst auf der Bühne zu stehen – und meinem eigenen Glück auf die Spur zu kommen. Im Kösk gibt es ab heute jeden Sonntagnachmittag von 17-19 Uhr für alle Interessierten den Theaterworkshop GLÜCK. Die Teilnehmenden erforschen mit theatralen Mitteln das Glück und stellen Glücksvorstellungen auf den Kopf. Genau das Richtige, um einer anstehenden, sogenannten Winterdepression auszuweichen, denke ich mir.

Beflügelt von so viel Glücklichsein lässt sich der vorlesungslastige Montag doch gleich viel angenehmer einleiten und ich freue mich zur Abwechslung mal nur darauf, am Abend daheim Ingwertee zu kochen und ganz viel Serie zu schauen. Hach, ist der Winter schön.

Was, wenn der Student bereits am Dienstag in den Club gehen will? Tarne dich gut und nenne es „einen Konzertbesuch“. So mache ich es heute und verbringe meinen Abend in der Milla. Bevor sich Neufundland aus Köln die Ehre geben, spielen AberHallo, fünf Jungs aus Regensburg.

Mittwoch zählt ja auch für Normalos, sprich Verdienende, fast schon als Wochenende, oder? Oder vielleicht auch nicht, jedenfalls finde ich es höchste Zeit, die erste Bar in dieser Woche aufzusuchen und damit offiziell mein Wochenende zu beginnen. Wegen des Hauch schlechten Gewissens, das
mich seicht streift, möchte ich meinen exzessiven Bierkonsum an diesem Abend wenigstens mit etwas Kultur kombinieren und entscheide mich für die Kiste an der Münchner Freiheit, wo es an diesem Abend eine Lesung der Komparatistik Schreibwerkstatt gibt. Fleißige Studierende lesen ihre Texte vor und ich darf lauschen? Wunderbar. Das Bier schmeckt auch vorzüglich, ich bin glücklich. Vielleicht sollte ich das am kommenden Sonntag im Theaterworkshop mal erwähnen, es scheint ja doch recht einfach zu sein, die Sache mit dem Glücklichsein.

„Heute Abend LVNG?“ zischt mein Kommilitone mir am Donnerstagvormittag im Seminar zu. Kurz habe ich den Impuls, ihm auf den Rücken zu hauen, denn er muss sich verschluckt haben. Dann fällt es mir ein: LVNG, ausgesprochen aber Living, weise ich meinen Nebensitzer in die Namensgebung der altbekannten und nun irgendwie doch neu gewordenen Band LVNG aus
München ein. Anscheinend gibt es außer einem neuen Namen auch neue Musik, die diesmal ganz anders klingt. Wir machen uns nach der Uni also auf den Weg ins Muffatwerk, wo LVNG als Vorband von I’m Not A Band im Ampere ihre neuen Songs vorstellen. B mn hn Vkl mtsngn knn?

Und dann ist ja eh schon wieder Wochenende. Ich habe eigentlich gar keine Lust, am Freitag vor die Türe zu gehen, der Alkohol der letzten Woche reicht mindestens bis Silvester, und außerdem habe ich viel zu wenig geschlafen in den letzten Tagen. Deshalb muss es heute Abend unbedingt gemütlich werden. Und wo schafft man das besser als in der Glockenbachwerkstatt? Wenn Menschen aus überall Musik von überall spielen und GEMEINSAM in Großbuchstaben geschrieben wird. Gemeinsam macht eben doch alles viel mehr Spaß und deshalb wird der Freitagabend natürlich kein einsamer in den eigenen vier Wänden, sondern so funky wie der Titel der Veranstaltung: Beige Funky / die 2.

Text: Jana Haberkern

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Lukas

Zum ersten Mal sind wir unterwegs mit unserem Autor Lukas. Der hat sich für die kommende viel vorgenommen, vor allem echte Herbst-Hightlights wie Filmschool Fest und Literaturfest. Aber auch gute Musik darf nicht fehlen sowie die ein oder andere Gaumenfreude.

Ich schreibe Listen. Nicht weil ich ein sonderliches Faible
dafür habe, sondern aus praktischen Gründen. To-Do-Listen, Packlisten,
Erinnerungen, Musiklisten, Leselisten, Film- und Serienlisten. Manche sind dabei nützlicher
als andere. Eine dieser Listen ist so etwas wie die „Ich sollte endlich mal“-Liste. Dabei handelt es sich um
eigentlich angenehme Freizeitaktivitäten, die ich mir lange vorgenommen habe,
ohne ihnen allzu viel Priorität einzuräumen. Diese Liste will ich also kommende Woche in Teilen bezwingen!

Es ist Freitag, genauer gesagt Freitagabend und ich habe
Besuch. Mein Freund Till aus Wien kommt spontan vorbei und bleibt nur eine Nacht.
Und weil ich den Till gerne geistig fordere und er eben dies von mir erwartet,
schleppe ich ihn ins Lost Weekend zu FreudsBAR – Im Dschungel des Unbewussten.
Eine Gruppe von Psychoanalytikern diskutiert hier die Konzeption des Unbewussten und
das Thema verspricht nachdenklich zu machen.

Nach zwei Stunden verlassen wir mit flirrenden Neuronen und
müden Lidern den Laden in der Schellingstraße. Bei einem Gin-Mate verdauen wir
das eben gehörte und wenden uns schließlich dem weltlichen München zu. Ich
sollte endlich mal in BLITZ. Seit der Eröffnung, bin ich nicht dazu gekommen.
Dort spielen Leo Küchler, René Vaitl und Richie Hawtin und so heißt es:
Lokalmatador trifft auf Techno-Legende trifft auf unsere Ohren. Die Nacht wird
laut, lang und sehr lustig. Was für eine Nacht! Nein, ganz im Ernst, was für eine
Nacht? Meine Erinnerung verblasst hinter pochenden Schläfen.

Am Samstag nehme ich meinen Kater an die Leine und gönne mir ein Frühstück
im Das Maria. Das sollte ich ohnehin endlich mal machen. Während mein Gaumen

mit Maria

Urlaub  in Marrakesh macht, kehren ganz langsam meine Lebensgeister
zurück. Ich vertrete mir ein bisschen die Beine und pünktlich zum viel zu frühen
Sonnenuntergang lande ich auf dem Tollwood. Ein Tässchen Glühwein und der unerhörte
Lichtschwund ist bald verziehen. Außerdem sollte ich mal beim Filmschool Fest vorbeischauen.
Da heute der letzte Abend ist, gehe ich ins Filmmuseum, wo mich eine Reihe
wunderbarer Kurzfilme von Studenten aus aller Welt erwartet.

Es ist Sonntag in München und mein Kühlschrank so
ausgestorben wie die nassen Straßen. Zum Glück gibt es bei uns in der Nähe
einen Kiosk, der immer offen hat. Der Wind pfeift und als ich notdürftig
versorgt aus den Curry-Schwaden des Ladens wieder auf die Straße trete, schlägt
mir ein fieser Novemberregen entgegen. Kann ich jetzt überhaupt nicht
gebrauchen. Wobei. Ich sollte endlich mal wieder ins Schwimmbad gehen. Aber
wohl nicht an einem Sonntag, an dem die überfüllten Münchner Bäder wenig Spaß versprechen. Ich finde eine Notiz in meinem Handy: „unplugged session
sonntag“. Stimmt, da war was. Ich erinnere mich an ein solches Event im Lost Weekend.
Heute spielen dort Wes Swing,
YNGVE & The Innocent
. Ich schaue vorbei.

Montag. Allein das Wort lässt mich für gewöhnlich zittern. Ekelhaft. Dieser hier verspricht allerdings etwas besser zu werden. Die
Sonne scheint und auf dem Weg zur Arbeit nehme ich einen Umweg über das Mahlefitz in der Nymphenburger Straße auf mich, denn die haben einen vorzüglichen Kaffee. Der gehört auf jede Liste. So gewappnet mache ich mich ans Tagewerk, den
Feierabend fest im Blick. Denn dann geht es spontan mit einem Kollegen aufs Tollwood. Beim Genuss von voll fairen Bio-Dinkel-Crêpes dringen exotische Klänge
an mein Ohr. Wie eine Mischung aus Blaskapelle und Rockband. Tatsächlich spielen THE SENSATIONAL SKYDRUNK HEARTBEAT
ORCHESTRA
im nahegelegenen Hexenkessel. Ska-Pop aus Bayern – ungeniert, aber g’schmach.

Am Dienstag hat mein Glück mich bereits wieder verlassen. Die Schlieren vorm Fenster machen schlechte Laune, die
Arbeit nervt und bald wird prokrastiniert.Draußen ist es schon wieder dunkel. Ich sollte endlich mal
eine der tausend neuen Serien schauen, die Netflix mir vorschlägt. Aber ich fühle
mich nach Altbewährtem, also entscheide ich mich für “Friends” – was für ein
Juwel. Drei oder fünf Folgen später, raffe ich mich doch noch vom
Sofa auf. Ich bin schließlich sehr froh darüber. Es ist der letzte
Dienstag des Monats und das heißt Prof. Claus Reichstaller von der Hochschule für
Musik und Theater lädt gemeinsam mit seinen Studenten zur JAZZ JAM im Milla. Es
wird ein Abend für Liebhaber mit viel Engagement und Findigkeit.

Mittwoch ist die Mitte der Woche, das ist klar, beim Lo
Studente
gibt es heut’ Dia-vo-la“ dudelt es mir durch den Kopf, während ich mir
ein Exemplar des 5,50€-Wunders einverleibe. Weil es hier wie immer brechend
voll ist, mache ich mich bald auf in Richtung Sendlinger Tor. Während ich so über
den Marienplatz schlendere und die Touristen-Kolonien belächle, bin ich froh,
dass mich der Weihnachtsstress noch nicht ergriffen hat. Ich sollte endlich mal
früher an Geschenke denken. Abends bin ich wie gewöhnlich beim Fish’n’Blues. Da gibt es
einen ausgezeichneten Eintopf und junge Münchner Musik. Frühes Kommen lohnt
sich hier immer.

Am Donnerstag schaue ich mal auf der FOOD&LIFE Messe vorbei. Die
riesigen Hallen sind gefüllt mit dem neuesten Schnickschnack in Sachen Küchen-Equipment
und den feinsten Leckereien aus aller Welt. Das Tagesticket für 13€ lohnt sich,
allein schon ob der etlichen Gin- und Weinstände, deren Besitzer ganz erpicht
darauf scheinen, ihre Kostproben zu verteilen. Ich schlemme mich einmal quer
durch die Messestadt. Ein weiterer Punkt auf meiner Liste, den ich vernachlässigt
habe: das Literaturfest. Eigentlich stehen diese Tage ganz im Zeichen des
Lesens, doch ich komme nicht dazu. Abends gehe ich also in Literaturhaus. Irina Scherbakowa
arbeitet in ihrem Werk „Die Hände meines Vaters – Eine russische
Familiengeschichte“ mit viel Einfühlungsvermögen die bewegte Vergangenheit
ihrer Vorfahren zwischen zwei Weltkriegen und dem eisernen Vorhang auf.

Buon Giorno erstes Türchen. Am Freitag beginnt offiziell die Adventszeit und
irgendwie ist das ja doch ganz schön. Ich bin jedenfalls gut vorangekommen mit
meiner Liste. Vielleicht sollte ich jetzt endlich mal meine Zeit der
vorweihnachtlichen Besinnung widmen. Ob das ohne Liste klappt?