Neuland: BAAL

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Für Matthias Dräxler und Matthias Schüll von BAAL heißt es bald Abschied nehmen: Das Deep-House Duo zieht nach Berlin. München bleibt aber natürlich trotzdem Heimat.

Matthias Dräxler, 26, und Matthias Schüll, 31, von BAAL ziehen nach Berlin. Die elektronische Musikszene in München ist zwar seit einiger Zeit aufstrebend, mit Berlin aber immer noch nicht vergleichbar, sagen die Musiker des Deep-House-Duos aus Fürstenfeldbruck. Deshalb spielen zwar viele Berliner DJs in München, ihren Lebensmittelpunkt haben aber die meisten in der Hauptstadt. Es geht BAAL aber nicht in erster Linie darum, schneller erfolgreich zu werden, sondern sie wollen neue Eindrücke sammeln. Wären sie neu im Geschäft, wäre es blauäugig, direkt nach Berlin zu gehen, sagt Dräxler, aber da sie schon seit längerer Zeit öfter in Berlin spielten als in München, sei ihr Schritt gut durchdacht. Zudem wissen sie, dass es vor allem im Club Ritter Butzke viele Leute gibt, die sich auf die Zusammenarbeit freuen. Der Abschied von München fällt BAAL aber natürlich trotzdem nicht leicht. „Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Schüll. Deshalb findet am Dienstag, 26. April, ein Abschiedskonzert im Buck Rogers in Fürstenfeldbruck statt – vor allem von ihren Freunden dort wollen sich die beiden gebührend verabschieden.   

https://soundcloud.com/baalsound

Von: Jacqueline Lang

Foto: Daniel Krölls

Sophie und Chris

Sie produzieren Elektro-Songs, die eigentlich Singer-Songwriter-Stücke sind: Das Duo Sophie und Chris kommt  aus musikalisch unterschiedlichen Richtungen,die die beiden miteinander kombinieren.

José Gonzáles’ herzzerreißende Akustik-Gitarren-Version von „Heartbeats“ hat mittlerweile den gleichen Kultcharakter wie das Original. Der Elektro-Pop-Hit des schwedischen Duos The Knive, der auf dem schmalen Grat der Club-orientierten Ballade tanzt, offenbart seine Songqualität zur Gänze in dieser akustischen Coverversion: Sein Skelett ist ein klassisch schöner Pop-Song, der mittels elektronischem Gewand modernisiert wurde. Eine ganz ähnliche Bewegung macht das Münchner Duo Sophie und Chris (Foto: Luisa von Witten/ LVW). Unter ihren schlichten Vornamen produzieren die beiden Elektro-Songs, die eigentlich Singer-Songwriter-Stücke sind.
 Ihre musikalische Beziehung begann ganz pragmatisch: Der DJ Chris Siebler entdeckte Sophie Kronfellners Musik im Internet – und fragte die Sängerin, ob sie ihm ihre Stimme für einen Remix, an dem er gerade arbeitete, leihen würde. Doch zum Glück blieben sie nicht in dieser tradierten Rollenverteilung, vielmehr begannen sie, ihre verschiedenen musikalischen Qualitäten in Jam-Sessions zusammen zu werfen. Beide haben schon länger Musik gemacht: Sophie spielt Klavier und Gitarre und bewegte sich damit im Singer-Songwriter-Milieu, Chris spielt diverse Blasinstrumente, produzierte seine Musik aber elektronisch. Doch innerhalb des vergangenen Jahres schrieben die beiden eine EP zusammen: Sophies klare Stimme wird dabei um harte und zum Teil ganz schön wilde Beats ergänzt. Es rumpelt, bleibt im Rhythmus stecken, kreischt mit wilden Synthies, bevor sich ein fließender Sound durchsetzt und Sophies Stimme den Raum bekommt, sich entfalten zu können. Doch das sind Gegensätze, die durchaus gewünscht seien, wie Sophie erklärt. Denn: Dadurch würden sich die sonst etwas beschränkten Möglichkeiten der Songwriter-Musik erweitert. Eine Ergänzung, die nicht nur in eine Richtung funktioniert: elektronischer Musik fehlt oft die Dramaturgie von Pop-Songs – etwas, das Sophie in Chris’ Musik recht unkompliziert einfließen lässt.
 Neuentdeckungen, Unvoreingenommenheit und den Umgang mit den verschiedenen Einflüssen verarbeiten die beiden gerade zu einer „Serie“ von Songs. Als Teil der Soundcloud-Generation orientieren sie sich nicht mehr so stark an traditionellen Formen wie einem Album, sondern an der Set-orientierten Zusammenstellung, die man auch von DJs kennt. Doch als sie im vergangenen Jahr auf dem Utopia Island Festival das erste Mal live auftraten, war das eine traditionelle Band-Erfahrung, die sie unbedingt bald wiederholen möchten.  Rita Argauer

Stil: Elektro-Pop/Singer-Songwriter
Besetzung: Sophie Kronfellner (Gesang, Songwriting), Chris Siebler (Produktion)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: soundcloud.com/sophie-chris

NalaN (Hipster-Pop / Alternative-Elektro)

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Jahr: 2014, Woche: 47

Schulband mal anders: Die beiden Musiker von NalaN haben sich an der Kunsthochschule kennengelernt. Sie machen Hipster-Pop ohne dem Trend blind zu folgen.

Romy Schneider formte einst den Prototyp der Swimmingpool-Begeisterten. Und sowohl der Retro-Look des Films von 1969 als auch die Mischung aus Krimi, südfranzösischer Hitze und Sexyness trifft den Kunstakademie-Schick von heute ganz gut. Das Duo NalaN (Foto: Rosanna Graf) passt da gut hinein. Immerhin haben sich die beiden Musiker Nalan Karacagil und Nikolaus Graf an der Münchner Kunsthochschule, „in der Klasse Metzel“, wie sie konkretisieren, kennengelernt. Wenn auch nicht beim Studieren, sondern beim Konzert eines Freundes dort, was aber auch nur zeigt, wie sehr neue Pop-Trends häufiger in Kunstklassen als an Musikhochschulen entstehen.

Denn hippen Pop, das können die beiden: Im Video zur ersten Single „Vision“ paddeln sie mit der gelangweilten Attitüde der permanenten Verfügbarkeit durch einen Swimmingpool, der klassischer nicht aussehen könnte. Und so stark diese Bilder sind, in ihrer Musik schaffen die beiden genau die Mischung aus Verwaschenheit und aktuellen Pop-Trends, die sowohl in kleinen Underground-Läden funktionieren kann als auch – Lana del Rey machte es vor – auf den großen Pop-Bühnen. Sängerin Nalan Karacagil setzt ihre zugänglichen Melodien dabei unaufgeregt auf einen mechanisch-geräuschlastigen Beat. Für die nötige harmonische Unterfütterung sorgen wolkige Synthie-Akkorde. Für die heutzutage nötige Uneindeutigkeit sorgt hingegen eine verhangene Soundästhetik, die viele Assoziationen zulässt, aber nichts zu fies in den Vordergrund drängt: etwa R ’n’ B-Linien, Fiona Apples letzte Field-Recording-Platte, Achtzigerjahre-Pop und die verhallten Stimmen von Warpaint oder Zola Jesus.

Nalan und Nikolaus wissen genau, was sie da tun. So auch, wenn sie für kommendes Jahr ein Album mit dem Titel „Collaboration rules the Nation“ ankündigen. Klar, sie schließen sich aktuellen Pop-Trends an, haben aber genug Attitüde, die Mode immer wieder ins Absurde und Verfremdende zu rücken. Und dieser Mechanismus ist es, der meist die zukünftigen Trends erst schafft. Rita Argauer

Stil: Hipster-Pop / Alternative-Elektro
Besetzung: Nalan Karacagil (Gesang), Nikolaus Graf (Produktion)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.nalankara.bandcamp.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Baal (House / Elektro)

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Jahr: 2014, Woche: 38

Die beiden Musiker Matthias Dräxler und Matthias Schüll geistern schon länger in der Münchner Club-Szene herum. „Bei all der Partymusik bleibt der Inhalt oft auf der Strecke“, sagt Matthias Schüll, sie hätten da irgendwann eine Leere in sich gespürt. Und dieses Loch stopfen sie nun mit allem, was der Mystizismus und die Spiritualität der Menschheitsgeschichte so zu bieten hat.

Große Worte spucken die beiden Musiker einfach so aus. Als hätten sie sich völlig befreit von all der coolen Zurückhaltung und der Uneindeutigkeit ihrer Generation. Das Münchner Duo Baal nimmt den Mund voll (Foto: Ann-Sophie Wanninger): Sie benennen sich nach einer mystischen Gottheit, bringen eine Single heraus, die von DJ Hell gefeiert wird und betiteln einen Track mit nichts Geringerem als dem religiösen Anfang allen Lebens: der biblischen Genesis. Doch mit Phil Collins leichter Zugänglichkeit hat das alles wenig zu tun. Baal ist finster, übellaunig und Metaphern-schwanger.

Die beiden Musiker Matthias Dräxler und Matthias Schüll geistern schon länger in der Münchner Club-Szene herum. So veranstalten die beiden Fürstenfeldbrucker unter dem Namen Konta regelmäßig Tanzpartys und machten auch immer wieder selbst Musik. Doch als Baal soll das nun alles anders werden, obwohl die Musik immer noch elektronisch ist. „Bei all der Partymusik bleibt der Inhalt oft auf der Strecke“, sagt Matthias Schüll, sie hätten da irgendwann eine Leere in sich gespürt. Und dieses Loch stopfen sie nun mit allem, was der Mystizismus und die Spiritualität der Menschheitsgeschichte so zu bieten hat: Jericho, Genesis, Gottheiten, Neubeginn und Rache. „Wir mögen die Ambivalenz von Baal“, erklärt Matthias Schüll, diese spirituelle Figur eines Gottes oder einer Götze, die ihr Gesicht verändert, je nachdem, aus welcher religiösen Tradition heraus man sie betrachtet: „Gut und Böse, echt und falsch, Licht und Dunkel“, nennt das sein Kollege Matthias Dräxler.

Ob sich all diese Geschichten nun tatsächlich erzählen, wenn man der Musik von Baal lauscht, ist letztlich aber völlig irrelevant. Die Grundlage ist immer noch House: schiebende Bassdrums und pumpende Bässe. Doch darüber erklingen etwa im Track „Jericho“ synkopierte Staccato-Streicher, die irgendwann von wohl gesetzten Funk-Bläsern abgelöst werden. Die Kraft, die so viele verschiedene Klangfarben der synthetischen Musik geben, ist spannend. Nach bejubelten DJ-Sets arbeiten sie gerade an der Live-Umsetzung ihrer Musik, die am Donnerstag, 25. September, zum ersten Mal im Münchner Harry Klein stattfinden soll.

Ein bisschen wünscht man sich, dass sie irgendwann nicht mehr nur die Synthesizer live bedienen werden, sondern sich zu ihren Computer auch tatsächlich ein paar Trompeter auf das DJ-Pult setzen, die den mystischen Marsch live durch den Club blasen.  Rita Argauer

Stil: House / Elektro
Besetzung: Matthias Dräxler, Matthias Schüll (beide Produktion)
Aus: Fürstenfeldbruck
Seit: 2014
Internet: www.baalmusic.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Kurimelo (Indie-Elektronik)

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Jahr: 2014, Woche: 13

Julian Klaas alias Kurimelo kreiert in seinem Zimmer Musik, die an Radiohead erinnert. Als Einfluss gibt er jedoch klassische Musik an. In seinen Stücken hat das klassische Streichinstrument Geige aber noch keinen Platz gefunden.

Ganz kleinteilig arbeitet der Münchner Musiker Julian Klaas. Als Kurimelo (Foto: Laura Kansy) bastelt er in seinem Zimmer mit Computer und Stimme seine Musik. Elektronische Klangschnipsel verbindet er dabei zu Tracks, die in ihrer Kompliziertheit an die Solo-Alben von Radioheads Thom Yorke erinnern und zwischen Hintergrund-Ambient-Sounds und emotionaler Unmittelbarkeit schwanken. Eigentlich kommt Julian aus einer ganz anderen Ecke der Musik. Mit vier Jahren begann er Geige zu spielen, Bach und Brahms gibt er als seine Einflüsse an. Musik also, die entstand, bevor Computer, Synthesizer und verstärkte Gitarren Einzug hielten in die Komposition. Und mit der Klassik hat er seine Jugend verbracht: Als Jungstudent an der Münchner Musikhochschule. Später studierte er dann Geige in Spanien und lernte nebenbei Klavier.

Umso erstaunlicher ist es, dass in seiner Musik, die er als Kurimelo nun am Computer macht, das Streichinstrument bisher noch keinen Platz gefunden hat. Einzig ein Klavier taucht manchmal sample-artig in den zerstückelten Songs auf. Über dieses unruhige Soundbild, die zitternden Beats und die sich zerstreuenden Klangflächen setzt er jedoch einen Gesangsstil, der das alles zusammenhält: Er singt fast ausschließlich in leicht-hauchender Kopfstimme, legt aber mehrere Gesangsspuren übereinander. Das jedoch nicht, um Mehrstimmigkeit zu erzeugen, sondern um durch minimale Verschiebungen in Klangfarbe und Timbre die Stimme plastisch und ebenfalls fast elektronisch erscheinen zu lassen.

Im vergangen Jahr spielte er sein erstes Konzert auf der Schaustelle der Pinakothek der Moderne und veröffentlichte seine erste EP im Internet. Und nun soll 2014 ein Album folgen. Rita Argauer

Stil: Indie-Elektronik
Besetzung: Julian Klaas
Aus: München
Seit: 2013
Internet: www.facebook.com/Kurimelo; kurimelo.bandcamp.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

i.n.phonium (Jazz / Elektro / Swing)

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Jahr: 2013, Woche: 50

Erst als Swing mit Elektrobeats und Basssynthesizern unterlegt wird, kann dieser Stil die Partyszene in München erobern. i.n.phonium mischen sie ihre eigenen organisch-jazzigen Songs mit Schnipseln aus der Vergangenheit und den elektronischen Synthie-Sounds der Gegenwart.

Ausgelassenes Tanzen und ein wenig Verruchtheit – dafür steht seit den Zwanzigerjahren der Swing. Doch weil die heutige Generation es gewohnt ist, fette Bässe und fiese Beats zu hören, musste eine kleine Modifikation her. Die mitreißenden Bläserlinien und groovenden Piano-Figuren des Swing in allen Ehren: Erst als angefangen wurde, diese mit Elektrobeats und Basssynthesizern zu unterlegen, konnte dieser Stil die Partyszene erobern.

In München gibt es da als Reihe etwa SwingThing – und die kann seit ihrer ersten Geburtstagsparty vor etwa einem Jahr wiederum mit einem ganz besonderen Act aufwarten: Die Band i.n.phonium (Foto: Tanja Seifert) gründete sich eigens für die Veranstaltung, weil sie dieser gerade so beliebten Tanzmusik wieder mehr Live-Charakter geben wollte. Für Gitarrist Christian Preunkert und Schlagzeuger Sascha Ibel war das der nötige Anstoß, ihrem losen Jam-Projekt eine einheitliche Richtung zu geben. Mit der ausgebildeten Musical-Sängerin Daniela Ascherl und dem Jazz-Saxophonisten Michael Schreiber rüsteten sie sich zum Quartett auf und spielen tatsächlich einen neuen wie mitreißenden Stil: Sie nutzen sowohl das bekannte Prinzip des Elektroswings, das Samplen alter LPs, als auch den donnernden Effekt eines Live-Schlagzeugs. So mischen sie ihre eigenen organisch-jazzigen Songs mit Schnipseln aus der Vergangenheit und den elektronischen Synthie-Sounds der Gegenwart.
Ihr Ruf, nicht nur als tanzbare Live-Band, sondern auch als visuell interessante Schau, spricht sich nun herum. Mit authentischen Klamotten, Verkleidungen und Tanzeinlagen, die sie auf jedem Konzert zeigen, schaffen sie die zu ihrer Musik passende Atmosphäre. Und obwohl sie sich eines so alten Stils der Unterhaltungsmusik bedienen, sind sie in Münchens Musiklandschaft eine erfrischende Ausnahme, klingen neu und anders. Am vergangenen Freitag haben sie ihre neue Single „Moonwalk“ unter inphonium.bandcamp.com veröffentlicht.
Rita Argauer

Stil: Jazz, Elektro, Swing
Besetzung: Christian Preunkert: Electronics, Gitarre, Bass; Sascha Ibel: Schlagzeug, Gesang; Daniela Ascherl: Gesang; Michael Schreiber: Saxophon
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.inphonium.de, www.facebook.com/inphonium

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Claire (Elektro-Indie-Pop)

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Jahr: 2012, Woche: 45

Auf Anhieb. Die Münchener Band Claire produziert geradlinigen, frischen und durchaus mainstream-tauglichen Elektro-Pop mit Dubstep, Hip-Hop und Indie-Elementen. Ein Genre-Mix, der funktioniert.

Manchmal klappt es auf Anhieb. Wie bei der noch so frischen Münchner Band Claire (Foto: privat). Vor einem knappen Jahr taten sich die drei Instrumentalisten mit der Singer-Songwriterin Josie-Claire Bürkle zusammen – für ein kleines Filmprojekt unter Freunden wollten sie einen Track produzieren. Daraus entsprang die Band, die nun den geraden Weg in Richtung Erfolg nimmt: Derzeit produzieren sie ihr erstes Album in einem Berliner Studio.

Am vergangenen Freitag ist nun aber erst einmal eine EP erschienen. Fünf Songs finden sich auf „The Empire“: Geradliniger Elektropop ist das, der durchaus im Mainstream-Radio vorstellbar ist. Aber mit Dubstep, Hip-Hop und Indie-Elementen auf die Wurzeln im szenigen Underground verweist. Denn alle vier Musiker haben bereits Banderfahrung: von Hardcore über Punk zu Elektro. Dieser Genre-Mix zeigt sich in der Musik von Claire. Und dass das funktioniert, merkten sie schnell: Kurz nach dem sie ihre allerersten Songs im Internet veröffentlicht hatten, waren die mehr als 30 000 Mal abgespielt worden. Durch soziale Netzwerke wurde die Musik weiterverteilt, irgendwann entwickelte das eine Eigendynamik und neben diversen Radiostationen wurde auch die Booking Agentur „Visionary Collective“ auf sie aufmerksam. Daraufhin bekamen sie einen Label-Vertrag; ihre erste Single „Pioneers“ ist im September erschienen.

Nun planen sie die kalten Monate im Studio zu verbringen, um dann im kommenden Jahr loszulegen, sich vollkommen auf die Musik zu konzentrieren, Konzerte zu spielen: „Im Moment bekommen wir so viel positives Feedback, dass es letzten Endes schön wäre, den Lebensunterhalt mit der Musik zu verdienen“, erklären sie. Es sei ihnen aber durchaus bewusst, dass die Stimmung und die Resonanz schnell wieder kippen kann. Rita Argauer

Stil: Elektro-Indie-Pop
Besetzung: Josie-Claire Bürkle (Vocals), Matthias Hauck (Producing, Synths), Nepomuk Heller (Producing, Synths), Florian Kiermaier (Producing, Gitarre). Live: Fridolin Achten (Drums)
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.claireofficial.com; www.facebook.com/clairemusicofficial

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Jim Fletch (Elektro / Pop / Indie)

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Jahr: 2012, Woche: 32

Tim Paasch-Colberg spielt Gitarre. Selly Fletcher singt. Doch ein eindeutiges Singer-Songwriter-Duo kam dabei nicht heraus: Jim Fletch experimentieren mit verschiedenen Sounds, verschiedenen Instrumenten, verschiedenen Loops – und das ist gut so.

Jim Fletch (Foto: Michi Acapulco) können sich nicht so ganz entscheiden: Zwischen Sehnsucht und Gelassenheit. Zwischen Aufruhr und coolem Zurücklehnen. Zwischen DJ und Band. Deshalb entsprechen sie also nicht der prolligen Forderung aktueller Werbungen nach entschlossener Eindeutigkeit, sondern beleuchten den Zwischenraum. Sie besingen die Zwischentöne, über eine sanfte Mischung aus elektronischen und akustischen Klängen; ein wenig, wie man es von Charlotte Gainsbourgs Zusammenarbeit mit den französischen Elektrofricklern von Air kennt.

2010 hat sich das Duo zusammengefunden, „als ich mit einer Gitarre vor Sellys Tür stand“, erklärt Multiinstrumentalist Tim Paasch-Colberg. Selly Fletcher begann zu den Gitarrenklängen zu singen, zu raunen, zu flüstern. Doch ein eindeutiges Singer-Songwriter-Duo kam dabei nicht heraus: Sie experimentieren mit verschiedenen Sounds, verschiedenen Instrumenten, verschiedenen Loops – das gilt auch für das erste Video zu dem Song „300 Miles“: überraschende Bildschnitte, ungewohnte Perspektiven. Die Musik – immer zurückhaltend – ist durchzogen von Glockenspielen, Klavieren, der Akustik-Gitarre. Die Instrumente werden vorher aufgenommen, dann mit dem Computer in einen neuen Zusammenhang gesetzt, bis Selly Fletcher ihren Gesang beisteuert.

So ergibt sich auf der Bühne eine Mischung aus DJ-Set mit Live-Gesang und Live-Set mit elektronischer Unterstützung. Doch auch hier bleiben die beiden mit Absicht dazwischen. „Wir wollen Gänsehaut erzeugen und möglichst vielen Menschen unter die Haut fahren“, sagen sie. Die Wirkung steht im Vordergrund. Wie sie gerade entsteht, wird sekundär.

Live-Auftritte sind ihnen die wichtigste, weil direkteste Kommunikation mit ihren Zuhörern. Für diesen Herbst ist eine Mini-Tour geplant. Doch auch ein Album soll es irgendwann geben. Bis dahin veröffentlichen Jim Fletch ihre Tracks weiterhin im Internet unter www.soundcloud.com/jim-fletch
Rita Argauer

Stil: Elektro, Pop, Indie
Besetzung: Selena Fletcher, Tim Paasch-Colberg
Aus: München
Seit: 2010
Internet: www.jimfletch.de, soundcloud.com/jim-fletch

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cutz & mouse (Trip Hop / Hip Hop / Elektro / Pop)

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Jahr: 2011, Woche: 49

Chaos auf dem Bühnenboden: Unfassbar viele Kabel, Netzstecker, Verlängerungen verteilen sich da, verbinden Turntables mit dem Computer, Mikrophone mit Effektgeräten, Schlagzeugtoms mit Synthesizern.

Das Schlagzeug steht abgetrennt, die restlichen Musiker umzingelt von Plexiglaswänden, daneben Tische mit elektronischen Geräten, Sängerin Annika Beck dazwischen. Der Soundcheck läuft für die Band cutz & mouse (Foto: Eva Scheer) anders ab als für die typische Band, die innerhalb einer Stunde mal ihre Instrumente durchcheckt. Bei cutz & mouse kann das schon einmal drei Stunden dauern – dafür wartet das Quartett mit einem Sound auf, der Grenzen zwischen Elektronik und akustischen Instrumenten, zwischen Studio- und Liveband völlig verwischt. Die Hälfte der Band kommt aus Erding, die anderen beiden leben in Gauting. Und auch musikalisch verbinden sie die entgegengesetzten Pole: Das Schlagzeug klingt jazzig, fällt dann wieder in treibende Hip-Hop-Beats, um sich mit den Scratches der Turntables zu vereinigen. Darüber die Stimme von Annika, ähnlich zart wie Beth Gibbons, doch mit dem Mut, richtig direkt zu werden. Seit 2005 arbeiten sie an dieser außergewöhnlichen Klangästhetik – im Frühjahr 2012 wollen sie endlich ihre Aufnahmen veröffentlichen. Rita Argauer

Stil: Trip Hop / Hip Hop / Elektro / Pop
Besetzung: Anika Beck: Gesang, Percussion; Benjamin Hüttner: Gesang, Electronics; Philipp Kummer: Turntables, Electronics; Simon Kummer: Schlagzeug, Electronics
Aus: Erding / Gauting
Seit: 2005
Internet: www.myspace.com/cutzundmouse

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Banana Fancy Free (Elektro / Pop / Indie / Worldmusic)

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Jahr: 2011, Woche: 48

In ihrer Musik vereint Banana Fancy Free viele Einflüsse – man hört Elektropop, aber auch Indie-Bands à la Maximo Park und klassische Songwriterinnen wie Tori Amos. Und natürlich die Vorreiterin des Ethno-Elektro-Clashes: die britisch-tamilische Musikerin M.I.A.

Die Strecke zwischen Abu Dhabi und Gilching ist kurz. Die Distanz, die verschiedenen Kontinente und Kulturkreise – all das sind für Nurin Khalil (Foto: Laura Bredis) keine Gegensätze, sondern Orte ihrer Kindheit, Einflüsse ihrer Musik, Teile von ihr. Als Musikerin nennt sich die 22-Jährige Banana Fancy Free. Das war ihr liebstes Getränk in Abu Dhabi, wo sie Teile ihrer Kindheit verbracht hat. Seit der Schulzeit lebte sie fest in Gilching – hier lernte sie als Kind Saxophon, Geige und Klavier, hier singt sie mit ihren Schwestern Gospels. Sie könne kein Instrument perfekt, erklärt sie, „doch besser, man kann viele ein wenig, als eines perfekt“. Denn das helfe ihr beim Songwriting. In ihrer Musik vereint sie die vielen Einflüsse – man hört Elektropop, aber auch Indie-Bands à la Maximo Park und klassische Songwriterinnen wie Tori Amos. Und natürlich die Vorreiterin des Ethno-Elektro-Clashes: die britisch-tamilische Musikerin M.I.A. Dieses unbekümmerte Vermischen von Stilen und Einflüssen bringt Nurin Khalil nun etwas Aufmerksamkeit: Sie nahm am Wettbewerb „Laut gegen Brauntöne“ der Stadt München teil und landete mit ihrem Beitrag prompt auf dem Sampler. Obwohl sie noch nie live gespielt hatte. Aber das wird sie nun nachholen: Sie hat mit einer Freundin zusammen ein Festival für Nachwuchskünstler organisiert: Am Samstag, 3. Dezember, findet es in der Kranhalle (Feierwerk, Hansastraße 39-41) statt. Und über den Wettbewerb lernte sie Thomas Lechner kennen – der buchte sie daraufhin gleich auf das Queerbeats-Festival: Anfang Januar im großen Muffatwerk. Rita Argauer

Stil: Elektro / Pop / Indie / Worldmusic
Besetzung: Nurin Khalil: Gesang, Songwriting
Aus: Gilching
Seit: 2011
Internet: www.facebook.com/bananafancyfree

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.