Vom Regenwetter lässt sich Susanne nicht die Unternehmungslust verderben: Die Hall of Taste im Munich Mixed Arts lädt zum Schlemmen ein, im Lehel kann man auf dem Hofflohmarkt alten Trödel und Raritäten kaufen und ihr Highlight ist das Konzert von Chilly Gonzales in der Münchner Philharmonie
Heute, am Freitag, spaziere ich
schon nachmittags zum Mixed Munich Arts, wohin ich normalerweise erst gegen
Mitternacht aufbreche. Denn in dem gigantischen Heizkraftwerk am Münchner
Königsplatz findet ab 16 Uhr die Hall of Taste statt. Das ist ein Streetfood
Markt, auf dem lokale Köche aus regionalen Produkten multikulturelleSpeisen
aus aller Welt zubereiten. Nachdem ich mich hier ein bisschen durchgeschlemmt habe,
steigt mein Bewegungsdrang. Also trete ich in die Pedale meines
Mountainbikes und heize zur Theresienwiese. Hier treffe ich auf viele
andere Radler, die sich im Namen der Aktion critical mass versammeln, nicht
nur, um zu strampeln: In Form eines kreativen Straßenprotests fahren
diese Fahrradfahrer um 20.30 Uhr vom Fuße der Bavaria aus im Pulk durch die
Münchner Straßen. Sie wollen so auf ihre Gleichberechtigung gegenüber dem
motorisierten Verkehr aufmerksam machen und sich so gegen bonzige
Benzinschleudern behaupten.
Am Samstag ist bei mir Flohmarkt-Tag. Ich schlendere erst über den Hofflohmarkt
im Lehel, nicht nur um Schnäppchen einzusammeln, sondern auch, um die urigen
alten Hinterhöfe der schönen Altstadtbauten zu durchstreifen. Anschließend
begebe ich mich zum Second Trend Flohmarkt auf dem Optimolgelände, wo
die Leute sich nicht nur durch die Stände wühlen, sondern bis abends draußen
und drinnen plaudern, trinken und tanzen.
Am Sonntag folgt nicht nur das Highlight der Woche, nein – schon seit Monaten
freue ich mich auf das Konzert von Chilly Gonzales in der Münchner
Philharmonie. Mit dem Kaiser Quartett wird der Jazz-Pianist, Komponist und
Entertainer sein neues Album vorstellen und den ganzen Konzertsaal mit seinen
elegischen wie schwungvollen Klanglandschaften in ferne Sphären spielen.
Bevor ich mich aber zum Ende dieser Woche der Musik widme, sehe ich mir am
Sonntag Nachmittag noch junge zeitgenössische Kunst an. Unter dem Motto
„Sculpture as Performance“ sind entlang der Pfade und in den Pavillons des
Botanikums Kunstwerke zu sehen, die an der Schwelle zwischen Installation,
Performance und Skulptur zu verorten sind.
Den Start in die neue Woche lasse ich langsam angehen. Erst am Montag Abend
folgt der nächste Programmpunkt auf meiner Eventliste. Ich gehe in ein
Theaterstück, das mir seit geraumer Zeit von allen Seiten empfohlen wurde. Die
Inszenierung von „Und jetzt die Welt“ am Münchner Volkstheater hat sogar beim
Festival „Radikal Jung“ den Publikumspreis gewonnen. In dem Stück von Sibylle
Berg geht es um die Generation von 20 plus, die zwischen Apathie und Selbstoptimierung,
Orientierungslosigkeit und Angst schwankt. Und der Theatertext ist
immerhin von der Zeitschrift „Theater heute“ auch zum deutschsprachigen
Stück des Jahres 2014 ernannt worden.
Heute, am Dienstag, hoffe ich auf gutes Wetter. Denn ich möchte ins
Viehhof-Kino gehen. Das Gelände, das innerhalb der Baracken des alten
Schlachthofs liegt, hat ein ganz besonderes Flair. Zwischen Graffitis,
heruntergekommenen Backsteinmauern und angrenzenden Gleisen
erhält sich eine kultige, raue Atmosphäre, die für München untypisch ist. Nicht
nur Open-Air-Kino, sondern auch der Nachtbiergarten, Bandauftritte und
viele andere Veranstaltungen locken die Besucher an. Ich interessiere
mich diesmal für das Projekt „1000 Drawings Munich“. Alle, Künstler wie Laien
sind eingeladen, in sogenannten Doodle-Sessions im Viehhof auf DIN
A5-Formaten zu malen, zu zeichnen, zu photographieren, zu kleben und zu
basteln. Endlich werde ich mal wieder selbst kreativ. In „The Night of 1000
Drawings“ im Juli werden die Kunstwerke dann ausgestellt und verkauft. Der
Erlös geht dann unter anderem an die Organisation Refugio.
Mitte der Woche und Beginn des Sommer-Tollwoods. Nichts wie hin auf das
Festival-Gelände zwischen den grünen Hügeln des Olympiaparks im Norden
Münchens. An diesem Mittwoch muss ich aber nochmal quer durch die Stadt in den
Münchner Süden, zum Kino Mond und Sterne. Denn da läuft ein Film, den ich
leider immer noch nicht gesehen habe, obwohl er sogar ein paar Golden Globes
und einen Oscar gewonnen hat. Für die Filmvorführung der „Entdeckung der
Unendlichkeit“ ist das Amphitheater des Open-Air Kinos im Westpark unter dem
schier endlosen Sternenhimmel genau die richtige Spielstätte.
Ab Donnerstag darf es auch mal regnen. Ich ziehe mich zurück in die Kinosäle
dieser Stadt. Denn das Filmfest kommt wieder in die Stadt und wie auf jedem
Filmfestival kann ich mich nicht entscheiden, welchen Film ich zuerst sehen
will. Auf dem Timetable wimmelt es nur so von deutschen, europäischen und
internationalen Spiel- und Dokumentarfilmen.
Am Freitag geh ich zum Festivalzentrum des Filmfests in den Gasteig, denn
da steigt das Free Open Air, das dieses Jahr dem Swing Tanz gewidmet ist. Neben
Swing Musik werden Filme abgespielt, die bis in die 20er Jahre zurück reichen
und die Geschichte dieses Tanzes widerspiegeln, der gerade wieder eine Art
Renaissance feiert. Das Publikum darf gucken, grooven, tanzen und mitsummen.
Susanne Brandl