München-Model: Rosalie Schlagheck

In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen hinter dem hübschen Gesicht.

Rosalie Schlagheck, 22, sieht sich eher als Theaterschauspielerin, nicht als Model. Sie profitiert jedoch vom Modeln, weil beide Jobs so unterschiedlich sind: „Als Schauspielerin schlüpft man in eine andere Rolle und zeigt verschiedene Facetten eines Charakters“, sagt sie. „Als Model bin ich immer noch ich und kann andere Seiten an mir selbst entdecken, die ich dann besser für die Vorbereitung für einen Charakter nutzen kann.“ Rosalie hat nach ihrer Ausbildung als Schauspielerin angefangen, als „Plus Size“-Model zu arbeiten. „Wenn ich einen Abend Lust auf Pizza habe, lasse ich mir das nicht verbieten“, sagt sie, trinkt einen Schluck Kakao mit extra Sahne und streicht sich durch ihre wilde dunkelblonde Lockenmähne, die zu ihrem Markenzeichen gehört. Rosalie ist schlank. Doch aufgrund ihrer Größe von 1,85 Metern trägt sie Größe 38 und gehört daher in die Kategorie „Plus Size“. Aber von diesen Kategorisierungen hält Rosalie  nicht viel. „Es heißt immer: ,Wow!, ein Plus Size-Model ist auf dem Cover‘, doch dabei ist Plus Size der Durchschnitt. Jeder Mensch hat einen anderen Körperbau. Manche sind schlank und andere kurvig, doch keine Körperform ist schöner als die andere, solange man gesund ist.“
 Bisher hatte sie kleinere Modeljobs und mehrere Fotostrecken. Die Arbeit macht ihr großen Spaß, doch die Leidenschaft ist die Schauspielerei: „Man lernt so viel über die menschliche Psychologie und es macht großen Spaß, mich in andere Rollen hineinversetzen zu können. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mich immer fürs Schauspielern entscheiden.“  

Foto: Robert Haas

Text: Serafina Ferizaj

Fragen über Fragen: Lorraine Hellwig

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Wir sollten jung und frei sein, aber wenn wir ehrlich sind, sind wir das überhaupt nicht., findet Fotografin Lorraine Hellwig, die bei unserer  Ausstellung “10 im Quadrat – Reloaded” zehn KünstlerInnen porträtiert hat. Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt.

Worum geht es bei
deinem Konzept? / Wie bist du darauf gekommen?

Bei mir gehts um Porträts der Künstler im Bezug auf die Generation Y.
Ich befrage die Models zu allem möglichen und schreibe am Ende ein Statement
auf ihr Bild. Die Bilder laufen dann hintereinander wie in einer Art
Insta-Story.

Einflüsse gab es viele: Zum einen ist mir aufgefallen, dass die Fotografie nur
Aufmerksamkeit bekommt, wenn sie provoziert – mit Sex, Nacktheit, Krieg oder
Emotionen. Oder wenn etwas „schön“ ist. Mich interessieren aber Bilder mit
Herz, die eine Geschichte haben.

Zum anderen hat mich ein Dozent letztes Jahr gefragt, woran es liegt, dass der
Großteil unserer Generation absolut nicht politisch ist. Ich glaube, das liegt
vor allem daran, dass wir denken, wir müssen erst „unsere eigenen Probleme“
lösen, bevor wir uns um den Rest der Welt kümmern können. Beziehungsweise dass
wir ja nichts zu sagen haben, weil wir keine erfolgreichen „Influencer“ sind.
Das ist aber nicht ganz wahr. Jeder von uns hat Einfluss.

Wenn man in Städten lebt, wird enormer Druck auf einen ausgeübt – man sollte
berühmt sein, schön, viel gereist sein, erfolgreich mit einem coolen Job,
politisch korrekt, eine Spaßkanone, schlau, digital fit, sportlich und gesund,
unabhängig, sein eigenes Ding machen, tolle Klamotten haben, jederzeit
erreichbar, einen coolen Insta-Feed, interessante Freunde, seinen eigenen Stil
haben und coole Hobbies etc.

Wir sollten jung und frei sein, aber wenn wir ehrlich sind, sind wir das
überhaupt nicht.

Denn viel von diesem Druck, „wer wir sein sollen“, muss man da ausblenden,
anders geht das nicht. Wie unsere 10 das machen, hat mich interessiert und dann
habe ich die Porträts mit solchen „Slogans ihrer selbst“ beschriftet.

Wie war es, so viele unterschiedliche
Leute für eine Bild-Serie zu fotografieren?

Ich glaube die Unterschiedlichkeit hat es so cool gemacht. Jeder hat auf meine Fragen
nach Religion – Politik – persönlichen Einstellungen komplett unterschiedlich
geantwortet. Jeder ist ja auch an einem unterschiedlichen Punkt in seinem Leben
und versucht, irgendwie seinen Weg zu gehen (was manchmal gar nicht so einfach
ist) oder zu verstehen, warum so und nicht anders.

Welche Begegnung hat dich am meisten
beschäftigt?

Ich konnte defintiv von jedem etwas für mich mitnehmen! Aber Anouk hat mich
schon sehr beeindruckt – sie ist 20 und studiert Schauspiel, aber ist auch
total politisch und hat da voll die Meinung. In dem Alter hat mich Politik
komplett frustriert, es war für mich ein Problempool ohne Lösungen, weswegen
ich mich mehr auf mein Studium und die Arbeit konzentriert habe und mich nicht
engagiert habe.
Erst mit der steigenden Anspannung in Deutschland kommt das bei mir jetzt
wieder durch.

War es schwieriger, z.B. einen
Schauspieler/Musiker zu fotografieren (also selbst “Künstler”), als
professionelle Models und wenn ja, inwiefern?

Ich finde Leute, die keine Modelerfahrung haben, ehrlich gesagt interessanter
vor der Kamera, weil die dann nicht in diesen „Posing-Modus“ kommen. Mich
interessiert ein echter Charakter vor der Kamera und keine Maske.

Bist du auch mal an deine Grenzen
gestoßen? / Musstest du deine Vorstellung/ dein Konzept über den Haufen werfen,
weil es schlichtweg nicht ausführbar war?

Nein, ich passe das Konzept ja individuell an und bei so inspirierenden Persönlichkeiten
war das kein Problem.

Nimmst du die Szene dieser Stadt nach
dem Projekt anders war? Braucht es mehr Vernetzung?

Ich hab das Gefühl, die Musiker sind super vernetzt und ich weiß ja von
Fotografen, dass man sich kennt und hilft, aber interdisziplinär fände ich mehr
Austausch schon cool.
Von Künstlern aus anderen Kunstzweigen kann man einfach mindestens genauso viel
lernen wie von visuellen.

Foto: Selbstportät/Lorraine Hellwig

Fragen über Fragen – Paul Kowol

Anfangs habe ich zwar noch ein bisschen gebraucht, mich „einzugrooven“, aber nach und nach habe ich immer mehr Gefallen darin gefunden, vor der Kamera zu stehen, sagt Musiker Paul Kowol, der als Model für unsere Ausstellung

“10 im Quadrat – Reloaded” vor der Kamera stand. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.

Du stehst mit deiner
Kunst öfter mal vor Publikum. Wie war es für dich, so oft fotografiert zu
werden?

Das war super!! – Anfangs habe ich zwar noch ein bisschen
gebraucht, mich „einzugrooven“, aber nach und nach habe ich immer mehr Gefallen
darin gefunden, vor der Kamera zu stehen. Jeder Fotograf hatte seine eigene
Idee davon mich/uns in Szene zu setzen, und auf dem Bild einen Charakter zu
geben, ein Gefühl mit ins Bild zu legen. Das fand ich beeindruckend!

Hat das Mut
erfordert?

Manchmal ja. Ich würde sagen, dass das manchmal ein bisschen
wie ins kalte Wasser hüpfen war. Zuerst traut man sich noch nicht so ganz und
ist zögerlich, aber dann mit einem mal fühlt man sich pudelwohl, frisch und
irgendwie inspiriert.

Bist du auch mal in andere
Rollen geschlüpft? / Hast du andere Seiten an dir kennengelernt?

Ja schon. Manchmal hab ich die Ergebnisse der Bilder gesehen
und gedacht: Boah das bin ich, so kann ich also auch aussehen- Wahnsinn.

Welche Begegnung hat
dich am stärksten geprägt?

Da mag ich mich gar nicht so festlegen, dafür waren alle
Begegnungen zu verschieden und sehr schön auf ihre eigene Art. Was ich jedoch
sagen kann ist, dass mich besonders begeistert hat, wenn ich auf den Bilder so
ganz ich selbst sein durfte – wenn da irgendetwas sehr persönliches von mir mit
im Bild ist.

Bist du auch mal an
deine Grenzen gestoßen?

Nein eigentlich nicht.

Brauchen wir mehr
Vernetzung in München?

Hmm. Ich finde es wird schon sehr viel getan dafür vernetzt
zu sein (also im Bezug auf die Kunst). Aber klar da geht immer noch mehr.
(Jedoch finde ich jetzt nicht, dass irgendwie die Kunst Szene oder so bei uns
eingeschlafen ist. Es gibt viele Leute die viel dafür tun der jungen Künstlern
Möglichkeiten zu geben sich zu zeigen- wie SZ Junge Leute zum Beispiel.

Foto: Luca Imberi

Hinter den Kulissen

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Wir porträtieren an dieser Stelle bis zur Vernissage alle 20
mitwirkenden KünstlerInnen unserer Ausstellung
“10 im Quadrat Reloaded”
 im Farbenladen – mal Fotograf, mal
Modell. Heute: Fotografin Lara Freiburger.

Bei zwei Models hatte Lara Freiburger, geboren 1992, Angst,
dass sie während des Shootings einschlafen. Bei anderen hatte sie das Gefühl,
dass sie die nächsten Stunden nicht mehr aufstehen werden. Lara fotografierte die
Models für „10 im Quadrat Reloaded“ nämlich im Bett eines Studios. Die
25-Jährige hatte einen Rahmen gesucht, in dem sie spannende Fotos machen
konnte. Um sich wohlzufühlen, sollten die Models ihre Pyjamas einpacken. Der
Pyjama steht für den Charakter der jeweiligen Person. „Das ist eine
Herausforderung, weil wir ja alle erst mal Fremde sind und uns kennenlernen
müssen“, sagt Lara. „Ein Pyjama ist ja auch etwas Intimes. Da muss man erst mal
Vertrauen aufbauen.“ Da es in Laras Augen schöne Fotos werden sollen, müssen
sich die Models wohlfühlen. Einige Models waren gar nicht kamerascheu und haben
gleich viel angeboten, mit anderen hat sich Lara unterhalten und dabei sind die
Fotos entstanden.

Das passt zum fotografischen Stil von Lara: Sie macht am
liebsten Porträts und fotografiert beobachtend aus der Situation heraus. Gerne
beobachtet sie erst einmal, was passiert. „Menschen zu fotografieren, ist das
Lebendigste und Unberechenbarste“, erklärt Lara. „Man weiß nie, ob der Plan
klappt und oft bin ich überrascht davon, was am Ende rauskommt.“ 2015 hat sie
ihren Bachelor in Fotodesign an der Hochschule gemacht. Erst während des
Studiums ist ihr klar geworden, dass sie als Fotografin arbeiten möchte. Seit
einem Jahr arbeitet sie als freie Fotografin, vor allem das „Hinter die
Kulissen gucken“ macht ihr dabei Spaß.

Auch bei den Shootings blickt Lara hinter die Kulissen der
Künstler, erlebte sie in einem intimen Umfeld: „Man merkt natürlich, wer die
Kamera gewohnt ist und wer nicht. Aber das beeinflusst nicht wirklich die
Qualität des Endbildes. Manchmal ist ein natürlicher Moment von einem ‚Nicht-Model‘
sogar authentischer.“


Text: Lena Schnelle

Foto: Maximilian Fischer

München-Models: Marlene Mauer

In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es
auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir
porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen
hinter dem hübschen Gesicht.
 

Ganz klar, wo sich ein Model wohl fühlt: vor der Kamera. Marlene Mauer kennt aber auch die andere Perspektive, die der Fotografin. „Durch meine Tätigkeiten als Model konnte ich beim Fotografieren andere Herangehensweisen entdecken“, sagt die 26-jährige Münchnerin. „Im Moment studiere ich Fotodesign – dabei hilft es, beide Rollen zu kennen.“

Angefangen hat alles in Passau, wo Marlene zuvor studierte. Über Facebook wurde sie von einem Fotografen angefragt. „Mein Aussehen passte wohl in sein Portfolio“, sagt Marlene, „ich habe viele Sommersprossen.“ Sie selbst findet nur wenig Gefallen an der klassischen Schönheit, sie fotografiert und lässt sich selbst lieber künstlerisch fotografieren, mit Charakter, wie sie sagt. „Für mich war es eine große Ehre, beim Studiengang Fotodesign angenommen zu werden“, sagt die Münchnerin. „Für meine Bewerbung habe ich eine tolle Mappe zusammengestellt, und darauf kann ich stolz sein.“

Wie auch viele andere Studenten hat Marlene neben ihrer Tätigkeit als Model und dem Studium einen Nebenjob, um die Lebenshaltungskosten zu finanzieren. „Ich denke nicht, dass ich jemals hauptberuflich modeln werde“, sagt Marlene. „Ich sehe mich überwiegend als Mensch, der hinter und nicht vor der Kamera steht.“ 


Text: Anastasia Trenkler


Foto: Stephan Rumpf